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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr.

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griechisch e?s sprechen, oder deutsch "ins, da höre ich kein c-, sondern ein -z. als
ersten Bestandteil des Doppellautes. In kosäns und OasWr schreibt man o<z und av
und spricht je einen Vokal. Und wenn Graf Hoensbroech in Soest sich von Goethe
in poetische Stimmung versetzen läßt, so ersieht man daraus, daß auch die deutsche
Orthographie recht inkonsequent ist. Gewiß schreiben die Franzosen viele überflüssige
Buchstaben, aber wir Deutschen doch auch. Nehmen Sie das Wort vislüsÄi! Darin
sind eigentlich mir die beiden i daseinsberechtigt. Fangen wir hinten an! Um
einen einfachen Zischlaut zu schreiben, verbrauchen wir drei, sage drei Buchstaben:
s, o, nz der Franzose wenigstens bloß zwei: o, Il> Wozu das s und das er in
der Mitte von viehisch? Gesprochen werden doch beide nicht. Warum am Anfange
statt i das unglückliche v, das wir Deutschen bald wie t', bald wie v sprechen?
Es gibt noch viel tollere Beispiele. Sie begrüßten uns vorhin mit einer Formel,
die ein deutschlernender Hurone für die zweite Person Pluralis des Imperfekts
Von noniruzn gehalten hätte: nature, und das schreiben Sie Anton ^.dsnä!

Lassen Sie doch Ihre schlechten Witze beiseite! Unsre deutsche Orthographie
ist im Vergleich zur französischen vernünftig, zumal jetzt, wo man bei der Neu¬
regelung so manche unnütze Zutat beseitigt hat.

Ich freue mich auch, daß wir endlich eine einheitliche Orthographie bekommen
haben, und daß unsre Schüler das in der Schule gelernte nun auch als Beamte
anwenden dürfen, und wegen der sehr wünschenswerten Einheit kann ich es nur
beklagen, wenn eine Reihe recht verbreiteter Blätter die neue Rechtschreibung nicht
annehmen will. Aber wenn ich selbstverständlich die vorgeschriebne Orthographie
anwende, so ärgere ich mich doch, daß sie nicht gründlicher aufgeräumt hat. Wozu
unterscheiden wir immer noch zwischen as-L und Aas?

Das hat doch seinen guten Grund; das eine ist eben Konjunktion, das andre
Artikel oder Pronomen.

Ja, dann müßten wir streng genommen mindestens drei verschiedne Schrei¬
bungen haben; eine für das Pronomen, eine für die Konjunktion und eine dritte
für den Artikel. Sind es denn aber wirklich drei verschiedne Wörter? Ist es
nicht vielmehr der Aussprache und der Herkunft nach ein und dasselbe Wort, das
drei verschiedne Dienste leistet? Wir lachen über Mallere Jacques in Molieres
Geizhals, der bei den Anordnungen seines Herrn geschwind die Kleidung wechselt,
je nachdem vom Küchen- oder vom Stallbereich die Rede ist. Aber mit unserm
äas und ä"ü sind wir nicht weniger komisch. Warum wollen wir den feinen Über¬
gang plump unterbrechen, den wir zwischen den beiden Sätzen haben:

Ich sage Ihnen bloß das: so darfs nicht weitergehen,
und:

Ich sage Ihnen bloß, daß es so nicht weitergehen darf?

Es ist doch nur lästig, wenn man beim raschen Niederschreiben seinen Ge¬
dankengang durch die tiefsinnige Überlegung unterbrechen muß: Halt! Hast du
es hier mit dem Artikel, mit dem Pronomen oder mit der Konjunktion zu tun?

Daran gewöhnt man sich. Andrerseits dient der Unterschied zwischen äas und
ÄÄ" doch sehr dazu, das Geschriebne verständlicher zu machen.

Das sehe ich nicht ein. Wenn wir uns mündlich ohne diesen Unterschied
genügend verständlich machen können, warum soll es schriftlich nicht auch möglich
sein? Unsre neue Rechtschreibung hält es auch nicht mehr für nötig, zwischen
Töpferton und Flötenton zu unterscheiden, obwohl man es hier mit zwei ursprünglich
verschleimen Wörtern zu tun hat, die jetzt in eins zusammengeflossen sind. Ein
Kurhaus gewinnt gewöhnlich dann für uns Bedeutung, wenn wir uns einer Kur
unterziehn. Wem es mit der eignen Kur nicht Ernst ist, der kann auch da bei den
Munions andern die Cour machen. Wenn man aber in den Jugenderinnerungen
eines alten Mannes liest, wie ein berüchtigter Geisterbeschwörer zu unheimlicher
Mitternachtsstunde einige Personen aus dem sächsischen Kurhause erscheinen läßt,
oder daß ein deutscher Fürst eine Prinzeß aus dem hessischen Kurhause heimgeführt


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griechisch e?s sprechen, oder deutsch «ins, da höre ich kein c-, sondern ein -z. als
ersten Bestandteil des Doppellautes. In kosäns und OasWr schreibt man o<z und av
und spricht je einen Vokal. Und wenn Graf Hoensbroech in Soest sich von Goethe
in poetische Stimmung versetzen läßt, so ersieht man daraus, daß auch die deutsche
Orthographie recht inkonsequent ist. Gewiß schreiben die Franzosen viele überflüssige
Buchstaben, aber wir Deutschen doch auch. Nehmen Sie das Wort vislüsÄi! Darin
sind eigentlich mir die beiden i daseinsberechtigt. Fangen wir hinten an! Um
einen einfachen Zischlaut zu schreiben, verbrauchen wir drei, sage drei Buchstaben:
s, o, nz der Franzose wenigstens bloß zwei: o, Il> Wozu das s und das er in
der Mitte von viehisch? Gesprochen werden doch beide nicht. Warum am Anfange
statt i das unglückliche v, das wir Deutschen bald wie t', bald wie v sprechen?
Es gibt noch viel tollere Beispiele. Sie begrüßten uns vorhin mit einer Formel,
die ein deutschlernender Hurone für die zweite Person Pluralis des Imperfekts
Von noniruzn gehalten hätte: nature, und das schreiben Sie Anton ^.dsnä!

Lassen Sie doch Ihre schlechten Witze beiseite! Unsre deutsche Orthographie
ist im Vergleich zur französischen vernünftig, zumal jetzt, wo man bei der Neu¬
regelung so manche unnütze Zutat beseitigt hat.

Ich freue mich auch, daß wir endlich eine einheitliche Orthographie bekommen
haben, und daß unsre Schüler das in der Schule gelernte nun auch als Beamte
anwenden dürfen, und wegen der sehr wünschenswerten Einheit kann ich es nur
beklagen, wenn eine Reihe recht verbreiteter Blätter die neue Rechtschreibung nicht
annehmen will. Aber wenn ich selbstverständlich die vorgeschriebne Orthographie
anwende, so ärgere ich mich doch, daß sie nicht gründlicher aufgeräumt hat. Wozu
unterscheiden wir immer noch zwischen as-L und Aas?

Das hat doch seinen guten Grund; das eine ist eben Konjunktion, das andre
Artikel oder Pronomen.

Ja, dann müßten wir streng genommen mindestens drei verschiedne Schrei¬
bungen haben; eine für das Pronomen, eine für die Konjunktion und eine dritte
für den Artikel. Sind es denn aber wirklich drei verschiedne Wörter? Ist es
nicht vielmehr der Aussprache und der Herkunft nach ein und dasselbe Wort, das
drei verschiedne Dienste leistet? Wir lachen über Mallere Jacques in Molieres
Geizhals, der bei den Anordnungen seines Herrn geschwind die Kleidung wechselt,
je nachdem vom Küchen- oder vom Stallbereich die Rede ist. Aber mit unserm
äas und ä»ü sind wir nicht weniger komisch. Warum wollen wir den feinen Über¬
gang plump unterbrechen, den wir zwischen den beiden Sätzen haben:

Ich sage Ihnen bloß das: so darfs nicht weitergehen,
und:

Ich sage Ihnen bloß, daß es so nicht weitergehen darf?

Es ist doch nur lästig, wenn man beim raschen Niederschreiben seinen Ge¬
dankengang durch die tiefsinnige Überlegung unterbrechen muß: Halt! Hast du
es hier mit dem Artikel, mit dem Pronomen oder mit der Konjunktion zu tun?

Daran gewöhnt man sich. Andrerseits dient der Unterschied zwischen äas und
ÄÄ« doch sehr dazu, das Geschriebne verständlicher zu machen.

Das sehe ich nicht ein. Wenn wir uns mündlich ohne diesen Unterschied
genügend verständlich machen können, warum soll es schriftlich nicht auch möglich
sein? Unsre neue Rechtschreibung hält es auch nicht mehr für nötig, zwischen
Töpferton und Flötenton zu unterscheiden, obwohl man es hier mit zwei ursprünglich
verschleimen Wörtern zu tun hat, die jetzt in eins zusammengeflossen sind. Ein
Kurhaus gewinnt gewöhnlich dann für uns Bedeutung, wenn wir uns einer Kur
unterziehn. Wem es mit der eignen Kur nicht Ernst ist, der kann auch da bei den
Munions andern die Cour machen. Wenn man aber in den Jugenderinnerungen
eines alten Mannes liest, wie ein berüchtigter Geisterbeschwörer zu unheimlicher
Mitternachtsstunde einige Personen aus dem sächsischen Kurhause erscheinen läßt,
oder daß ein deutscher Fürst eine Prinzeß aus dem hessischen Kurhause heimgeführt


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[0657] Line sonderbare Geschichte griechisch e?s sprechen, oder deutsch «ins, da höre ich kein c-, sondern ein -z. als ersten Bestandteil des Doppellautes. In kosäns und OasWr schreibt man o<z und av und spricht je einen Vokal. Und wenn Graf Hoensbroech in Soest sich von Goethe in poetische Stimmung versetzen läßt, so ersieht man daraus, daß auch die deutsche Orthographie recht inkonsequent ist. Gewiß schreiben die Franzosen viele überflüssige Buchstaben, aber wir Deutschen doch auch. Nehmen Sie das Wort vislüsÄi! Darin sind eigentlich mir die beiden i daseinsberechtigt. Fangen wir hinten an! Um einen einfachen Zischlaut zu schreiben, verbrauchen wir drei, sage drei Buchstaben: s, o, nz der Franzose wenigstens bloß zwei: o, Il> Wozu das s und das er in der Mitte von viehisch? Gesprochen werden doch beide nicht. Warum am Anfange statt i das unglückliche v, das wir Deutschen bald wie t', bald wie v sprechen? Es gibt noch viel tollere Beispiele. Sie begrüßten uns vorhin mit einer Formel, die ein deutschlernender Hurone für die zweite Person Pluralis des Imperfekts Von noniruzn gehalten hätte: nature, und das schreiben Sie Anton ^.dsnä! Lassen Sie doch Ihre schlechten Witze beiseite! Unsre deutsche Orthographie ist im Vergleich zur französischen vernünftig, zumal jetzt, wo man bei der Neu¬ regelung so manche unnütze Zutat beseitigt hat. Ich freue mich auch, daß wir endlich eine einheitliche Orthographie bekommen haben, und daß unsre Schüler das in der Schule gelernte nun auch als Beamte anwenden dürfen, und wegen der sehr wünschenswerten Einheit kann ich es nur beklagen, wenn eine Reihe recht verbreiteter Blätter die neue Rechtschreibung nicht annehmen will. Aber wenn ich selbstverständlich die vorgeschriebne Orthographie anwende, so ärgere ich mich doch, daß sie nicht gründlicher aufgeräumt hat. Wozu unterscheiden wir immer noch zwischen as-L und Aas? Das hat doch seinen guten Grund; das eine ist eben Konjunktion, das andre Artikel oder Pronomen. Ja, dann müßten wir streng genommen mindestens drei verschiedne Schrei¬ bungen haben; eine für das Pronomen, eine für die Konjunktion und eine dritte für den Artikel. Sind es denn aber wirklich drei verschiedne Wörter? Ist es nicht vielmehr der Aussprache und der Herkunft nach ein und dasselbe Wort, das drei verschiedne Dienste leistet? Wir lachen über Mallere Jacques in Molieres Geizhals, der bei den Anordnungen seines Herrn geschwind die Kleidung wechselt, je nachdem vom Küchen- oder vom Stallbereich die Rede ist. Aber mit unserm äas und ä»ü sind wir nicht weniger komisch. Warum wollen wir den feinen Über¬ gang plump unterbrechen, den wir zwischen den beiden Sätzen haben: Ich sage Ihnen bloß das: so darfs nicht weitergehen, und: Ich sage Ihnen bloß, daß es so nicht weitergehen darf? Es ist doch nur lästig, wenn man beim raschen Niederschreiben seinen Ge¬ dankengang durch die tiefsinnige Überlegung unterbrechen muß: Halt! Hast du es hier mit dem Artikel, mit dem Pronomen oder mit der Konjunktion zu tun? Daran gewöhnt man sich. Andrerseits dient der Unterschied zwischen äas und ÄÄ« doch sehr dazu, das Geschriebne verständlicher zu machen. Das sehe ich nicht ein. Wenn wir uns mündlich ohne diesen Unterschied genügend verständlich machen können, warum soll es schriftlich nicht auch möglich sein? Unsre neue Rechtschreibung hält es auch nicht mehr für nötig, zwischen Töpferton und Flötenton zu unterscheiden, obwohl man es hier mit zwei ursprünglich verschleimen Wörtern zu tun hat, die jetzt in eins zusammengeflossen sind. Ein Kurhaus gewinnt gewöhnlich dann für uns Bedeutung, wenn wir uns einer Kur unterziehn. Wem es mit der eignen Kur nicht Ernst ist, der kann auch da bei den Munions andern die Cour machen. Wenn man aber in den Jugenderinnerungen eines alten Mannes liest, wie ein berüchtigter Geisterbeschwörer zu unheimlicher Mitternachtsstunde einige Personen aus dem sächsischen Kurhause erscheinen läßt, oder daß ein deutscher Fürst eine Prinzeß aus dem hessischen Kurhause heimgeführt

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_293618/657>, abgerufen am 25.07.2024.