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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr.

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Erinnerungen

Hause gegenüber hat er keine günstige Position. Landwirtschaftsminister wird der
konservative Dr. Lucius, von Haus aus ein Mediziner, aber Großgrundbesitzer.

Bismarck hat H. von Boetticher das Finanzministerium angeboten, dieser aber
hat offen erklärt, gern werde er nicht Finanzminister. Bismarck läßt ihn nun auch
vom Neichsschatzamte los, um ihm die innere Verwaltung offen zu lassen. Er hat
Boetticher gesagt, er solle sich nur um die Unterstaatssekretärstelle im Ministerium
des Innern bewerben. Boetticher hat erwidert, das könne und werde er nicht
tun, das widerspreche aller preußischen Beamtentradition. Er hat aber dem Grafen
Eulenburg alles mitgeteilt, und dieser hat ihm gesagt, niemand nehme er lieber als
Boetticher, aber noch lieber sähe er ihn als Oberpräsidenten von Schleswig-
Holstein. Nun wird Boetticher wirklich Oberpräsident, und Geheimrat Starke aus
dem Reichskanzleramt Unterstaatssekretär im Ministerium des Innern. Dazu ist
dieser trefflich geeignet.

6. Juli. Boetticher, dem ich gestern schriftlich zum Oberpräsidenten gratuliere
hatte, schreibt mir aus Schleswig, ich sei ein unverbesserlicher Sanguiniker. Die
Sache sei noch gar nicht so weit. Sie fände noch Anstand, weil kein Mensch in
das Schatzamt wolle, auch der alte Varnbüler nicht. Er, Boetticher, habe mich
Herrn von Puttkamer als Nachfolger für Sydow empfohlen. Puttkamer kenne
mich nicht. Ob ich mich ihm nicht vielleicht einmal nähern könne? Nein, das
kann ich nicht, und wenn ich es könnte, täte ich es nicht. Herr von Puttkamer
wird schon andre Leute an der Hand haben, und das ist gut.

7. Juli. Mit Boetticher, der wieder hier ist, bei Julitz gegessen. Er war
Abends 10 Uhr zu Bismarck bestellt und kam von da um 11 Uhr zu uns.
Er erzählt, daß Bismarck ihn vom Reichsschatzamt loslassen und ihn zum Ober¬
präsidenten in Schleswig haben will. Bismarck habe aber von ihm Vorschläge
für das Reichsschatzamt verlangt. Er habe Steinmann, Scholz und mich genannt,
und Bismarck habe sich die Namen notiert. Ich sagte, ich könne unter keinen
Umständen darauf eingehn. Ich würde das geradezu als eine Gewissenlosigkeit
betrachten. Boetticher meinte, ich solle nur erst einmal eine halbe Stunde lang
Bismarck auf mich einreden lassen, dann würde ich anders darüber denken. Ich
weiß aber nicht, wie das möglich sein sollte. Er kann mir die Qualifikation
nicht geben, die mir fehlt. Inzwischen sind das glücklicherweise ungefangne Fische,
über die ich mir keine Sorge zu machen brauche. Boetticher sagte endlich, wenn
alle Stränge rissen, würde er mich als Regieruugsvizepräsidenten mit nach Schleswig
nehmen. Aber muß ich denn durchaus aus meiner Stellung? Es ist ja das
alles sehr freundlich und freundschaftlich gemeint; aber es hat doch auch etwas
höchst Peinliches. Ich wünsche mir ja gar keine Änderung meiner Stellung, und
am wenigsten ans solche Art.

Geheimrat Hahn sagt mir, Puttkamer verhandle wegen der Unterstaats¬
sekretärstelle mit dem zum Regierungspräsidenten in Gumbinnen bestimmten Ober¬
verwaltungsgerichtsrat von Goßler. Das würde man allgemein als eine sehr
schroffe Frontänderung auffassen. Der richtige Mann würde de la Croix sein.

11. Juli. Alles unnütze Sorge. Herr von Puttkamer ist mit Goßler schon
einig. Schatzsekretär wird der durch mich Boetticher genannte und von diesem
dem Reichskanzler vorgeschlagne Geheime Oberfinauzrat Scholz.

Die Tarifreform ist im Reichstage mit dem Franckensteinschen Antrage wegen
der sogenannten föderativem Garantien angenommen, ein parlamentarischer Erfolg
des Fürsten Bismarck, der vielleicht alle frühern übertrifft, und eine Gesetzgebung
von ungeheurer wirtschaftlicher Tragweite.

12. Juli. Ich bin heute siebenundvierzig Jahre alt geworden. Ernste
Gedanken über die unverdient freundlichen Führungen meines Lebens und die
Stümperhaftigkeit meiner Leistungen, meines Könnens und Wollens.

Mittags beim Bortrag gab mir Graf Stolberg die als geheim zu behandelnden
Papiere, die sich auf Falls früheres Rücktrittsgesuch vom Dezember 1878 beziehn.


Erinnerungen

Hause gegenüber hat er keine günstige Position. Landwirtschaftsminister wird der
konservative Dr. Lucius, von Haus aus ein Mediziner, aber Großgrundbesitzer.

Bismarck hat H. von Boetticher das Finanzministerium angeboten, dieser aber
hat offen erklärt, gern werde er nicht Finanzminister. Bismarck läßt ihn nun auch
vom Neichsschatzamte los, um ihm die innere Verwaltung offen zu lassen. Er hat
Boetticher gesagt, er solle sich nur um die Unterstaatssekretärstelle im Ministerium
des Innern bewerben. Boetticher hat erwidert, das könne und werde er nicht
tun, das widerspreche aller preußischen Beamtentradition. Er hat aber dem Grafen
Eulenburg alles mitgeteilt, und dieser hat ihm gesagt, niemand nehme er lieber als
Boetticher, aber noch lieber sähe er ihn als Oberpräsidenten von Schleswig-
Holstein. Nun wird Boetticher wirklich Oberpräsident, und Geheimrat Starke aus
dem Reichskanzleramt Unterstaatssekretär im Ministerium des Innern. Dazu ist
dieser trefflich geeignet.

6. Juli. Boetticher, dem ich gestern schriftlich zum Oberpräsidenten gratuliere
hatte, schreibt mir aus Schleswig, ich sei ein unverbesserlicher Sanguiniker. Die
Sache sei noch gar nicht so weit. Sie fände noch Anstand, weil kein Mensch in
das Schatzamt wolle, auch der alte Varnbüler nicht. Er, Boetticher, habe mich
Herrn von Puttkamer als Nachfolger für Sydow empfohlen. Puttkamer kenne
mich nicht. Ob ich mich ihm nicht vielleicht einmal nähern könne? Nein, das
kann ich nicht, und wenn ich es könnte, täte ich es nicht. Herr von Puttkamer
wird schon andre Leute an der Hand haben, und das ist gut.

7. Juli. Mit Boetticher, der wieder hier ist, bei Julitz gegessen. Er war
Abends 10 Uhr zu Bismarck bestellt und kam von da um 11 Uhr zu uns.
Er erzählt, daß Bismarck ihn vom Reichsschatzamt loslassen und ihn zum Ober¬
präsidenten in Schleswig haben will. Bismarck habe aber von ihm Vorschläge
für das Reichsschatzamt verlangt. Er habe Steinmann, Scholz und mich genannt,
und Bismarck habe sich die Namen notiert. Ich sagte, ich könne unter keinen
Umständen darauf eingehn. Ich würde das geradezu als eine Gewissenlosigkeit
betrachten. Boetticher meinte, ich solle nur erst einmal eine halbe Stunde lang
Bismarck auf mich einreden lassen, dann würde ich anders darüber denken. Ich
weiß aber nicht, wie das möglich sein sollte. Er kann mir die Qualifikation
nicht geben, die mir fehlt. Inzwischen sind das glücklicherweise ungefangne Fische,
über die ich mir keine Sorge zu machen brauche. Boetticher sagte endlich, wenn
alle Stränge rissen, würde er mich als Regieruugsvizepräsidenten mit nach Schleswig
nehmen. Aber muß ich denn durchaus aus meiner Stellung? Es ist ja das
alles sehr freundlich und freundschaftlich gemeint; aber es hat doch auch etwas
höchst Peinliches. Ich wünsche mir ja gar keine Änderung meiner Stellung, und
am wenigsten ans solche Art.

Geheimrat Hahn sagt mir, Puttkamer verhandle wegen der Unterstaats¬
sekretärstelle mit dem zum Regierungspräsidenten in Gumbinnen bestimmten Ober¬
verwaltungsgerichtsrat von Goßler. Das würde man allgemein als eine sehr
schroffe Frontänderung auffassen. Der richtige Mann würde de la Croix sein.

11. Juli. Alles unnütze Sorge. Herr von Puttkamer ist mit Goßler schon
einig. Schatzsekretär wird der durch mich Boetticher genannte und von diesem
dem Reichskanzler vorgeschlagne Geheime Oberfinauzrat Scholz.

Die Tarifreform ist im Reichstage mit dem Franckensteinschen Antrage wegen
der sogenannten föderativem Garantien angenommen, ein parlamentarischer Erfolg
des Fürsten Bismarck, der vielleicht alle frühern übertrifft, und eine Gesetzgebung
von ungeheurer wirtschaftlicher Tragweite.

12. Juli. Ich bin heute siebenundvierzig Jahre alt geworden. Ernste
Gedanken über die unverdient freundlichen Führungen meines Lebens und die
Stümperhaftigkeit meiner Leistungen, meines Könnens und Wollens.

Mittags beim Bortrag gab mir Graf Stolberg die als geheim zu behandelnden
Papiere, die sich auf Falls früheres Rücktrittsgesuch vom Dezember 1878 beziehn.


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[0534] Erinnerungen Hause gegenüber hat er keine günstige Position. Landwirtschaftsminister wird der konservative Dr. Lucius, von Haus aus ein Mediziner, aber Großgrundbesitzer. Bismarck hat H. von Boetticher das Finanzministerium angeboten, dieser aber hat offen erklärt, gern werde er nicht Finanzminister. Bismarck läßt ihn nun auch vom Neichsschatzamte los, um ihm die innere Verwaltung offen zu lassen. Er hat Boetticher gesagt, er solle sich nur um die Unterstaatssekretärstelle im Ministerium des Innern bewerben. Boetticher hat erwidert, das könne und werde er nicht tun, das widerspreche aller preußischen Beamtentradition. Er hat aber dem Grafen Eulenburg alles mitgeteilt, und dieser hat ihm gesagt, niemand nehme er lieber als Boetticher, aber noch lieber sähe er ihn als Oberpräsidenten von Schleswig- Holstein. Nun wird Boetticher wirklich Oberpräsident, und Geheimrat Starke aus dem Reichskanzleramt Unterstaatssekretär im Ministerium des Innern. Dazu ist dieser trefflich geeignet. 6. Juli. Boetticher, dem ich gestern schriftlich zum Oberpräsidenten gratuliere hatte, schreibt mir aus Schleswig, ich sei ein unverbesserlicher Sanguiniker. Die Sache sei noch gar nicht so weit. Sie fände noch Anstand, weil kein Mensch in das Schatzamt wolle, auch der alte Varnbüler nicht. Er, Boetticher, habe mich Herrn von Puttkamer als Nachfolger für Sydow empfohlen. Puttkamer kenne mich nicht. Ob ich mich ihm nicht vielleicht einmal nähern könne? Nein, das kann ich nicht, und wenn ich es könnte, täte ich es nicht. Herr von Puttkamer wird schon andre Leute an der Hand haben, und das ist gut. 7. Juli. Mit Boetticher, der wieder hier ist, bei Julitz gegessen. Er war Abends 10 Uhr zu Bismarck bestellt und kam von da um 11 Uhr zu uns. Er erzählt, daß Bismarck ihn vom Reichsschatzamt loslassen und ihn zum Ober¬ präsidenten in Schleswig haben will. Bismarck habe aber von ihm Vorschläge für das Reichsschatzamt verlangt. Er habe Steinmann, Scholz und mich genannt, und Bismarck habe sich die Namen notiert. Ich sagte, ich könne unter keinen Umständen darauf eingehn. Ich würde das geradezu als eine Gewissenlosigkeit betrachten. Boetticher meinte, ich solle nur erst einmal eine halbe Stunde lang Bismarck auf mich einreden lassen, dann würde ich anders darüber denken. Ich weiß aber nicht, wie das möglich sein sollte. Er kann mir die Qualifikation nicht geben, die mir fehlt. Inzwischen sind das glücklicherweise ungefangne Fische, über die ich mir keine Sorge zu machen brauche. Boetticher sagte endlich, wenn alle Stränge rissen, würde er mich als Regieruugsvizepräsidenten mit nach Schleswig nehmen. Aber muß ich denn durchaus aus meiner Stellung? Es ist ja das alles sehr freundlich und freundschaftlich gemeint; aber es hat doch auch etwas höchst Peinliches. Ich wünsche mir ja gar keine Änderung meiner Stellung, und am wenigsten ans solche Art. Geheimrat Hahn sagt mir, Puttkamer verhandle wegen der Unterstaats¬ sekretärstelle mit dem zum Regierungspräsidenten in Gumbinnen bestimmten Ober¬ verwaltungsgerichtsrat von Goßler. Das würde man allgemein als eine sehr schroffe Frontänderung auffassen. Der richtige Mann würde de la Croix sein. 11. Juli. Alles unnütze Sorge. Herr von Puttkamer ist mit Goßler schon einig. Schatzsekretär wird der durch mich Boetticher genannte und von diesem dem Reichskanzler vorgeschlagne Geheime Oberfinauzrat Scholz. Die Tarifreform ist im Reichstage mit dem Franckensteinschen Antrage wegen der sogenannten föderativem Garantien angenommen, ein parlamentarischer Erfolg des Fürsten Bismarck, der vielleicht alle frühern übertrifft, und eine Gesetzgebung von ungeheurer wirtschaftlicher Tragweite. 12. Juli. Ich bin heute siebenundvierzig Jahre alt geworden. Ernste Gedanken über die unverdient freundlichen Führungen meines Lebens und die Stümperhaftigkeit meiner Leistungen, meines Könnens und Wollens. Mittags beim Bortrag gab mir Graf Stolberg die als geheim zu behandelnden Papiere, die sich auf Falls früheres Rücktrittsgesuch vom Dezember 1878 beziehn.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_293618/534>, abgerufen am 04.07.2024.