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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr.

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Deutsche Reise eines großen Lriten vor ^36 Jahren

und stattliches, aber im barbarischen gotischen Stil aufgeführtes Gebäude. Dieser
Prinz verstand eben besser, Häuser zu bombardieren als zu bauen, wie sein Freund
der Herzog von Marlborough bemerkt hat. In einem Zimmer find alle feine
Schlachten bildlich dargestellt. Das hat dem portugiesischen Gesandten Stoff ge¬
geben zu der Schmeichelei: "Ihr ganzes Haus ist ja reich ausgestattet, aber die
Ausstattung dieses Gemachs konnte sich kein König leisten." fDamals hatte eben
uoch kein großer Friedrich seine Schlachten geschlagen/j Da ich hier ziemlich viel
zu tun hatte, habe ich es nicht bedauert, daß es so wenig Amüsement hier gibt:
keine italienische Oper, keine französische Komödie, keine Bälle. Doch habe ich
Monticelli gehört, der ja Wohl jetzt das größte Weltwunder nach Farinelli ist.

Knittelfeld in Steiermark, 28. April.

Wir sind nun etwa 120 Meilen von Wien entfernt. Die ersten vierzig
Meilen fährt man durch eine wohlangebaute Ebene, dann tritt man in die Berge
ein und hat ein 300 Meilen breites Gebirge zu bewältigen, ehe man die lom¬
bardische Ebene erreicht. So eine Gebirgsreihe ist höchst angenehm. Man fährt
immer an einem Flußläufe hin, in schönen, von hohen Bergen umschlossenen Tälern,
und hat alle Viertelstunden ein andres wildschönes Landschaftsbild vor Augen. Die
steirischen Täter blühen in voller Frühlingspracht. Die Berglehnen sind bewaldet,
und darüber erglänzen die schneebedeckten Gipfel. Unten ficht man den Blüten¬
schnee der Bäume und fünfzig Klafter darüber den wirklichen Schnee. Die Berge
versorgen das Tal rin reichlichem Wasser, das die fleißigen Bewohner über die
Felder verteilen, sie fruchtbarer zu macheu. Die Eisenerzbergwerke ermöglichen eine
dichte Bevölkerung der Täter. Aber so schön das Land ist, so häßlich und unge-
stalt sind die Bewohner. Viele haben Kröpfe; von Blödsinnigen und Tauben
wimmelt jedes Dorf; und die ganze Bevölkerung gewährt einen Anblick, der das
Auge beleidigt. Man könnte meinen, da dies die große Heerstraße war, auf der
die Barbaren ins römische Reich eingefallen find, so habe jedes dieser Barbaren¬
völker seinen Abschaum hier zurückgelassen, und von diesen Rückständen stamme die
heutige Bevölkerung ab. jDieser Gedanke dürfte nicht gar zu weit von der Wahr¬
heit abliegen j Und wie ihre Gesichter kaum menschlich sind, so sind ihre Anzüge
kaum europäisch. Eines Tages ereignete sich jedoch etwas, das unser Staunen
erregte. Die Kaiserin-Königin hat für gut befunden, Jesuitenmissionare herzu¬
schicken, die diese Barbaren ein wenig unterrichten sollen. Unter unsern Fenstern
haben sie heute auf der Straße gepredigt, dazwischen wurde gesungen, und -- dn
kannst es glauben -- es läßt sich kein harmonischerer, reinerer, wohlklingenderer
Gesang denken als der dieser Wilden; ein französischer Opernchor singt nicht kor¬
rekter. Du magst daraus schließen, daß Orpheus, der die Wilden singen lehrte,
sie damit noch nicht zivilisiert hat. Was die Jesuiten mit ihrer Beredsamkeit aus¬
richten, kann ich nicht wissen, doch nach der Menge der Kirchen und Kruzifixe zu
urteilen, scheint Religion gerade nicht die Art von Gütern zu sein, um denen es den
Steiermcirkern am meisten fehlt. Wir werden hier wohl ein paar Tage bleiben
müssen, weil Sir Harry Erskine vom Fieber befallen worden ist.

Klagenfurt in Körnten, 4. Mai.

Das ist eine sehr hübsche kleine Stadt in der Nähe der Dran; jenseits dieses
Flusses sieht man die wilden Berge von Krain. Du weißt j^jeht kommt eine
interessante Probe damaliger Geographie^, die Alpen hängen mit den Pyrenäen
zusammen, diese mit den Alpen ^so! scheint verschrieben zu sein> laufen nördlich um
die Türkei herum bis zum Schwarzen Meere und bilden so die längste Gebirgs¬
kette des Erdkreises. Das Aussehen der Kärntner ist nicht besser als das der
Steiermärker.

Trient. 8. Mai.

Wir bewegen uns noch zwischen Bergen und müssen den Flußläufen folgen,
um unsern Weg zu finden. Aber beim Eintritt in Tirol bemerkt man eine wunder-


Deutsche Reise eines großen Lriten vor ^36 Jahren

und stattliches, aber im barbarischen gotischen Stil aufgeführtes Gebäude. Dieser
Prinz verstand eben besser, Häuser zu bombardieren als zu bauen, wie sein Freund
der Herzog von Marlborough bemerkt hat. In einem Zimmer find alle feine
Schlachten bildlich dargestellt. Das hat dem portugiesischen Gesandten Stoff ge¬
geben zu der Schmeichelei: „Ihr ganzes Haus ist ja reich ausgestattet, aber die
Ausstattung dieses Gemachs konnte sich kein König leisten." fDamals hatte eben
uoch kein großer Friedrich seine Schlachten geschlagen/j Da ich hier ziemlich viel
zu tun hatte, habe ich es nicht bedauert, daß es so wenig Amüsement hier gibt:
keine italienische Oper, keine französische Komödie, keine Bälle. Doch habe ich
Monticelli gehört, der ja Wohl jetzt das größte Weltwunder nach Farinelli ist.

Knittelfeld in Steiermark, 28. April.

Wir sind nun etwa 120 Meilen von Wien entfernt. Die ersten vierzig
Meilen fährt man durch eine wohlangebaute Ebene, dann tritt man in die Berge
ein und hat ein 300 Meilen breites Gebirge zu bewältigen, ehe man die lom¬
bardische Ebene erreicht. So eine Gebirgsreihe ist höchst angenehm. Man fährt
immer an einem Flußläufe hin, in schönen, von hohen Bergen umschlossenen Tälern,
und hat alle Viertelstunden ein andres wildschönes Landschaftsbild vor Augen. Die
steirischen Täter blühen in voller Frühlingspracht. Die Berglehnen sind bewaldet,
und darüber erglänzen die schneebedeckten Gipfel. Unten ficht man den Blüten¬
schnee der Bäume und fünfzig Klafter darüber den wirklichen Schnee. Die Berge
versorgen das Tal rin reichlichem Wasser, das die fleißigen Bewohner über die
Felder verteilen, sie fruchtbarer zu macheu. Die Eisenerzbergwerke ermöglichen eine
dichte Bevölkerung der Täter. Aber so schön das Land ist, so häßlich und unge-
stalt sind die Bewohner. Viele haben Kröpfe; von Blödsinnigen und Tauben
wimmelt jedes Dorf; und die ganze Bevölkerung gewährt einen Anblick, der das
Auge beleidigt. Man könnte meinen, da dies die große Heerstraße war, auf der
die Barbaren ins römische Reich eingefallen find, so habe jedes dieser Barbaren¬
völker seinen Abschaum hier zurückgelassen, und von diesen Rückständen stamme die
heutige Bevölkerung ab. jDieser Gedanke dürfte nicht gar zu weit von der Wahr¬
heit abliegen j Und wie ihre Gesichter kaum menschlich sind, so sind ihre Anzüge
kaum europäisch. Eines Tages ereignete sich jedoch etwas, das unser Staunen
erregte. Die Kaiserin-Königin hat für gut befunden, Jesuitenmissionare herzu¬
schicken, die diese Barbaren ein wenig unterrichten sollen. Unter unsern Fenstern
haben sie heute auf der Straße gepredigt, dazwischen wurde gesungen, und — dn
kannst es glauben — es läßt sich kein harmonischerer, reinerer, wohlklingenderer
Gesang denken als der dieser Wilden; ein französischer Opernchor singt nicht kor¬
rekter. Du magst daraus schließen, daß Orpheus, der die Wilden singen lehrte,
sie damit noch nicht zivilisiert hat. Was die Jesuiten mit ihrer Beredsamkeit aus¬
richten, kann ich nicht wissen, doch nach der Menge der Kirchen und Kruzifixe zu
urteilen, scheint Religion gerade nicht die Art von Gütern zu sein, um denen es den
Steiermcirkern am meisten fehlt. Wir werden hier wohl ein paar Tage bleiben
müssen, weil Sir Harry Erskine vom Fieber befallen worden ist.

Klagenfurt in Körnten, 4. Mai.

Das ist eine sehr hübsche kleine Stadt in der Nähe der Dran; jenseits dieses
Flusses sieht man die wilden Berge von Krain. Du weißt j^jeht kommt eine
interessante Probe damaliger Geographie^, die Alpen hängen mit den Pyrenäen
zusammen, diese mit den Alpen ^so! scheint verschrieben zu sein> laufen nördlich um
die Türkei herum bis zum Schwarzen Meere und bilden so die längste Gebirgs¬
kette des Erdkreises. Das Aussehen der Kärntner ist nicht besser als das der
Steiermärker.

Trient. 8. Mai.

Wir bewegen uns noch zwischen Bergen und müssen den Flußläufen folgen,
um unsern Weg zu finden. Aber beim Eintritt in Tirol bemerkt man eine wunder-


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[0406] Deutsche Reise eines großen Lriten vor ^36 Jahren und stattliches, aber im barbarischen gotischen Stil aufgeführtes Gebäude. Dieser Prinz verstand eben besser, Häuser zu bombardieren als zu bauen, wie sein Freund der Herzog von Marlborough bemerkt hat. In einem Zimmer find alle feine Schlachten bildlich dargestellt. Das hat dem portugiesischen Gesandten Stoff ge¬ geben zu der Schmeichelei: „Ihr ganzes Haus ist ja reich ausgestattet, aber die Ausstattung dieses Gemachs konnte sich kein König leisten." fDamals hatte eben uoch kein großer Friedrich seine Schlachten geschlagen/j Da ich hier ziemlich viel zu tun hatte, habe ich es nicht bedauert, daß es so wenig Amüsement hier gibt: keine italienische Oper, keine französische Komödie, keine Bälle. Doch habe ich Monticelli gehört, der ja Wohl jetzt das größte Weltwunder nach Farinelli ist. Knittelfeld in Steiermark, 28. April. Wir sind nun etwa 120 Meilen von Wien entfernt. Die ersten vierzig Meilen fährt man durch eine wohlangebaute Ebene, dann tritt man in die Berge ein und hat ein 300 Meilen breites Gebirge zu bewältigen, ehe man die lom¬ bardische Ebene erreicht. So eine Gebirgsreihe ist höchst angenehm. Man fährt immer an einem Flußläufe hin, in schönen, von hohen Bergen umschlossenen Tälern, und hat alle Viertelstunden ein andres wildschönes Landschaftsbild vor Augen. Die steirischen Täter blühen in voller Frühlingspracht. Die Berglehnen sind bewaldet, und darüber erglänzen die schneebedeckten Gipfel. Unten ficht man den Blüten¬ schnee der Bäume und fünfzig Klafter darüber den wirklichen Schnee. Die Berge versorgen das Tal rin reichlichem Wasser, das die fleißigen Bewohner über die Felder verteilen, sie fruchtbarer zu macheu. Die Eisenerzbergwerke ermöglichen eine dichte Bevölkerung der Täter. Aber so schön das Land ist, so häßlich und unge- stalt sind die Bewohner. Viele haben Kröpfe; von Blödsinnigen und Tauben wimmelt jedes Dorf; und die ganze Bevölkerung gewährt einen Anblick, der das Auge beleidigt. Man könnte meinen, da dies die große Heerstraße war, auf der die Barbaren ins römische Reich eingefallen find, so habe jedes dieser Barbaren¬ völker seinen Abschaum hier zurückgelassen, und von diesen Rückständen stamme die heutige Bevölkerung ab. jDieser Gedanke dürfte nicht gar zu weit von der Wahr¬ heit abliegen j Und wie ihre Gesichter kaum menschlich sind, so sind ihre Anzüge kaum europäisch. Eines Tages ereignete sich jedoch etwas, das unser Staunen erregte. Die Kaiserin-Königin hat für gut befunden, Jesuitenmissionare herzu¬ schicken, die diese Barbaren ein wenig unterrichten sollen. Unter unsern Fenstern haben sie heute auf der Straße gepredigt, dazwischen wurde gesungen, und — dn kannst es glauben — es läßt sich kein harmonischerer, reinerer, wohlklingenderer Gesang denken als der dieser Wilden; ein französischer Opernchor singt nicht kor¬ rekter. Du magst daraus schließen, daß Orpheus, der die Wilden singen lehrte, sie damit noch nicht zivilisiert hat. Was die Jesuiten mit ihrer Beredsamkeit aus¬ richten, kann ich nicht wissen, doch nach der Menge der Kirchen und Kruzifixe zu urteilen, scheint Religion gerade nicht die Art von Gütern zu sein, um denen es den Steiermcirkern am meisten fehlt. Wir werden hier wohl ein paar Tage bleiben müssen, weil Sir Harry Erskine vom Fieber befallen worden ist. Klagenfurt in Körnten, 4. Mai. Das ist eine sehr hübsche kleine Stadt in der Nähe der Dran; jenseits dieses Flusses sieht man die wilden Berge von Krain. Du weißt j^jeht kommt eine interessante Probe damaliger Geographie^, die Alpen hängen mit den Pyrenäen zusammen, diese mit den Alpen ^so! scheint verschrieben zu sein> laufen nördlich um die Türkei herum bis zum Schwarzen Meere und bilden so die längste Gebirgs¬ kette des Erdkreises. Das Aussehen der Kärntner ist nicht besser als das der Steiermärker. Trient. 8. Mai. Wir bewegen uns noch zwischen Bergen und müssen den Flußläufen folgen, um unsern Weg zu finden. Aber beim Eintritt in Tirol bemerkt man eine wunder-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_293618/406>, abgerufen am 25.07.2024.