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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr.

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Der Mönch von Uleinfeldun

Feder aus, und die beiden Dominikaner steckten die Köpfe zusammen und begannen
ein leises Zwiegespräch. Die Gesichter der Zeuginnen hatten bei der unerwarteten
Wendung der Angelegenheit einen betroffnen Ausdruck angenommen. Nach einer
geraumen Weile kehrten die beiden in das Gemach zurück. Auf Herrn Gyllis
Zügen spielte ein überlegnes Lächeln; die rote nett trug den gewohnten Trotz
zur Schau.

Wir sind soweit, sagte der Anwalt. Wenn es Euch beliebt, laßt die Herren
ihre Fragen vorbringen. Die Dominikaner blätterten umständlich in ihren Akten,
riefen die Zeugen auf und ließen sich erzählen, wessen man das Mädchen bezichtigte.
Die Frauen rückten, wenn sie einzeln gefragt wurden, nur zögernd und leise mit
der Sprache heraus, sobald aber eine mitten in ihrer Aussage war, pflichteten ihr
die andern lebhaft bei, sodaß meist alle vier zugleich sprachen, und die Inquisitoren
Mühe hatten, ans dem Gerede klug zu werden und die wesentlichen Punkte zu
Protokoll zu geben.

Alle vier Frauen waren sich darüber einig, daß ihr Vieh behext worden sei,
nicht mehr aus der Krippe fressen wolle, im Stolle umherrase und die Milch ver¬
loren habe. Daran könne nur die rote nett schuld sein, weil sonst kein andrer
Mensch in die Ställe komme.

Das war ein Grund, der sich hören ließ, und gegen den Herr Gyllis keinen
Einwand erhob. Dagegen fragte er die Weiber, ob sie gewiß seien, daß die nett
mit znubrischen Mitteln dem Vieh also zugesetzt habe, und woraus sie ans die
Beihilfe des Teufels schlössen.

Die erste Frage wurde einstimmig bejaht, bei der zweiten verstummten die
Zeuginnen, blickten verlegen zu Boden und stießen sich an, um sich gegenseitig zum
Sprechen zu ermuntern. Endlich faßte sich Bach Kessel, ein dürftiges Weiblein
mit klugen Augen, ein Herz und erklärte, es sei offenbar, daß die nett mit dem
Teufel im Bunde stehe, denn sie wisse nicht nur das unvernünftige Vieh, sondern
anch das Mannsvolk zu behexen. Ihr Eheliebster, der früher nie eine fremde
Weibsperson angesehen habe, wäre seit etlichen Wochen wie vertauscht, mache jeden
Morgen, wenn er in den Lvhschlag oder ans den Acker gehe, den Umweg an
Neith Hütte vorbei und entferne sich des Abends, sobald er sein Mus gegessen
habe, wieder ans dem Hause.

Ja, ihr Herren, sagte Libu von der Aarlei, ein großtnochiges Weib, das beim
Reden ihre Arme bewegte, wie eine Krähe vor dem Auffliegen die Schwingen, der
meine wollte auch so anfangen, aber dem hab ich heimgeleuchtet! Der geht nicht
wieder zu der roten Hexe. Daß sie ihm mit zaubrischer Künsten zugesetzt hat. ist
so sicher wie das Zcmktus in der Messe, aber wenn sie mir noch einmal auf den
Hof kommt, will ich ihr das Fell mit einer Salbe einreiben, dagegen alle Hexen¬
salben, Kräutlein und Pulver für eitel Dreck zu erachten sein sollen.

Sie rückte beim Sprechen der Angeklagten auf den Leib und maß sie mit
wütenden Blicken. Aber diese drehte ihr mit verächtlichem Lächeln den Rücken zu.

Und was mein Merken ist, erklärte Rehe Ströther, ein hübsches Persönchen.
der man nicht ansah, daß sie zehn Kinder daheim hatte, der weiß nicht, wie er
"'ich und unsre Ditzchen durchdringen soll, und dabei wird er nicht müd, der nett
allerlei gute Sachen zuzustecken, heut ein paar Eier und morgen ein Huhn. Und
ist doch schon ein alter Kerl, der was andres tun sollt, als so einer nachlaufen.
Aber ich Habs wohl gemerkt: sie hat ihm ein Tränklein gegeben, danach ist er so
geworden. Ist alles Satanswerk!

Jetzt kam Leis Seger an die Reihe. Sie war einäugig und litt offenbar unter
dem Bewußtsein ihrer Reizlosigkeit. Sie sprach zaghaft und mit halber Stimme.

Über meinen Eheliebsten mag ich nichts Schlechtes sagen, gestand sie. er hat
mich immer gut gehalten. Aber die andern haben mirs hinterbracht, daß ers mit
der nett hält. Da bin ich zu ihr gegangen und hab sie herzlich gebeten, sie möcht
mir den Peter lassen, da hat sie gesagt, ihr seis gleich, ob ihr einer mehr oder
weniger nachlief, konnt anch nichts dawider tun, es wär sein Schicksal. Da hab


Der Mönch von Uleinfeldun

Feder aus, und die beiden Dominikaner steckten die Köpfe zusammen und begannen
ein leises Zwiegespräch. Die Gesichter der Zeuginnen hatten bei der unerwarteten
Wendung der Angelegenheit einen betroffnen Ausdruck angenommen. Nach einer
geraumen Weile kehrten die beiden in das Gemach zurück. Auf Herrn Gyllis
Zügen spielte ein überlegnes Lächeln; die rote nett trug den gewohnten Trotz
zur Schau.

Wir sind soweit, sagte der Anwalt. Wenn es Euch beliebt, laßt die Herren
ihre Fragen vorbringen. Die Dominikaner blätterten umständlich in ihren Akten,
riefen die Zeugen auf und ließen sich erzählen, wessen man das Mädchen bezichtigte.
Die Frauen rückten, wenn sie einzeln gefragt wurden, nur zögernd und leise mit
der Sprache heraus, sobald aber eine mitten in ihrer Aussage war, pflichteten ihr
die andern lebhaft bei, sodaß meist alle vier zugleich sprachen, und die Inquisitoren
Mühe hatten, ans dem Gerede klug zu werden und die wesentlichen Punkte zu
Protokoll zu geben.

Alle vier Frauen waren sich darüber einig, daß ihr Vieh behext worden sei,
nicht mehr aus der Krippe fressen wolle, im Stolle umherrase und die Milch ver¬
loren habe. Daran könne nur die rote nett schuld sein, weil sonst kein andrer
Mensch in die Ställe komme.

Das war ein Grund, der sich hören ließ, und gegen den Herr Gyllis keinen
Einwand erhob. Dagegen fragte er die Weiber, ob sie gewiß seien, daß die nett
mit znubrischen Mitteln dem Vieh also zugesetzt habe, und woraus sie ans die
Beihilfe des Teufels schlössen.

Die erste Frage wurde einstimmig bejaht, bei der zweiten verstummten die
Zeuginnen, blickten verlegen zu Boden und stießen sich an, um sich gegenseitig zum
Sprechen zu ermuntern. Endlich faßte sich Bach Kessel, ein dürftiges Weiblein
mit klugen Augen, ein Herz und erklärte, es sei offenbar, daß die nett mit dem
Teufel im Bunde stehe, denn sie wisse nicht nur das unvernünftige Vieh, sondern
anch das Mannsvolk zu behexen. Ihr Eheliebster, der früher nie eine fremde
Weibsperson angesehen habe, wäre seit etlichen Wochen wie vertauscht, mache jeden
Morgen, wenn er in den Lvhschlag oder ans den Acker gehe, den Umweg an
Neith Hütte vorbei und entferne sich des Abends, sobald er sein Mus gegessen
habe, wieder ans dem Hause.

Ja, ihr Herren, sagte Libu von der Aarlei, ein großtnochiges Weib, das beim
Reden ihre Arme bewegte, wie eine Krähe vor dem Auffliegen die Schwingen, der
meine wollte auch so anfangen, aber dem hab ich heimgeleuchtet! Der geht nicht
wieder zu der roten Hexe. Daß sie ihm mit zaubrischer Künsten zugesetzt hat. ist
so sicher wie das Zcmktus in der Messe, aber wenn sie mir noch einmal auf den
Hof kommt, will ich ihr das Fell mit einer Salbe einreiben, dagegen alle Hexen¬
salben, Kräutlein und Pulver für eitel Dreck zu erachten sein sollen.

Sie rückte beim Sprechen der Angeklagten auf den Leib und maß sie mit
wütenden Blicken. Aber diese drehte ihr mit verächtlichem Lächeln den Rücken zu.

Und was mein Merken ist, erklärte Rehe Ströther, ein hübsches Persönchen.
der man nicht ansah, daß sie zehn Kinder daheim hatte, der weiß nicht, wie er
»'ich und unsre Ditzchen durchdringen soll, und dabei wird er nicht müd, der nett
allerlei gute Sachen zuzustecken, heut ein paar Eier und morgen ein Huhn. Und
ist doch schon ein alter Kerl, der was andres tun sollt, als so einer nachlaufen.
Aber ich Habs wohl gemerkt: sie hat ihm ein Tränklein gegeben, danach ist er so
geworden. Ist alles Satanswerk!

Jetzt kam Leis Seger an die Reihe. Sie war einäugig und litt offenbar unter
dem Bewußtsein ihrer Reizlosigkeit. Sie sprach zaghaft und mit halber Stimme.

Über meinen Eheliebsten mag ich nichts Schlechtes sagen, gestand sie. er hat
mich immer gut gehalten. Aber die andern haben mirs hinterbracht, daß ers mit
der nett hält. Da bin ich zu ihr gegangen und hab sie herzlich gebeten, sie möcht
mir den Peter lassen, da hat sie gesagt, ihr seis gleich, ob ihr einer mehr oder
weniger nachlief, konnt anch nichts dawider tun, es wär sein Schicksal. Da hab


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[0301] Der Mönch von Uleinfeldun Feder aus, und die beiden Dominikaner steckten die Köpfe zusammen und begannen ein leises Zwiegespräch. Die Gesichter der Zeuginnen hatten bei der unerwarteten Wendung der Angelegenheit einen betroffnen Ausdruck angenommen. Nach einer geraumen Weile kehrten die beiden in das Gemach zurück. Auf Herrn Gyllis Zügen spielte ein überlegnes Lächeln; die rote nett trug den gewohnten Trotz zur Schau. Wir sind soweit, sagte der Anwalt. Wenn es Euch beliebt, laßt die Herren ihre Fragen vorbringen. Die Dominikaner blätterten umständlich in ihren Akten, riefen die Zeugen auf und ließen sich erzählen, wessen man das Mädchen bezichtigte. Die Frauen rückten, wenn sie einzeln gefragt wurden, nur zögernd und leise mit der Sprache heraus, sobald aber eine mitten in ihrer Aussage war, pflichteten ihr die andern lebhaft bei, sodaß meist alle vier zugleich sprachen, und die Inquisitoren Mühe hatten, ans dem Gerede klug zu werden und die wesentlichen Punkte zu Protokoll zu geben. Alle vier Frauen waren sich darüber einig, daß ihr Vieh behext worden sei, nicht mehr aus der Krippe fressen wolle, im Stolle umherrase und die Milch ver¬ loren habe. Daran könne nur die rote nett schuld sein, weil sonst kein andrer Mensch in die Ställe komme. Das war ein Grund, der sich hören ließ, und gegen den Herr Gyllis keinen Einwand erhob. Dagegen fragte er die Weiber, ob sie gewiß seien, daß die nett mit znubrischen Mitteln dem Vieh also zugesetzt habe, und woraus sie ans die Beihilfe des Teufels schlössen. Die erste Frage wurde einstimmig bejaht, bei der zweiten verstummten die Zeuginnen, blickten verlegen zu Boden und stießen sich an, um sich gegenseitig zum Sprechen zu ermuntern. Endlich faßte sich Bach Kessel, ein dürftiges Weiblein mit klugen Augen, ein Herz und erklärte, es sei offenbar, daß die nett mit dem Teufel im Bunde stehe, denn sie wisse nicht nur das unvernünftige Vieh, sondern anch das Mannsvolk zu behexen. Ihr Eheliebster, der früher nie eine fremde Weibsperson angesehen habe, wäre seit etlichen Wochen wie vertauscht, mache jeden Morgen, wenn er in den Lvhschlag oder ans den Acker gehe, den Umweg an Neith Hütte vorbei und entferne sich des Abends, sobald er sein Mus gegessen habe, wieder ans dem Hause. Ja, ihr Herren, sagte Libu von der Aarlei, ein großtnochiges Weib, das beim Reden ihre Arme bewegte, wie eine Krähe vor dem Auffliegen die Schwingen, der meine wollte auch so anfangen, aber dem hab ich heimgeleuchtet! Der geht nicht wieder zu der roten Hexe. Daß sie ihm mit zaubrischer Künsten zugesetzt hat. ist so sicher wie das Zcmktus in der Messe, aber wenn sie mir noch einmal auf den Hof kommt, will ich ihr das Fell mit einer Salbe einreiben, dagegen alle Hexen¬ salben, Kräutlein und Pulver für eitel Dreck zu erachten sein sollen. Sie rückte beim Sprechen der Angeklagten auf den Leib und maß sie mit wütenden Blicken. Aber diese drehte ihr mit verächtlichem Lächeln den Rücken zu. Und was mein Merken ist, erklärte Rehe Ströther, ein hübsches Persönchen. der man nicht ansah, daß sie zehn Kinder daheim hatte, der weiß nicht, wie er »'ich und unsre Ditzchen durchdringen soll, und dabei wird er nicht müd, der nett allerlei gute Sachen zuzustecken, heut ein paar Eier und morgen ein Huhn. Und ist doch schon ein alter Kerl, der was andres tun sollt, als so einer nachlaufen. Aber ich Habs wohl gemerkt: sie hat ihm ein Tränklein gegeben, danach ist er so geworden. Ist alles Satanswerk! Jetzt kam Leis Seger an die Reihe. Sie war einäugig und litt offenbar unter dem Bewußtsein ihrer Reizlosigkeit. Sie sprach zaghaft und mit halber Stimme. Über meinen Eheliebsten mag ich nichts Schlechtes sagen, gestand sie. er hat mich immer gut gehalten. Aber die andern haben mirs hinterbracht, daß ers mit der nett hält. Da bin ich zu ihr gegangen und hab sie herzlich gebeten, sie möcht mir den Peter lassen, da hat sie gesagt, ihr seis gleich, ob ihr einer mehr oder weniger nachlief, konnt anch nichts dawider tun, es wär sein Schicksal. Da hab

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Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_293618/301>, abgerufen am 04.07.2024.