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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr.

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dieser Mann selbst ein Glied des vereinigten Polizeiamtes und daher allen Polizei¬
dienern sehr Wohl bekannt. Daher sind denn auch wahre Unschuldige neben den
Schuldigen ergriffen und festgesetzt worden.

Soll ich Ihnen über diese ganze trübselige Geschichte meine Meinung sagen,
so glaub' ich fast, daß alles zu vermeiden war, wenn Hr. v. E. am rechten Orte
und zu rechter Zeit etwas nachsichtiger gegen die Studirenden gewesen wäre. Aber
leider hat er gegen diese jungen Leute kein Vaterherz, da er selbst nie Vater war.
Er betrachtete sie bloß als polizeiliche Objekte .... Ich fürchte daher sehr, das;
es noch während seiner Amtsführung zu manchen Exzessen kommen wird ..."

6. Juli. "Endlich ist, Gott sei Dank! bei uns alles wieder ins gewohnte
Geleise zurückgekehrt .... Oft hab' ich mir die Frage vorgelegt, ob denn wirklich
die Differenz wegen der Uniformen so bedeutend war, daß deshalb die öffentliche
Ruhe und Sicherheit aufs Spiel gesetzt werden mußte? Ich kann sie aber jetzt
nicht anders, als am ersten Tage, immlich mit dem entschiedensten Nein beant¬
worten. Da Hr. v. E. so spät hier ankam, so konnte er --- das ist wenigstens
hier das Urtheil aller Verständigen -- nur sagen: Ich kann zwar diese Art der
Uniformirung nicht billigen; da aber alles einmal so angeordnet ist, so will ich
das Fest nicht stören. Mag es der Rektor verantworten. Ich aber hätte diese
Verantwortung gern übernommen. Denn es wäre gewiß alles ruhig abgegangen;
und nach dem Feste konnte man den jungen Leuten, welche die ihnen ertheilte Er¬
laubniß gemisbraucht oder zu weit ausgedehnt hatten, immer einen derben Verweis
geben. Das würde mehr gefruchtet haben, als das Verbot vor dem Feste, wodurch
die Gemüther mir verbittert wurden.

Uebrigens ist es nicht wahr, was man gesagt, daß den Studirenden der Ein¬
gang in die Kirche verwehrt worden. Sie blieben selbst weg. Nur einige Neu¬
gierige fanden sich nach und nach ein. Und das thut mir sehr leid ....

Die Bürgerschaft ist auch auf Hrn. v. E. eben so erbittert, als die Studenten¬
schaft. Es ist eine Beschwerdeschrift aufgesetzt .... Hr. v. E. soll aber auf's
Rathhaus gegangen sein und den Magistrat ersucht haben, die Sache zu unter¬
drücken .... Aber übernehmen thu' ich es jdas Rektorats gewiß nicht wieder, so
lange man dem Hrn. v. E. oder wer sonst künftig einmal an seine Stelle tritt,
die Gewalt läßt, das Wort des Rektors null und nichtig zu machen, und hinterher
doch den Rektor für das Unheil verantwortlich machen will, das aus dieser falschen
Stellung des Bevollmächtigten gegen den Rektor hervorgeht. Einzig in dieser
falschen Stellung liegt der Grund des Übels, nicht in den Uniformen, ans die alles
geschoben werden will."

22. Juli. "Wer ein gutes Gewissen hat, dem kann eigentlich nichts Böses,
wenn auch Unangenehmes, widerfahren. Ja wenn ich bloß auf die Aoris, und die
Aura xoxularis sähe, so müßt' ich es eigentlich dem Hrn. v. E. Dank wissen, daß
er solchen Spektakel erregt hat. Denn das ganze Publikum, nicht bloß hier, sondern
in ganz Sachsen und Deutschland, ist auf meiner Seite ..... während Hr. v. E.
in der öffentlichen Meinung unwiderbringlich verloren ist, und zwar um so mehr,
da jetzt auch frühere Geschichten bekannt geworden, die ihm nicht zur Ehre ge¬
reichen. Es würde ihm auch viel Ärgeres widerfahren sein, wenn ich nicht meinen
ganzen moralischen Einfluß auf die Studirenden aufgeboten hätte, um größeres Übel
zu verhüten. Die jungen Leute (auch Kaufmannsdiener und Handwerksgesellen,
die sonst mit den Studenten nicht sehr einig sind) waren durch den Tod Gott-
schalch's so empört, daß sie Gleiches mit Gleichem vergelten und dem Präsidenten
der Polizei dasselbe zufügen wollten, was die Polizei dem Gottschalch zugefügt
hatte. Es ist doch sonderbar, daß Hr. v. Ende, welcher früher der Universität
zu einem so einsichtsvollen und thätigen Rektor Glück gewünscht und sich gefreut
hatte, mit diesem Rektor zum Wohle der Universität zusammen zu wirken -- das
hab' ich schwarz auf weiß - später dem selben Rektor entgegenwirkte und ihm
die Schuld an dem Unheile aufbürden wollte, das aus solchem Entgegenwirken
erwachsen. Doch das ist nun so der Welt Lauf."


dieser Mann selbst ein Glied des vereinigten Polizeiamtes und daher allen Polizei¬
dienern sehr Wohl bekannt. Daher sind denn auch wahre Unschuldige neben den
Schuldigen ergriffen und festgesetzt worden.

Soll ich Ihnen über diese ganze trübselige Geschichte meine Meinung sagen,
so glaub' ich fast, daß alles zu vermeiden war, wenn Hr. v. E. am rechten Orte
und zu rechter Zeit etwas nachsichtiger gegen die Studirenden gewesen wäre. Aber
leider hat er gegen diese jungen Leute kein Vaterherz, da er selbst nie Vater war.
Er betrachtete sie bloß als polizeiliche Objekte .... Ich fürchte daher sehr, das;
es noch während seiner Amtsführung zu manchen Exzessen kommen wird ..."

6. Juli. „Endlich ist, Gott sei Dank! bei uns alles wieder ins gewohnte
Geleise zurückgekehrt .... Oft hab' ich mir die Frage vorgelegt, ob denn wirklich
die Differenz wegen der Uniformen so bedeutend war, daß deshalb die öffentliche
Ruhe und Sicherheit aufs Spiel gesetzt werden mußte? Ich kann sie aber jetzt
nicht anders, als am ersten Tage, immlich mit dem entschiedensten Nein beant¬
worten. Da Hr. v. E. so spät hier ankam, so konnte er -— das ist wenigstens
hier das Urtheil aller Verständigen — nur sagen: Ich kann zwar diese Art der
Uniformirung nicht billigen; da aber alles einmal so angeordnet ist, so will ich
das Fest nicht stören. Mag es der Rektor verantworten. Ich aber hätte diese
Verantwortung gern übernommen. Denn es wäre gewiß alles ruhig abgegangen;
und nach dem Feste konnte man den jungen Leuten, welche die ihnen ertheilte Er¬
laubniß gemisbraucht oder zu weit ausgedehnt hatten, immer einen derben Verweis
geben. Das würde mehr gefruchtet haben, als das Verbot vor dem Feste, wodurch
die Gemüther mir verbittert wurden.

Uebrigens ist es nicht wahr, was man gesagt, daß den Studirenden der Ein¬
gang in die Kirche verwehrt worden. Sie blieben selbst weg. Nur einige Neu¬
gierige fanden sich nach und nach ein. Und das thut mir sehr leid ....

Die Bürgerschaft ist auch auf Hrn. v. E. eben so erbittert, als die Studenten¬
schaft. Es ist eine Beschwerdeschrift aufgesetzt .... Hr. v. E. soll aber auf's
Rathhaus gegangen sein und den Magistrat ersucht haben, die Sache zu unter¬
drücken .... Aber übernehmen thu' ich es jdas Rektorats gewiß nicht wieder, so
lange man dem Hrn. v. E. oder wer sonst künftig einmal an seine Stelle tritt,
die Gewalt läßt, das Wort des Rektors null und nichtig zu machen, und hinterher
doch den Rektor für das Unheil verantwortlich machen will, das aus dieser falschen
Stellung des Bevollmächtigten gegen den Rektor hervorgeht. Einzig in dieser
falschen Stellung liegt der Grund des Übels, nicht in den Uniformen, ans die alles
geschoben werden will."

22. Juli. „Wer ein gutes Gewissen hat, dem kann eigentlich nichts Böses,
wenn auch Unangenehmes, widerfahren. Ja wenn ich bloß auf die Aoris, und die
Aura xoxularis sähe, so müßt' ich es eigentlich dem Hrn. v. E. Dank wissen, daß
er solchen Spektakel erregt hat. Denn das ganze Publikum, nicht bloß hier, sondern
in ganz Sachsen und Deutschland, ist auf meiner Seite ..... während Hr. v. E.
in der öffentlichen Meinung unwiderbringlich verloren ist, und zwar um so mehr,
da jetzt auch frühere Geschichten bekannt geworden, die ihm nicht zur Ehre ge¬
reichen. Es würde ihm auch viel Ärgeres widerfahren sein, wenn ich nicht meinen
ganzen moralischen Einfluß auf die Studirenden aufgeboten hätte, um größeres Übel
zu verhüten. Die jungen Leute (auch Kaufmannsdiener und Handwerksgesellen,
die sonst mit den Studenten nicht sehr einig sind) waren durch den Tod Gott-
schalch's so empört, daß sie Gleiches mit Gleichem vergelten und dem Präsidenten
der Polizei dasselbe zufügen wollten, was die Polizei dem Gottschalch zugefügt
hatte. Es ist doch sonderbar, daß Hr. v. Ende, welcher früher der Universität
zu einem so einsichtsvollen und thätigen Rektor Glück gewünscht und sich gefreut
hatte, mit diesem Rektor zum Wohle der Universität zusammen zu wirken — das
hab' ich schwarz auf weiß - später dem selben Rektor entgegenwirkte und ihm
die Schuld an dem Unheile aufbürden wollte, das aus solchem Entgegenwirken
erwachsen. Doch das ist nun so der Welt Lauf."


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[0272] dieser Mann selbst ein Glied des vereinigten Polizeiamtes und daher allen Polizei¬ dienern sehr Wohl bekannt. Daher sind denn auch wahre Unschuldige neben den Schuldigen ergriffen und festgesetzt worden. Soll ich Ihnen über diese ganze trübselige Geschichte meine Meinung sagen, so glaub' ich fast, daß alles zu vermeiden war, wenn Hr. v. E. am rechten Orte und zu rechter Zeit etwas nachsichtiger gegen die Studirenden gewesen wäre. Aber leider hat er gegen diese jungen Leute kein Vaterherz, da er selbst nie Vater war. Er betrachtete sie bloß als polizeiliche Objekte .... Ich fürchte daher sehr, das; es noch während seiner Amtsführung zu manchen Exzessen kommen wird ..." 6. Juli. „Endlich ist, Gott sei Dank! bei uns alles wieder ins gewohnte Geleise zurückgekehrt .... Oft hab' ich mir die Frage vorgelegt, ob denn wirklich die Differenz wegen der Uniformen so bedeutend war, daß deshalb die öffentliche Ruhe und Sicherheit aufs Spiel gesetzt werden mußte? Ich kann sie aber jetzt nicht anders, als am ersten Tage, immlich mit dem entschiedensten Nein beant¬ worten. Da Hr. v. E. so spät hier ankam, so konnte er -— das ist wenigstens hier das Urtheil aller Verständigen — nur sagen: Ich kann zwar diese Art der Uniformirung nicht billigen; da aber alles einmal so angeordnet ist, so will ich das Fest nicht stören. Mag es der Rektor verantworten. Ich aber hätte diese Verantwortung gern übernommen. Denn es wäre gewiß alles ruhig abgegangen; und nach dem Feste konnte man den jungen Leuten, welche die ihnen ertheilte Er¬ laubniß gemisbraucht oder zu weit ausgedehnt hatten, immer einen derben Verweis geben. Das würde mehr gefruchtet haben, als das Verbot vor dem Feste, wodurch die Gemüther mir verbittert wurden. Uebrigens ist es nicht wahr, was man gesagt, daß den Studirenden der Ein¬ gang in die Kirche verwehrt worden. Sie blieben selbst weg. Nur einige Neu¬ gierige fanden sich nach und nach ein. Und das thut mir sehr leid .... Die Bürgerschaft ist auch auf Hrn. v. E. eben so erbittert, als die Studenten¬ schaft. Es ist eine Beschwerdeschrift aufgesetzt .... Hr. v. E. soll aber auf's Rathhaus gegangen sein und den Magistrat ersucht haben, die Sache zu unter¬ drücken .... Aber übernehmen thu' ich es jdas Rektorats gewiß nicht wieder, so lange man dem Hrn. v. E. oder wer sonst künftig einmal an seine Stelle tritt, die Gewalt läßt, das Wort des Rektors null und nichtig zu machen, und hinterher doch den Rektor für das Unheil verantwortlich machen will, das aus dieser falschen Stellung des Bevollmächtigten gegen den Rektor hervorgeht. Einzig in dieser falschen Stellung liegt der Grund des Übels, nicht in den Uniformen, ans die alles geschoben werden will." 22. Juli. „Wer ein gutes Gewissen hat, dem kann eigentlich nichts Böses, wenn auch Unangenehmes, widerfahren. Ja wenn ich bloß auf die Aoris, und die Aura xoxularis sähe, so müßt' ich es eigentlich dem Hrn. v. E. Dank wissen, daß er solchen Spektakel erregt hat. Denn das ganze Publikum, nicht bloß hier, sondern in ganz Sachsen und Deutschland, ist auf meiner Seite ..... während Hr. v. E. in der öffentlichen Meinung unwiderbringlich verloren ist, und zwar um so mehr, da jetzt auch frühere Geschichten bekannt geworden, die ihm nicht zur Ehre ge¬ reichen. Es würde ihm auch viel Ärgeres widerfahren sein, wenn ich nicht meinen ganzen moralischen Einfluß auf die Studirenden aufgeboten hätte, um größeres Übel zu verhüten. Die jungen Leute (auch Kaufmannsdiener und Handwerksgesellen, die sonst mit den Studenten nicht sehr einig sind) waren durch den Tod Gott- schalch's so empört, daß sie Gleiches mit Gleichem vergelten und dem Präsidenten der Polizei dasselbe zufügen wollten, was die Polizei dem Gottschalch zugefügt hatte. Es ist doch sonderbar, daß Hr. v. Ende, welcher früher der Universität zu einem so einsichtsvollen und thätigen Rektor Glück gewünscht und sich gefreut hatte, mit diesem Rektor zum Wohle der Universität zusammen zu wirken — das hab' ich schwarz auf weiß - später dem selben Rektor entgegenwirkte und ihm die Schuld an dem Unheile aufbürden wollte, das aus solchem Entgegenwirken erwachsen. Doch das ist nun so der Welt Lauf."

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_293618/272>, abgerufen am 25.07.2024.