Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr.Vor vierzig Jahren nichts erreicht worden war, sich im Gegenteil die frühere Geneigtheit der Einem Teil der seemännischen Bedenken gegen die neue Verordnung ist Neuerdings strebt der Verband deutscher Seeschiffervereine danach, den Vor vierzig Jahren Gelo Kaemmel Erinnerungen von ^^LÄ Vor vierzig Jahren nichts erreicht worden war, sich im Gegenteil die frühere Geneigtheit der Einem Teil der seemännischen Bedenken gegen die neue Verordnung ist Neuerdings strebt der Verband deutscher Seeschiffervereine danach, den Vor vierzig Jahren Gelo Kaemmel Erinnerungen von ^^LÄ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0144" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/293763"/> <fw type="header" place="top"> Vor vierzig Jahren</fw><lb/> <p xml:id="ID_551" prev="#ID_550"> nichts erreicht worden war, sich im Gegenteil die frühere Geneigtheit der<lb/> nautischen Kreise mehr und mehr verlor, war die Verordnung der einzige<lb/> zweckmäßige Weg, endlich Klarheit zu schaffen.</p><lb/> <p xml:id="ID_552"> Einem Teil der seemännischen Bedenken gegen die neue Verordnung ist<lb/> dadurch die Spitze abgebrochen, daß die Verordnung ausdrücklich ein Jahr<lb/> lang die Befehlsworte „Links" und „Rechts," freilich nur in sinngemäßer<lb/> Auffassung: Bug nach links, Bug nach rechts — zuläßt. Dieses Übergangs¬<lb/> jahr verhütet also, daß der allzu schroffe Wechsel in der Bedeutung von<lb/> „Backbord" und „Steuerbord" Mißverständnisse anrichten könnte. Zum Um¬<lb/> lernen ist der einjährige Spielraum sehr wertvoll und als eine sehr gründlich<lb/> durchdachte Vorsichtsmaßregel aufzufassen, um so mehr, als sich das „Links"-<lb/> und „ Rechts "kommando in der Handelsmarine in den letzten Jahren schon<lb/> sehr fest eingebürgert hat, so fest, daß die Zeitschrift „Seefahrt" am 1. De¬<lb/> zember 1903 schon schrieb, „daß heute viele Seeleute gar nicht mehr begreifen<lb/> können, daß man jemals habe anders wie Rechts und Links kommandieren<lb/> können." Genau so wird es in wenig Jahren vom einheitlichen deutschen<lb/> Ruderbefehl heißen, er wird sich schnell einbürgern und bald allen deutschen<lb/> Seeleuten geläufig und genehm sein.</p><lb/> <p xml:id="ID_553"> Neuerdings strebt der Verband deutscher Seeschiffervereine danach, den<lb/> einheitlichen deutschen Ruderbefehl auch im Auslande einzuführen. In Frank¬<lb/> reich, Österreich-Ungarn, Schweden und Norwegen wird jetzt schon das¬<lb/> selbe sinngemäße Ruderkommando angewandt; daß England uns folgen wird,<lb/> darf man nicht annehmen und hat auch trotz der fremden Lotsen viel weniger<lb/> Bedeutung als der Wert des endlich zur Tat gewordnen einheitlichen deutschen<lb/> Nuderbefehls. So gut wie bisher die deutschen Kriegsschiffe werden sich auch<lb/> unsre Handelsschiffe künftig mit den fremden Lotsen zu verständigen wissen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Vor vierzig Jahren<lb/><note type="byline"> Gelo Kaemmel</note> Erinnerungen von </head><lb/> <p xml:id="ID_554" next="#ID_555"> ^^LÄ<lb/> W> er heute vierzig oder fünfzig Jahre zurückschauen kann, der hat<lb/> falls er sich einigermaßen klare Erinnerungen bewahrt hat und<lb/> dem Verlauf der Dinge mit einem gewissen Urteil gefolgt ist, das<lb/> auch irrtümlich gewesen sein kann, einer jüngern Generation<lb/> .1 manches Interessante zu erzählen. Mögen die äußern Tatsachen<lb/> auch allgemein bekannt sein, was übrigens auch bei Gebildeten oft in erstaunlich<lb/> geringem Maße der Fall ist, nicht ohne Mitschuld der Schule, die Eindrücke,<lb/> die sie auf die Mitlebenden gemacht, die Stimmungen, die sie erregt, den Ein¬<lb/> fluß, den diese Stimmungen unter Umständen auf den Verlauf der Dinge aus¬<lb/> geübt haben, das alles verfüllt rasch der Vergessenheit, obwohl es doch mich<lb/> zur Geschichte gehört, und damit verlieren auch die Dinge ihre lebendigen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0144]
Vor vierzig Jahren
nichts erreicht worden war, sich im Gegenteil die frühere Geneigtheit der
nautischen Kreise mehr und mehr verlor, war die Verordnung der einzige
zweckmäßige Weg, endlich Klarheit zu schaffen.
Einem Teil der seemännischen Bedenken gegen die neue Verordnung ist
dadurch die Spitze abgebrochen, daß die Verordnung ausdrücklich ein Jahr
lang die Befehlsworte „Links" und „Rechts," freilich nur in sinngemäßer
Auffassung: Bug nach links, Bug nach rechts — zuläßt. Dieses Übergangs¬
jahr verhütet also, daß der allzu schroffe Wechsel in der Bedeutung von
„Backbord" und „Steuerbord" Mißverständnisse anrichten könnte. Zum Um¬
lernen ist der einjährige Spielraum sehr wertvoll und als eine sehr gründlich
durchdachte Vorsichtsmaßregel aufzufassen, um so mehr, als sich das „Links"-
und „ Rechts "kommando in der Handelsmarine in den letzten Jahren schon
sehr fest eingebürgert hat, so fest, daß die Zeitschrift „Seefahrt" am 1. De¬
zember 1903 schon schrieb, „daß heute viele Seeleute gar nicht mehr begreifen
können, daß man jemals habe anders wie Rechts und Links kommandieren
können." Genau so wird es in wenig Jahren vom einheitlichen deutschen
Ruderbefehl heißen, er wird sich schnell einbürgern und bald allen deutschen
Seeleuten geläufig und genehm sein.
Neuerdings strebt der Verband deutscher Seeschiffervereine danach, den
einheitlichen deutschen Ruderbefehl auch im Auslande einzuführen. In Frank¬
reich, Österreich-Ungarn, Schweden und Norwegen wird jetzt schon das¬
selbe sinngemäße Ruderkommando angewandt; daß England uns folgen wird,
darf man nicht annehmen und hat auch trotz der fremden Lotsen viel weniger
Bedeutung als der Wert des endlich zur Tat gewordnen einheitlichen deutschen
Nuderbefehls. So gut wie bisher die deutschen Kriegsschiffe werden sich auch
unsre Handelsschiffe künftig mit den fremden Lotsen zu verständigen wissen.
Vor vierzig Jahren
Gelo Kaemmel Erinnerungen von
^^LÄ
W> er heute vierzig oder fünfzig Jahre zurückschauen kann, der hat
falls er sich einigermaßen klare Erinnerungen bewahrt hat und
dem Verlauf der Dinge mit einem gewissen Urteil gefolgt ist, das
auch irrtümlich gewesen sein kann, einer jüngern Generation
.1 manches Interessante zu erzählen. Mögen die äußern Tatsachen
auch allgemein bekannt sein, was übrigens auch bei Gebildeten oft in erstaunlich
geringem Maße der Fall ist, nicht ohne Mitschuld der Schule, die Eindrücke,
die sie auf die Mitlebenden gemacht, die Stimmungen, die sie erregt, den Ein¬
fluß, den diese Stimmungen unter Umständen auf den Verlauf der Dinge aus¬
geübt haben, das alles verfüllt rasch der Vergessenheit, obwohl es doch mich
zur Geschichte gehört, und damit verlieren auch die Dinge ihre lebendigen
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