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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr.

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Erinnerungen ans der Kriegsgefangenschaft in den Jahren 1.370 und 1.871,

französische Gloire war also weithin sichtbar, war auch ein Ziel vieler Spaziergänge;
denn von oben hatte man einen herrlichen Rundblick weithin auf und in die Berge,
euren Blick, der jederzeit wunderbar schön war, sowohl im Winter, wo alle Höhen
°o>i Schnee bedeckt waren, als nachher, wo überall das junge Grün hervorsproß.
6ur eine kleine Vergütung konnte man auch im Innern der Figur bis in den Kopf
hinaufsteigen und aus den Augen denselben Blick in die Weite noch schöner genießen.
neuern Stadtteile dehnen sich im Tale am Fuße des Hügels weithin, die Straßen
Md etwas breiter, doch nach Art der französischen Mittelstädte nicht sehr sauber.
Einigermaßen schön konnte man, damals wenigstens, nur die große, mit einem
herrlichen Mvnumentalbrnnnen geschmückte Place du Breuil vor dem Palaste des
Hrcifekten und den Platz vor dem Bahnhof nennen; das waren auch die beiden
Plätze, auf denen sich die feine Welt aus den etwa zwanzigtausend Bewohnern der
^ende manchmal zu einer Art Korso zusammenfand, dort stellte sich die Mrcls nationale
Zu Appellen und Exerzitien auf usw.

In den nächsten Tagen nach unsrer Ankunft und in den folgenden Wochen
es Dezembers kamen noch eine Anzahl verschiedner deutscher Offiziere zu den schon
h^r weilenden hinzu, sodaß es gegen Ende Dezember siebzig kriegsgefangne Offiziere
u> Le Puy gab; außer im Hotel du Nord wohnten etliche noch in einem andern
^odei, piete bezogen allmählich Privatwohnungen. Es waren so ziemlich alle Land-
i^sten Deutschlands und alle Waffengattungen vertreten, und so hatte man im
^erkehr untereinander, der sich von Anfang an sehr freundschaftlich gestaltete, Ge-
egenheit, mit den verschiedensten Menschen aus den verschiedensten Lebenskreisen
^Ujaminenzukommen und vielerlei Anschauungen kennen zu lernen. Großes Interesse
hat es mir als Norddeutschen, der ich vor dem Feldzuge noch nie außerhalb meiner
Heimntprovinz gelebt hatte, besonders gewährt, mit einer Anzahl bayrischer Offiziere,
ünientlich einigen echten Altbayern, zu Verkehren und die Kriegserlebnisse und
Weltanschauungen mit ihnen auszutauschen. Nicht nur der mir noch ganz fremde
""d doch gleich sehr sympathische altbnyrische Dialekt, ihr herzliches "Grüß Gott,"
)r lebhaftes "Dös wenn i gewußt hätt" und manches andre ist mir in lebhaftester'nnnerung geblieben und klingt mir immer uoch in den Ohren; auch ihre religiösen
' uipfindnngen und ihre politischen Ansichten, ihren teilweise recht engen Partikularismus
erkunden mit deutschem Patriotismus, ihre Verehrung für ihren jungen König und
a 'gleich doch auch für den greisen König Wilhelm, in manchem lebhaften Gespräche
d-,-"^ ""^ würdigen zu lernen, ist mir sehr lehrreich und für die Erweiterung
s eignen Gesichtskreises nützlich gewesen,

schiff große Anzahl Kapitäne und Steuermänner von ^deutschen Handels¬
zins ' ^ ^ Franzosen gekapert hatten, waren als "Offiziere" in Le Puy interniert
. verkehrten also auch wohl mit uns! dieselbe Notlage führt eben die Leidens-
srli ^"6 zusammen. Mit besonderm Interesse erinnere ich mich noch eines
ziemlich bejahrten Kapitäns eines Bremer Vollschiffs, der mit seinem Stener-
eine Zeit lang an demselben Tische mit mir speiste, sodnß wir uns viel
^erhielten, und ich gar oft der Erzählung von seinen mancherlei Erlebnissen in
Weltteilen und auf allen Ozeanen lauschte,

gefies ^ ""^ Weihnachten wohnte ich im Hotel du Nord. In mancher Beziehung
dix .. das Leben dort, d. h. der Verkehr mit den verschiednen Kameraden und
der listige Unterhaltung, recht gut; doch behagte mir je länger desto weniger
Wie . ^"i>. daß ich nie für mich allein sein, still lesen oder schreiben oder sonst-
- "und ernsthaft beschäftigen konnte. Und ich war doch bald auf den Gedanken
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^ innen, gleichsam aus der Not eine Tugend zu machen und die unfreiwillige
eclat' s ^'"^ bessern Erlernen der französischen Sprache zu verwerten. Dazu bot das
sich 7 Leben, das eine eigentliche französische Unterhaltung doch nur wenig mit
P j ^ehre, nicht viele Gelegenheit; so wollte ich durch Bücher und womöglich durch
. <°/""terricht gründlicher und mehr Französisch zu lernen suchen und wollte also
-.arbeitDeshalb wohnte ich von Weihnachten an in einer nil^indrs Karnis, d. h.


Erinnerungen ans der Kriegsgefangenschaft in den Jahren 1.370 und 1.871,

französische Gloire war also weithin sichtbar, war auch ein Ziel vieler Spaziergänge;
denn von oben hatte man einen herrlichen Rundblick weithin auf und in die Berge,
euren Blick, der jederzeit wunderbar schön war, sowohl im Winter, wo alle Höhen
°o>i Schnee bedeckt waren, als nachher, wo überall das junge Grün hervorsproß.
6ur eine kleine Vergütung konnte man auch im Innern der Figur bis in den Kopf
hinaufsteigen und aus den Augen denselben Blick in die Weite noch schöner genießen.
neuern Stadtteile dehnen sich im Tale am Fuße des Hügels weithin, die Straßen
Md etwas breiter, doch nach Art der französischen Mittelstädte nicht sehr sauber.
Einigermaßen schön konnte man, damals wenigstens, nur die große, mit einem
herrlichen Mvnumentalbrnnnen geschmückte Place du Breuil vor dem Palaste des
Hrcifekten und den Platz vor dem Bahnhof nennen; das waren auch die beiden
Plätze, auf denen sich die feine Welt aus den etwa zwanzigtausend Bewohnern der
^ende manchmal zu einer Art Korso zusammenfand, dort stellte sich die Mrcls nationale
Zu Appellen und Exerzitien auf usw.

In den nächsten Tagen nach unsrer Ankunft und in den folgenden Wochen
es Dezembers kamen noch eine Anzahl verschiedner deutscher Offiziere zu den schon
h^r weilenden hinzu, sodaß es gegen Ende Dezember siebzig kriegsgefangne Offiziere
u> Le Puy gab; außer im Hotel du Nord wohnten etliche noch in einem andern
^odei, piete bezogen allmählich Privatwohnungen. Es waren so ziemlich alle Land-
i^sten Deutschlands und alle Waffengattungen vertreten, und so hatte man im
^erkehr untereinander, der sich von Anfang an sehr freundschaftlich gestaltete, Ge-
egenheit, mit den verschiedensten Menschen aus den verschiedensten Lebenskreisen
^Ujaminenzukommen und vielerlei Anschauungen kennen zu lernen. Großes Interesse
hat es mir als Norddeutschen, der ich vor dem Feldzuge noch nie außerhalb meiner
Heimntprovinz gelebt hatte, besonders gewährt, mit einer Anzahl bayrischer Offiziere,
ünientlich einigen echten Altbayern, zu Verkehren und die Kriegserlebnisse und
Weltanschauungen mit ihnen auszutauschen. Nicht nur der mir noch ganz fremde
""d doch gleich sehr sympathische altbnyrische Dialekt, ihr herzliches „Grüß Gott,"
)r lebhaftes „Dös wenn i gewußt hätt" und manches andre ist mir in lebhaftester'nnnerung geblieben und klingt mir immer uoch in den Ohren; auch ihre religiösen
' uipfindnngen und ihre politischen Ansichten, ihren teilweise recht engen Partikularismus
erkunden mit deutschem Patriotismus, ihre Verehrung für ihren jungen König und
a 'gleich doch auch für den greisen König Wilhelm, in manchem lebhaften Gespräche
d-,-"^ ""^ würdigen zu lernen, ist mir sehr lehrreich und für die Erweiterung
s eignen Gesichtskreises nützlich gewesen,

schiff große Anzahl Kapitäne und Steuermänner von ^deutschen Handels¬
zins ' ^ ^ Franzosen gekapert hatten, waren als „Offiziere" in Le Puy interniert
. verkehrten also auch wohl mit uns! dieselbe Notlage führt eben die Leidens-
srli ^"6 zusammen. Mit besonderm Interesse erinnere ich mich noch eines
ziemlich bejahrten Kapitäns eines Bremer Vollschiffs, der mit seinem Stener-
eine Zeit lang an demselben Tische mit mir speiste, sodnß wir uns viel
^erhielten, und ich gar oft der Erzählung von seinen mancherlei Erlebnissen in
Weltteilen und auf allen Ozeanen lauschte,

gefies ^ ""^ Weihnachten wohnte ich im Hotel du Nord. In mancher Beziehung
dix .. das Leben dort, d. h. der Verkehr mit den verschiednen Kameraden und
der listige Unterhaltung, recht gut; doch behagte mir je länger desto weniger
Wie . ^"i>. daß ich nie für mich allein sein, still lesen oder schreiben oder sonst-
- "und ernsthaft beschäftigen konnte. Und ich war doch bald auf den Gedanken
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^ innen, gleichsam aus der Not eine Tugend zu machen und die unfreiwillige
eclat' s ^'"^ bessern Erlernen der französischen Sprache zu verwerten. Dazu bot das
sich 7 Leben, das eine eigentliche französische Unterhaltung doch nur wenig mit
P j ^ehre, nicht viele Gelegenheit; so wollte ich durch Bücher und womöglich durch
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[0787] Erinnerungen ans der Kriegsgefangenschaft in den Jahren 1.370 und 1.871, französische Gloire war also weithin sichtbar, war auch ein Ziel vieler Spaziergänge; denn von oben hatte man einen herrlichen Rundblick weithin auf und in die Berge, euren Blick, der jederzeit wunderbar schön war, sowohl im Winter, wo alle Höhen °o>i Schnee bedeckt waren, als nachher, wo überall das junge Grün hervorsproß. 6ur eine kleine Vergütung konnte man auch im Innern der Figur bis in den Kopf hinaufsteigen und aus den Augen denselben Blick in die Weite noch schöner genießen. neuern Stadtteile dehnen sich im Tale am Fuße des Hügels weithin, die Straßen Md etwas breiter, doch nach Art der französischen Mittelstädte nicht sehr sauber. Einigermaßen schön konnte man, damals wenigstens, nur die große, mit einem herrlichen Mvnumentalbrnnnen geschmückte Place du Breuil vor dem Palaste des Hrcifekten und den Platz vor dem Bahnhof nennen; das waren auch die beiden Plätze, auf denen sich die feine Welt aus den etwa zwanzigtausend Bewohnern der ^ende manchmal zu einer Art Korso zusammenfand, dort stellte sich die Mrcls nationale Zu Appellen und Exerzitien auf usw. In den nächsten Tagen nach unsrer Ankunft und in den folgenden Wochen es Dezembers kamen noch eine Anzahl verschiedner deutscher Offiziere zu den schon h^r weilenden hinzu, sodaß es gegen Ende Dezember siebzig kriegsgefangne Offiziere u> Le Puy gab; außer im Hotel du Nord wohnten etliche noch in einem andern ^odei, piete bezogen allmählich Privatwohnungen. Es waren so ziemlich alle Land- i^sten Deutschlands und alle Waffengattungen vertreten, und so hatte man im ^erkehr untereinander, der sich von Anfang an sehr freundschaftlich gestaltete, Ge- egenheit, mit den verschiedensten Menschen aus den verschiedensten Lebenskreisen ^Ujaminenzukommen und vielerlei Anschauungen kennen zu lernen. Großes Interesse hat es mir als Norddeutschen, der ich vor dem Feldzuge noch nie außerhalb meiner Heimntprovinz gelebt hatte, besonders gewährt, mit einer Anzahl bayrischer Offiziere, ünientlich einigen echten Altbayern, zu Verkehren und die Kriegserlebnisse und Weltanschauungen mit ihnen auszutauschen. Nicht nur der mir noch ganz fremde ""d doch gleich sehr sympathische altbnyrische Dialekt, ihr herzliches „Grüß Gott," )r lebhaftes „Dös wenn i gewußt hätt" und manches andre ist mir in lebhaftester'nnnerung geblieben und klingt mir immer uoch in den Ohren; auch ihre religiösen ' uipfindnngen und ihre politischen Ansichten, ihren teilweise recht engen Partikularismus erkunden mit deutschem Patriotismus, ihre Verehrung für ihren jungen König und a 'gleich doch auch für den greisen König Wilhelm, in manchem lebhaften Gespräche d-,-"^ ""^ würdigen zu lernen, ist mir sehr lehrreich und für die Erweiterung s eignen Gesichtskreises nützlich gewesen, schiff große Anzahl Kapitäne und Steuermänner von ^deutschen Handels¬ zins ' ^ ^ Franzosen gekapert hatten, waren als „Offiziere" in Le Puy interniert . verkehrten also auch wohl mit uns! dieselbe Notlage führt eben die Leidens- srli ^"6 zusammen. Mit besonderm Interesse erinnere ich mich noch eines ziemlich bejahrten Kapitäns eines Bremer Vollschiffs, der mit seinem Stener- eine Zeit lang an demselben Tische mit mir speiste, sodnß wir uns viel ^erhielten, und ich gar oft der Erzählung von seinen mancherlei Erlebnissen in Weltteilen und auf allen Ozeanen lauschte, gefies ^ ""^ Weihnachten wohnte ich im Hotel du Nord. In mancher Beziehung dix .. das Leben dort, d. h. der Verkehr mit den verschiednen Kameraden und der listige Unterhaltung, recht gut; doch behagte mir je länger desto weniger Wie . ^"i>. daß ich nie für mich allein sein, still lesen oder schreiben oder sonst- - "und ernsthaft beschäftigen konnte. Und ich war doch bald auf den Gedanken ?."0nule>, ^,l->!^c___ ...-> -?-.,^»„5> .„^Ko,, ,,„K K!o i„ik^„ne,!M^,a ^ innen, gleichsam aus der Not eine Tugend zu machen und die unfreiwillige eclat' s ^'"^ bessern Erlernen der französischen Sprache zu verwerten. Dazu bot das sich 7 Leben, das eine eigentliche französische Unterhaltung doch nur wenig mit P j ^ehre, nicht viele Gelegenheit; so wollte ich durch Bücher und womöglich durch . <°/""terricht gründlicher und mehr Französisch zu lernen suchen und wollte also -.arbeitDeshalb wohnte ich von Weihnachten an in einer nil^indrs Karnis, d. h.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_292796/787>, abgerufen am 23.07.2024.