Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr.![]() Das Königreich Italien und das papsttun: von Gelo Zsaemmel n dem Aufsatz "Papst Pius der Zehntes mit dem Joseph Mayer Joseph Mayer betrachtet die Einziehung der Kirchengüter und des Kirchen¬ Grenzboten I 1904 98
![]() Das Königreich Italien und das papsttun: von Gelo Zsaemmel n dem Aufsatz „Papst Pius der Zehntes mit dem Joseph Mayer Joseph Mayer betrachtet die Einziehung der Kirchengüter und des Kirchen¬ Grenzboten I 1904 98
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[Abbildung]
Das Königreich Italien und das papsttun:
von Gelo Zsaemmel
n dem Aufsatz „Papst Pius der Zehntes mit dem Joseph Mayer
in Nummer 10 der Grenzboten eine neue Reihe seiner interessante»
Artikel „Catholica" einleitet, gibt er eine anziehende Charakteristik
des gegenwärtigen Papstes und seiner bisherigen Politik ans
Grund einer offenbar sehr weit hinaufreichenden Kenntnis vom
Standpunkte der Kurie aus. Da er dabei von zwei meiner eignen Artikel
ausgeht, so mag es gestattet sein, im Anschluß daran einige Punkte seiner
Ausführungen schärfer zu beleuchten, nicht deshalb, weil dem vortrefflich
unterrichteten römischen Verfasser diese Dinge unbekannt wären, sondern nur,
Um zu zeigen, wie sich die von ihm berührten Verhältnisse und Ereignisse von
euiem andern Standpunkt aus gesehen ausnehmen, der auch seine Berechtigung
und jedenfalls den Vorzug hat, der historischen Entwicklung ihr gutes Recht
Zu wahren.
Joseph Mayer betrachtet die Einziehung der Kirchengüter und des Kirchen¬
staats als einen „Raub," und das war sie wirklich vom Standpunkte der
Kirche ans. Es fragt sich nur, ob dieser abstrakte Nechtsstandpunkt der ma߬
gebende, ob er historisch überhaupt haltbar ist. Die Geschichte bewegt sich be¬
kanntlich nicht selten in Nechtsbrüchen vorwärts, dann nämlich, wenn das gel¬
tende, das positive Recht den neuen oder veränderten Bedürfnissen eines Volks
widerspricht und sich auf rechtlichem, gesetz- oder vertragsmäßigen Wege nicht
andern läßt. Deshalb sind die Kirchengüter, deren Charakter sie ja der freien
wirtschaftlichen Entwicklung entzieht, in allen europäischen Kulturstaaten ge¬
legentlich eingezogen worden, nämlich dann, wenn jener Widerspruch zu grell
geworden war, oder wenn dringende Staatsbedürfnisse das forderten. Das ist
^ Deutschland seit der Reformationszeit nach und nach geschehen, in Frank¬
reich durch die Revolution mit einem Schlage, und dort beruht darauf die Be¬
kundung eines freien Bauernstandes, in Deutschland die notwendige Steigerung
der landesherrlichen Gewalt.
Grenzboten I 1904 98
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