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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr.

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Die Klabunkerstraße

Elsie aber kam sich vor wie eine Gefangne. Jedermann lobte sie, daß sie
Mh der alten Tante widmete; und von ihrer Mutter erhielt sie einen freundlichen
Brief nach dem andern. Wenn aber draußen der warme Sonnenschein auf dem
Garten lag, und sie nur dann hinauskonnte, wenn sie die alte Tante vorsichtig
führen mußte, dann überkam sie oft die Sehnsucht, in die Welt zu laufen. Dorthin,
wo es kein Kloster und keine alten Tanten gab.

Schöne Sonne! sagte Tante Amalie noch einmal. Dann legte sie sich in die
Bank zurück und schlief ein. Das war ihre Gewohnheit, und Elsie mußte still
bei ihr sitzen.

Aus der Ferne klangen Stimmen, vom Pachthof her rollten Wagen, und man
hörte das Traben von Pferden. Sogar hier auf dem Kloster gab es noch Leben
und Bewegung, nur Elsie spürte sie nicht. Sie war alt geworden, wie die Alten
um sie her. Auch sie senkte den Kopf auf die Brust; über sie kam aber nicht der
Friede des Schlafes, sondern eine tiefe Traurigkeit. Deshalb hörte sie nicht, daß
sich ein leiser Schritt näherte, und fuhr zusammen, als sie angeredet wurde.

Nun, Fräulein Elsie, schlafen Sie ebenso fest wie Ihre Tante?

Alois Heinemann setzte sich vorsichtig neben sie und betrachtete sie lächelnd,
während ihre tiefe Traurigkeit auf leichten Schwingen davonflatterte.

Ich habe Sie sehr lange nicht gesehen, Herr Heinemann, sagte sie, um nur
etwas zu sagen.

Besuchen Sie mich doch einmal! flüsterte er. Ich arbeite jetzt täglich in der
Klosterkirche, und ein Kollege von mir hat ein großes Wandbild entworfen, das
Sie sich notwendig ansehen müssen. Es wird sehr schön werden!

Und was arbeiten Sie?

Er zuckte die Achseln. Ich habe die ganze Sache zu beaufsichtigen und male
hier und dort einen kleinen Engel. Wollen Sie mir nicht einmal Modell zu einem
dieser kleinen Kerle sitzen?

Ich? Sie machte große Augen. Ich bin doch kein Engel!

Das glaube ich schon! entgegnete er lachend. Aber wenn ich Sie nun ein
wenig idealisiere, dann könnte doch noch ein schöner weißer erwachsener Engel mit
Nügeln aus Ihnen werden!

Eine Weile plauderte er in diesem Tone weiter. Dann stand er auf.

Nun muß ich aber in mein Kirchlein. Nicht wahr, Sie kommen einmal?

Er war mit freundlichem Gruß gegangen, und Elsie sah seiner schlanken Gestalt
so lange wie möglich nach. Dann blickte auch sie in die Sonne und fand die Welt
lehr schön geworden.

Fräulein von Werkentin schlief heute lüuger als gewöhnlich; gerade als Elsie
darüber nachdachte, ob sie sie wecken sollte, kam Melitta an ihnen vorüber. Sie
begrüßte Elsie zerstreut und sah suchend um sich.

Sage, ist Herr Heinemann nicht eben hier gewesen?

Sie sprach laut, und Fräulein von Werkentin fuhr mit einem Schreck auf.

Was wollen Sie? rief sie kläglich. Ich habe Sie nicht gerufen!

Elsie suchte sie zu beruhigen, und Melitta ging weiter, ohne eine Antwort
erhalten zu haben. Das junge Mädchen aber konnte ihre Frage nicht vergessen;
und noch spät am Abend mußte sie an die junge Frau denken. Sie hatte so
Wunderschön ausgesehen, so stolz und siegesgewiß. Wollte sie wieder ihre Hand
^>es dem Maler ausstrecken wie ehemals? -- Am Abend hatte Elsie immer Muße.
>;hre Taute und Auguste legten sich früh zur Ruhe, und Elsie hätte stundenlang
w! Kreuzgang und im Park wandern können. Doch um die Abendstunde schienen
ihr manchmal Schatten durch die Säulenreihen zu gleiten, und vom Kirchhof her
raschelte der Wind. Heute Abend aber prickelte die Unruhe in ihr, und sie dachte
uicht an die Schatten und an den raschelnden Wind. Eilig glitt sie durch den
Kreuzgang, stand unter den Bäumen des Parks und sah die Sterne durch das
Blätterdach funkeln.

Ob ehemals hier auch junge Füße gewandert waren, und junge Herzen ge-


Die Klabunkerstraße

Elsie aber kam sich vor wie eine Gefangne. Jedermann lobte sie, daß sie
Mh der alten Tante widmete; und von ihrer Mutter erhielt sie einen freundlichen
Brief nach dem andern. Wenn aber draußen der warme Sonnenschein auf dem
Garten lag, und sie nur dann hinauskonnte, wenn sie die alte Tante vorsichtig
führen mußte, dann überkam sie oft die Sehnsucht, in die Welt zu laufen. Dorthin,
wo es kein Kloster und keine alten Tanten gab.

Schöne Sonne! sagte Tante Amalie noch einmal. Dann legte sie sich in die
Bank zurück und schlief ein. Das war ihre Gewohnheit, und Elsie mußte still
bei ihr sitzen.

Aus der Ferne klangen Stimmen, vom Pachthof her rollten Wagen, und man
hörte das Traben von Pferden. Sogar hier auf dem Kloster gab es noch Leben
und Bewegung, nur Elsie spürte sie nicht. Sie war alt geworden, wie die Alten
um sie her. Auch sie senkte den Kopf auf die Brust; über sie kam aber nicht der
Friede des Schlafes, sondern eine tiefe Traurigkeit. Deshalb hörte sie nicht, daß
sich ein leiser Schritt näherte, und fuhr zusammen, als sie angeredet wurde.

Nun, Fräulein Elsie, schlafen Sie ebenso fest wie Ihre Tante?

Alois Heinemann setzte sich vorsichtig neben sie und betrachtete sie lächelnd,
während ihre tiefe Traurigkeit auf leichten Schwingen davonflatterte.

Ich habe Sie sehr lange nicht gesehen, Herr Heinemann, sagte sie, um nur
etwas zu sagen.

Besuchen Sie mich doch einmal! flüsterte er. Ich arbeite jetzt täglich in der
Klosterkirche, und ein Kollege von mir hat ein großes Wandbild entworfen, das
Sie sich notwendig ansehen müssen. Es wird sehr schön werden!

Und was arbeiten Sie?

Er zuckte die Achseln. Ich habe die ganze Sache zu beaufsichtigen und male
hier und dort einen kleinen Engel. Wollen Sie mir nicht einmal Modell zu einem
dieser kleinen Kerle sitzen?

Ich? Sie machte große Augen. Ich bin doch kein Engel!

Das glaube ich schon! entgegnete er lachend. Aber wenn ich Sie nun ein
wenig idealisiere, dann könnte doch noch ein schöner weißer erwachsener Engel mit
Nügeln aus Ihnen werden!

Eine Weile plauderte er in diesem Tone weiter. Dann stand er auf.

Nun muß ich aber in mein Kirchlein. Nicht wahr, Sie kommen einmal?

Er war mit freundlichem Gruß gegangen, und Elsie sah seiner schlanken Gestalt
so lange wie möglich nach. Dann blickte auch sie in die Sonne und fand die Welt
lehr schön geworden.

Fräulein von Werkentin schlief heute lüuger als gewöhnlich; gerade als Elsie
darüber nachdachte, ob sie sie wecken sollte, kam Melitta an ihnen vorüber. Sie
begrüßte Elsie zerstreut und sah suchend um sich.

Sage, ist Herr Heinemann nicht eben hier gewesen?

Sie sprach laut, und Fräulein von Werkentin fuhr mit einem Schreck auf.

Was wollen Sie? rief sie kläglich. Ich habe Sie nicht gerufen!

Elsie suchte sie zu beruhigen, und Melitta ging weiter, ohne eine Antwort
erhalten zu haben. Das junge Mädchen aber konnte ihre Frage nicht vergessen;
und noch spät am Abend mußte sie an die junge Frau denken. Sie hatte so
Wunderschön ausgesehen, so stolz und siegesgewiß. Wollte sie wieder ihre Hand
^>es dem Maler ausstrecken wie ehemals? — Am Abend hatte Elsie immer Muße.
>;hre Taute und Auguste legten sich früh zur Ruhe, und Elsie hätte stundenlang
w! Kreuzgang und im Park wandern können. Doch um die Abendstunde schienen
ihr manchmal Schatten durch die Säulenreihen zu gleiten, und vom Kirchhof her
raschelte der Wind. Heute Abend aber prickelte die Unruhe in ihr, und sie dachte
uicht an die Schatten und an den raschelnden Wind. Eilig glitt sie durch den
Kreuzgang, stand unter den Bäumen des Parks und sah die Sterne durch das
Blätterdach funkeln.

Ob ehemals hier auch junge Füße gewandert waren, und junge Herzen ge-


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[0741] Die Klabunkerstraße Elsie aber kam sich vor wie eine Gefangne. Jedermann lobte sie, daß sie Mh der alten Tante widmete; und von ihrer Mutter erhielt sie einen freundlichen Brief nach dem andern. Wenn aber draußen der warme Sonnenschein auf dem Garten lag, und sie nur dann hinauskonnte, wenn sie die alte Tante vorsichtig führen mußte, dann überkam sie oft die Sehnsucht, in die Welt zu laufen. Dorthin, wo es kein Kloster und keine alten Tanten gab. Schöne Sonne! sagte Tante Amalie noch einmal. Dann legte sie sich in die Bank zurück und schlief ein. Das war ihre Gewohnheit, und Elsie mußte still bei ihr sitzen. Aus der Ferne klangen Stimmen, vom Pachthof her rollten Wagen, und man hörte das Traben von Pferden. Sogar hier auf dem Kloster gab es noch Leben und Bewegung, nur Elsie spürte sie nicht. Sie war alt geworden, wie die Alten um sie her. Auch sie senkte den Kopf auf die Brust; über sie kam aber nicht der Friede des Schlafes, sondern eine tiefe Traurigkeit. Deshalb hörte sie nicht, daß sich ein leiser Schritt näherte, und fuhr zusammen, als sie angeredet wurde. Nun, Fräulein Elsie, schlafen Sie ebenso fest wie Ihre Tante? Alois Heinemann setzte sich vorsichtig neben sie und betrachtete sie lächelnd, während ihre tiefe Traurigkeit auf leichten Schwingen davonflatterte. Ich habe Sie sehr lange nicht gesehen, Herr Heinemann, sagte sie, um nur etwas zu sagen. Besuchen Sie mich doch einmal! flüsterte er. Ich arbeite jetzt täglich in der Klosterkirche, und ein Kollege von mir hat ein großes Wandbild entworfen, das Sie sich notwendig ansehen müssen. Es wird sehr schön werden! Und was arbeiten Sie? Er zuckte die Achseln. Ich habe die ganze Sache zu beaufsichtigen und male hier und dort einen kleinen Engel. Wollen Sie mir nicht einmal Modell zu einem dieser kleinen Kerle sitzen? Ich? Sie machte große Augen. Ich bin doch kein Engel! Das glaube ich schon! entgegnete er lachend. Aber wenn ich Sie nun ein wenig idealisiere, dann könnte doch noch ein schöner weißer erwachsener Engel mit Nügeln aus Ihnen werden! Eine Weile plauderte er in diesem Tone weiter. Dann stand er auf. Nun muß ich aber in mein Kirchlein. Nicht wahr, Sie kommen einmal? Er war mit freundlichem Gruß gegangen, und Elsie sah seiner schlanken Gestalt so lange wie möglich nach. Dann blickte auch sie in die Sonne und fand die Welt lehr schön geworden. Fräulein von Werkentin schlief heute lüuger als gewöhnlich; gerade als Elsie darüber nachdachte, ob sie sie wecken sollte, kam Melitta an ihnen vorüber. Sie begrüßte Elsie zerstreut und sah suchend um sich. Sage, ist Herr Heinemann nicht eben hier gewesen? Sie sprach laut, und Fräulein von Werkentin fuhr mit einem Schreck auf. Was wollen Sie? rief sie kläglich. Ich habe Sie nicht gerufen! Elsie suchte sie zu beruhigen, und Melitta ging weiter, ohne eine Antwort erhalten zu haben. Das junge Mädchen aber konnte ihre Frage nicht vergessen; und noch spät am Abend mußte sie an die junge Frau denken. Sie hatte so Wunderschön ausgesehen, so stolz und siegesgewiß. Wollte sie wieder ihre Hand ^>es dem Maler ausstrecken wie ehemals? — Am Abend hatte Elsie immer Muße. >;hre Taute und Auguste legten sich früh zur Ruhe, und Elsie hätte stundenlang w! Kreuzgang und im Park wandern können. Doch um die Abendstunde schienen ihr manchmal Schatten durch die Säulenreihen zu gleiten, und vom Kirchhof her raschelte der Wind. Heute Abend aber prickelte die Unruhe in ihr, und sie dachte uicht an die Schatten und an den raschelnden Wind. Eilig glitt sie durch den Kreuzgang, stand unter den Bäumen des Parks und sah die Sterne durch das Blätterdach funkeln. Ob ehemals hier auch junge Füße gewandert waren, und junge Herzen ge-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_292796/741>, abgerufen am 29.09.2024.