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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr.

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Die Rlabunkerstraße

Wir müssen die Sachen hinnehmen, wie sie sind, sagte sie ausweichend. Wenn
es dir recht ist, Lolo, dann lassen wir dieses Thema unberührt.

Die beiden Damen gingen wieder dem Hause zu. Lolo setzte noch einigemal
zum Sprechen an, dann sah sie in Astas strenges Gesicht und schwieg. Es war nicht
ihre Angelegenheit, und ihr Murr war dafür, sich nicht einzumischen, wo eine Ein¬
mischung nicht verlangt wurde. Das war ein bequemer Grundsatz, ebenso bequem
wie der von Asta, daß man die Dinge hinnehmen müßte, wie sie eben wären.
Aber wir sind alle bequem und scheuen uns, an etwas zu denken, das uns Unbe¬
hagen verursachen könnte.

Als Lolo am nächsten Tage im offnen Landauer des Klosterpächters zur Bahn
gebracht wurde, und ihre Tochter sie begleitete, berührte sie plötzlich den Arm des
Kutschers mit ihrem Schirm.

Können wir über den Hof Moorheide fahren?

Der Mann drehte sich halb um.

Das ist ein großer Umweg, gnädige Frau, und dazu haben wir keine Zeit.

Müde legte sich die Baronin, zurück.

Nun, dann fahren Sie schnell zur Bahn!

Elsie hatte ihre Mutter erstaunt angesehen, nun rückte sie ihr näher.

Ans Moorheide wohnt Tante Elisabeth, nicht wahr?

Die Gefragte seufzte. Sie wohnt dort, aber ist, wie du hörst, nnr auf einem
Umwege zu erreichen. Dein Vater aber wäre nicht für Umwege.

Mutter und Tochter fuhren schweigend auf der Landstraße weiter. Hier
waren flache Felder im frischen Grün, blühende Hecken und gerade gepflanzte
Bäume, eine bescheidne Landschaft mit bescheidnen Reizen. Aber der Himmel, der
sich über sie spannte, war weit, und die Ferne begrenzten die Heidehügel.

Träumerisch sah Elsie vor sich hin. Mit achtzehn Jahren strebt man in die
Weite, und das, was gewesen ist, macht auf das Herz wenig Eindruck. Wohl
entsann sie sich des Dovenhofes und der wunderlichen Dinge, die dort geschehen
waren. Aber es mochte von ihrer Krankheit herrühren, daß alles nur noch in
verschwommener Ferne lag. Als Tante Elisabeth mit den .Kindern den Hof ver¬
lassen hatte, war anch sie bald von einer alten Dienerin abgeholt und auf die
Wolffenburg gebracht worden. Auch Herr Heinemann war verschwunden, und
Melitta hatte ihren Onkel Wolf geheiratet. Es war alles rätselhaft gewesen, wer
aber fragt in der Jugend uach Rätseln und ihrer Losung? Zuerst hatte sie sich
wohl bei ihrer Mutter erkundigt, wie denn alles zugegangen sei, dann aber die
Antwort erhalten, wenn sie größer wäre, sollte sie alles erfahren.

Mutterchen, hattest du Tante Elisabeth nicht sehr gern? fragte sie jetzt.

Gewiß, liebes Kind.

Lieber als Tante Melitta?

Lolo warf den Kopf zurück. Ich habe Fräulein von Hagenau zuerst Wohl
gern gehabt, später aber nicht mehr. Im übrigen ist sie Onkel Wolfs Frau und
gehört zur Familie. Also müssen wir sie nehmen, wie sie ist, und solltest du sie
bei Tante Asta treffen, dann mußt du höflich gegen sie sein. Auf die Wolffenburg
Wird sie schwerlich eingeladen werden. Sieh, dort kommt schon der Bahnhof mit
seinem roten Dach, und der Zug dampft herbei. Wir haben wirklich wenig Zeit! Nun,
Kindchen, sei brav und gut, schreibe deiner alten Mutter nicht zu selten, und verliebe
dich nicht allzusehr in irgend jemand. Du hast ein so schwärmerisches Gemüt!

Du hast mir einen Kandidaten erlaubt! sagte Elsie lachend, und die Mutter
schlug sie leicht auf die Wange.

Du weißt, deine alte Mama spricht manchmal Unsinn. Das kommt daher,
weil ich noch aus der Zeit stamme, wo man lustig sein durfte. Heutzutage ist die
junge Welt viel vernünftiger!

Nach einem zärtlichen Abschied fuhr Elsie bald denselben Weg zurück. Mit
schwerem Herzen und Tränen in den Augen. Die Aussicht, eine längere Zeit bei
der Tante Äbtissin bleiben zu müssen, beglückte sie nicht. Sie kannte die Tante


Die Rlabunkerstraße

Wir müssen die Sachen hinnehmen, wie sie sind, sagte sie ausweichend. Wenn
es dir recht ist, Lolo, dann lassen wir dieses Thema unberührt.

Die beiden Damen gingen wieder dem Hause zu. Lolo setzte noch einigemal
zum Sprechen an, dann sah sie in Astas strenges Gesicht und schwieg. Es war nicht
ihre Angelegenheit, und ihr Murr war dafür, sich nicht einzumischen, wo eine Ein¬
mischung nicht verlangt wurde. Das war ein bequemer Grundsatz, ebenso bequem
wie der von Asta, daß man die Dinge hinnehmen müßte, wie sie eben wären.
Aber wir sind alle bequem und scheuen uns, an etwas zu denken, das uns Unbe¬
hagen verursachen könnte.

Als Lolo am nächsten Tage im offnen Landauer des Klosterpächters zur Bahn
gebracht wurde, und ihre Tochter sie begleitete, berührte sie plötzlich den Arm des
Kutschers mit ihrem Schirm.

Können wir über den Hof Moorheide fahren?

Der Mann drehte sich halb um.

Das ist ein großer Umweg, gnädige Frau, und dazu haben wir keine Zeit.

Müde legte sich die Baronin, zurück.

Nun, dann fahren Sie schnell zur Bahn!

Elsie hatte ihre Mutter erstaunt angesehen, nun rückte sie ihr näher.

Ans Moorheide wohnt Tante Elisabeth, nicht wahr?

Die Gefragte seufzte. Sie wohnt dort, aber ist, wie du hörst, nnr auf einem
Umwege zu erreichen. Dein Vater aber wäre nicht für Umwege.

Mutter und Tochter fuhren schweigend auf der Landstraße weiter. Hier
waren flache Felder im frischen Grün, blühende Hecken und gerade gepflanzte
Bäume, eine bescheidne Landschaft mit bescheidnen Reizen. Aber der Himmel, der
sich über sie spannte, war weit, und die Ferne begrenzten die Heidehügel.

Träumerisch sah Elsie vor sich hin. Mit achtzehn Jahren strebt man in die
Weite, und das, was gewesen ist, macht auf das Herz wenig Eindruck. Wohl
entsann sie sich des Dovenhofes und der wunderlichen Dinge, die dort geschehen
waren. Aber es mochte von ihrer Krankheit herrühren, daß alles nur noch in
verschwommener Ferne lag. Als Tante Elisabeth mit den .Kindern den Hof ver¬
lassen hatte, war anch sie bald von einer alten Dienerin abgeholt und auf die
Wolffenburg gebracht worden. Auch Herr Heinemann war verschwunden, und
Melitta hatte ihren Onkel Wolf geheiratet. Es war alles rätselhaft gewesen, wer
aber fragt in der Jugend uach Rätseln und ihrer Losung? Zuerst hatte sie sich
wohl bei ihrer Mutter erkundigt, wie denn alles zugegangen sei, dann aber die
Antwort erhalten, wenn sie größer wäre, sollte sie alles erfahren.

Mutterchen, hattest du Tante Elisabeth nicht sehr gern? fragte sie jetzt.

Gewiß, liebes Kind.

Lieber als Tante Melitta?

Lolo warf den Kopf zurück. Ich habe Fräulein von Hagenau zuerst Wohl
gern gehabt, später aber nicht mehr. Im übrigen ist sie Onkel Wolfs Frau und
gehört zur Familie. Also müssen wir sie nehmen, wie sie ist, und solltest du sie
bei Tante Asta treffen, dann mußt du höflich gegen sie sein. Auf die Wolffenburg
Wird sie schwerlich eingeladen werden. Sieh, dort kommt schon der Bahnhof mit
seinem roten Dach, und der Zug dampft herbei. Wir haben wirklich wenig Zeit! Nun,
Kindchen, sei brav und gut, schreibe deiner alten Mutter nicht zu selten, und verliebe
dich nicht allzusehr in irgend jemand. Du hast ein so schwärmerisches Gemüt!

Du hast mir einen Kandidaten erlaubt! sagte Elsie lachend, und die Mutter
schlug sie leicht auf die Wange.

Du weißt, deine alte Mama spricht manchmal Unsinn. Das kommt daher,
weil ich noch aus der Zeit stamme, wo man lustig sein durfte. Heutzutage ist die
junge Welt viel vernünftiger!

Nach einem zärtlichen Abschied fuhr Elsie bald denselben Weg zurück. Mit
schwerem Herzen und Tränen in den Augen. Die Aussicht, eine längere Zeit bei
der Tante Äbtissin bleiben zu müssen, beglückte sie nicht. Sie kannte die Tante


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[0556] Die Rlabunkerstraße Wir müssen die Sachen hinnehmen, wie sie sind, sagte sie ausweichend. Wenn es dir recht ist, Lolo, dann lassen wir dieses Thema unberührt. Die beiden Damen gingen wieder dem Hause zu. Lolo setzte noch einigemal zum Sprechen an, dann sah sie in Astas strenges Gesicht und schwieg. Es war nicht ihre Angelegenheit, und ihr Murr war dafür, sich nicht einzumischen, wo eine Ein¬ mischung nicht verlangt wurde. Das war ein bequemer Grundsatz, ebenso bequem wie der von Asta, daß man die Dinge hinnehmen müßte, wie sie eben wären. Aber wir sind alle bequem und scheuen uns, an etwas zu denken, das uns Unbe¬ hagen verursachen könnte. Als Lolo am nächsten Tage im offnen Landauer des Klosterpächters zur Bahn gebracht wurde, und ihre Tochter sie begleitete, berührte sie plötzlich den Arm des Kutschers mit ihrem Schirm. Können wir über den Hof Moorheide fahren? Der Mann drehte sich halb um. Das ist ein großer Umweg, gnädige Frau, und dazu haben wir keine Zeit. Müde legte sich die Baronin, zurück. Nun, dann fahren Sie schnell zur Bahn! Elsie hatte ihre Mutter erstaunt angesehen, nun rückte sie ihr näher. Ans Moorheide wohnt Tante Elisabeth, nicht wahr? Die Gefragte seufzte. Sie wohnt dort, aber ist, wie du hörst, nnr auf einem Umwege zu erreichen. Dein Vater aber wäre nicht für Umwege. Mutter und Tochter fuhren schweigend auf der Landstraße weiter. Hier waren flache Felder im frischen Grün, blühende Hecken und gerade gepflanzte Bäume, eine bescheidne Landschaft mit bescheidnen Reizen. Aber der Himmel, der sich über sie spannte, war weit, und die Ferne begrenzten die Heidehügel. Träumerisch sah Elsie vor sich hin. Mit achtzehn Jahren strebt man in die Weite, und das, was gewesen ist, macht auf das Herz wenig Eindruck. Wohl entsann sie sich des Dovenhofes und der wunderlichen Dinge, die dort geschehen waren. Aber es mochte von ihrer Krankheit herrühren, daß alles nur noch in verschwommener Ferne lag. Als Tante Elisabeth mit den .Kindern den Hof ver¬ lassen hatte, war anch sie bald von einer alten Dienerin abgeholt und auf die Wolffenburg gebracht worden. Auch Herr Heinemann war verschwunden, und Melitta hatte ihren Onkel Wolf geheiratet. Es war alles rätselhaft gewesen, wer aber fragt in der Jugend uach Rätseln und ihrer Losung? Zuerst hatte sie sich wohl bei ihrer Mutter erkundigt, wie denn alles zugegangen sei, dann aber die Antwort erhalten, wenn sie größer wäre, sollte sie alles erfahren. Mutterchen, hattest du Tante Elisabeth nicht sehr gern? fragte sie jetzt. Gewiß, liebes Kind. Lieber als Tante Melitta? Lolo warf den Kopf zurück. Ich habe Fräulein von Hagenau zuerst Wohl gern gehabt, später aber nicht mehr. Im übrigen ist sie Onkel Wolfs Frau und gehört zur Familie. Also müssen wir sie nehmen, wie sie ist, und solltest du sie bei Tante Asta treffen, dann mußt du höflich gegen sie sein. Auf die Wolffenburg Wird sie schwerlich eingeladen werden. Sieh, dort kommt schon der Bahnhof mit seinem roten Dach, und der Zug dampft herbei. Wir haben wirklich wenig Zeit! Nun, Kindchen, sei brav und gut, schreibe deiner alten Mutter nicht zu selten, und verliebe dich nicht allzusehr in irgend jemand. Du hast ein so schwärmerisches Gemüt! Du hast mir einen Kandidaten erlaubt! sagte Elsie lachend, und die Mutter schlug sie leicht auf die Wange. Du weißt, deine alte Mama spricht manchmal Unsinn. Das kommt daher, weil ich noch aus der Zeit stamme, wo man lustig sein durfte. Heutzutage ist die junge Welt viel vernünftiger! Nach einem zärtlichen Abschied fuhr Elsie bald denselben Weg zurück. Mit schwerem Herzen und Tränen in den Augen. Die Aussicht, eine längere Zeit bei der Tante Äbtissin bleiben zu müssen, beglückte sie nicht. Sie kannte die Tante

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_292796/556>, abgerufen am 23.07.2024.