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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

für die Elektrizität müssen sich Vorteile für die Zukunft aus den so überaus günstigen
Versuchen ergeben. Ganz abgesehen von der Schnelligkeit wird die Bedeutung der
Elektrizität als wichtigste Zugkraft in den Vordergrund treten und namentlich bei
neuen Linien in Rechnung gezogen werden. So geht man jetzt in Osterreich daran,
sür die Alpenlinien der Staatsbahn Entwürfe ausarbeiten zu lassen, um die dortigen
ungeheuern Wasserkräfte für den elektrischen Zugbetrieb nutzbar zu machen. Das
hat nun allerdings mit der Schnellbahn zunächst nichts zu tun; sür die Einführung
solcher wird das Bedürfnis maßgebend fein, und ein solches liegt nicht vor. Wir
bedürfen weder des lenkbarem Luftballons noch des Achtstundenverkehrs mit Paris.


Der Sägefisch.

So alt wie die Kunst sind auch Feindseligkeiten zwischen
alten und jungen Künstlern, ja sogar zwischen berühmten Meistern und ihren Schülern,
wenn diese den Lehrer übertreffen. Schon der mythische Dädalus, den die Griechen
mit Ehrfurcht nennen, wie die Deutschen den Schmied Wieland, soll auf seinen
Gesellen, seinen eignen Neffen, neidisch geworden sein, weil dieser unter andern
nützlichen Sachen die Säge erfunden hatte. Er soll ihn aus purer Eifersucht in
Athen den Burgfelsen hinuntergestürzt haben. Ja, es wäre um den hoffnungsvollen
Jüngling geschehn gewesen, wenn ihn nicht Pallas Athene noch rechtzeitig aufge¬
fangen und in ein Rebhuhn verwandelt hätte. "Kein Vogel -- heißt es in Gesners
Vogelbuche -- hat mehr eine kirsende Stimm, gleich einer Sagen, dann das Reb¬
huhn." Seitdem lebt der Neffe des Dädalus unter dem nicht ungewöhnlichen
Namen Rebhuhn in der Geschichte fort.

Forscht man nach, wie dem Rebhuhn diese wichtige Erfindung geglückt war,
so erhält man folgenden Bescheid: die Natur war seine Lehrmeisterin gewesen. Er
hatte einmal die Wirbelsäule eines Fisches betrachtet und beschlossen, die Gräten
in Eisen nachzumachen. Nsäio spinas in pi8of nota^as traxit in vxsmxlum,
sagt Ovid in den Metamorphosen. Nach andern hätte er sich eine Schlange zum
Modell genommen und ihre spitzen, nach hinten gekrümmten Zähne nachgebildet.
Es ist oftmals so, daß einer durch eine gewöhnliche Tatsache zu etwas Epoche¬
machendem geführt wird; aus allem kann man lernen, wenn man nur ein Genie
ist. James Watt kam durch den schwingenden Deckel eines Teekessels auf den
Kondensator.

Was mich wundert, ist nur, daß der Nebhuhn nicht gleich den Sägefisch kopiert
hat! Den Sägehai, dessen Schnauze in ein richtiges langes Sägeblatt ausgeht, und
der mit dieser seiner Säge die Walfische ansagt! Diese schwimmende Säge war
den alten Griechen wohlbekannt, sie nannten das Tier: Pristis, was wörtlich den
Sägefisch bedeutet und mit den griechischen Worten für sägen und Säge zusammen¬
hängt. Damit verwandt ist auch der Ausdruck Prisma.

In den römischen Katakomben sieht man die Geschichte des Propheten Jonas
häusig dargestellt: sie ist vorbildlich für Christi Auferstehung. Der große Fisch,
der den Propheten verschlungen und wieder ausgespien haben soll, wird von Luther
zu einem Walfische gestempelt, was ganz verfehlt ist: der Wal kann höchstens einen
Hering auf einmal verschlucken, der Durchmesser seiner Speiseröhre beträgt etwa
zehn Zentimeter. Brehm denkt an einen Haifisch, der allerdings ganze Matrosen
verschlungen und wieder von sich gegeben haben soll; die altchristlichen Maler haben
sich an ein heidnisches Motiv gehalten. Sie haben das Seeungeheuer abgebildet,
dem die Andromeda von ihrem Vater preisgegeben wurde. Dieser Seedrache ist
vou den Alten bei der Freiheit, die der Phantasie in solchen Dingen gelassen war.
auch als Sägefisch gefaßt und demnach: Pristis genannt worden. Aus Pristis
entstand im Munde der Römer: Pistris und sogar: Pistrix, ein Name, den das
fabelhafte Tier bei den Katakombenforschern gewöhnlich führt. Man findet es in
meinem Buche "Rom" Seite 219 abgebildet. Die Kulturhistoriker haben erfreulicher-


Maßgebliches und Unmaßgebliches

für die Elektrizität müssen sich Vorteile für die Zukunft aus den so überaus günstigen
Versuchen ergeben. Ganz abgesehen von der Schnelligkeit wird die Bedeutung der
Elektrizität als wichtigste Zugkraft in den Vordergrund treten und namentlich bei
neuen Linien in Rechnung gezogen werden. So geht man jetzt in Osterreich daran,
sür die Alpenlinien der Staatsbahn Entwürfe ausarbeiten zu lassen, um die dortigen
ungeheuern Wasserkräfte für den elektrischen Zugbetrieb nutzbar zu machen. Das
hat nun allerdings mit der Schnellbahn zunächst nichts zu tun; sür die Einführung
solcher wird das Bedürfnis maßgebend fein, und ein solches liegt nicht vor. Wir
bedürfen weder des lenkbarem Luftballons noch des Achtstundenverkehrs mit Paris.


Der Sägefisch.

So alt wie die Kunst sind auch Feindseligkeiten zwischen
alten und jungen Künstlern, ja sogar zwischen berühmten Meistern und ihren Schülern,
wenn diese den Lehrer übertreffen. Schon der mythische Dädalus, den die Griechen
mit Ehrfurcht nennen, wie die Deutschen den Schmied Wieland, soll auf seinen
Gesellen, seinen eignen Neffen, neidisch geworden sein, weil dieser unter andern
nützlichen Sachen die Säge erfunden hatte. Er soll ihn aus purer Eifersucht in
Athen den Burgfelsen hinuntergestürzt haben. Ja, es wäre um den hoffnungsvollen
Jüngling geschehn gewesen, wenn ihn nicht Pallas Athene noch rechtzeitig aufge¬
fangen und in ein Rebhuhn verwandelt hätte. „Kein Vogel — heißt es in Gesners
Vogelbuche — hat mehr eine kirsende Stimm, gleich einer Sagen, dann das Reb¬
huhn." Seitdem lebt der Neffe des Dädalus unter dem nicht ungewöhnlichen
Namen Rebhuhn in der Geschichte fort.

Forscht man nach, wie dem Rebhuhn diese wichtige Erfindung geglückt war,
so erhält man folgenden Bescheid: die Natur war seine Lehrmeisterin gewesen. Er
hatte einmal die Wirbelsäule eines Fisches betrachtet und beschlossen, die Gräten
in Eisen nachzumachen. Nsäio spinas in pi8of nota^as traxit in vxsmxlum,
sagt Ovid in den Metamorphosen. Nach andern hätte er sich eine Schlange zum
Modell genommen und ihre spitzen, nach hinten gekrümmten Zähne nachgebildet.
Es ist oftmals so, daß einer durch eine gewöhnliche Tatsache zu etwas Epoche¬
machendem geführt wird; aus allem kann man lernen, wenn man nur ein Genie
ist. James Watt kam durch den schwingenden Deckel eines Teekessels auf den
Kondensator.

Was mich wundert, ist nur, daß der Nebhuhn nicht gleich den Sägefisch kopiert
hat! Den Sägehai, dessen Schnauze in ein richtiges langes Sägeblatt ausgeht, und
der mit dieser seiner Säge die Walfische ansagt! Diese schwimmende Säge war
den alten Griechen wohlbekannt, sie nannten das Tier: Pristis, was wörtlich den
Sägefisch bedeutet und mit den griechischen Worten für sägen und Säge zusammen¬
hängt. Damit verwandt ist auch der Ausdruck Prisma.

In den römischen Katakomben sieht man die Geschichte des Propheten Jonas
häusig dargestellt: sie ist vorbildlich für Christi Auferstehung. Der große Fisch,
der den Propheten verschlungen und wieder ausgespien haben soll, wird von Luther
zu einem Walfische gestempelt, was ganz verfehlt ist: der Wal kann höchstens einen
Hering auf einmal verschlucken, der Durchmesser seiner Speiseröhre beträgt etwa
zehn Zentimeter. Brehm denkt an einen Haifisch, der allerdings ganze Matrosen
verschlungen und wieder von sich gegeben haben soll; die altchristlichen Maler haben
sich an ein heidnisches Motiv gehalten. Sie haben das Seeungeheuer abgebildet,
dem die Andromeda von ihrem Vater preisgegeben wurde. Dieser Seedrache ist
vou den Alten bei der Freiheit, die der Phantasie in solchen Dingen gelassen war.
auch als Sägefisch gefaßt und demnach: Pristis genannt worden. Aus Pristis
entstand im Munde der Römer: Pistris und sogar: Pistrix, ein Name, den das
fabelhafte Tier bei den Katakombenforschern gewöhnlich führt. Man findet es in
meinem Buche „Rom" Seite 219 abgebildet. Die Kulturhistoriker haben erfreulicher-


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[0441] Maßgebliches und Unmaßgebliches für die Elektrizität müssen sich Vorteile für die Zukunft aus den so überaus günstigen Versuchen ergeben. Ganz abgesehen von der Schnelligkeit wird die Bedeutung der Elektrizität als wichtigste Zugkraft in den Vordergrund treten und namentlich bei neuen Linien in Rechnung gezogen werden. So geht man jetzt in Osterreich daran, sür die Alpenlinien der Staatsbahn Entwürfe ausarbeiten zu lassen, um die dortigen ungeheuern Wasserkräfte für den elektrischen Zugbetrieb nutzbar zu machen. Das hat nun allerdings mit der Schnellbahn zunächst nichts zu tun; sür die Einführung solcher wird das Bedürfnis maßgebend fein, und ein solches liegt nicht vor. Wir bedürfen weder des lenkbarem Luftballons noch des Achtstundenverkehrs mit Paris. Der Sägefisch. So alt wie die Kunst sind auch Feindseligkeiten zwischen alten und jungen Künstlern, ja sogar zwischen berühmten Meistern und ihren Schülern, wenn diese den Lehrer übertreffen. Schon der mythische Dädalus, den die Griechen mit Ehrfurcht nennen, wie die Deutschen den Schmied Wieland, soll auf seinen Gesellen, seinen eignen Neffen, neidisch geworden sein, weil dieser unter andern nützlichen Sachen die Säge erfunden hatte. Er soll ihn aus purer Eifersucht in Athen den Burgfelsen hinuntergestürzt haben. Ja, es wäre um den hoffnungsvollen Jüngling geschehn gewesen, wenn ihn nicht Pallas Athene noch rechtzeitig aufge¬ fangen und in ein Rebhuhn verwandelt hätte. „Kein Vogel — heißt es in Gesners Vogelbuche — hat mehr eine kirsende Stimm, gleich einer Sagen, dann das Reb¬ huhn." Seitdem lebt der Neffe des Dädalus unter dem nicht ungewöhnlichen Namen Rebhuhn in der Geschichte fort. Forscht man nach, wie dem Rebhuhn diese wichtige Erfindung geglückt war, so erhält man folgenden Bescheid: die Natur war seine Lehrmeisterin gewesen. Er hatte einmal die Wirbelsäule eines Fisches betrachtet und beschlossen, die Gräten in Eisen nachzumachen. Nsäio spinas in pi8of nota^as traxit in vxsmxlum, sagt Ovid in den Metamorphosen. Nach andern hätte er sich eine Schlange zum Modell genommen und ihre spitzen, nach hinten gekrümmten Zähne nachgebildet. Es ist oftmals so, daß einer durch eine gewöhnliche Tatsache zu etwas Epoche¬ machendem geführt wird; aus allem kann man lernen, wenn man nur ein Genie ist. James Watt kam durch den schwingenden Deckel eines Teekessels auf den Kondensator. Was mich wundert, ist nur, daß der Nebhuhn nicht gleich den Sägefisch kopiert hat! Den Sägehai, dessen Schnauze in ein richtiges langes Sägeblatt ausgeht, und der mit dieser seiner Säge die Walfische ansagt! Diese schwimmende Säge war den alten Griechen wohlbekannt, sie nannten das Tier: Pristis, was wörtlich den Sägefisch bedeutet und mit den griechischen Worten für sägen und Säge zusammen¬ hängt. Damit verwandt ist auch der Ausdruck Prisma. In den römischen Katakomben sieht man die Geschichte des Propheten Jonas häusig dargestellt: sie ist vorbildlich für Christi Auferstehung. Der große Fisch, der den Propheten verschlungen und wieder ausgespien haben soll, wird von Luther zu einem Walfische gestempelt, was ganz verfehlt ist: der Wal kann höchstens einen Hering auf einmal verschlucken, der Durchmesser seiner Speiseröhre beträgt etwa zehn Zentimeter. Brehm denkt an einen Haifisch, der allerdings ganze Matrosen verschlungen und wieder von sich gegeben haben soll; die altchristlichen Maler haben sich an ein heidnisches Motiv gehalten. Sie haben das Seeungeheuer abgebildet, dem die Andromeda von ihrem Vater preisgegeben wurde. Dieser Seedrache ist vou den Alten bei der Freiheit, die der Phantasie in solchen Dingen gelassen war. auch als Sägefisch gefaßt und demnach: Pristis genannt worden. Aus Pristis entstand im Munde der Römer: Pistris und sogar: Pistrix, ein Name, den das fabelhafte Tier bei den Katakombenforschern gewöhnlich führt. Man findet es in meinem Buche „Rom" Seite 219 abgebildet. Die Kulturhistoriker haben erfreulicher-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_292796/441>, abgerufen am 22.07.2024.