Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Alabunkerstraße

Madame Heinemann wischte sich die Angen.

Den hat er auch verdient, klein Deern, das wirst noch gewahr werden. Und nun
geh nach oben, mein Jetta. Wo Onkel Louis sein Stube hat.

Ich will zu meinem kleinen Bruder! erwiderte Jetta. Meinem süßen kleinen
Bruder!

Noch nich, klein Deern, noch nich. Viellcich morgen! Nu geh man! Ach,
Madana, verschuldigen Sie!

Mit sanfter Gewalt schob sie die Kleine aus der Zimmertür. die nach dem
innern Hause führte, und Asta mußte sich sehen. Ihr ganzer Rocksaum war ihr
abgetreten worden, und die gute, gefällige Frau erschien ihr wie eine Hilfe in der
Not. Dennoch sah sie sich fast ängstlich in diesem kleinen Laden um, wo ein
Petroleumofen brannte, und wo es nach vielen merkwürdigen Dingen roch.

Ein niedliches Kind! sagte sie, als sich die Tür hinter Jetta geschlossen hatte;
und als Frau Heinemcmn ihre Arbeit damit begann, daß sie ihren Fingerhut nicht
finden konnte.

Nich, Madana? Son süße kleine Deern und fors Geschäft wie geschaffen.
Sie kann schon Stecknadelns verkaufen. Abersten nu wird sie das nich mehr nötig
haben. Na, ich freu mir, ganzen gewiß, freu ich mir; und wenn ich an ihr Mutter
denk, ihr Schwester und den süßen kleinen Jungen, denn sag ich, Gott hat allens
wohlgemacht. Der Jung is ja ein klein büschen zu früh gekommen, was ja nich
zu verwundern is, weil sein Mutter die Pflege von Herr Müller hatt, und denn
vielleich noch Sorgens. Gott, Madana, die haben wir ja all, und mich deucht,
unser Herrgott is ganzen verständig, daß die Sorgens nich aus die Welt kommen;
abersten die klein Frau Wolsfenradt konnt ihnen nich gut gebrauchen! So, Madana,
nu setzen Sie sich man so, daß Sie auf Ihre" Unterrock zu sitzen kommen; denn
hab ich das Kleid in meine Gewalt!

Der Fingerhut war gefunden worden, und Madame Heinemann nähte eifrig.

Welchen Namen nannten Sie? fragte Asta.

Die Luft im Laden war schlecht; sie sprach beinahe gedankenlos.

Wolffenradt, Madana. Sie is eine Frau Baronin, und ihr Mann is all
lange weg. Ich frag nich nach ihm; ne, das tu ich nich; ich sag immer, Hedwig,
was nich deines Amtes is, da laß deinen Fürwitz von. Die klein Frau hat es
abers nich gut gehabt. Sie gab ja Stundens, und bei Herr Müller verdiente sie
vier Mark den Tag; aber da waren die zwei kleinen Deerns, und in die letzte
Zeit möcht sie nich mehr recht ausgehen. Abers was Herr Müller is, den hat sie
zu Tode gepflegt. Er war ein langweiligen Kerl, und kein ein möcht ihm leiden;
und was mit ihm in Schina passiert is, das kann ich nich sagen. Abersten fünf-
malhunderttausend Mark hat er in Vermögen gehabt, und Frau Baronin Wolffenradt
hat allens geerbt. Gestern, einen Tag vor seine Beerdigung is das Testament offen
gemacht worden, und da hat es ein gestanden. Gerade an denselben Tag, wo Frau
Wolffenradt den kleinen Jung kriegt -- is das nich merkwürdig? Sie is noch
sehr schwach, und sie weiß nix von die ganze Geschichte. Der Rechtsanwalt sagt,
das macht nix; sie kriegt das früh genug zu wissen -- und was mein Schwester
Rosalje is -- sonsten näht sie, abers nu pflegt sie bei Frau Wolffenradt ---, die
meint, wenn sie man bloß wußt, wo der Mann wär, denn wollt sie ihm Bescheid
sagen. Weil die klein Frau früher so viel Sehnsucht nach ihren Mann hatt, und
der doch woll von allens Bescheid wissen muß. Sie kann abers nich nach die
Adresse fragen, weil Frau Wolffenradt noch an nix denken und sich um nix
quälen soll. Was der Doktor is. der will es nich! Er sagt, sie is schrecklich
schwach!

Während Madame Heinemann unaufhaltsam redete, nähte sie zugleich mit
großer Behendigkeit. Nun nahm sie einen neuen Faden und sah in Astas starres
Gesicht.

Fehlt Sie was, Madana? fragte sie besorgt. Sie beswiemeln mich doch nich?


Grenzboten I 1904 48
Die Alabunkerstraße

Madame Heinemann wischte sich die Angen.

Den hat er auch verdient, klein Deern, das wirst noch gewahr werden. Und nun
geh nach oben, mein Jetta. Wo Onkel Louis sein Stube hat.

Ich will zu meinem kleinen Bruder! erwiderte Jetta. Meinem süßen kleinen
Bruder!

Noch nich, klein Deern, noch nich. Viellcich morgen! Nu geh man! Ach,
Madana, verschuldigen Sie!

Mit sanfter Gewalt schob sie die Kleine aus der Zimmertür. die nach dem
innern Hause führte, und Asta mußte sich sehen. Ihr ganzer Rocksaum war ihr
abgetreten worden, und die gute, gefällige Frau erschien ihr wie eine Hilfe in der
Not. Dennoch sah sie sich fast ängstlich in diesem kleinen Laden um, wo ein
Petroleumofen brannte, und wo es nach vielen merkwürdigen Dingen roch.

Ein niedliches Kind! sagte sie, als sich die Tür hinter Jetta geschlossen hatte;
und als Frau Heinemcmn ihre Arbeit damit begann, daß sie ihren Fingerhut nicht
finden konnte.

Nich, Madana? Son süße kleine Deern und fors Geschäft wie geschaffen.
Sie kann schon Stecknadelns verkaufen. Abersten nu wird sie das nich mehr nötig
haben. Na, ich freu mir, ganzen gewiß, freu ich mir; und wenn ich an ihr Mutter
denk, ihr Schwester und den süßen kleinen Jungen, denn sag ich, Gott hat allens
wohlgemacht. Der Jung is ja ein klein büschen zu früh gekommen, was ja nich
zu verwundern is, weil sein Mutter die Pflege von Herr Müller hatt, und denn
vielleich noch Sorgens. Gott, Madana, die haben wir ja all, und mich deucht,
unser Herrgott is ganzen verständig, daß die Sorgens nich aus die Welt kommen;
abersten die klein Frau Wolsfenradt konnt ihnen nich gut gebrauchen! So, Madana,
nu setzen Sie sich man so, daß Sie auf Ihre» Unterrock zu sitzen kommen; denn
hab ich das Kleid in meine Gewalt!

Der Fingerhut war gefunden worden, und Madame Heinemann nähte eifrig.

Welchen Namen nannten Sie? fragte Asta.

Die Luft im Laden war schlecht; sie sprach beinahe gedankenlos.

Wolffenradt, Madana. Sie is eine Frau Baronin, und ihr Mann is all
lange weg. Ich frag nich nach ihm; ne, das tu ich nich; ich sag immer, Hedwig,
was nich deines Amtes is, da laß deinen Fürwitz von. Die klein Frau hat es
abers nich gut gehabt. Sie gab ja Stundens, und bei Herr Müller verdiente sie
vier Mark den Tag; aber da waren die zwei kleinen Deerns, und in die letzte
Zeit möcht sie nich mehr recht ausgehen. Abers was Herr Müller is, den hat sie
zu Tode gepflegt. Er war ein langweiligen Kerl, und kein ein möcht ihm leiden;
und was mit ihm in Schina passiert is, das kann ich nich sagen. Abersten fünf-
malhunderttausend Mark hat er in Vermögen gehabt, und Frau Baronin Wolffenradt
hat allens geerbt. Gestern, einen Tag vor seine Beerdigung is das Testament offen
gemacht worden, und da hat es ein gestanden. Gerade an denselben Tag, wo Frau
Wolffenradt den kleinen Jung kriegt — is das nich merkwürdig? Sie is noch
sehr schwach, und sie weiß nix von die ganze Geschichte. Der Rechtsanwalt sagt,
das macht nix; sie kriegt das früh genug zu wissen — und was mein Schwester
Rosalje is — sonsten näht sie, abers nu pflegt sie bei Frau Wolffenradt —-, die
meint, wenn sie man bloß wußt, wo der Mann wär, denn wollt sie ihm Bescheid
sagen. Weil die klein Frau früher so viel Sehnsucht nach ihren Mann hatt, und
der doch woll von allens Bescheid wissen muß. Sie kann abers nich nach die
Adresse fragen, weil Frau Wolffenradt noch an nix denken und sich um nix
quälen soll. Was der Doktor is. der will es nich! Er sagt, sie is schrecklich
schwach!

Während Madame Heinemann unaufhaltsam redete, nähte sie zugleich mit
großer Behendigkeit. Nun nahm sie einen neuen Faden und sah in Astas starres
Gesicht.

Fehlt Sie was, Madana? fragte sie besorgt. Sie beswiemeln mich doch nich?


Grenzboten I 1904 48
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0377" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/293174"/>
            <fw type="header" place="top"> Die Alabunkerstraße</fw><lb/>
            <p xml:id="ID_2120"> Madame Heinemann wischte sich die Angen.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_2121"> Den hat er auch verdient, klein Deern, das wirst noch gewahr werden. Und nun<lb/>
geh nach oben, mein Jetta.  Wo Onkel Louis sein Stube hat.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_2122"> Ich will zu meinem kleinen Bruder! erwiderte Jetta. Meinem süßen kleinen<lb/>
Bruder!</p><lb/>
            <p xml:id="ID_2123"> Noch nich, klein Deern, noch nich. Viellcich morgen! Nu geh man! Ach,<lb/>
Madana, verschuldigen Sie!</p><lb/>
            <p xml:id="ID_2124"> Mit sanfter Gewalt schob sie die Kleine aus der Zimmertür. die nach dem<lb/>
innern Hause führte, und Asta mußte sich sehen. Ihr ganzer Rocksaum war ihr<lb/>
abgetreten worden, und die gute, gefällige Frau erschien ihr wie eine Hilfe in der<lb/>
Not. Dennoch sah sie sich fast ängstlich in diesem kleinen Laden um, wo ein<lb/>
Petroleumofen brannte, und wo es nach vielen merkwürdigen Dingen roch.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_2125"> Ein niedliches Kind! sagte sie, als sich die Tür hinter Jetta geschlossen hatte;<lb/>
und als Frau Heinemcmn ihre Arbeit damit begann, daß sie ihren Fingerhut nicht<lb/>
finden konnte.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_2126"> Nich, Madana? Son süße kleine Deern und fors Geschäft wie geschaffen.<lb/>
Sie kann schon Stecknadelns verkaufen. Abersten nu wird sie das nich mehr nötig<lb/>
haben. Na, ich freu mir, ganzen gewiß, freu ich mir; und wenn ich an ihr Mutter<lb/>
denk, ihr Schwester und den süßen kleinen Jungen, denn sag ich, Gott hat allens<lb/>
wohlgemacht. Der Jung is ja ein klein büschen zu früh gekommen, was ja nich<lb/>
zu verwundern is, weil sein Mutter die Pflege von Herr Müller hatt, und denn<lb/>
vielleich noch Sorgens. Gott, Madana, die haben wir ja all, und mich deucht,<lb/>
unser Herrgott is ganzen verständig, daß die Sorgens nich aus die Welt kommen;<lb/>
abersten die klein Frau Wolsfenradt konnt ihnen nich gut gebrauchen! So, Madana,<lb/>
nu setzen Sie sich man so, daß Sie auf Ihre» Unterrock zu sitzen kommen; denn<lb/>
hab ich das Kleid in meine Gewalt!</p><lb/>
            <p xml:id="ID_2127"> Der Fingerhut war gefunden worden, und Madame Heinemann nähte eifrig.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_2128"> Welchen Namen nannten Sie? fragte Asta.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_2129"> Die Luft im Laden war schlecht; sie sprach beinahe gedankenlos.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_2130"> Wolffenradt, Madana. Sie is eine Frau Baronin, und ihr Mann is all<lb/>
lange weg. Ich frag nich nach ihm; ne, das tu ich nich; ich sag immer, Hedwig,<lb/>
was nich deines Amtes is, da laß deinen Fürwitz von. Die klein Frau hat es<lb/>
abers nich gut gehabt. Sie gab ja Stundens, und bei Herr Müller verdiente sie<lb/>
vier Mark den Tag; aber da waren die zwei kleinen Deerns, und in die letzte<lb/>
Zeit möcht sie nich mehr recht ausgehen. Abers was Herr Müller is, den hat sie<lb/>
zu Tode gepflegt. Er war ein langweiligen Kerl, und kein ein möcht ihm leiden;<lb/>
und was mit ihm in Schina passiert is, das kann ich nich sagen. Abersten fünf-<lb/>
malhunderttausend Mark hat er in Vermögen gehabt, und Frau Baronin Wolffenradt<lb/>
hat allens geerbt. Gestern, einen Tag vor seine Beerdigung is das Testament offen<lb/>
gemacht worden, und da hat es ein gestanden. Gerade an denselben Tag, wo Frau<lb/>
Wolffenradt den kleinen Jung kriegt &#x2014; is das nich merkwürdig? Sie is noch<lb/>
sehr schwach, und sie weiß nix von die ganze Geschichte. Der Rechtsanwalt sagt,<lb/>
das macht nix; sie kriegt das früh genug zu wissen &#x2014; und was mein Schwester<lb/>
Rosalje is &#x2014; sonsten näht sie, abers nu pflegt sie bei Frau Wolffenradt &#x2014;-, die<lb/>
meint, wenn sie man bloß wußt, wo der Mann wär, denn wollt sie ihm Bescheid<lb/>
sagen. Weil die klein Frau früher so viel Sehnsucht nach ihren Mann hatt, und<lb/>
der doch woll von allens Bescheid wissen muß. Sie kann abers nich nach die<lb/>
Adresse fragen, weil Frau Wolffenradt noch an nix denken und sich um nix<lb/>
quälen soll. Was der Doktor is. der will es nich! Er sagt, sie is schrecklich<lb/>
schwach!</p><lb/>
            <p xml:id="ID_2131"> Während Madame Heinemann unaufhaltsam redete, nähte sie zugleich mit<lb/>
großer Behendigkeit. Nun nahm sie einen neuen Faden und sah in Astas starres<lb/>
Gesicht.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_2132"> Fehlt Sie was, Madana? fragte sie besorgt. Sie beswiemeln mich doch nich?</p><lb/>
            <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten I 1904 48</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0377] Die Alabunkerstraße Madame Heinemann wischte sich die Angen. Den hat er auch verdient, klein Deern, das wirst noch gewahr werden. Und nun geh nach oben, mein Jetta. Wo Onkel Louis sein Stube hat. Ich will zu meinem kleinen Bruder! erwiderte Jetta. Meinem süßen kleinen Bruder! Noch nich, klein Deern, noch nich. Viellcich morgen! Nu geh man! Ach, Madana, verschuldigen Sie! Mit sanfter Gewalt schob sie die Kleine aus der Zimmertür. die nach dem innern Hause führte, und Asta mußte sich sehen. Ihr ganzer Rocksaum war ihr abgetreten worden, und die gute, gefällige Frau erschien ihr wie eine Hilfe in der Not. Dennoch sah sie sich fast ängstlich in diesem kleinen Laden um, wo ein Petroleumofen brannte, und wo es nach vielen merkwürdigen Dingen roch. Ein niedliches Kind! sagte sie, als sich die Tür hinter Jetta geschlossen hatte; und als Frau Heinemcmn ihre Arbeit damit begann, daß sie ihren Fingerhut nicht finden konnte. Nich, Madana? Son süße kleine Deern und fors Geschäft wie geschaffen. Sie kann schon Stecknadelns verkaufen. Abersten nu wird sie das nich mehr nötig haben. Na, ich freu mir, ganzen gewiß, freu ich mir; und wenn ich an ihr Mutter denk, ihr Schwester und den süßen kleinen Jungen, denn sag ich, Gott hat allens wohlgemacht. Der Jung is ja ein klein büschen zu früh gekommen, was ja nich zu verwundern is, weil sein Mutter die Pflege von Herr Müller hatt, und denn vielleich noch Sorgens. Gott, Madana, die haben wir ja all, und mich deucht, unser Herrgott is ganzen verständig, daß die Sorgens nich aus die Welt kommen; abersten die klein Frau Wolsfenradt konnt ihnen nich gut gebrauchen! So, Madana, nu setzen Sie sich man so, daß Sie auf Ihre» Unterrock zu sitzen kommen; denn hab ich das Kleid in meine Gewalt! Der Fingerhut war gefunden worden, und Madame Heinemann nähte eifrig. Welchen Namen nannten Sie? fragte Asta. Die Luft im Laden war schlecht; sie sprach beinahe gedankenlos. Wolffenradt, Madana. Sie is eine Frau Baronin, und ihr Mann is all lange weg. Ich frag nich nach ihm; ne, das tu ich nich; ich sag immer, Hedwig, was nich deines Amtes is, da laß deinen Fürwitz von. Die klein Frau hat es abers nich gut gehabt. Sie gab ja Stundens, und bei Herr Müller verdiente sie vier Mark den Tag; aber da waren die zwei kleinen Deerns, und in die letzte Zeit möcht sie nich mehr recht ausgehen. Abers was Herr Müller is, den hat sie zu Tode gepflegt. Er war ein langweiligen Kerl, und kein ein möcht ihm leiden; und was mit ihm in Schina passiert is, das kann ich nich sagen. Abersten fünf- malhunderttausend Mark hat er in Vermögen gehabt, und Frau Baronin Wolffenradt hat allens geerbt. Gestern, einen Tag vor seine Beerdigung is das Testament offen gemacht worden, und da hat es ein gestanden. Gerade an denselben Tag, wo Frau Wolffenradt den kleinen Jung kriegt — is das nich merkwürdig? Sie is noch sehr schwach, und sie weiß nix von die ganze Geschichte. Der Rechtsanwalt sagt, das macht nix; sie kriegt das früh genug zu wissen — und was mein Schwester Rosalje is — sonsten näht sie, abers nu pflegt sie bei Frau Wolffenradt —-, die meint, wenn sie man bloß wußt, wo der Mann wär, denn wollt sie ihm Bescheid sagen. Weil die klein Frau früher so viel Sehnsucht nach ihren Mann hatt, und der doch woll von allens Bescheid wissen muß. Sie kann abers nich nach die Adresse fragen, weil Frau Wolffenradt noch an nix denken und sich um nix quälen soll. Was der Doktor is. der will es nich! Er sagt, sie is schrecklich schwach! Während Madame Heinemann unaufhaltsam redete, nähte sie zugleich mit großer Behendigkeit. Nun nahm sie einen neuen Faden und sah in Astas starres Gesicht. Fehlt Sie was, Madana? fragte sie besorgt. Sie beswiemeln mich doch nich? Grenzboten I 1904 48

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_292796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_292796/377
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_292796/377>, abgerufen am 25.08.2024.