Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
von der Spree zur Aber

lirche mit seiner spitzen Schieferhaube, auf der der stark verbogne kupferne Turm¬
knopf mit einer kupfernen Wetterspitze nicht gerade hoffnungsfreudig in die kühle
Aprilluft emporschnut.

Schiedlo hat eine noch ungeschriebne bedeutende Geschichte. Es ist sicherlich
einer der ersten Punkte gewesen, wenn nicht überhaupt der erste, den die Deutschen
jenseits der Oder in Besitz genommen haben. An dieser Stelle, zu der die gegen¬
über mündende Reiße den Weg zeigte und keinerlei natürliches Hindernis den Ftuß-
übergang erschwerte, fluteten die polnischen und die deutschen Heere über den Strom
als Sieger und Besiegte, hierher kamen die ersten wohl von Magdeburg ausge-
gangnen Sendbote" des Christentunis, hier erwuchsen die ersten schüchternen An¬
fänge ostoderischen Deutschtums. Der Ort bietet außer einem bequemen Zugang
zur Oderfähre auch eine gewisse Sicherheit, weil er wie eine Halbinsel ans drei
Seiten von der Oder umflossen wird. Bei der Trümmerhaftigkeit der Überlieferung
können wir deutsche Vasallen der schlesischen Herzöge in Schiedlo allerdings nicht
weit über das Jahr 1229 rückwärts nachweisen, aber vermutlich ist doch schon im
Übergang von, zwölften zum dreizehnten Jahrhundert in Schiedlo eine deutsche
Burg an Stelle der alten polnischen Kastellanei getreten, nud um dieselbe Zeit ist
wohl auch bereits die dem heiligen Georg, dem Schutzpatron der Reisenden und
Kaufleute, geweihte Kirche erbaut worden. Außer dem Herzoge von Schlesien
scheint aber auch der Bischof von Lebus -- dieses Bistum ist 1133 gegründet - eine
Lehnshoheit über das Gebiet von Schiedlo ausgeübt zu haben. Denn 1241 bestätigt
Bischof Heinrich von Lebus den Tempelherren den Zins von den hundert Hufen im
Gebiete des Schlosses Schiedlo, den ihnen der Herzog von Schlesien geschenkt hat.

Um diese Zeit war aber auch schou ein Wettiner am linken Oderufer auf
dem Posten und spähte aufmerksam ostwärts über den Strom, um den meißnischen
Löwen womöglich noch weiter ins polnische Gebiet hineinzutragen. Das war
Markgraf Heinrich der Erlauchte, eins der edelsten Reiser, die der ehrwürdige
Stamm Wettin getrieben hat. Zwar Franz Xaver Wegele, der bekannte Geschicht¬
schreiber Friedrichs des Freidigen, hebt einen Satz der ^.una-lW Votöroesllöusss
hervor, die Heinrich als vrmesvs pavis, o^neuf, 8s,xisn8 nach dem Wahlspruch
handeln lassen: transxroäi^ris ambitionv den-minos va>t,rum worum und meint,
Heinrich der Erlauchte könne nicht eine hvchstrebende Persönlichkeit genannt werden,
er habe es immer geliebt, sich auf einer bestimmten mittlern Linie zu halten; in
seiner Stellung zu den großen politischen Fragen seiner Zeit habe er sich mehr
treiben lassen, als daß er je eine entschlossene Initiative ergriffen hätte. Dieses
Urteil besteht für die mittlern und die höhern Jahre des Fürsten gewiß zu Recht,
aber nicht für seine Jugend und sein erstes Mannesalter.

Im Jahre 1237 sehen wir den einundzwanzigjähriger Markgrafen an der
Spitze von fünfhundert Vasallen im Bunde mit dem Deutschordeusmeistcr Hermann
von Salza im fernen Prenßenlande Krieg führe"! sogar zwei Kriegsschiffe "Pil-
gram" und "Friedli" läßt er dumm, ebenso die festen Burgen Elbing und Balga
am Frischer Hufs, von der noch heute Ruinen übrig sind. Auch bemannte er diese
Burgen mit Rittern und Knechten, die er aus der Heimat mitgebracht hatte: die
Folge davon war ein lebhafter Verkehr zwischen den wettinischen Landen und dem
Ordeusgebiete. In den folgenden Jahren kämpft Markgraf Heinrich um Mitten¬
walde und Köpenick, einst Teile der Lausitz, und den brnndenburgischeu Askaniern,
er wird aber besiegt. Seit 1247 nimmt der thüringische Erbstreit seine Kraft
vorzugsweise in Anspruch, aber noch immer wendet er auch den Verhältnissen an
der Oder ein großes Interesse zu. Am 20. April 1249 besuchte ihn in Meißen
Herzog Heinrich von Schlesien und erlangte von ihm die Zusage kriegerischer Hilfe
gegen Boleslav, einen Bruder des schlesischen Herzogs; dafür bedingt sich der
Markgraf entweder Stadt, Burg und Land Krossen oder das ganze Land
zwischen Qneis und Bober bis zum böhmischen Grenzwalde und endlich das Schloß
Schiedlo ans.


von der Spree zur Aber

lirche mit seiner spitzen Schieferhaube, auf der der stark verbogne kupferne Turm¬
knopf mit einer kupfernen Wetterspitze nicht gerade hoffnungsfreudig in die kühle
Aprilluft emporschnut.

Schiedlo hat eine noch ungeschriebne bedeutende Geschichte. Es ist sicherlich
einer der ersten Punkte gewesen, wenn nicht überhaupt der erste, den die Deutschen
jenseits der Oder in Besitz genommen haben. An dieser Stelle, zu der die gegen¬
über mündende Reiße den Weg zeigte und keinerlei natürliches Hindernis den Ftuß-
übergang erschwerte, fluteten die polnischen und die deutschen Heere über den Strom
als Sieger und Besiegte, hierher kamen die ersten wohl von Magdeburg ausge-
gangnen Sendbote» des Christentunis, hier erwuchsen die ersten schüchternen An¬
fänge ostoderischen Deutschtums. Der Ort bietet außer einem bequemen Zugang
zur Oderfähre auch eine gewisse Sicherheit, weil er wie eine Halbinsel ans drei
Seiten von der Oder umflossen wird. Bei der Trümmerhaftigkeit der Überlieferung
können wir deutsche Vasallen der schlesischen Herzöge in Schiedlo allerdings nicht
weit über das Jahr 1229 rückwärts nachweisen, aber vermutlich ist doch schon im
Übergang von, zwölften zum dreizehnten Jahrhundert in Schiedlo eine deutsche
Burg an Stelle der alten polnischen Kastellanei getreten, nud um dieselbe Zeit ist
wohl auch bereits die dem heiligen Georg, dem Schutzpatron der Reisenden und
Kaufleute, geweihte Kirche erbaut worden. Außer dem Herzoge von Schlesien
scheint aber auch der Bischof von Lebus — dieses Bistum ist 1133 gegründet - eine
Lehnshoheit über das Gebiet von Schiedlo ausgeübt zu haben. Denn 1241 bestätigt
Bischof Heinrich von Lebus den Tempelherren den Zins von den hundert Hufen im
Gebiete des Schlosses Schiedlo, den ihnen der Herzog von Schlesien geschenkt hat.

Um diese Zeit war aber auch schou ein Wettiner am linken Oderufer auf
dem Posten und spähte aufmerksam ostwärts über den Strom, um den meißnischen
Löwen womöglich noch weiter ins polnische Gebiet hineinzutragen. Das war
Markgraf Heinrich der Erlauchte, eins der edelsten Reiser, die der ehrwürdige
Stamm Wettin getrieben hat. Zwar Franz Xaver Wegele, der bekannte Geschicht¬
schreiber Friedrichs des Freidigen, hebt einen Satz der ^.una-lW Votöroesllöusss
hervor, die Heinrich als vrmesvs pavis, o^neuf, 8s,xisn8 nach dem Wahlspruch
handeln lassen: transxroäi^ris ambitionv den-minos va>t,rum worum und meint,
Heinrich der Erlauchte könne nicht eine hvchstrebende Persönlichkeit genannt werden,
er habe es immer geliebt, sich auf einer bestimmten mittlern Linie zu halten; in
seiner Stellung zu den großen politischen Fragen seiner Zeit habe er sich mehr
treiben lassen, als daß er je eine entschlossene Initiative ergriffen hätte. Dieses
Urteil besteht für die mittlern und die höhern Jahre des Fürsten gewiß zu Recht,
aber nicht für seine Jugend und sein erstes Mannesalter.

Im Jahre 1237 sehen wir den einundzwanzigjähriger Markgrafen an der
Spitze von fünfhundert Vasallen im Bunde mit dem Deutschordeusmeistcr Hermann
von Salza im fernen Prenßenlande Krieg führe»! sogar zwei Kriegsschiffe „Pil-
gram" und „Friedli" läßt er dumm, ebenso die festen Burgen Elbing und Balga
am Frischer Hufs, von der noch heute Ruinen übrig sind. Auch bemannte er diese
Burgen mit Rittern und Knechten, die er aus der Heimat mitgebracht hatte: die
Folge davon war ein lebhafter Verkehr zwischen den wettinischen Landen und dem
Ordeusgebiete. In den folgenden Jahren kämpft Markgraf Heinrich um Mitten¬
walde und Köpenick, einst Teile der Lausitz, und den brnndenburgischeu Askaniern,
er wird aber besiegt. Seit 1247 nimmt der thüringische Erbstreit seine Kraft
vorzugsweise in Anspruch, aber noch immer wendet er auch den Verhältnissen an
der Oder ein großes Interesse zu. Am 20. April 1249 besuchte ihn in Meißen
Herzog Heinrich von Schlesien und erlangte von ihm die Zusage kriegerischer Hilfe
gegen Boleslav, einen Bruder des schlesischen Herzogs; dafür bedingt sich der
Markgraf entweder Stadt, Burg und Land Krossen oder das ganze Land
zwischen Qneis und Bober bis zum böhmischen Grenzwalde und endlich das Schloß
Schiedlo ans.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0299" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/293096"/>
          <fw type="header" place="top"> von der Spree zur Aber</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_1484" prev="#ID_1483"> lirche mit seiner spitzen Schieferhaube, auf der der stark verbogne kupferne Turm¬<lb/>
knopf mit einer kupfernen Wetterspitze nicht gerade hoffnungsfreudig in die kühle<lb/>
Aprilluft emporschnut.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1485"> Schiedlo hat eine noch ungeschriebne bedeutende Geschichte. Es ist sicherlich<lb/>
einer der ersten Punkte gewesen, wenn nicht überhaupt der erste, den die Deutschen<lb/>
jenseits der Oder in Besitz genommen haben. An dieser Stelle, zu der die gegen¬<lb/>
über mündende Reiße den Weg zeigte und keinerlei natürliches Hindernis den Ftuß-<lb/>
übergang erschwerte, fluteten die polnischen und die deutschen Heere über den Strom<lb/>
als Sieger und Besiegte, hierher kamen die ersten wohl von Magdeburg ausge-<lb/>
gangnen Sendbote» des Christentunis, hier erwuchsen die ersten schüchternen An¬<lb/>
fänge ostoderischen Deutschtums. Der Ort bietet außer einem bequemen Zugang<lb/>
zur Oderfähre auch eine gewisse Sicherheit, weil er wie eine Halbinsel ans drei<lb/>
Seiten von der Oder umflossen wird. Bei der Trümmerhaftigkeit der Überlieferung<lb/>
können wir deutsche Vasallen der schlesischen Herzöge in Schiedlo allerdings nicht<lb/>
weit über das Jahr 1229 rückwärts nachweisen, aber vermutlich ist doch schon im<lb/>
Übergang von, zwölften zum dreizehnten Jahrhundert in Schiedlo eine deutsche<lb/>
Burg an Stelle der alten polnischen Kastellanei getreten, nud um dieselbe Zeit ist<lb/>
wohl auch bereits die dem heiligen Georg, dem Schutzpatron der Reisenden und<lb/>
Kaufleute, geweihte Kirche erbaut worden. Außer dem Herzoge von Schlesien<lb/>
scheint aber auch der Bischof von Lebus &#x2014; dieses Bistum ist 1133 gegründet - eine<lb/>
Lehnshoheit über das Gebiet von Schiedlo ausgeübt zu haben. Denn 1241 bestätigt<lb/>
Bischof Heinrich von Lebus den Tempelherren den Zins von den hundert Hufen im<lb/>
Gebiete des Schlosses Schiedlo, den ihnen der Herzog von Schlesien geschenkt hat.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1486"> Um diese Zeit war aber auch schou ein Wettiner am linken Oderufer auf<lb/>
dem Posten und spähte aufmerksam ostwärts über den Strom, um den meißnischen<lb/>
Löwen womöglich noch weiter ins polnische Gebiet hineinzutragen. Das war<lb/>
Markgraf Heinrich der Erlauchte, eins der edelsten Reiser, die der ehrwürdige<lb/>
Stamm Wettin getrieben hat. Zwar Franz Xaver Wegele, der bekannte Geschicht¬<lb/>
schreiber Friedrichs des Freidigen, hebt einen Satz der ^.una-lW Votöroesllöusss<lb/>
hervor, die Heinrich als vrmesvs pavis, o^neuf, 8s,xisn8 nach dem Wahlspruch<lb/>
handeln lassen: transxroäi^ris ambitionv den-minos va&gt;t,rum worum und meint,<lb/>
Heinrich der Erlauchte könne nicht eine hvchstrebende Persönlichkeit genannt werden,<lb/>
er habe es immer geliebt, sich auf einer bestimmten mittlern Linie zu halten; in<lb/>
seiner Stellung zu den großen politischen Fragen seiner Zeit habe er sich mehr<lb/>
treiben lassen, als daß er je eine entschlossene Initiative ergriffen hätte. Dieses<lb/>
Urteil besteht für die mittlern und die höhern Jahre des Fürsten gewiß zu Recht,<lb/>
aber nicht für seine Jugend und sein erstes Mannesalter.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1487"> Im Jahre 1237 sehen wir den einundzwanzigjähriger Markgrafen an der<lb/>
Spitze von fünfhundert Vasallen im Bunde mit dem Deutschordeusmeistcr Hermann<lb/>
von Salza im fernen Prenßenlande Krieg führe»! sogar zwei Kriegsschiffe &#x201E;Pil-<lb/>
gram" und &#x201E;Friedli" läßt er dumm, ebenso die festen Burgen Elbing und Balga<lb/>
am Frischer Hufs, von der noch heute Ruinen übrig sind. Auch bemannte er diese<lb/>
Burgen mit Rittern und Knechten, die er aus der Heimat mitgebracht hatte: die<lb/>
Folge davon war ein lebhafter Verkehr zwischen den wettinischen Landen und dem<lb/>
Ordeusgebiete. In den folgenden Jahren kämpft Markgraf Heinrich um Mitten¬<lb/>
walde und Köpenick, einst Teile der Lausitz, und den brnndenburgischeu Askaniern,<lb/>
er wird aber besiegt. Seit 1247 nimmt der thüringische Erbstreit seine Kraft<lb/>
vorzugsweise in Anspruch, aber noch immer wendet er auch den Verhältnissen an<lb/>
der Oder ein großes Interesse zu. Am 20. April 1249 besuchte ihn in Meißen<lb/>
Herzog Heinrich von Schlesien und erlangte von ihm die Zusage kriegerischer Hilfe<lb/>
gegen Boleslav, einen Bruder des schlesischen Herzogs; dafür bedingt sich der<lb/>
Markgraf entweder Stadt, Burg und Land Krossen oder das ganze Land<lb/>
zwischen Qneis und Bober bis zum böhmischen Grenzwalde und endlich das Schloß<lb/>
Schiedlo ans.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0299] von der Spree zur Aber lirche mit seiner spitzen Schieferhaube, auf der der stark verbogne kupferne Turm¬ knopf mit einer kupfernen Wetterspitze nicht gerade hoffnungsfreudig in die kühle Aprilluft emporschnut. Schiedlo hat eine noch ungeschriebne bedeutende Geschichte. Es ist sicherlich einer der ersten Punkte gewesen, wenn nicht überhaupt der erste, den die Deutschen jenseits der Oder in Besitz genommen haben. An dieser Stelle, zu der die gegen¬ über mündende Reiße den Weg zeigte und keinerlei natürliches Hindernis den Ftuß- übergang erschwerte, fluteten die polnischen und die deutschen Heere über den Strom als Sieger und Besiegte, hierher kamen die ersten wohl von Magdeburg ausge- gangnen Sendbote» des Christentunis, hier erwuchsen die ersten schüchternen An¬ fänge ostoderischen Deutschtums. Der Ort bietet außer einem bequemen Zugang zur Oderfähre auch eine gewisse Sicherheit, weil er wie eine Halbinsel ans drei Seiten von der Oder umflossen wird. Bei der Trümmerhaftigkeit der Überlieferung können wir deutsche Vasallen der schlesischen Herzöge in Schiedlo allerdings nicht weit über das Jahr 1229 rückwärts nachweisen, aber vermutlich ist doch schon im Übergang von, zwölften zum dreizehnten Jahrhundert in Schiedlo eine deutsche Burg an Stelle der alten polnischen Kastellanei getreten, nud um dieselbe Zeit ist wohl auch bereits die dem heiligen Georg, dem Schutzpatron der Reisenden und Kaufleute, geweihte Kirche erbaut worden. Außer dem Herzoge von Schlesien scheint aber auch der Bischof von Lebus — dieses Bistum ist 1133 gegründet - eine Lehnshoheit über das Gebiet von Schiedlo ausgeübt zu haben. Denn 1241 bestätigt Bischof Heinrich von Lebus den Tempelherren den Zins von den hundert Hufen im Gebiete des Schlosses Schiedlo, den ihnen der Herzog von Schlesien geschenkt hat. Um diese Zeit war aber auch schou ein Wettiner am linken Oderufer auf dem Posten und spähte aufmerksam ostwärts über den Strom, um den meißnischen Löwen womöglich noch weiter ins polnische Gebiet hineinzutragen. Das war Markgraf Heinrich der Erlauchte, eins der edelsten Reiser, die der ehrwürdige Stamm Wettin getrieben hat. Zwar Franz Xaver Wegele, der bekannte Geschicht¬ schreiber Friedrichs des Freidigen, hebt einen Satz der ^.una-lW Votöroesllöusss hervor, die Heinrich als vrmesvs pavis, o^neuf, 8s,xisn8 nach dem Wahlspruch handeln lassen: transxroäi^ris ambitionv den-minos va>t,rum worum und meint, Heinrich der Erlauchte könne nicht eine hvchstrebende Persönlichkeit genannt werden, er habe es immer geliebt, sich auf einer bestimmten mittlern Linie zu halten; in seiner Stellung zu den großen politischen Fragen seiner Zeit habe er sich mehr treiben lassen, als daß er je eine entschlossene Initiative ergriffen hätte. Dieses Urteil besteht für die mittlern und die höhern Jahre des Fürsten gewiß zu Recht, aber nicht für seine Jugend und sein erstes Mannesalter. Im Jahre 1237 sehen wir den einundzwanzigjähriger Markgrafen an der Spitze von fünfhundert Vasallen im Bunde mit dem Deutschordeusmeistcr Hermann von Salza im fernen Prenßenlande Krieg führe»! sogar zwei Kriegsschiffe „Pil- gram" und „Friedli" läßt er dumm, ebenso die festen Burgen Elbing und Balga am Frischer Hufs, von der noch heute Ruinen übrig sind. Auch bemannte er diese Burgen mit Rittern und Knechten, die er aus der Heimat mitgebracht hatte: die Folge davon war ein lebhafter Verkehr zwischen den wettinischen Landen und dem Ordeusgebiete. In den folgenden Jahren kämpft Markgraf Heinrich um Mitten¬ walde und Köpenick, einst Teile der Lausitz, und den brnndenburgischeu Askaniern, er wird aber besiegt. Seit 1247 nimmt der thüringische Erbstreit seine Kraft vorzugsweise in Anspruch, aber noch immer wendet er auch den Verhältnissen an der Oder ein großes Interesse zu. Am 20. April 1249 besuchte ihn in Meißen Herzog Heinrich von Schlesien und erlangte von ihm die Zusage kriegerischer Hilfe gegen Boleslav, einen Bruder des schlesischen Herzogs; dafür bedingt sich der Markgraf entweder Stadt, Burg und Land Krossen oder das ganze Land zwischen Qneis und Bober bis zum böhmischen Grenzwalde und endlich das Schloß Schiedlo ans.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_292796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_292796/299
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_292796/299>, abgerufen am 23.07.2024.