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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliche- n"d Unmaßgebliches

Maßgebliches und Unmaßgebliches
Reichsspiegel

Die Aussendung des Marineinfanteriebataillons nach Swakopmund ist in der
Tat eine Musterleistung sowohl der Marine als des Norddeutschen Lloyds, der binnen
drei Tagen das unsrer Marineinfanterie seit der Chinaexpedition so vertraute Trans¬
portschiff "Darmstndt" völlig ausgerüstet zur Stelle schaffte. Binnen vierundzwanzig
Stunden war dann alles an Bord und das Schiff in See. Möge der wackern
Truppe ihre Aufgabe gelingen. Wo immer unsre Marineinfanterie zur kriegerischen
Verwendung gelangt ist, ist es mit Ehren geschehn; das ruhmvolle Verhalten der
Pekinger Gesandtschaftswache wird immer ein leuchtendes Blatt in unsrer Kriegs¬
geschichte sein. Bekanntlich hat auch die französische Marineinfanterie seit Napoleons
Zeiten rühmliche Traditionen aufzuweisen. In dem schweren Kampfe des Yorkschen
Korps um Probstheida in der Schlacht bei Leipzig war es die französische Marine¬
infanterie, deren Widerstand am schwersten gebrochen werden konnte, ebenso leistete
s'e die zäheste Verteidigung von Bazeilles in der Schlacht bei sedem.

Aber nicht vergangne und künftige Ruhmestaten dieser Mustertruppe sind es,
die für uns heute in Betracht kommen, sondern der Umstand, daß die Marine¬
infanterie durch überseeische Entsendungen, die sie tatsächlich in eine Kolonialtruppe
Verwandeln, ihrem eigentlichen Zweck entzogen wird. Die Marineinfanterie hat in
der heimatlichen Mobilmachung und Küstenverteidigung ganz bestimmte Aufgaben
zu erfüllen. Sie kann durch ihre starken Reserven auf eine Brigade, ja auf mehr
gebracht werden, die die Kriegsbesetzungen von Kiel, Wilhelmshaven usw. zu stellen
hat. Starke und dauernde Entsendungen an Marineinfanterie beeinträchtigen und
gefährden also die Mobilmachung der Marine, zumal wenn diese Entsendungen den
Aufgaben und Zwecken der Marine so völlig fern liegen, wie gegenwärtig die
Herstellung der Ruhe und Ordnung im innern Südwestafrika. Nimmt, wie voraus¬
zusehen ist, diese Kommandierung längere Zeit in Anspruch, so müssen die beiden
Seebataillone durch Einstellung von Rekruten, Einziehung vou Reserven oder durch
Ergänzung durch die Landarmee auf ihren normalen Stand gebracht werden.
Man kann nie wissen, was im Schoße der Zeiten schlummert, und bei Kriegs¬
ausbruch hat gerade die Marine, und was mit ihr zusammenhängt, am allerwenigsten
Zeit, sich lange zu besinnen, denn die gesamte Marine steht in einer Vorposten-
siellung und muß damit rechnen, sich binnen vierundzwanzig Stunden, wenn nicht
früher, dem Feinde gegenüber zu sehen.

Die Entsendung von Marineinfanterie in Fällen wie dem jetzigen ist zwar
ein recht bequemes aber für die Dauer absolut unzulässiges Auskunftsmittel. Die
Marineinfanterie, wenigstens das, was wir jetzt haben, ist nicht für den Kolonial-
dicnst da. und wenn es einerseits selbstverständlich ist, daß das Reich bei dem Be¬
dürfnis einer Plötzlichen Hilfeleistung zu den Mitteln greift, die es am schnellsten
und nächsten zur Hand hat, so ist doch andrerseits recht sehr mit der Möglichkeit
SU rechnen, daß dieses "nächste" und bereiteste Hilfsmittel doch eines Tages nicht
Zur Hand sein könnte. Gesetzt den Fall, die Hereros wären so schlau gewesen,
den Aufstand zu der Zeit zu unternehmen, wo die Marineinfanterie in China war,-
Was wäre dann geschehen? Dann hätte natürlich die Armee aushelfen, das heißt
umständlich aus Freiwilligen "Schutztruppen"formationen errichten müssen. Wie
lange das dauerte, sehen wir jetzt, wo die Verstärkungstransporte nach Südwest¬
afrika erst am 29. Januar und am 5. Februar abgehn können! Acht bis vierzehn
Tage später als die Marineinfanterie. Das könnte unter Umständen überhaupt zu
spät sein.

Hierzu kommt, daß die Armeeverwaltung bei dem heutigen komplizierten
Mobilmachuugsorgcmismus die "Plünderung" der Truppenteile für koloniale
Zwecke höchst ungern sieht. Alle diese Gründe sprechen laut dafür, dem militärischen


Maßgebliche- n»d Unmaßgebliches

Maßgebliches und Unmaßgebliches
Reichsspiegel

Die Aussendung des Marineinfanteriebataillons nach Swakopmund ist in der
Tat eine Musterleistung sowohl der Marine als des Norddeutschen Lloyds, der binnen
drei Tagen das unsrer Marineinfanterie seit der Chinaexpedition so vertraute Trans¬
portschiff „Darmstndt" völlig ausgerüstet zur Stelle schaffte. Binnen vierundzwanzig
Stunden war dann alles an Bord und das Schiff in See. Möge der wackern
Truppe ihre Aufgabe gelingen. Wo immer unsre Marineinfanterie zur kriegerischen
Verwendung gelangt ist, ist es mit Ehren geschehn; das ruhmvolle Verhalten der
Pekinger Gesandtschaftswache wird immer ein leuchtendes Blatt in unsrer Kriegs¬
geschichte sein. Bekanntlich hat auch die französische Marineinfanterie seit Napoleons
Zeiten rühmliche Traditionen aufzuweisen. In dem schweren Kampfe des Yorkschen
Korps um Probstheida in der Schlacht bei Leipzig war es die französische Marine¬
infanterie, deren Widerstand am schwersten gebrochen werden konnte, ebenso leistete
s'e die zäheste Verteidigung von Bazeilles in der Schlacht bei sedem.

Aber nicht vergangne und künftige Ruhmestaten dieser Mustertruppe sind es,
die für uns heute in Betracht kommen, sondern der Umstand, daß die Marine¬
infanterie durch überseeische Entsendungen, die sie tatsächlich in eine Kolonialtruppe
Verwandeln, ihrem eigentlichen Zweck entzogen wird. Die Marineinfanterie hat in
der heimatlichen Mobilmachung und Küstenverteidigung ganz bestimmte Aufgaben
zu erfüllen. Sie kann durch ihre starken Reserven auf eine Brigade, ja auf mehr
gebracht werden, die die Kriegsbesetzungen von Kiel, Wilhelmshaven usw. zu stellen
hat. Starke und dauernde Entsendungen an Marineinfanterie beeinträchtigen und
gefährden also die Mobilmachung der Marine, zumal wenn diese Entsendungen den
Aufgaben und Zwecken der Marine so völlig fern liegen, wie gegenwärtig die
Herstellung der Ruhe und Ordnung im innern Südwestafrika. Nimmt, wie voraus¬
zusehen ist, diese Kommandierung längere Zeit in Anspruch, so müssen die beiden
Seebataillone durch Einstellung von Rekruten, Einziehung vou Reserven oder durch
Ergänzung durch die Landarmee auf ihren normalen Stand gebracht werden.
Man kann nie wissen, was im Schoße der Zeiten schlummert, und bei Kriegs¬
ausbruch hat gerade die Marine, und was mit ihr zusammenhängt, am allerwenigsten
Zeit, sich lange zu besinnen, denn die gesamte Marine steht in einer Vorposten-
siellung und muß damit rechnen, sich binnen vierundzwanzig Stunden, wenn nicht
früher, dem Feinde gegenüber zu sehen.

Die Entsendung von Marineinfanterie in Fällen wie dem jetzigen ist zwar
ein recht bequemes aber für die Dauer absolut unzulässiges Auskunftsmittel. Die
Marineinfanterie, wenigstens das, was wir jetzt haben, ist nicht für den Kolonial-
dicnst da. und wenn es einerseits selbstverständlich ist, daß das Reich bei dem Be¬
dürfnis einer Plötzlichen Hilfeleistung zu den Mitteln greift, die es am schnellsten
und nächsten zur Hand hat, so ist doch andrerseits recht sehr mit der Möglichkeit
SU rechnen, daß dieses „nächste" und bereiteste Hilfsmittel doch eines Tages nicht
Zur Hand sein könnte. Gesetzt den Fall, die Hereros wären so schlau gewesen,
den Aufstand zu der Zeit zu unternehmen, wo die Marineinfanterie in China war,-
Was wäre dann geschehen? Dann hätte natürlich die Armee aushelfen, das heißt
umständlich aus Freiwilligen „Schutztruppen"formationen errichten müssen. Wie
lange das dauerte, sehen wir jetzt, wo die Verstärkungstransporte nach Südwest¬
afrika erst am 29. Januar und am 5. Februar abgehn können! Acht bis vierzehn
Tage später als die Marineinfanterie. Das könnte unter Umständen überhaupt zu
spät sein.

Hierzu kommt, daß die Armeeverwaltung bei dem heutigen komplizierten
Mobilmachuugsorgcmismus die „Plünderung" der Truppenteile für koloniale
Zwecke höchst ungern sieht. Alle diese Gründe sprechen laut dafür, dem militärischen


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[0253] Maßgebliche- n»d Unmaßgebliches Maßgebliches und Unmaßgebliches Reichsspiegel Die Aussendung des Marineinfanteriebataillons nach Swakopmund ist in der Tat eine Musterleistung sowohl der Marine als des Norddeutschen Lloyds, der binnen drei Tagen das unsrer Marineinfanterie seit der Chinaexpedition so vertraute Trans¬ portschiff „Darmstndt" völlig ausgerüstet zur Stelle schaffte. Binnen vierundzwanzig Stunden war dann alles an Bord und das Schiff in See. Möge der wackern Truppe ihre Aufgabe gelingen. Wo immer unsre Marineinfanterie zur kriegerischen Verwendung gelangt ist, ist es mit Ehren geschehn; das ruhmvolle Verhalten der Pekinger Gesandtschaftswache wird immer ein leuchtendes Blatt in unsrer Kriegs¬ geschichte sein. Bekanntlich hat auch die französische Marineinfanterie seit Napoleons Zeiten rühmliche Traditionen aufzuweisen. In dem schweren Kampfe des Yorkschen Korps um Probstheida in der Schlacht bei Leipzig war es die französische Marine¬ infanterie, deren Widerstand am schwersten gebrochen werden konnte, ebenso leistete s'e die zäheste Verteidigung von Bazeilles in der Schlacht bei sedem. Aber nicht vergangne und künftige Ruhmestaten dieser Mustertruppe sind es, die für uns heute in Betracht kommen, sondern der Umstand, daß die Marine¬ infanterie durch überseeische Entsendungen, die sie tatsächlich in eine Kolonialtruppe Verwandeln, ihrem eigentlichen Zweck entzogen wird. Die Marineinfanterie hat in der heimatlichen Mobilmachung und Küstenverteidigung ganz bestimmte Aufgaben zu erfüllen. Sie kann durch ihre starken Reserven auf eine Brigade, ja auf mehr gebracht werden, die die Kriegsbesetzungen von Kiel, Wilhelmshaven usw. zu stellen hat. Starke und dauernde Entsendungen an Marineinfanterie beeinträchtigen und gefährden also die Mobilmachung der Marine, zumal wenn diese Entsendungen den Aufgaben und Zwecken der Marine so völlig fern liegen, wie gegenwärtig die Herstellung der Ruhe und Ordnung im innern Südwestafrika. Nimmt, wie voraus¬ zusehen ist, diese Kommandierung längere Zeit in Anspruch, so müssen die beiden Seebataillone durch Einstellung von Rekruten, Einziehung vou Reserven oder durch Ergänzung durch die Landarmee auf ihren normalen Stand gebracht werden. Man kann nie wissen, was im Schoße der Zeiten schlummert, und bei Kriegs¬ ausbruch hat gerade die Marine, und was mit ihr zusammenhängt, am allerwenigsten Zeit, sich lange zu besinnen, denn die gesamte Marine steht in einer Vorposten- siellung und muß damit rechnen, sich binnen vierundzwanzig Stunden, wenn nicht früher, dem Feinde gegenüber zu sehen. Die Entsendung von Marineinfanterie in Fällen wie dem jetzigen ist zwar ein recht bequemes aber für die Dauer absolut unzulässiges Auskunftsmittel. Die Marineinfanterie, wenigstens das, was wir jetzt haben, ist nicht für den Kolonial- dicnst da. und wenn es einerseits selbstverständlich ist, daß das Reich bei dem Be¬ dürfnis einer Plötzlichen Hilfeleistung zu den Mitteln greift, die es am schnellsten und nächsten zur Hand hat, so ist doch andrerseits recht sehr mit der Möglichkeit SU rechnen, daß dieses „nächste" und bereiteste Hilfsmittel doch eines Tages nicht Zur Hand sein könnte. Gesetzt den Fall, die Hereros wären so schlau gewesen, den Aufstand zu der Zeit zu unternehmen, wo die Marineinfanterie in China war,- Was wäre dann geschehen? Dann hätte natürlich die Armee aushelfen, das heißt umständlich aus Freiwilligen „Schutztruppen"formationen errichten müssen. Wie lange das dauerte, sehen wir jetzt, wo die Verstärkungstransporte nach Südwest¬ afrika erst am 29. Januar und am 5. Februar abgehn können! Acht bis vierzehn Tage später als die Marineinfanterie. Das könnte unter Umständen überhaupt zu spät sein. Hierzu kommt, daß die Armeeverwaltung bei dem heutigen komplizierten Mobilmachuugsorgcmismus die „Plünderung" der Truppenteile für koloniale Zwecke höchst ungern sieht. Alle diese Gründe sprechen laut dafür, dem militärischen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_292796/253>, abgerufen am 22.07.2024.