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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Viertes Vierteljahr.

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Eine Inselreihe durch das griechische Meer

zu Leibe gehn, und werden unruhig" und: "Nach menschlicher Denkart wird
die Gerechtigkeit nur da in Betracht gezogen, wo sich auf beiden Seiten die
Machtmittel, die Wage halten; der Mächtige aber setzt dnrch, was durchzusetzen
möglich ist. Denn wir wissen, daß die Menschen aus einem Zwange der
Natur das beherrschen, worüber sie Macht gewinnen können." Damit pro¬
klamierten sie offen und frei, daß in der Politik nur die Macht etwas gelte,
und hüllten sich nicht, wie die christliche Nation der Gegenwart, als sie sich zu
der geplanten Gewalttat anschickte, in einen schillernden Trugmcmtel schöner
Worte von Recht, Ehre und Gewissen. Da sind mir die "alten Heiden"
doch lieber.

Mit stiller Wehmut betrachtete ich die gebrochne Mauer der tapfern
Stadt, von der mehrere Stücke und besonders ein runder Turm noch ziemlich
gilt erhalten waren. Schöne sorgfältig behciueue polygonale Steine bildeten
den sauber gefügten Bau da, wo er noch stand; das übrige lag in Trümmern.
Wildes Gestrüpp wucherte zwischen den schwärzlichen Steinhaufen. Über diese
Trümmermassen arbeitete sich ein Teil von uns zum alten Kastell der Stadt
hinauf, das jetzt den Namen "heiliger Elias" führt. Hier kounte man uuter
dem wuchernden Buschwerk und zwischen dem wüsten Steingewirr eine Tempel-
terrasse noch notdürftig erkennen. Lohnend war dagegen der Umblick, den
wir von dieser Höhe hatten. Nach Norden zu sahen wir Plakn samt dem
hochragenden Kcistro und weiter unten Etimonieli; dazwischen trieben zahlreiche
Ziegercherden ihr Wesen, nach Süden schauten wir über die große Bai hinweg
auf das spitze Hauptgebirge der Insel, das ebenfalls den Namen agios
trägt. Der° heilige Elias ist in Griechenland eben der Berg- oder Höhen-
heilige, die nach ihm benannten Gipfel kann man kaum zählen, denn sie
finden sich überall, wo Griechen wohnen. Da er mit einem feurigen Wagen
gen Himmel gefahren ist, so ist er wohl vielfach an Stelle des blitzenden und
bergbewohnenden Vater Zeus getreten.

Dicht bei der alten Stadt Melos, aber nicht innerhalb ihrer Mauern
liegt jetzt das Dorf Tripiti. In dessen Nähe gibt es gewölbte Höhleugrüber,
in denen die Metier ihre Toten bestatteten; eine ganze Talschlucht ist zu beiden
Seiten des Wegs mit solchen Grübern besetzt, die wir anfänglich für natür¬
liche Höhlen hielten. Aus ihnen sind eine Menge Vasen, Gemmen, Münzen
und andre Gegenstände herausgeholt worden, und noch jetzt werden immer
neue gefunden." Deshalb wurde uns hier auf Melos eine solche Fülle "arvlmö-r"
(Altertümer) angeboten, wie sonst nirgends während der ganzen Reise. Fast
in jedem Bauernlmnse gab es dergleichen zu kaufen, lauter echte, schöne
machen, sodaß mancher der Versuchung nicht widerstehn konnte. Billig waren
freilich diese Altertümer nicht. Für eine kleine Gemme wurden zum Beispiel
60 Drachmen (32 Mary verlangt. Ein Engländer, auf den sich die Metier
als auf den "Kyrios Smithios" beständig beriefen, hatte kurz vorher durch
Bezahlen der geforderten Summen, ohne vorher zu handeln -- was ganz gegen
die Landessitte verstößt --, die Preise hinaufgeschraubt. Seine Landsmännin,
unsre archäologische Miß, traf ich mit ihrem breiten Schleierhut in einer
Bauernstube, wie sie ein weißes, schlankes Gefäß mit kleinen, schwarzen Figuren
in der Hand hielt und liebäugelnd betrachtete. Die Vasen aus den mettschen
Grübern gehn von der sogenannten geometrischen Zeit bis ins fünfte Jahr¬
hundert, das heißt bis zur Zerstörung ' der Stadt. Aus der letzte" Zeit mochte
auch die stammen, die der englischen Archüvlogin so sehr gefiel. Die schwarzen
Figürchen waren tanzende Satyrn, die nach Art dieser lüsternen Waldgvtt-
heiten ihre Liebessehnsucht nach fliehenden Nymphen auch körperlich mir allzu
deutlich offenbarten. Über diese Gestalten fuhr die zarte Hand der englischen
Dame wie liebkosend hin, was einer gewissen Komik nicht entbehrte. Dann
sagte sie:


Eine Inselreihe durch das griechische Meer

zu Leibe gehn, und werden unruhig" und: „Nach menschlicher Denkart wird
die Gerechtigkeit nur da in Betracht gezogen, wo sich auf beiden Seiten die
Machtmittel, die Wage halten; der Mächtige aber setzt dnrch, was durchzusetzen
möglich ist. Denn wir wissen, daß die Menschen aus einem Zwange der
Natur das beherrschen, worüber sie Macht gewinnen können." Damit pro¬
klamierten sie offen und frei, daß in der Politik nur die Macht etwas gelte,
und hüllten sich nicht, wie die christliche Nation der Gegenwart, als sie sich zu
der geplanten Gewalttat anschickte, in einen schillernden Trugmcmtel schöner
Worte von Recht, Ehre und Gewissen. Da sind mir die „alten Heiden"
doch lieber.

Mit stiller Wehmut betrachtete ich die gebrochne Mauer der tapfern
Stadt, von der mehrere Stücke und besonders ein runder Turm noch ziemlich
gilt erhalten waren. Schöne sorgfältig behciueue polygonale Steine bildeten
den sauber gefügten Bau da, wo er noch stand; das übrige lag in Trümmern.
Wildes Gestrüpp wucherte zwischen den schwärzlichen Steinhaufen. Über diese
Trümmermassen arbeitete sich ein Teil von uns zum alten Kastell der Stadt
hinauf, das jetzt den Namen „heiliger Elias" führt. Hier kounte man uuter
dem wuchernden Buschwerk und zwischen dem wüsten Steingewirr eine Tempel-
terrasse noch notdürftig erkennen. Lohnend war dagegen der Umblick, den
wir von dieser Höhe hatten. Nach Norden zu sahen wir Plakn samt dem
hochragenden Kcistro und weiter unten Etimonieli; dazwischen trieben zahlreiche
Ziegercherden ihr Wesen, nach Süden schauten wir über die große Bai hinweg
auf das spitze Hauptgebirge der Insel, das ebenfalls den Namen agios
trägt. Der° heilige Elias ist in Griechenland eben der Berg- oder Höhen-
heilige, die nach ihm benannten Gipfel kann man kaum zählen, denn sie
finden sich überall, wo Griechen wohnen. Da er mit einem feurigen Wagen
gen Himmel gefahren ist, so ist er wohl vielfach an Stelle des blitzenden und
bergbewohnenden Vater Zeus getreten.

Dicht bei der alten Stadt Melos, aber nicht innerhalb ihrer Mauern
liegt jetzt das Dorf Tripiti. In dessen Nähe gibt es gewölbte Höhleugrüber,
in denen die Metier ihre Toten bestatteten; eine ganze Talschlucht ist zu beiden
Seiten des Wegs mit solchen Grübern besetzt, die wir anfänglich für natür¬
liche Höhlen hielten. Aus ihnen sind eine Menge Vasen, Gemmen, Münzen
und andre Gegenstände herausgeholt worden, und noch jetzt werden immer
neue gefunden." Deshalb wurde uns hier auf Melos eine solche Fülle „arvlmö-r"
(Altertümer) angeboten, wie sonst nirgends während der ganzen Reise. Fast
in jedem Bauernlmnse gab es dergleichen zu kaufen, lauter echte, schöne
machen, sodaß mancher der Versuchung nicht widerstehn konnte. Billig waren
freilich diese Altertümer nicht. Für eine kleine Gemme wurden zum Beispiel
60 Drachmen (32 Mary verlangt. Ein Engländer, auf den sich die Metier
als auf den „Kyrios Smithios" beständig beriefen, hatte kurz vorher durch
Bezahlen der geforderten Summen, ohne vorher zu handeln — was ganz gegen
die Landessitte verstößt —, die Preise hinaufgeschraubt. Seine Landsmännin,
unsre archäologische Miß, traf ich mit ihrem breiten Schleierhut in einer
Bauernstube, wie sie ein weißes, schlankes Gefäß mit kleinen, schwarzen Figuren
in der Hand hielt und liebäugelnd betrachtete. Die Vasen aus den mettschen
Grübern gehn von der sogenannten geometrischen Zeit bis ins fünfte Jahr¬
hundert, das heißt bis zur Zerstörung ' der Stadt. Aus der letzte« Zeit mochte
auch die stammen, die der englischen Archüvlogin so sehr gefiel. Die schwarzen
Figürchen waren tanzende Satyrn, die nach Art dieser lüsternen Waldgvtt-
heiten ihre Liebessehnsucht nach fliehenden Nymphen auch körperlich mir allzu
deutlich offenbarten. Über diese Gestalten fuhr die zarte Hand der englischen
Dame wie liebkosend hin, was einer gewissen Komik nicht entbehrte. Dann
sagte sie:


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[0864] Eine Inselreihe durch das griechische Meer zu Leibe gehn, und werden unruhig" und: „Nach menschlicher Denkart wird die Gerechtigkeit nur da in Betracht gezogen, wo sich auf beiden Seiten die Machtmittel, die Wage halten; der Mächtige aber setzt dnrch, was durchzusetzen möglich ist. Denn wir wissen, daß die Menschen aus einem Zwange der Natur das beherrschen, worüber sie Macht gewinnen können." Damit pro¬ klamierten sie offen und frei, daß in der Politik nur die Macht etwas gelte, und hüllten sich nicht, wie die christliche Nation der Gegenwart, als sie sich zu der geplanten Gewalttat anschickte, in einen schillernden Trugmcmtel schöner Worte von Recht, Ehre und Gewissen. Da sind mir die „alten Heiden" doch lieber. Mit stiller Wehmut betrachtete ich die gebrochne Mauer der tapfern Stadt, von der mehrere Stücke und besonders ein runder Turm noch ziemlich gilt erhalten waren. Schöne sorgfältig behciueue polygonale Steine bildeten den sauber gefügten Bau da, wo er noch stand; das übrige lag in Trümmern. Wildes Gestrüpp wucherte zwischen den schwärzlichen Steinhaufen. Über diese Trümmermassen arbeitete sich ein Teil von uns zum alten Kastell der Stadt hinauf, das jetzt den Namen „heiliger Elias" führt. Hier kounte man uuter dem wuchernden Buschwerk und zwischen dem wüsten Steingewirr eine Tempel- terrasse noch notdürftig erkennen. Lohnend war dagegen der Umblick, den wir von dieser Höhe hatten. Nach Norden zu sahen wir Plakn samt dem hochragenden Kcistro und weiter unten Etimonieli; dazwischen trieben zahlreiche Ziegercherden ihr Wesen, nach Süden schauten wir über die große Bai hinweg auf das spitze Hauptgebirge der Insel, das ebenfalls den Namen agios trägt. Der° heilige Elias ist in Griechenland eben der Berg- oder Höhen- heilige, die nach ihm benannten Gipfel kann man kaum zählen, denn sie finden sich überall, wo Griechen wohnen. Da er mit einem feurigen Wagen gen Himmel gefahren ist, so ist er wohl vielfach an Stelle des blitzenden und bergbewohnenden Vater Zeus getreten. Dicht bei der alten Stadt Melos, aber nicht innerhalb ihrer Mauern liegt jetzt das Dorf Tripiti. In dessen Nähe gibt es gewölbte Höhleugrüber, in denen die Metier ihre Toten bestatteten; eine ganze Talschlucht ist zu beiden Seiten des Wegs mit solchen Grübern besetzt, die wir anfänglich für natür¬ liche Höhlen hielten. Aus ihnen sind eine Menge Vasen, Gemmen, Münzen und andre Gegenstände herausgeholt worden, und noch jetzt werden immer neue gefunden." Deshalb wurde uns hier auf Melos eine solche Fülle „arvlmö-r" (Altertümer) angeboten, wie sonst nirgends während der ganzen Reise. Fast in jedem Bauernlmnse gab es dergleichen zu kaufen, lauter echte, schöne machen, sodaß mancher der Versuchung nicht widerstehn konnte. Billig waren freilich diese Altertümer nicht. Für eine kleine Gemme wurden zum Beispiel 60 Drachmen (32 Mary verlangt. Ein Engländer, auf den sich die Metier als auf den „Kyrios Smithios" beständig beriefen, hatte kurz vorher durch Bezahlen der geforderten Summen, ohne vorher zu handeln — was ganz gegen die Landessitte verstößt —, die Preise hinaufgeschraubt. Seine Landsmännin, unsre archäologische Miß, traf ich mit ihrem breiten Schleierhut in einer Bauernstube, wie sie ein weißes, schlankes Gefäß mit kleinen, schwarzen Figuren in der Hand hielt und liebäugelnd betrachtete. Die Vasen aus den mettschen Grübern gehn von der sogenannten geometrischen Zeit bis ins fünfte Jahr¬ hundert, das heißt bis zur Zerstörung ' der Stadt. Aus der letzte« Zeit mochte auch die stammen, die der englischen Archüvlogin so sehr gefiel. Die schwarzen Figürchen waren tanzende Satyrn, die nach Art dieser lüsternen Waldgvtt- heiten ihre Liebessehnsucht nach fliehenden Nymphen auch körperlich mir allzu deutlich offenbarten. Über diese Gestalten fuhr die zarte Hand der englischen Dame wie liebkosend hin, was einer gewissen Komik nicht entbehrte. Dann sagte sie:

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_242067/864>, abgerufen am 02.10.2024.