Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Viertes Vierteljahr.Line Inselreihe durch das griechische Meer Als Hunger und Durst gefüllt waren, begaben wir uns in die Neben¬ Vor allem bemerkenswert waren hier die Unmasse Schristtafeln aus ge¬ .-Eine gewisse Sensation erregte ein ganz seltsames Stück, das erst zwei ^s".."i^-,, Leider nahmen während dieses Rittes Sturm und Regen so g". va v Line Inselreihe durch das griechische Meer Als Hunger und Durst gefüllt waren, begaben wir uns in die Neben¬ Vor allem bemerkenswert waren hier die Unmasse Schristtafeln aus ge¬ .-Eine gewisse Sensation erregte ein ganz seltsames Stück, das erst zwei ^s„..„i^-,, Leider nahmen während dieses Rittes Sturm und Regen so g». va v <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0789" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/242861"/> <fw type="header" place="top"> Line Inselreihe durch das griechische Meer</fw><lb/> <p xml:id="ID_2893"> Als Hunger und Durst gefüllt waren, begaben wir uns in die Neben¬<lb/> zimmer, die recht eng und Kein und sämtlich in Museen verwandelt waren.<lb/> Hier werden die Fundstücke gereinigt, katalogisiert und dann ins Muwum</p><lb/> <p xml:id="ID_2894"> Vor allem bemerkenswert waren hier die Unmasse Schristtafeln aus ge¬<lb/> branntem schwärzlichem Ton. Es war schon festgestellt worden, daß sie in<lb/> Zwei Schriftarten abgefaßt waren, ob auch in zwei verschiednen Sprachen, wen<lb/> dagegen noch nicht ermittelt, ebensowenig, ob sie in Buchstaben- oder ^uven-<lb/> oder Wortschrift geschrieben sind. Es mögen im ganzen bis jetzt wohl<lb/> solcher Schrifttafeln gefunden sein, eine ganz gewaltige, schwer zu knactenoe<lb/> Nuß für die Wissenschaft, eine Aufgabe, an der sich noch mancher Zunge Ge¬<lb/> lehrte die Sporen verdienen und die Augen verderben wird. Ob das ^eMmr<lb/> dann wohl des Schweißes der Edeln wert sein wird? Wer kann w^en,<lb/> was in diesem kretischen Königsarchiv steckt? Vielleicht bloß simple Rechnungen<lb/> und Wirtschaftsurkunden, vielleicht auch Nachrichten über Siege und manier,<lb/> die beiden einzigen Großtaten, die es damals gab. Jedenfalls aber ist co ein<lb/> ganz eignes Gefühl, in der Hand eine Tafel zu halten, auf die em MenM<lb/> vor etwa viertausend Jahren seine Gedanken geschrieben hat, und die nach o<lb/> langem unterirdischem Schlafe soeben wieder zum Licht erstanden ist. ^u<lb/> mochte sie mit ihren krausen Zungen reden und vermag es doch nicht, venu<lb/> die Zungen sind ihr noch nicht gelöst. . </p><lb/> <p xml:id="ID_2895"> .-Eine gewisse Sensation erregte ein ganz seltsames Stück, das erst zwei<lb/> Tage vor unsrer Ankunft ausgegraben worden war. Es war em ziermm)<lb/> großes, ein bis zwei Zoll dickes Viereck, dessen schwärzlicher Grund moww<lb/> artig mit Blauglas, Gold und einer weißen elfenbeinähnlichen Masse in Form<lb/> seltsamer Kurven, Halbkreise, Plättchen und andrer Figuren ausgelegt war.<lb/> Das merkwürdige Ding war noch nicht völlig von der ihm anhaftenden ^ayr-<lb/> hunderterde gereinigt. Herr Evans meinte, es sei ein Brettspiel, eine ^rr<lb/> '"Ykenisches Schach. Andre sprachen die Ansicht aus. daß es nur em glänz--<lb/> volles Schaustück, vielleicht zur Ergötzung der kleinen knossischen Prinzen uno<lb/> Prinzessinnen gewesen sei. und dies schien mir das Wahrscheinlichere. Unter-<lb/> dem enthielt das Hausmuseum noch allerlei Gemmen. Ringe. Tonstege uno<lb/> dergleichen, während in Körben noch eine Menge erdebehafteter, der Reinigung<lb/> harrender Dinge herumlagen. </p><lb/> <p xml:id="ID_2896"> ^s„..„i^-,,<lb/> ^ Wir blieben wohl zwei Stunden lang in diesen Räumen und be meldeten<lb/> Herrn Evans, der hier täglich neue Überraschungen erlebte und neue ^M'<lb/> deckungen machte. In der Tat ein spannendes, ja ein aufregendes ^°as des Ausgräbers zerstörter Städte! Auch erfuhren wir hier einmal^daß ein Engländer, wenn er liebenswürdig sein will, es in ^hohem Grade , in<lb/> our und daß die englische Gastfreundschaft einen großartigen. uodU"<lb/> "»sich hat. Mit herzlichem Dankgefülle schüttelten wir unserm ^W'N zum Abschiede die 5and und ritten bei noch immer leise rieselnden Regu.<lb/> den so interessanten Schutthügeln vorüber zur Stadt zurück.</p><lb/> <p xml:id="ID_2897" next="#ID_2898"> Leider nahmen während dieses Rittes Sturm und Regen so g». va v<lb/> N?ahrt zum Schiffe entsetzlich war. Schon im H^n gwgen ^<lb/> hellen; sowie wir aber den Löwen des heiligen Markus h">.ter '^M"<lb/> 'ut M die freie See hinansstenerten. flogen wir nnr so un grin an Wo^w'ze auf und nieder und konnten nur mit Schwierigkeit an Vnd w.inne<lb/> Don das Schiff schaukelte natürlich ebenfalls. Man 'Uichte i desmal de<lb/> Augenblick abpa en wo der Bootsrand annähernd auf Weiche .Höh ^<lb/> fernen Treppenbrett war, dann das Geländer fest Pack^w°bei noch zwei Matrosen zugriffen. damit man nicht fehlsprang und h mute -<lb/> urzte Wir konnten uns mit dem Apostel Paulus trösten, der we Tücke d<lb/> kretischen See in noch ganz andern. Maße hatte erfahren müssen. Als wu</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0789]
Line Inselreihe durch das griechische Meer
Als Hunger und Durst gefüllt waren, begaben wir uns in die Neben¬
zimmer, die recht eng und Kein und sämtlich in Museen verwandelt waren.
Hier werden die Fundstücke gereinigt, katalogisiert und dann ins Muwum
Vor allem bemerkenswert waren hier die Unmasse Schristtafeln aus ge¬
branntem schwärzlichem Ton. Es war schon festgestellt worden, daß sie in
Zwei Schriftarten abgefaßt waren, ob auch in zwei verschiednen Sprachen, wen
dagegen noch nicht ermittelt, ebensowenig, ob sie in Buchstaben- oder ^uven-
oder Wortschrift geschrieben sind. Es mögen im ganzen bis jetzt wohl
solcher Schrifttafeln gefunden sein, eine ganz gewaltige, schwer zu knactenoe
Nuß für die Wissenschaft, eine Aufgabe, an der sich noch mancher Zunge Ge¬
lehrte die Sporen verdienen und die Augen verderben wird. Ob das ^eMmr
dann wohl des Schweißes der Edeln wert sein wird? Wer kann w^en,
was in diesem kretischen Königsarchiv steckt? Vielleicht bloß simple Rechnungen
und Wirtschaftsurkunden, vielleicht auch Nachrichten über Siege und manier,
die beiden einzigen Großtaten, die es damals gab. Jedenfalls aber ist co ein
ganz eignes Gefühl, in der Hand eine Tafel zu halten, auf die em MenM
vor etwa viertausend Jahren seine Gedanken geschrieben hat, und die nach o
langem unterirdischem Schlafe soeben wieder zum Licht erstanden ist. ^u
mochte sie mit ihren krausen Zungen reden und vermag es doch nicht, venu
die Zungen sind ihr noch nicht gelöst. .
.-Eine gewisse Sensation erregte ein ganz seltsames Stück, das erst zwei
Tage vor unsrer Ankunft ausgegraben worden war. Es war em ziermm)
großes, ein bis zwei Zoll dickes Viereck, dessen schwärzlicher Grund moww
artig mit Blauglas, Gold und einer weißen elfenbeinähnlichen Masse in Form
seltsamer Kurven, Halbkreise, Plättchen und andrer Figuren ausgelegt war.
Das merkwürdige Ding war noch nicht völlig von der ihm anhaftenden ^ayr-
hunderterde gereinigt. Herr Evans meinte, es sei ein Brettspiel, eine ^rr
'"Ykenisches Schach. Andre sprachen die Ansicht aus. daß es nur em glänz--
volles Schaustück, vielleicht zur Ergötzung der kleinen knossischen Prinzen uno
Prinzessinnen gewesen sei. und dies schien mir das Wahrscheinlichere. Unter-
dem enthielt das Hausmuseum noch allerlei Gemmen. Ringe. Tonstege uno
dergleichen, während in Körben noch eine Menge erdebehafteter, der Reinigung
harrender Dinge herumlagen.
^s„..„i^-,,
^ Wir blieben wohl zwei Stunden lang in diesen Räumen und be meldeten
Herrn Evans, der hier täglich neue Überraschungen erlebte und neue ^M'
deckungen machte. In der Tat ein spannendes, ja ein aufregendes ^°as des Ausgräbers zerstörter Städte! Auch erfuhren wir hier einmal^daß ein Engländer, wenn er liebenswürdig sein will, es in ^hohem Grade , in
our und daß die englische Gastfreundschaft einen großartigen. uodU"
"»sich hat. Mit herzlichem Dankgefülle schüttelten wir unserm ^W'N zum Abschiede die 5and und ritten bei noch immer leise rieselnden Regu.
den so interessanten Schutthügeln vorüber zur Stadt zurück.
Leider nahmen während dieses Rittes Sturm und Regen so g». va v
N?ahrt zum Schiffe entsetzlich war. Schon im H^n gwgen ^
hellen; sowie wir aber den Löwen des heiligen Markus h">.ter '^M"
'ut M die freie See hinansstenerten. flogen wir nnr so un grin an Wo^w'ze auf und nieder und konnten nur mit Schwierigkeit an Vnd w.inne
Don das Schiff schaukelte natürlich ebenfalls. Man 'Uichte i desmal de
Augenblick abpa en wo der Bootsrand annähernd auf Weiche .Höh ^
fernen Treppenbrett war, dann das Geländer fest Pack^w°bei noch zwei Matrosen zugriffen. damit man nicht fehlsprang und h mute -
urzte Wir konnten uns mit dem Apostel Paulus trösten, der we Tücke d
kretischen See in noch ganz andern. Maße hatte erfahren müssen. Als wu
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