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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Viertes Vierteljahr.

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Heraldisches

einen Gedanken ausdrücken, an der Neuerung als solcher lag ihnen nichts. Aber
meine Freude währte nur hundert Schritte. Als ich nether kam, entpuppte sich
der vermeintliche Schild von Meißen als ein aus je einem schwarzen und gelben
rechtwinkligen Dreieck mit den Hypotenuse" zusammengelegtes Quadrat. Die Farbe"
von Meißen sollten es offenbar sein, aber so, in einer an das Mosaikspiel der
Kinderstube anklingenden Weise, sind sie sicher vorher noch nie dargestellt worden.
Und schon war es auch nicht, höchstens neu; schon sieht ganz anders aus, Dreiecke
an und für sich sind selten schön. Aber wenn nun jemand das doch schon gefunden
hätte und vielleicht in dieser Richtung fortfahren wollte, indem er künftig die
Farben von Meißen etwa als gelben Vollmond in einem schwarzen Quadrat oder
gar in schwarzgelben sezessionistischen Nudelarabesken -- die Meißner Farben blieben
es ja doch -- darstellte, da könnten wir herzbrechende Dinge erleben und schließlich
vermeinen, wir lebten in der Türkei oder in Japan statt in Dentschland, das zur
Zeit seiner ersten Blüte auch ans dem Gebiete des Schilde- und Fnhnenwesens
an erster Stelle stand.

Es ist eben nicht gut, wen" an altüberlieferten, feststehenden und auch auf
ihre künstlerische Wirkung längst erprobten Einrichtungen unbegründete Neuerungen
vorgenommen werdeu. Unsre Fahnen sind an sich schon und wirken immer dekorativ,
täten das nur daun nicht, wenn sie ganz sinnlos angebracht würden, was eigentlich
kaum möglich ist. Sie sollten nicht ohne Not verändert oder gar amerikanisiert
werden. Fahnen und Wappen sind feststehende Formen, die als solche zu dekora¬
tiven Zwecken verwandt werden können, aber an denen selbst nicht hernmdekoricrt
werde" darf. Es wird ja auch kein Künstler sechsblättrige Rosen darstellen wollen,
sondern er malt sie eben mit fünf Blättern, weil sie so sind. Dagegen stehn die
Fahnenfarben und das gesamte Wappen wie dessen Teile zur Verwendung für
dekorative Zwecke vollkommen frei, an Draperien, Velarien, Ehrenpforten und der¬
gleichen können sie unbedenklich angebracht und auch zu neuen Formen verwandt
werden, bei denen der Künstler bloß die allgemeinen Regeln zu beachten braucht,
daß er nichts sinnloses zusammenstellt und das Schönheitsgefühl nicht verletzt.
Nach dieser Richtung war in Leipzig höchst Anerkennenswertes, ja Mnstergiltiges
geschaffen worden. Vor allem ist dabei zu erwähnen das prächtige, in Art eines
Baldachins angebrachte Velarium am Haupteingang des alten Rathauses. Es war
aus naheliegenden Gründen in den Stadtfarben gehalten und mit Recht ans ver¬
hältnismäßig schmalgestreiftem Stoff hergestellt, denn es sollte einen Zeugstoff dar¬
stellen, und eine Anlehnung an die Art der Fahne mit breiter blauer und gelber
Fläche würde geschmacklos gewesen sein. Hier verband sich der richtige Gedanke
mit der richtigen Ausführung, und die Wirkung war ebenso eindrucksvoll wie schön.
Ähnliches läßt sich auch von der die Feststraße bei ihrer Wendung nach Westen am
Augustusplatze abschließende" Ehrenpforte sagen, die auf Velarien in freier Behand¬
lung den Meißner Löwen und die blaugelbe Streifung des Leipziger Wappens
zeigte. Es wäre noch vieles hervorzuheben und zu loben, aber das würde über
das, was hier gesagt werden sollte, weit hinausgehn und ist auch schon seinerzeit
von andrer Seite mit Recht getan worden. Der Zweck dieser Zeilen ist bloß, auf
die in nichts begründeten und am wenigsten durch das Schönheitsgefühl gerecht¬
fertigten Neuerungen und Änderungen an den Fahnen hinzuweisen und auch die
daraus hervorgehenden Folgen anzudeuten.

Man wird Privatleuten wohl niemals verbieten können, anch in dieser Rich¬
tung, wie in manchem andern, eignen Liebhabereien nachzugehen, aber man wird
im allgemeinen zugeben müssen, daß bisher kaum etwas Auffälliges zu bemerken
gewesen ist. Es hat sich im Gegenteil gezeigt, daß die Bürgerschaft die Gleichheit
der Fahnen nicht eintönig findet, sondern gerade von einer Straße voll gleicher
Flaggen den erhebenden Eindruck der Einheit und Kraft empfängt. So ist es auch
mit dem Militär oder mit einer Anzahl von Turnern, die sich zu Freiübungen
aufgestellt haben; eigentlich sieht doch einer aus wie der andre, aber je mehr ihrer


Heraldisches

einen Gedanken ausdrücken, an der Neuerung als solcher lag ihnen nichts. Aber
meine Freude währte nur hundert Schritte. Als ich nether kam, entpuppte sich
der vermeintliche Schild von Meißen als ein aus je einem schwarzen und gelben
rechtwinkligen Dreieck mit den Hypotenuse» zusammengelegtes Quadrat. Die Farbe»
von Meißen sollten es offenbar sein, aber so, in einer an das Mosaikspiel der
Kinderstube anklingenden Weise, sind sie sicher vorher noch nie dargestellt worden.
Und schon war es auch nicht, höchstens neu; schon sieht ganz anders aus, Dreiecke
an und für sich sind selten schön. Aber wenn nun jemand das doch schon gefunden
hätte und vielleicht in dieser Richtung fortfahren wollte, indem er künftig die
Farben von Meißen etwa als gelben Vollmond in einem schwarzen Quadrat oder
gar in schwarzgelben sezessionistischen Nudelarabesken — die Meißner Farben blieben
es ja doch — darstellte, da könnten wir herzbrechende Dinge erleben und schließlich
vermeinen, wir lebten in der Türkei oder in Japan statt in Dentschland, das zur
Zeit seiner ersten Blüte auch ans dem Gebiete des Schilde- und Fnhnenwesens
an erster Stelle stand.

Es ist eben nicht gut, wen» an altüberlieferten, feststehenden und auch auf
ihre künstlerische Wirkung längst erprobten Einrichtungen unbegründete Neuerungen
vorgenommen werdeu. Unsre Fahnen sind an sich schon und wirken immer dekorativ,
täten das nur daun nicht, wenn sie ganz sinnlos angebracht würden, was eigentlich
kaum möglich ist. Sie sollten nicht ohne Not verändert oder gar amerikanisiert
werden. Fahnen und Wappen sind feststehende Formen, die als solche zu dekora¬
tiven Zwecken verwandt werden können, aber an denen selbst nicht hernmdekoricrt
werde» darf. Es wird ja auch kein Künstler sechsblättrige Rosen darstellen wollen,
sondern er malt sie eben mit fünf Blättern, weil sie so sind. Dagegen stehn die
Fahnenfarben und das gesamte Wappen wie dessen Teile zur Verwendung für
dekorative Zwecke vollkommen frei, an Draperien, Velarien, Ehrenpforten und der¬
gleichen können sie unbedenklich angebracht und auch zu neuen Formen verwandt
werden, bei denen der Künstler bloß die allgemeinen Regeln zu beachten braucht,
daß er nichts sinnloses zusammenstellt und das Schönheitsgefühl nicht verletzt.
Nach dieser Richtung war in Leipzig höchst Anerkennenswertes, ja Mnstergiltiges
geschaffen worden. Vor allem ist dabei zu erwähnen das prächtige, in Art eines
Baldachins angebrachte Velarium am Haupteingang des alten Rathauses. Es war
aus naheliegenden Gründen in den Stadtfarben gehalten und mit Recht ans ver¬
hältnismäßig schmalgestreiftem Stoff hergestellt, denn es sollte einen Zeugstoff dar¬
stellen, und eine Anlehnung an die Art der Fahne mit breiter blauer und gelber
Fläche würde geschmacklos gewesen sein. Hier verband sich der richtige Gedanke
mit der richtigen Ausführung, und die Wirkung war ebenso eindrucksvoll wie schön.
Ähnliches läßt sich auch von der die Feststraße bei ihrer Wendung nach Westen am
Augustusplatze abschließende» Ehrenpforte sagen, die auf Velarien in freier Behand¬
lung den Meißner Löwen und die blaugelbe Streifung des Leipziger Wappens
zeigte. Es wäre noch vieles hervorzuheben und zu loben, aber das würde über
das, was hier gesagt werden sollte, weit hinausgehn und ist auch schon seinerzeit
von andrer Seite mit Recht getan worden. Der Zweck dieser Zeilen ist bloß, auf
die in nichts begründeten und am wenigsten durch das Schönheitsgefühl gerecht¬
fertigten Neuerungen und Änderungen an den Fahnen hinzuweisen und auch die
daraus hervorgehenden Folgen anzudeuten.

Man wird Privatleuten wohl niemals verbieten können, anch in dieser Rich¬
tung, wie in manchem andern, eignen Liebhabereien nachzugehen, aber man wird
im allgemeinen zugeben müssen, daß bisher kaum etwas Auffälliges zu bemerken
gewesen ist. Es hat sich im Gegenteil gezeigt, daß die Bürgerschaft die Gleichheit
der Fahnen nicht eintönig findet, sondern gerade von einer Straße voll gleicher
Flaggen den erhebenden Eindruck der Einheit und Kraft empfängt. So ist es auch
mit dem Militär oder mit einer Anzahl von Turnern, die sich zu Freiübungen
aufgestellt haben; eigentlich sieht doch einer aus wie der andre, aber je mehr ihrer


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[0588] Heraldisches einen Gedanken ausdrücken, an der Neuerung als solcher lag ihnen nichts. Aber meine Freude währte nur hundert Schritte. Als ich nether kam, entpuppte sich der vermeintliche Schild von Meißen als ein aus je einem schwarzen und gelben rechtwinkligen Dreieck mit den Hypotenuse» zusammengelegtes Quadrat. Die Farbe» von Meißen sollten es offenbar sein, aber so, in einer an das Mosaikspiel der Kinderstube anklingenden Weise, sind sie sicher vorher noch nie dargestellt worden. Und schon war es auch nicht, höchstens neu; schon sieht ganz anders aus, Dreiecke an und für sich sind selten schön. Aber wenn nun jemand das doch schon gefunden hätte und vielleicht in dieser Richtung fortfahren wollte, indem er künftig die Farben von Meißen etwa als gelben Vollmond in einem schwarzen Quadrat oder gar in schwarzgelben sezessionistischen Nudelarabesken — die Meißner Farben blieben es ja doch — darstellte, da könnten wir herzbrechende Dinge erleben und schließlich vermeinen, wir lebten in der Türkei oder in Japan statt in Dentschland, das zur Zeit seiner ersten Blüte auch ans dem Gebiete des Schilde- und Fnhnenwesens an erster Stelle stand. Es ist eben nicht gut, wen» an altüberlieferten, feststehenden und auch auf ihre künstlerische Wirkung längst erprobten Einrichtungen unbegründete Neuerungen vorgenommen werdeu. Unsre Fahnen sind an sich schon und wirken immer dekorativ, täten das nur daun nicht, wenn sie ganz sinnlos angebracht würden, was eigentlich kaum möglich ist. Sie sollten nicht ohne Not verändert oder gar amerikanisiert werden. Fahnen und Wappen sind feststehende Formen, die als solche zu dekora¬ tiven Zwecken verwandt werden können, aber an denen selbst nicht hernmdekoricrt werde» darf. Es wird ja auch kein Künstler sechsblättrige Rosen darstellen wollen, sondern er malt sie eben mit fünf Blättern, weil sie so sind. Dagegen stehn die Fahnenfarben und das gesamte Wappen wie dessen Teile zur Verwendung für dekorative Zwecke vollkommen frei, an Draperien, Velarien, Ehrenpforten und der¬ gleichen können sie unbedenklich angebracht und auch zu neuen Formen verwandt werden, bei denen der Künstler bloß die allgemeinen Regeln zu beachten braucht, daß er nichts sinnloses zusammenstellt und das Schönheitsgefühl nicht verletzt. Nach dieser Richtung war in Leipzig höchst Anerkennenswertes, ja Mnstergiltiges geschaffen worden. Vor allem ist dabei zu erwähnen das prächtige, in Art eines Baldachins angebrachte Velarium am Haupteingang des alten Rathauses. Es war aus naheliegenden Gründen in den Stadtfarben gehalten und mit Recht ans ver¬ hältnismäßig schmalgestreiftem Stoff hergestellt, denn es sollte einen Zeugstoff dar¬ stellen, und eine Anlehnung an die Art der Fahne mit breiter blauer und gelber Fläche würde geschmacklos gewesen sein. Hier verband sich der richtige Gedanke mit der richtigen Ausführung, und die Wirkung war ebenso eindrucksvoll wie schön. Ähnliches läßt sich auch von der die Feststraße bei ihrer Wendung nach Westen am Augustusplatze abschließende» Ehrenpforte sagen, die auf Velarien in freier Behand¬ lung den Meißner Löwen und die blaugelbe Streifung des Leipziger Wappens zeigte. Es wäre noch vieles hervorzuheben und zu loben, aber das würde über das, was hier gesagt werden sollte, weit hinausgehn und ist auch schon seinerzeit von andrer Seite mit Recht getan worden. Der Zweck dieser Zeilen ist bloß, auf die in nichts begründeten und am wenigsten durch das Schönheitsgefühl gerecht¬ fertigten Neuerungen und Änderungen an den Fahnen hinzuweisen und auch die daraus hervorgehenden Folgen anzudeuten. Man wird Privatleuten wohl niemals verbieten können, anch in dieser Rich¬ tung, wie in manchem andern, eignen Liebhabereien nachzugehen, aber man wird im allgemeinen zugeben müssen, daß bisher kaum etwas Auffälliges zu bemerken gewesen ist. Es hat sich im Gegenteil gezeigt, daß die Bürgerschaft die Gleichheit der Fahnen nicht eintönig findet, sondern gerade von einer Straße voll gleicher Flaggen den erhebenden Eindruck der Einheit und Kraft empfängt. So ist es auch mit dem Militär oder mit einer Anzahl von Turnern, die sich zu Freiübungen aufgestellt haben; eigentlich sieht doch einer aus wie der andre, aber je mehr ihrer

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_242067/588>, abgerufen am 22.07.2024.