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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Viertes Vierteljahr.

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Heraldisches

die Fahnen bis in die fünfziger Jahre nur grün und gelb. Das Panier des
neuen Deutschen Reichs ist ebenfalls eine Trikolore. Die nach den Regeln der
Heraldik dem Reichswappen entsprechenden Farben schwarzgelb verboten sich von
selbst, da sie schon von Osterreich geführt wurden, und so wählte man die Farben
der norddeutschen Marine, deren Flagge das preußisch-hohenzvllerusche Schwarz¬
weiß mit dem Weißrot der alten Hansa vereinigte. Die drei Farben schwarzweiß-
rot werden, wenn keine besondern Abzeichen hinzukommen, in drei gleich breiten
Streifen an wehenden Fahnen von oben nach unten, an hängenden Fahnen (Wim¬
peln) von links uach rechts vom Beschauer (heraldisch bezeichnet: rechts nach links)
geführt. Wappen und Fahnen haben überall fest bestimmte Formen und tragen,
namentlich die ersten, in der Regel einen amtlichen Charakter; es kaun darum nicht
zulässig sein, daß an ihnen, auch zu dekorativen Zwecken, willkürliche Veränderungen
vorgenommen werden.

Warum das hier angeführt wird, da doch alles bekannt sein dürfte oder
wenigstens sein könnte? Anlaß und Anregung hat dazu die Ausschmückung der
Feststraßen beim Einzug des Königs Georg und bei der letzten Anwesenheit des
Kaisers in Leipzig gegeben. Bei beiden Gelegenheiten war wirklich Ausgezeichnetes
geleistet worden, im November 1902 war namentlich die große Ehrenpforte auf dem
Augustusplatz und die Feststraße durch die innere Stadt, am Tage der Kaiserparade
die Einzugstraße bis zum Neuen Theater mit der geschmackvollen Verwendung von
Blumenkörben, Lorbeerbäumen und Palmen eine überaus wirkungsvolle, prächtige,
der Großstadt Leipzig würdige Zier. Aber die Fahnen! -- da ging mein Trauern
an. Schon bei dem Einzuge des Königs waren über den Augustusplatz nach der
Grimmaischen Straße und wieder bei der Ankunft des Kaisers in der Goethestraße
von der Promenade bis zum königlichen Palais hinauf Wimpel in den Reichs¬
farben verwandt worden, wie sie vorher wohl noch nie eines Menschen Auge
gesehen hat. Zunächst waren daran die Farben übereinander gestellt, was von
vornherein falsch ist -- doch das hätte noch hingehn können, wenn die Sache hübsch
ausgefallen wäre, Schönheit entschuldigt in diesem Falle alles. Aber das traf
keineswegs zu, denn von oben kam zunächst ein viel zu schmaler schwarzer Streifen,
darunter dehnte sich eine mächtige gedankenleere Weiße Fläche hin, und ganz unten
dran schloß sich wieder ein schmaler roter Streifen mit ein paar Zipfeln an. Ich
habe diese schwarzweißroten Ungetüme bei beiden Gelegenheiten mehrfach mit auf¬
richtiger Bewunderung angesehen, so etwas hatte ich nicht für möglich gehalten.
Und die Dinger waren auch dankbar für diese Bewunderung oder vielleicht humo¬
ristisch angelegt, denn beim Luftzug blähten sie sich auf, und dann kroch oben der
schmale schwarze Rand noch mehr zusammen, sodaß er fast einer Halsbinde glich,
unter der sich eine mächtige weiße Weste rundete, etwa wie sie in neuerer Zeit
durch Dr. Örtel populär geworden ist, während unten eine zu kurze rote Hose
baumelte. Sehr komisch in der Tat, aber einfach scheußlich. Wie konnte man nur
die deutscheu Reichsfarben so verzerren! Wäre wenigstens die große weiße Fläche
mit dem Reichsadler bedruckt oder bemalt worden, wie es jede Fahnenfabrik machen
kann, dann hätte man sich das noch gefallen lassen, aber so zeigte ein vergleichender
Blick mit der zum nächsten Fenster heraushängenden schwarzweißroten Fahne, wie so
ein Ding aussehen muß, wenn es wirken soll, und daß da drüben durch Künstelei
und Formenspielerei vielleicht ein Effekt hatte erzielt werden sollen, der gar nicht
darin liegt.

Obgleich sich hierüber noch manches Passende sagen ließe, wollen wir doch zu
etwas anderen übergehn. Während der Festtage im November waren auf dem obern
und dem untern Teile des Angustusplntzes hohe prächtige Maste errichtet, von
denen vielfach gelb und blau gestreifte Stoffe gleich Fahnen herabwehten. Blau
und gelb sind die Farben der Stadt Leipzig, drüben von der Universität, vom
Museum, vom Neuen Theater wehten Fahnen in diesen Farben herab, aber Zebra-
streifung zeigten sie nicht. Sollten vielleicht die mächtigen gestreiften Tücher so


Heraldisches

die Fahnen bis in die fünfziger Jahre nur grün und gelb. Das Panier des
neuen Deutschen Reichs ist ebenfalls eine Trikolore. Die nach den Regeln der
Heraldik dem Reichswappen entsprechenden Farben schwarzgelb verboten sich von
selbst, da sie schon von Osterreich geführt wurden, und so wählte man die Farben
der norddeutschen Marine, deren Flagge das preußisch-hohenzvllerusche Schwarz¬
weiß mit dem Weißrot der alten Hansa vereinigte. Die drei Farben schwarzweiß-
rot werden, wenn keine besondern Abzeichen hinzukommen, in drei gleich breiten
Streifen an wehenden Fahnen von oben nach unten, an hängenden Fahnen (Wim¬
peln) von links uach rechts vom Beschauer (heraldisch bezeichnet: rechts nach links)
geführt. Wappen und Fahnen haben überall fest bestimmte Formen und tragen,
namentlich die ersten, in der Regel einen amtlichen Charakter; es kaun darum nicht
zulässig sein, daß an ihnen, auch zu dekorativen Zwecken, willkürliche Veränderungen
vorgenommen werden.

Warum das hier angeführt wird, da doch alles bekannt sein dürfte oder
wenigstens sein könnte? Anlaß und Anregung hat dazu die Ausschmückung der
Feststraßen beim Einzug des Königs Georg und bei der letzten Anwesenheit des
Kaisers in Leipzig gegeben. Bei beiden Gelegenheiten war wirklich Ausgezeichnetes
geleistet worden, im November 1902 war namentlich die große Ehrenpforte auf dem
Augustusplatz und die Feststraße durch die innere Stadt, am Tage der Kaiserparade
die Einzugstraße bis zum Neuen Theater mit der geschmackvollen Verwendung von
Blumenkörben, Lorbeerbäumen und Palmen eine überaus wirkungsvolle, prächtige,
der Großstadt Leipzig würdige Zier. Aber die Fahnen! — da ging mein Trauern
an. Schon bei dem Einzuge des Königs waren über den Augustusplatz nach der
Grimmaischen Straße und wieder bei der Ankunft des Kaisers in der Goethestraße
von der Promenade bis zum königlichen Palais hinauf Wimpel in den Reichs¬
farben verwandt worden, wie sie vorher wohl noch nie eines Menschen Auge
gesehen hat. Zunächst waren daran die Farben übereinander gestellt, was von
vornherein falsch ist — doch das hätte noch hingehn können, wenn die Sache hübsch
ausgefallen wäre, Schönheit entschuldigt in diesem Falle alles. Aber das traf
keineswegs zu, denn von oben kam zunächst ein viel zu schmaler schwarzer Streifen,
darunter dehnte sich eine mächtige gedankenleere Weiße Fläche hin, und ganz unten
dran schloß sich wieder ein schmaler roter Streifen mit ein paar Zipfeln an. Ich
habe diese schwarzweißroten Ungetüme bei beiden Gelegenheiten mehrfach mit auf¬
richtiger Bewunderung angesehen, so etwas hatte ich nicht für möglich gehalten.
Und die Dinger waren auch dankbar für diese Bewunderung oder vielleicht humo¬
ristisch angelegt, denn beim Luftzug blähten sie sich auf, und dann kroch oben der
schmale schwarze Rand noch mehr zusammen, sodaß er fast einer Halsbinde glich,
unter der sich eine mächtige weiße Weste rundete, etwa wie sie in neuerer Zeit
durch Dr. Örtel populär geworden ist, während unten eine zu kurze rote Hose
baumelte. Sehr komisch in der Tat, aber einfach scheußlich. Wie konnte man nur
die deutscheu Reichsfarben so verzerren! Wäre wenigstens die große weiße Fläche
mit dem Reichsadler bedruckt oder bemalt worden, wie es jede Fahnenfabrik machen
kann, dann hätte man sich das noch gefallen lassen, aber so zeigte ein vergleichender
Blick mit der zum nächsten Fenster heraushängenden schwarzweißroten Fahne, wie so
ein Ding aussehen muß, wenn es wirken soll, und daß da drüben durch Künstelei
und Formenspielerei vielleicht ein Effekt hatte erzielt werden sollen, der gar nicht
darin liegt.

Obgleich sich hierüber noch manches Passende sagen ließe, wollen wir doch zu
etwas anderen übergehn. Während der Festtage im November waren auf dem obern
und dem untern Teile des Angustusplntzes hohe prächtige Maste errichtet, von
denen vielfach gelb und blau gestreifte Stoffe gleich Fahnen herabwehten. Blau
und gelb sind die Farben der Stadt Leipzig, drüben von der Universität, vom
Museum, vom Neuen Theater wehten Fahnen in diesen Farben herab, aber Zebra-
streifung zeigten sie nicht. Sollten vielleicht die mächtigen gestreiften Tücher so


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[0586] Heraldisches die Fahnen bis in die fünfziger Jahre nur grün und gelb. Das Panier des neuen Deutschen Reichs ist ebenfalls eine Trikolore. Die nach den Regeln der Heraldik dem Reichswappen entsprechenden Farben schwarzgelb verboten sich von selbst, da sie schon von Osterreich geführt wurden, und so wählte man die Farben der norddeutschen Marine, deren Flagge das preußisch-hohenzvllerusche Schwarz¬ weiß mit dem Weißrot der alten Hansa vereinigte. Die drei Farben schwarzweiß- rot werden, wenn keine besondern Abzeichen hinzukommen, in drei gleich breiten Streifen an wehenden Fahnen von oben nach unten, an hängenden Fahnen (Wim¬ peln) von links uach rechts vom Beschauer (heraldisch bezeichnet: rechts nach links) geführt. Wappen und Fahnen haben überall fest bestimmte Formen und tragen, namentlich die ersten, in der Regel einen amtlichen Charakter; es kaun darum nicht zulässig sein, daß an ihnen, auch zu dekorativen Zwecken, willkürliche Veränderungen vorgenommen werden. Warum das hier angeführt wird, da doch alles bekannt sein dürfte oder wenigstens sein könnte? Anlaß und Anregung hat dazu die Ausschmückung der Feststraßen beim Einzug des Königs Georg und bei der letzten Anwesenheit des Kaisers in Leipzig gegeben. Bei beiden Gelegenheiten war wirklich Ausgezeichnetes geleistet worden, im November 1902 war namentlich die große Ehrenpforte auf dem Augustusplatz und die Feststraße durch die innere Stadt, am Tage der Kaiserparade die Einzugstraße bis zum Neuen Theater mit der geschmackvollen Verwendung von Blumenkörben, Lorbeerbäumen und Palmen eine überaus wirkungsvolle, prächtige, der Großstadt Leipzig würdige Zier. Aber die Fahnen! — da ging mein Trauern an. Schon bei dem Einzuge des Königs waren über den Augustusplatz nach der Grimmaischen Straße und wieder bei der Ankunft des Kaisers in der Goethestraße von der Promenade bis zum königlichen Palais hinauf Wimpel in den Reichs¬ farben verwandt worden, wie sie vorher wohl noch nie eines Menschen Auge gesehen hat. Zunächst waren daran die Farben übereinander gestellt, was von vornherein falsch ist — doch das hätte noch hingehn können, wenn die Sache hübsch ausgefallen wäre, Schönheit entschuldigt in diesem Falle alles. Aber das traf keineswegs zu, denn von oben kam zunächst ein viel zu schmaler schwarzer Streifen, darunter dehnte sich eine mächtige gedankenleere Weiße Fläche hin, und ganz unten dran schloß sich wieder ein schmaler roter Streifen mit ein paar Zipfeln an. Ich habe diese schwarzweißroten Ungetüme bei beiden Gelegenheiten mehrfach mit auf¬ richtiger Bewunderung angesehen, so etwas hatte ich nicht für möglich gehalten. Und die Dinger waren auch dankbar für diese Bewunderung oder vielleicht humo¬ ristisch angelegt, denn beim Luftzug blähten sie sich auf, und dann kroch oben der schmale schwarze Rand noch mehr zusammen, sodaß er fast einer Halsbinde glich, unter der sich eine mächtige weiße Weste rundete, etwa wie sie in neuerer Zeit durch Dr. Örtel populär geworden ist, während unten eine zu kurze rote Hose baumelte. Sehr komisch in der Tat, aber einfach scheußlich. Wie konnte man nur die deutscheu Reichsfarben so verzerren! Wäre wenigstens die große weiße Fläche mit dem Reichsadler bedruckt oder bemalt worden, wie es jede Fahnenfabrik machen kann, dann hätte man sich das noch gefallen lassen, aber so zeigte ein vergleichender Blick mit der zum nächsten Fenster heraushängenden schwarzweißroten Fahne, wie so ein Ding aussehen muß, wenn es wirken soll, und daß da drüben durch Künstelei und Formenspielerei vielleicht ein Effekt hatte erzielt werden sollen, der gar nicht darin liegt. Obgleich sich hierüber noch manches Passende sagen ließe, wollen wir doch zu etwas anderen übergehn. Während der Festtage im November waren auf dem obern und dem untern Teile des Angustusplntzes hohe prächtige Maste errichtet, von denen vielfach gelb und blau gestreifte Stoffe gleich Fahnen herabwehten. Blau und gelb sind die Farben der Stadt Leipzig, drüben von der Universität, vom Museum, vom Neuen Theater wehten Fahnen in diesen Farben herab, aber Zebra- streifung zeigten sie nicht. Sollten vielleicht die mächtigen gestreiften Tücher so

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_242067/586>, abgerufen am 01.10.2024.