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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

einem Verwandtenkreise scheidet, in dessen Mitte er eine Reihe glücklicher Tage
verlebt hat. Auch sein Großvater, Alexander der Zweite, liebte Darmstadt;
namentlich Jugenheim war ein von ihm bevorzugter Aufenthalt. In Deutschland
wird man es uur mit Befriedigung begrüßen, wenn auch diese Tradition in demi
Enkel wieder auflebt, und der russische Kaiser seine Ferienzeit auf deutschem Boden
verbringt und deutsches Land, deutsches Volk und Heer auf diese Weise naher kennen
lernt, als es bei gelegentlichen Galabesuchen in Berlin oder Potsdam möglich
gewesen wäre. Kaiser Nikolaus ist kein Freund offizieller Feste. Er bringt mit der
Erfüllung fürstlicher Besnchspflichten jedesmal ein großes Opfer. Der stark gemütliche
Zug seines Vaters, der sich von der offiziellen Repräsentation soviel wie möglich
frei machte und in einem ungezwungner Familienleben ein Gegengewicht gegen
den Zwang und die Unfreiheit suchte, zu denen sich ein russischer Herrscher ver¬
urteilt sieht, ist mich dem Sohn eigen. Aber von dem Gesetz der Schwere, das
die russische Politik beherrscht, hat sich weder Alexander der Dritte noch Nikolaus
der Zweite loszulösen vermocht, xost eauitsm seäst atra cur". Wir sahen den
Zaren in Wiesbaden vom Grafen Lmnsdorff begleitet, ans des Zaren Wunsch be¬
gleitete auch Graf Bülow seinen Kaiserlichen Herrn. Damit hat die Wicsbadner
Begegnung von russischer Seite eine Politische Färbung erhalten, von deutscher
Seite durch höfische und militärische Veranstaltungen ein offizielles Gepräge. Graf
Lamsdorff ist kurz zuvor in Paris gewesen. Es ging nicht wohl an, daß Kaiser
Nikolaus mit zwei Monarchen des Dreibunds -- beinahe mit allen dreien -- in
persönlichen Verkehr trat, ohne bei dem ami se -Ms in Paris wenigstens eine
Visitenkarte abzugeben. Dort mag man ohnehin scheel dazu gesehen haben, daß
der Zar in Darmstadt immer den Prinzen Heinrich von Preußen, seinen Schwager,
zur Seite hatte; auch der intime Verkehr des russischen Herrschers mit dem Offizier¬
korps der Darmstädter Regimenter, denen ja eine starke altpreußische Beimischung
nicht sehlt, ist an der Seine nicht unbemerkt geblieben. Aber es sind ja mich
altre Zeiten geworden. Die Franzosen haben ein Flirt in London angefangen,
zu einem solchen mit Italien sind sie nach langem Harren und heißem Bemühen
endlich zugelassen worden, mehr als seit langer Zeit ist in der englischen und der
französischen Presse wieder von den "Mittelmeermächten" die Rede, zu denen
Rußland nicht nur nicht gehört, sondern deren Gruppierung sich gegen Rußland
und gegen russische Interessen richtet. Crispis zu Bismarck geäußerte Besorgnisse
über einen von Rußland durch den Besitz von Konstantinopel angestrebten Supremat
über das Mittelmeer sind gleichsam als Präludium zu deu Pariser Empfangs¬
feierlichkeiten für das italienische Königspaar wieder ausgegraben worden, und das
zu einer Zeit, wo Nußlnud die Notwendigkeit einer freien Durchfahrt durch die
Dardanellen immer zwingender empfindet. Damit würde es allerdings zur Mittel¬
meermacht, vielleicht zur stärksten, gegen die sich vorzeitig jene Gruppierung zu¬
sammenschließt, einstweilen freilich Wohl nur in deu Zeitungsspalten. Aber unver¬
meidlich markiert sich hierbei ein gewisses Abrücken Frankreichs von Nußland deutlich
genug. Daran ändert die Tntsache nichts, daß Kaiser Nikolaus in seinem Hand¬
schreiben Herrn Loubet Rußlands Befriedigung über Frankreichs neue Freundschaften
mit England und Italien ausspricht nach dem Grundsatz: Meines Freundes Freunve
müssen jn auch meine Freunde sein. " -

Unverkennbar siud die Fäden des bulgarischen Kriegslärms von H"r^ ins
gezogen worden, ob mit oder ohne Zustimmung Rußlands ist dabei "' yr g u z
sicher. Aber das 1887 dnrch Crispi erneuerte Rezept des Berlu.er Kougres .
durch Errichtung "lokaler Autonomien" die türkische Herrschaft so l° g s -ze t
^ erhalten zugleich aber auch ihre Auflösung, ohne daß f ^Zu'M
Europa kommt vorzubereiten ist ebenso der von Frankreich und von ^dato, einge-
nommene Se linn' ^
russisch-österreichischen Vorschlag schimmern die sich vorbereitenden .lokalen Anto-
MM in--^ und Graf Lamsdorff hat somit schwerlich großer


Maßgebliches und Unmaßgebliches

einem Verwandtenkreise scheidet, in dessen Mitte er eine Reihe glücklicher Tage
verlebt hat. Auch sein Großvater, Alexander der Zweite, liebte Darmstadt;
namentlich Jugenheim war ein von ihm bevorzugter Aufenthalt. In Deutschland
wird man es uur mit Befriedigung begrüßen, wenn auch diese Tradition in demi
Enkel wieder auflebt, und der russische Kaiser seine Ferienzeit auf deutschem Boden
verbringt und deutsches Land, deutsches Volk und Heer auf diese Weise naher kennen
lernt, als es bei gelegentlichen Galabesuchen in Berlin oder Potsdam möglich
gewesen wäre. Kaiser Nikolaus ist kein Freund offizieller Feste. Er bringt mit der
Erfüllung fürstlicher Besnchspflichten jedesmal ein großes Opfer. Der stark gemütliche
Zug seines Vaters, der sich von der offiziellen Repräsentation soviel wie möglich
frei machte und in einem ungezwungner Familienleben ein Gegengewicht gegen
den Zwang und die Unfreiheit suchte, zu denen sich ein russischer Herrscher ver¬
urteilt sieht, ist mich dem Sohn eigen. Aber von dem Gesetz der Schwere, das
die russische Politik beherrscht, hat sich weder Alexander der Dritte noch Nikolaus
der Zweite loszulösen vermocht, xost eauitsm seäst atra cur». Wir sahen den
Zaren in Wiesbaden vom Grafen Lmnsdorff begleitet, ans des Zaren Wunsch be¬
gleitete auch Graf Bülow seinen Kaiserlichen Herrn. Damit hat die Wicsbadner
Begegnung von russischer Seite eine Politische Färbung erhalten, von deutscher
Seite durch höfische und militärische Veranstaltungen ein offizielles Gepräge. Graf
Lamsdorff ist kurz zuvor in Paris gewesen. Es ging nicht wohl an, daß Kaiser
Nikolaus mit zwei Monarchen des Dreibunds — beinahe mit allen dreien — in
persönlichen Verkehr trat, ohne bei dem ami se -Ms in Paris wenigstens eine
Visitenkarte abzugeben. Dort mag man ohnehin scheel dazu gesehen haben, daß
der Zar in Darmstadt immer den Prinzen Heinrich von Preußen, seinen Schwager,
zur Seite hatte; auch der intime Verkehr des russischen Herrschers mit dem Offizier¬
korps der Darmstädter Regimenter, denen ja eine starke altpreußische Beimischung
nicht sehlt, ist an der Seine nicht unbemerkt geblieben. Aber es sind ja mich
altre Zeiten geworden. Die Franzosen haben ein Flirt in London angefangen,
zu einem solchen mit Italien sind sie nach langem Harren und heißem Bemühen
endlich zugelassen worden, mehr als seit langer Zeit ist in der englischen und der
französischen Presse wieder von den „Mittelmeermächten" die Rede, zu denen
Rußland nicht nur nicht gehört, sondern deren Gruppierung sich gegen Rußland
und gegen russische Interessen richtet. Crispis zu Bismarck geäußerte Besorgnisse
über einen von Rußland durch den Besitz von Konstantinopel angestrebten Supremat
über das Mittelmeer sind gleichsam als Präludium zu deu Pariser Empfangs¬
feierlichkeiten für das italienische Königspaar wieder ausgegraben worden, und das
zu einer Zeit, wo Nußlnud die Notwendigkeit einer freien Durchfahrt durch die
Dardanellen immer zwingender empfindet. Damit würde es allerdings zur Mittel¬
meermacht, vielleicht zur stärksten, gegen die sich vorzeitig jene Gruppierung zu¬
sammenschließt, einstweilen freilich Wohl nur in deu Zeitungsspalten. Aber unver¬
meidlich markiert sich hierbei ein gewisses Abrücken Frankreichs von Nußland deutlich
genug. Daran ändert die Tntsache nichts, daß Kaiser Nikolaus in seinem Hand¬
schreiben Herrn Loubet Rußlands Befriedigung über Frankreichs neue Freundschaften
mit England und Italien ausspricht nach dem Grundsatz: Meines Freundes Freunve
müssen jn auch meine Freunde sein. „ -

Unverkennbar siud die Fäden des bulgarischen Kriegslärms von H"r^ ins
gezogen worden, ob mit oder ohne Zustimmung Rußlands ist dabei "' yr g u z
sicher. Aber das 1887 dnrch Crispi erneuerte Rezept des Berlu.er Kougres .
durch Errichtung „lokaler Autonomien" die türkische Herrschaft so l° g s -ze t
^ erhalten zugleich aber auch ihre Auflösung, ohne daß f ^Zu'M
Europa kommt vorzubereiten ist ebenso der von Frankreich und von ^dato, einge-
nommene Se linn' ^
russisch-österreichischen Vorschlag schimmern die sich vorbereitenden .lokalen Anto-
MM in--^ und Graf Lamsdorff hat somit schwerlich großer


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[0403] Maßgebliches und Unmaßgebliches einem Verwandtenkreise scheidet, in dessen Mitte er eine Reihe glücklicher Tage verlebt hat. Auch sein Großvater, Alexander der Zweite, liebte Darmstadt; namentlich Jugenheim war ein von ihm bevorzugter Aufenthalt. In Deutschland wird man es uur mit Befriedigung begrüßen, wenn auch diese Tradition in demi Enkel wieder auflebt, und der russische Kaiser seine Ferienzeit auf deutschem Boden verbringt und deutsches Land, deutsches Volk und Heer auf diese Weise naher kennen lernt, als es bei gelegentlichen Galabesuchen in Berlin oder Potsdam möglich gewesen wäre. Kaiser Nikolaus ist kein Freund offizieller Feste. Er bringt mit der Erfüllung fürstlicher Besnchspflichten jedesmal ein großes Opfer. Der stark gemütliche Zug seines Vaters, der sich von der offiziellen Repräsentation soviel wie möglich frei machte und in einem ungezwungner Familienleben ein Gegengewicht gegen den Zwang und die Unfreiheit suchte, zu denen sich ein russischer Herrscher ver¬ urteilt sieht, ist mich dem Sohn eigen. Aber von dem Gesetz der Schwere, das die russische Politik beherrscht, hat sich weder Alexander der Dritte noch Nikolaus der Zweite loszulösen vermocht, xost eauitsm seäst atra cur». Wir sahen den Zaren in Wiesbaden vom Grafen Lmnsdorff begleitet, ans des Zaren Wunsch be¬ gleitete auch Graf Bülow seinen Kaiserlichen Herrn. Damit hat die Wicsbadner Begegnung von russischer Seite eine Politische Färbung erhalten, von deutscher Seite durch höfische und militärische Veranstaltungen ein offizielles Gepräge. Graf Lamsdorff ist kurz zuvor in Paris gewesen. Es ging nicht wohl an, daß Kaiser Nikolaus mit zwei Monarchen des Dreibunds — beinahe mit allen dreien — in persönlichen Verkehr trat, ohne bei dem ami se -Ms in Paris wenigstens eine Visitenkarte abzugeben. Dort mag man ohnehin scheel dazu gesehen haben, daß der Zar in Darmstadt immer den Prinzen Heinrich von Preußen, seinen Schwager, zur Seite hatte; auch der intime Verkehr des russischen Herrschers mit dem Offizier¬ korps der Darmstädter Regimenter, denen ja eine starke altpreußische Beimischung nicht sehlt, ist an der Seine nicht unbemerkt geblieben. Aber es sind ja mich altre Zeiten geworden. Die Franzosen haben ein Flirt in London angefangen, zu einem solchen mit Italien sind sie nach langem Harren und heißem Bemühen endlich zugelassen worden, mehr als seit langer Zeit ist in der englischen und der französischen Presse wieder von den „Mittelmeermächten" die Rede, zu denen Rußland nicht nur nicht gehört, sondern deren Gruppierung sich gegen Rußland und gegen russische Interessen richtet. Crispis zu Bismarck geäußerte Besorgnisse über einen von Rußland durch den Besitz von Konstantinopel angestrebten Supremat über das Mittelmeer sind gleichsam als Präludium zu deu Pariser Empfangs¬ feierlichkeiten für das italienische Königspaar wieder ausgegraben worden, und das zu einer Zeit, wo Nußlnud die Notwendigkeit einer freien Durchfahrt durch die Dardanellen immer zwingender empfindet. Damit würde es allerdings zur Mittel¬ meermacht, vielleicht zur stärksten, gegen die sich vorzeitig jene Gruppierung zu¬ sammenschließt, einstweilen freilich Wohl nur in deu Zeitungsspalten. Aber unver¬ meidlich markiert sich hierbei ein gewisses Abrücken Frankreichs von Nußland deutlich genug. Daran ändert die Tntsache nichts, daß Kaiser Nikolaus in seinem Hand¬ schreiben Herrn Loubet Rußlands Befriedigung über Frankreichs neue Freundschaften mit England und Italien ausspricht nach dem Grundsatz: Meines Freundes Freunve müssen jn auch meine Freunde sein. „ - Unverkennbar siud die Fäden des bulgarischen Kriegslärms von H"r^ ins gezogen worden, ob mit oder ohne Zustimmung Rußlands ist dabei "' yr g u z sicher. Aber das 1887 dnrch Crispi erneuerte Rezept des Berlu.er Kougres . durch Errichtung „lokaler Autonomien" die türkische Herrschaft so l° g s -ze t ^ erhalten zugleich aber auch ihre Auflösung, ohne daß f ^Zu'M Europa kommt vorzubereiten ist ebenso der von Frankreich und von ^dato, einge- nommene Se linn' ^ russisch-österreichischen Vorschlag schimmern die sich vorbereitenden .lokalen Anto- MM in--^ und Graf Lamsdorff hat somit schwerlich großer

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_242067/403>, abgerufen am 03.07.2024.