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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Viertes Vierteljahr.

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Zwei Seelen

daß sie ihre Schicksale aus Rücksicht auf meine Jugend absichtlich verschleierte.
Schließlich fragte sie: Was glaubst du wohl, was aus dir geworden wäre, wenn
ich dich nicht gefunden hätte? Und da ich im Augenblick nicht zu antworten wußte,
fuhr sie fort: Ich will es dir sagen, ein Verlorner Mensch, der nirgends mehr
Glück hat. Auch ich bin einst so von meinen Eltern entlaufen, und keine Hand hat
mich festgehalten. Ich konnte es zuhause nicht mehr aushalten und meinte, nun
gewönne ich das Glück. Da geht er hin der Mond, man meint ihn greifen zu
können, aber was liegt alles zwischen ihm und uus -- so fern lag mir das Glück.
Einige Jahre habe ich es ganz gut gehabt, dann kam das Elend, und wenn ich
daran denke, was mir noch bevorsteht, dann möchte ich am liebsten auf der Stelle
sterben. Weißt du, was für uus beide am besten wäre? Ich nähme dich in meinen
Arm und spränge mit dir in die Finsternis hinunter.

Sie lachte, als ich mich ängstlich von ihr abdrängte, und sagte: Hub keine
Angst, ich habe selber Furcht davor. Oft schon habe ich mir den Platz betrachtet,
wo ich etwa zu liegen käme; es ist schauerlich, und doch soll es nicht weh tun, und
schön muß es auch sein, so plötzlich mit allem zu Ende zu sein und allem zu ent¬
rinnen. Aber ich fürchte mich! Wenn ich erst einmal über das Fensterbrett hinaus
wäre, so brächte ich es fertig, aber so weit komme ich nie. Nein, sei ruhig, Heinrich,
du sollst noch nicht sterben. Aber geh zu deinem Vater. Hat er auch uur ein
Stelzbein, es ist doch immerhin ein Vater. Wenn ich noch Eltern hätte, und wohnten
sie am Ende der Welt, ich ginge zu ihnen. Aber ich habe niemand, meine Eltern
sind tot, meine Schwestern sind tot, meine Brüder sind tot, es ist alles tot und
gestorben.

Sie sprach das alles mehr in sich hinein, als zu mir. Mir wurde unheimlich
in ihrer Nähe, und von neuem suchte ich mich vou ihr loszumachen. Sie hielt mich
aber fest und sagte: Fürchte dich doch nicht. Und wenn du mein Bruder wärst,
könnte ich es nicht besser mit dir meinen. Der liebe Gott weiß es, daß ich es
gut meine.

Es gibt keinen lieben Gott, fuhr ich heraus. Sie sah mich betroffen an.
Woher weißt du das?

Schöne hat es mir gesagt.

Schöne, das ist der Mensch, der dich auf dein Gewissen hat. Der mich es ja
wissen. Ich habe es mir auch eingeredet, fuhr sie in dein alten ruhigen Tone fort,
und ich wünschte wohl, es gäbe mir jemand darüber Gewißheit, aber es weiß es
keiner. Es stand einmal ein junger feiner Knabe hier neben mir, mit einem freund-
lichen Gesicht und frischen klaren Augen, den mußte ich plötzlich frage": Glaubst
du an Gott? Da hat er mich groß angesehen und hat gelacht, eine Antwort aber
hat er mir nicht gegeben. Aber ans einmal hat er seinen Hut genommen und ist
weggelaufen. Ich will dir etwas sage", Heinrich, ich glaube an Gott, und Schöne
hat gelogen!

Sie sah mich traurig an und wiederholte noch einmal ihre Bitte, sodciß ich
ihr alles versprach. Nun wurde sie fröhlich und küßte mich. Noch niemals hatte
jemand so mit mir gesprochen. Die es sonst gut mit nur meinten, schwiegen oder
behandelten mich als ein Kind, mit dem man ernste Dinge nicht zu besprechen habe.
Und doch stand mein Herz für solche Fragen offen, wenn sie mir nur in einer meinem
kindlichen Fühlen verständlichen Weise nahe gebracht wurden. Der liebe Gott und
das ganze himmlische Geläute waren für mich noch Herrlichkeiten, von denen meine
Phantasie brannte wie der dunkle Tannenwald im Gold des Abends, und es hat
viele Jahre gedauert, ehe meine Seele wieder fähig wurde, wie die wechselnden
Bilder einer Mondnacht mit den blitzenden Punkten in der Höhe und Tiefe, so
das Bild des Ewigen und Beständiger, der über dem allen thront und in dem allen
wirkt, in gleicher Stärke und mit gleicher Innigkeit wie damals zu empfinden.

Marianne zündete uun wieder ihr Licht an und zeigte mir allerlei Dinge,
die sie um irgend einer Erinnerung halber wert hielt, einen Ring für eine


Zwei Seelen

daß sie ihre Schicksale aus Rücksicht auf meine Jugend absichtlich verschleierte.
Schließlich fragte sie: Was glaubst du wohl, was aus dir geworden wäre, wenn
ich dich nicht gefunden hätte? Und da ich im Augenblick nicht zu antworten wußte,
fuhr sie fort: Ich will es dir sagen, ein Verlorner Mensch, der nirgends mehr
Glück hat. Auch ich bin einst so von meinen Eltern entlaufen, und keine Hand hat
mich festgehalten. Ich konnte es zuhause nicht mehr aushalten und meinte, nun
gewönne ich das Glück. Da geht er hin der Mond, man meint ihn greifen zu
können, aber was liegt alles zwischen ihm und uus — so fern lag mir das Glück.
Einige Jahre habe ich es ganz gut gehabt, dann kam das Elend, und wenn ich
daran denke, was mir noch bevorsteht, dann möchte ich am liebsten auf der Stelle
sterben. Weißt du, was für uus beide am besten wäre? Ich nähme dich in meinen
Arm und spränge mit dir in die Finsternis hinunter.

Sie lachte, als ich mich ängstlich von ihr abdrängte, und sagte: Hub keine
Angst, ich habe selber Furcht davor. Oft schon habe ich mir den Platz betrachtet,
wo ich etwa zu liegen käme; es ist schauerlich, und doch soll es nicht weh tun, und
schön muß es auch sein, so plötzlich mit allem zu Ende zu sein und allem zu ent¬
rinnen. Aber ich fürchte mich! Wenn ich erst einmal über das Fensterbrett hinaus
wäre, so brächte ich es fertig, aber so weit komme ich nie. Nein, sei ruhig, Heinrich,
du sollst noch nicht sterben. Aber geh zu deinem Vater. Hat er auch uur ein
Stelzbein, es ist doch immerhin ein Vater. Wenn ich noch Eltern hätte, und wohnten
sie am Ende der Welt, ich ginge zu ihnen. Aber ich habe niemand, meine Eltern
sind tot, meine Schwestern sind tot, meine Brüder sind tot, es ist alles tot und
gestorben.

Sie sprach das alles mehr in sich hinein, als zu mir. Mir wurde unheimlich
in ihrer Nähe, und von neuem suchte ich mich vou ihr loszumachen. Sie hielt mich
aber fest und sagte: Fürchte dich doch nicht. Und wenn du mein Bruder wärst,
könnte ich es nicht besser mit dir meinen. Der liebe Gott weiß es, daß ich es
gut meine.

Es gibt keinen lieben Gott, fuhr ich heraus. Sie sah mich betroffen an.
Woher weißt du das?

Schöne hat es mir gesagt.

Schöne, das ist der Mensch, der dich auf dein Gewissen hat. Der mich es ja
wissen. Ich habe es mir auch eingeredet, fuhr sie in dein alten ruhigen Tone fort,
und ich wünschte wohl, es gäbe mir jemand darüber Gewißheit, aber es weiß es
keiner. Es stand einmal ein junger feiner Knabe hier neben mir, mit einem freund-
lichen Gesicht und frischen klaren Augen, den mußte ich plötzlich frage»: Glaubst
du an Gott? Da hat er mich groß angesehen und hat gelacht, eine Antwort aber
hat er mir nicht gegeben. Aber ans einmal hat er seinen Hut genommen und ist
weggelaufen. Ich will dir etwas sage», Heinrich, ich glaube an Gott, und Schöne
hat gelogen!

Sie sah mich traurig an und wiederholte noch einmal ihre Bitte, sodciß ich
ihr alles versprach. Nun wurde sie fröhlich und küßte mich. Noch niemals hatte
jemand so mit mir gesprochen. Die es sonst gut mit nur meinten, schwiegen oder
behandelten mich als ein Kind, mit dem man ernste Dinge nicht zu besprechen habe.
Und doch stand mein Herz für solche Fragen offen, wenn sie mir nur in einer meinem
kindlichen Fühlen verständlichen Weise nahe gebracht wurden. Der liebe Gott und
das ganze himmlische Geläute waren für mich noch Herrlichkeiten, von denen meine
Phantasie brannte wie der dunkle Tannenwald im Gold des Abends, und es hat
viele Jahre gedauert, ehe meine Seele wieder fähig wurde, wie die wechselnden
Bilder einer Mondnacht mit den blitzenden Punkten in der Höhe und Tiefe, so
das Bild des Ewigen und Beständiger, der über dem allen thront und in dem allen
wirkt, in gleicher Stärke und mit gleicher Innigkeit wie damals zu empfinden.

Marianne zündete uun wieder ihr Licht an und zeigte mir allerlei Dinge,
die sie um irgend einer Erinnerung halber wert hielt, einen Ring für eine


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[0136] Zwei Seelen daß sie ihre Schicksale aus Rücksicht auf meine Jugend absichtlich verschleierte. Schließlich fragte sie: Was glaubst du wohl, was aus dir geworden wäre, wenn ich dich nicht gefunden hätte? Und da ich im Augenblick nicht zu antworten wußte, fuhr sie fort: Ich will es dir sagen, ein Verlorner Mensch, der nirgends mehr Glück hat. Auch ich bin einst so von meinen Eltern entlaufen, und keine Hand hat mich festgehalten. Ich konnte es zuhause nicht mehr aushalten und meinte, nun gewönne ich das Glück. Da geht er hin der Mond, man meint ihn greifen zu können, aber was liegt alles zwischen ihm und uus — so fern lag mir das Glück. Einige Jahre habe ich es ganz gut gehabt, dann kam das Elend, und wenn ich daran denke, was mir noch bevorsteht, dann möchte ich am liebsten auf der Stelle sterben. Weißt du, was für uus beide am besten wäre? Ich nähme dich in meinen Arm und spränge mit dir in die Finsternis hinunter. Sie lachte, als ich mich ängstlich von ihr abdrängte, und sagte: Hub keine Angst, ich habe selber Furcht davor. Oft schon habe ich mir den Platz betrachtet, wo ich etwa zu liegen käme; es ist schauerlich, und doch soll es nicht weh tun, und schön muß es auch sein, so plötzlich mit allem zu Ende zu sein und allem zu ent¬ rinnen. Aber ich fürchte mich! Wenn ich erst einmal über das Fensterbrett hinaus wäre, so brächte ich es fertig, aber so weit komme ich nie. Nein, sei ruhig, Heinrich, du sollst noch nicht sterben. Aber geh zu deinem Vater. Hat er auch uur ein Stelzbein, es ist doch immerhin ein Vater. Wenn ich noch Eltern hätte, und wohnten sie am Ende der Welt, ich ginge zu ihnen. Aber ich habe niemand, meine Eltern sind tot, meine Schwestern sind tot, meine Brüder sind tot, es ist alles tot und gestorben. Sie sprach das alles mehr in sich hinein, als zu mir. Mir wurde unheimlich in ihrer Nähe, und von neuem suchte ich mich vou ihr loszumachen. Sie hielt mich aber fest und sagte: Fürchte dich doch nicht. Und wenn du mein Bruder wärst, könnte ich es nicht besser mit dir meinen. Der liebe Gott weiß es, daß ich es gut meine. Es gibt keinen lieben Gott, fuhr ich heraus. Sie sah mich betroffen an. Woher weißt du das? Schöne hat es mir gesagt. Schöne, das ist der Mensch, der dich auf dein Gewissen hat. Der mich es ja wissen. Ich habe es mir auch eingeredet, fuhr sie in dein alten ruhigen Tone fort, und ich wünschte wohl, es gäbe mir jemand darüber Gewißheit, aber es weiß es keiner. Es stand einmal ein junger feiner Knabe hier neben mir, mit einem freund- lichen Gesicht und frischen klaren Augen, den mußte ich plötzlich frage»: Glaubst du an Gott? Da hat er mich groß angesehen und hat gelacht, eine Antwort aber hat er mir nicht gegeben. Aber ans einmal hat er seinen Hut genommen und ist weggelaufen. Ich will dir etwas sage», Heinrich, ich glaube an Gott, und Schöne hat gelogen! Sie sah mich traurig an und wiederholte noch einmal ihre Bitte, sodciß ich ihr alles versprach. Nun wurde sie fröhlich und küßte mich. Noch niemals hatte jemand so mit mir gesprochen. Die es sonst gut mit nur meinten, schwiegen oder behandelten mich als ein Kind, mit dem man ernste Dinge nicht zu besprechen habe. Und doch stand mein Herz für solche Fragen offen, wenn sie mir nur in einer meinem kindlichen Fühlen verständlichen Weise nahe gebracht wurden. Der liebe Gott und das ganze himmlische Geläute waren für mich noch Herrlichkeiten, von denen meine Phantasie brannte wie der dunkle Tannenwald im Gold des Abends, und es hat viele Jahre gedauert, ehe meine Seele wieder fähig wurde, wie die wechselnden Bilder einer Mondnacht mit den blitzenden Punkten in der Höhe und Tiefe, so das Bild des Ewigen und Beständiger, der über dem allen thront und in dem allen wirkt, in gleicher Stärke und mit gleicher Innigkeit wie damals zu empfinden. Marianne zündete uun wieder ihr Licht an und zeigte mir allerlei Dinge, die sie um irgend einer Erinnerung halber wert hielt, einen Ring für eine

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_242067/136>, abgerufen am 22.07.2024.