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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Drittes Vierteljahr.

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Der Uampf an den Weltmarkt

schloß mit ihm ein Bündnis gegen Frankreich. Auf die Dauer hat Frankreich
den Krieg nach zwei Fronten nicht aushalten können, und Napoleon der
Erste, der die aufkommende englische Weltherrschaft brechen wollte, verfiel
doch wieder in den schweren politischen Fehler, nicht alle seine Kräfte vereint
gegen England einzusetzen, sondern sie zugleich in Kämpfen mit Spanien, Italien,
Osterreich, Deutschland und Nußland usw. zu zersplittern. Mit Nelsons großem
Sieg bei Trafalgar erlangte England entscheidend die Zügel der Seeherrschaft,
die bis jetzt nicht wieder aus seiner Hand geglitten sind. Die große Kontinental¬
sperre Napoleons des Ersten erwies sich als ein vergeblicher Versuch, die
wirtschaftliche Stellung Englands zu brechen; im Gegenteil, sie stärkte Eng¬
lands See- und Handelsmacht. So betrug die englische Ausfuhr

1770 ^ gegen 328 Millionen Mark
1791 " 400 " " Zunahme in 21 Jahren 72 Millionen Mark
1810 " 1000
181S ----- " 1200 " " " " 24 " 800

also langsames Wachstum bis 1797, schnelles Wachstum während der Frei
heitskriegc. Auch innerlich hatte sich das Verhältnis zwischen Einfuhr und
Ausfuhr zu Gunsten Englands wesentlich verschoben. Man schätzt die Einfuhr
aus Deutschland nach England

1730 Deutsche Einfuhr aus England 22 Millionen Mark
1S2S " " " " ISO "
Die Einfuhr ist gestiegen 158 " "
l730 Deutsche Ausfuhr nach England 16," Millionen Mark
1822 ........^>4^
Die Ausfuhr ist gefallen 2,1

Seit den Napoleonischen Kriegen hat kein Staat ernsthaft versucht, Eng¬
land in seiner Weltmachtstellung zu bedrohen, und die englische Politik ist deu
seit dem sechzehnten Jahrhundert eingeschlagnen Bahnen treu geblieben: keine
eignen Händel auf dem Kontinent zu suchen, sich nicht in die Wirren der
europäischen Völker einzulassen, sondern allein seine Stellung als Seemacht
zu sichern.

Überblickt man den dreihundertjährigeu Kampf, deu die Westmächte um
deu Erwerb der Neuen Welt untereinander geführt haben, in dem nach und
nach Spanien und Portugal, Holland und Frankreich zurückgedrängt wurden,
und aus dem allein England siegreich hervorging, so darf man nicht etwa
glaube", daß hier der Zufall die entscheidende Rolle gespielt habe. England
ging aus diesem jahrhundertelangen Kampfe als Sieger hervor, weil während
dieses .Kampfes die Engländer die Eigenschaften entwickelten, unter denen wir
uns jetzt das typische Bild eines Engländers vorstellen. Der stete ungebrochne
Wille, die Opferfreudigkeit der Nation für die Erreichung einer großen Auf¬
gabe, die innere Selbstzucht, die zu einer Selbstverwaltung und einer poli¬
tischen Freiheit führte, die noch hente unerreicht dasteht, die unverdrossene
Arbeit des Volkes, auch gegen widrige Schicksalsschläge seine Seemacht zu
stärken. Schließlich nannte es die besten Admiräle, die besten Seeleute und
die besten Schiffe sein eigen. Am Ausgange des achtzehnten Jahrhunderts


Der Uampf an den Weltmarkt

schloß mit ihm ein Bündnis gegen Frankreich. Auf die Dauer hat Frankreich
den Krieg nach zwei Fronten nicht aushalten können, und Napoleon der
Erste, der die aufkommende englische Weltherrschaft brechen wollte, verfiel
doch wieder in den schweren politischen Fehler, nicht alle seine Kräfte vereint
gegen England einzusetzen, sondern sie zugleich in Kämpfen mit Spanien, Italien,
Osterreich, Deutschland und Nußland usw. zu zersplittern. Mit Nelsons großem
Sieg bei Trafalgar erlangte England entscheidend die Zügel der Seeherrschaft,
die bis jetzt nicht wieder aus seiner Hand geglitten sind. Die große Kontinental¬
sperre Napoleons des Ersten erwies sich als ein vergeblicher Versuch, die
wirtschaftliche Stellung Englands zu brechen; im Gegenteil, sie stärkte Eng¬
lands See- und Handelsmacht. So betrug die englische Ausfuhr

1770 ^ gegen 328 Millionen Mark
1791 „ 400 „ „ Zunahme in 21 Jahren 72 Millionen Mark
1810 „ 1000
181S ----- „ 1200 „ „ „ „ 24 „ 800

also langsames Wachstum bis 1797, schnelles Wachstum während der Frei
heitskriegc. Auch innerlich hatte sich das Verhältnis zwischen Einfuhr und
Ausfuhr zu Gunsten Englands wesentlich verschoben. Man schätzt die Einfuhr
aus Deutschland nach England

1730 Deutsche Einfuhr aus England 22 Millionen Mark
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Die Einfuhr ist gestiegen 158 „ „
l730 Deutsche Ausfuhr nach England 16,» Millionen Mark
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Die Ausfuhr ist gefallen 2,1

Seit den Napoleonischen Kriegen hat kein Staat ernsthaft versucht, Eng¬
land in seiner Weltmachtstellung zu bedrohen, und die englische Politik ist deu
seit dem sechzehnten Jahrhundert eingeschlagnen Bahnen treu geblieben: keine
eignen Händel auf dem Kontinent zu suchen, sich nicht in die Wirren der
europäischen Völker einzulassen, sondern allein seine Stellung als Seemacht
zu sichern.

Überblickt man den dreihundertjährigeu Kampf, deu die Westmächte um
deu Erwerb der Neuen Welt untereinander geführt haben, in dem nach und
nach Spanien und Portugal, Holland und Frankreich zurückgedrängt wurden,
und aus dem allein England siegreich hervorging, so darf man nicht etwa
glaube», daß hier der Zufall die entscheidende Rolle gespielt habe. England
ging aus diesem jahrhundertelangen Kampfe als Sieger hervor, weil während
dieses .Kampfes die Engländer die Eigenschaften entwickelten, unter denen wir
uns jetzt das typische Bild eines Engländers vorstellen. Der stete ungebrochne
Wille, die Opferfreudigkeit der Nation für die Erreichung einer großen Auf¬
gabe, die innere Selbstzucht, die zu einer Selbstverwaltung und einer poli¬
tischen Freiheit führte, die noch hente unerreicht dasteht, die unverdrossene
Arbeit des Volkes, auch gegen widrige Schicksalsschläge seine Seemacht zu
stärken. Schließlich nannte es die besten Admiräle, die besten Seeleute und
die besten Schiffe sein eigen. Am Ausgange des achtzehnten Jahrhunderts


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_241213/82>, abgerufen am 26.11.2024.