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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Drittes Vierteljahr.

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Aus der Jugendzeit

musik bestimmte Bezüge für die Aufführung der Passion zuflössen. Sie wurde
deshalb alljährlich im Winter nen eingeübt. Es gehörten aber zur Passion einige
gute Stimmen: der Evangelist, der in der Form von Rezitativeu die Geschichts--
erztthlnng saug, mußte ein ausdauernder Tenorist sein, die Partie des Jesus er¬
forderte einen kräftigen Baß. Außerdem gab es noch einige kleinere Solopartien,
wie Judas. Petrus, Pilatus, Kaiphas und andre. Den Chor stellte das Volk
oder auch die Pharisäer und die Schriftgelehrten dar. Ich habe die Passion
of^ gehört und wenigstens acht Jahre lang mitgesungen und kann nur bezeugen,
daß sie volkstümlich und durchaus erbaulich wirkte. In dem Gottesdienste, wo die
Passion gesungen wurde, fiel die Predigt aus, und uur das allgemeine Kirchen¬
gebet in abgekürzter Form und der Segen wurden am Schlüsse hinzugefügt. Am
Karfreitag wurde die Passion in der Kirche des benachbarten Dorfes Thale ge¬
lungen. Dann wurde der ganze Gymnasinlchor im Wirtshnuse zu Thale gespeist,
alles aus stiftungsmäßigen Mitteln. Freilich war das Essen schlecht. Es bestand
aus Biersuppe und frischer Bratwurst, und ich ließ es meist stehn, weil es mir nicht
appetitlich geung aussah. Nach dem Gottesdienste Pflegte uns der Pastor von
Thale mit einer Tasse Kaffee zu bewirten. Die schmeckte dann um so besser.

Nach Ostern in der Woche zwischen Jubilate und Cantate wurde damals der
preußische Bußtag gefeiert. Der Kirchenbesuch am Bußtage war nicht stark.
Scharenweis strömten die Quedlinburger an diesem Tage schon Vormittags in den
Harz, Nachmittags aber in das schon erwähnte Steinholz. Ähnlich war es am
Himmclfahrtstage. Es galt aber als Wetterregel, daß es am Bußtage und zu
tznnmelfahrt Nachmittags regelmäßig regne.

Um Abend des ersten Ostertags wurde auf dem Osterberge vor der Stadt
großes Osterfeuer abgebrannt. ' Das Holz dazu wurde, meist von Kindern,
aus der Stadt herangeschleppt, und es nahm sich hübsch aus, wenn plötzlich auf
"-.er ^'wen oder der andern Höhe des vor uus liegenden Harzgebirges gleichfalls
em Fciier aufflammte. In gleicher Weise wurde am Abend des Johannistags,
4> ^uni, ein Johannisfeuer abgebrannt. Der Johannistag wurde in den Volks¬
schulen auch dadurch ausgezeichnet, daß jedes Kind entweder einen Kranz oder einen
-vumienstrauß mit zur Schule brachte. Sie wurden dem Lehrer übergeben und
waren an diesen: Tage ein erfreulicher Schmuck des sonst nicht gerade anmutigen
Klassenzimmers. Es war das offenbar wie das Johannisfeuer noch ein Anklang
an uralte Gebräuche zur Feier der Sommersonnenwende.

Auch am 13. Oktober wurde zur Feier des Andenkens an die Schlacht bei
Leipzig auf dem Osterberge ein Freudenfeuer angezündet. Dieses Feuer hatte aber
ein andres Gepräge. Hier kamen ausschließlich patriotische Gefühle zum Ausdruck.
Der eine oder andre Ökonom ließ ein paar Neisigwellen oder Holzscheite dazu
heranfahren, die Turner umstanden das Feuer und sangen auch wohl ein gut
patriotisches Lied.

Das größte Fest, von den kirchlichen abgesehen, war aber in Quedlinburg
"der Klers" oder Kleers, wie mau das Wort aussprach, d.h. das große Frei-
Meßen und Vogelschießen der Schützengesellschaft, das auf der städtischen Klers-
ane,e abgehalten wurde. Der Name Klers erklärt sich von selbst dadurch. daß die
^mcunfte ans dieser Wiese ursprünglich dem Klerus der Stadt gehörten oder zu-
Später nannte man die Wiese selbst kurzweg "Klers," und von dem Fest-
in ^ "^^'ug sich der Name sodann auf das Schützenfest überhaupt. Man fragte
^uedlmbnrg ohne weiteres: "Wann fängt in diesem Jahre der Klers an?"
on ^ ^ Klers auf? Wie lauge dauert der Klers?" und nahm sich
wird" ^ "während des Klerscs" oder "wenn der Klers vorbei sein
deZ >t 6" erledigen. Daneben behielt das Wort seine ursprünglich örtliche Be-
m^" - "auf den Klers" und kam "vom Klerse," oder man
ucyte ,ete,en Spaziergang "um den Klers herum."

wahrend der beiden Hauptklcrstagc, d. h. am Tage des Freischießens und des


Aus der Jugendzeit

musik bestimmte Bezüge für die Aufführung der Passion zuflössen. Sie wurde
deshalb alljährlich im Winter nen eingeübt. Es gehörten aber zur Passion einige
gute Stimmen: der Evangelist, der in der Form von Rezitativeu die Geschichts--
erztthlnng saug, mußte ein ausdauernder Tenorist sein, die Partie des Jesus er¬
forderte einen kräftigen Baß. Außerdem gab es noch einige kleinere Solopartien,
wie Judas. Petrus, Pilatus, Kaiphas und andre. Den Chor stellte das Volk
oder auch die Pharisäer und die Schriftgelehrten dar. Ich habe die Passion
of^ gehört und wenigstens acht Jahre lang mitgesungen und kann nur bezeugen,
daß sie volkstümlich und durchaus erbaulich wirkte. In dem Gottesdienste, wo die
Passion gesungen wurde, fiel die Predigt aus, und uur das allgemeine Kirchen¬
gebet in abgekürzter Form und der Segen wurden am Schlüsse hinzugefügt. Am
Karfreitag wurde die Passion in der Kirche des benachbarten Dorfes Thale ge¬
lungen. Dann wurde der ganze Gymnasinlchor im Wirtshnuse zu Thale gespeist,
alles aus stiftungsmäßigen Mitteln. Freilich war das Essen schlecht. Es bestand
aus Biersuppe und frischer Bratwurst, und ich ließ es meist stehn, weil es mir nicht
appetitlich geung aussah. Nach dem Gottesdienste Pflegte uns der Pastor von
Thale mit einer Tasse Kaffee zu bewirten. Die schmeckte dann um so besser.

Nach Ostern in der Woche zwischen Jubilate und Cantate wurde damals der
preußische Bußtag gefeiert. Der Kirchenbesuch am Bußtage war nicht stark.
Scharenweis strömten die Quedlinburger an diesem Tage schon Vormittags in den
Harz, Nachmittags aber in das schon erwähnte Steinholz. Ähnlich war es am
Himmclfahrtstage. Es galt aber als Wetterregel, daß es am Bußtage und zu
tznnmelfahrt Nachmittags regelmäßig regne.

Um Abend des ersten Ostertags wurde auf dem Osterberge vor der Stadt
großes Osterfeuer abgebrannt. ' Das Holz dazu wurde, meist von Kindern,
aus der Stadt herangeschleppt, und es nahm sich hübsch aus, wenn plötzlich auf
"-.er ^'wen oder der andern Höhe des vor uus liegenden Harzgebirges gleichfalls
em Fciier aufflammte. In gleicher Weise wurde am Abend des Johannistags,
4> ^uni, ein Johannisfeuer abgebrannt. Der Johannistag wurde in den Volks¬
schulen auch dadurch ausgezeichnet, daß jedes Kind entweder einen Kranz oder einen
-vumienstrauß mit zur Schule brachte. Sie wurden dem Lehrer übergeben und
waren an diesen: Tage ein erfreulicher Schmuck des sonst nicht gerade anmutigen
Klassenzimmers. Es war das offenbar wie das Johannisfeuer noch ein Anklang
an uralte Gebräuche zur Feier der Sommersonnenwende.

Auch am 13. Oktober wurde zur Feier des Andenkens an die Schlacht bei
Leipzig auf dem Osterberge ein Freudenfeuer angezündet. Dieses Feuer hatte aber
ein andres Gepräge. Hier kamen ausschließlich patriotische Gefühle zum Ausdruck.
Der eine oder andre Ökonom ließ ein paar Neisigwellen oder Holzscheite dazu
heranfahren, die Turner umstanden das Feuer und sangen auch wohl ein gut
patriotisches Lied.

Das größte Fest, von den kirchlichen abgesehen, war aber in Quedlinburg
"der Klers" oder Kleers, wie mau das Wort aussprach, d.h. das große Frei-
Meßen und Vogelschießen der Schützengesellschaft, das auf der städtischen Klers-
ane,e abgehalten wurde. Der Name Klers erklärt sich von selbst dadurch. daß die
^mcunfte ans dieser Wiese ursprünglich dem Klerus der Stadt gehörten oder zu-
Später nannte man die Wiese selbst kurzweg „Klers," und von dem Fest-
in ^ "^^'ug sich der Name sodann auf das Schützenfest überhaupt. Man fragte
^uedlmbnrg ohne weiteres: „Wann fängt in diesem Jahre der Klers an?"
on ^ ^ Klers auf? Wie lauge dauert der Klers?" und nahm sich
wird" ^ "während des Klerscs" oder „wenn der Klers vorbei sein
deZ >t 6" erledigen. Daneben behielt das Wort seine ursprünglich örtliche Be-
m^" - „auf den Klers" und kam „vom Klerse," oder man
ucyte ,ete,en Spaziergang „um den Klers herum."

wahrend der beiden Hauptklcrstagc, d. h. am Tage des Freischießens und des


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[0559] Aus der Jugendzeit musik bestimmte Bezüge für die Aufführung der Passion zuflössen. Sie wurde deshalb alljährlich im Winter nen eingeübt. Es gehörten aber zur Passion einige gute Stimmen: der Evangelist, der in der Form von Rezitativeu die Geschichts-- erztthlnng saug, mußte ein ausdauernder Tenorist sein, die Partie des Jesus er¬ forderte einen kräftigen Baß. Außerdem gab es noch einige kleinere Solopartien, wie Judas. Petrus, Pilatus, Kaiphas und andre. Den Chor stellte das Volk oder auch die Pharisäer und die Schriftgelehrten dar. Ich habe die Passion of^ gehört und wenigstens acht Jahre lang mitgesungen und kann nur bezeugen, daß sie volkstümlich und durchaus erbaulich wirkte. In dem Gottesdienste, wo die Passion gesungen wurde, fiel die Predigt aus, und uur das allgemeine Kirchen¬ gebet in abgekürzter Form und der Segen wurden am Schlüsse hinzugefügt. Am Karfreitag wurde die Passion in der Kirche des benachbarten Dorfes Thale ge¬ lungen. Dann wurde der ganze Gymnasinlchor im Wirtshnuse zu Thale gespeist, alles aus stiftungsmäßigen Mitteln. Freilich war das Essen schlecht. Es bestand aus Biersuppe und frischer Bratwurst, und ich ließ es meist stehn, weil es mir nicht appetitlich geung aussah. Nach dem Gottesdienste Pflegte uns der Pastor von Thale mit einer Tasse Kaffee zu bewirten. Die schmeckte dann um so besser. Nach Ostern in der Woche zwischen Jubilate und Cantate wurde damals der preußische Bußtag gefeiert. Der Kirchenbesuch am Bußtage war nicht stark. Scharenweis strömten die Quedlinburger an diesem Tage schon Vormittags in den Harz, Nachmittags aber in das schon erwähnte Steinholz. Ähnlich war es am Himmclfahrtstage. Es galt aber als Wetterregel, daß es am Bußtage und zu tznnmelfahrt Nachmittags regelmäßig regne. Um Abend des ersten Ostertags wurde auf dem Osterberge vor der Stadt großes Osterfeuer abgebrannt. ' Das Holz dazu wurde, meist von Kindern, aus der Stadt herangeschleppt, und es nahm sich hübsch aus, wenn plötzlich auf "-.er ^'wen oder der andern Höhe des vor uus liegenden Harzgebirges gleichfalls em Fciier aufflammte. In gleicher Weise wurde am Abend des Johannistags, 4> ^uni, ein Johannisfeuer abgebrannt. Der Johannistag wurde in den Volks¬ schulen auch dadurch ausgezeichnet, daß jedes Kind entweder einen Kranz oder einen -vumienstrauß mit zur Schule brachte. Sie wurden dem Lehrer übergeben und waren an diesen: Tage ein erfreulicher Schmuck des sonst nicht gerade anmutigen Klassenzimmers. Es war das offenbar wie das Johannisfeuer noch ein Anklang an uralte Gebräuche zur Feier der Sommersonnenwende. Auch am 13. Oktober wurde zur Feier des Andenkens an die Schlacht bei Leipzig auf dem Osterberge ein Freudenfeuer angezündet. Dieses Feuer hatte aber ein andres Gepräge. Hier kamen ausschließlich patriotische Gefühle zum Ausdruck. Der eine oder andre Ökonom ließ ein paar Neisigwellen oder Holzscheite dazu heranfahren, die Turner umstanden das Feuer und sangen auch wohl ein gut patriotisches Lied. Das größte Fest, von den kirchlichen abgesehen, war aber in Quedlinburg "der Klers" oder Kleers, wie mau das Wort aussprach, d.h. das große Frei- Meßen und Vogelschießen der Schützengesellschaft, das auf der städtischen Klers- ane,e abgehalten wurde. Der Name Klers erklärt sich von selbst dadurch. daß die ^mcunfte ans dieser Wiese ursprünglich dem Klerus der Stadt gehörten oder zu- Später nannte man die Wiese selbst kurzweg „Klers," und von dem Fest- in ^ "^^'ug sich der Name sodann auf das Schützenfest überhaupt. Man fragte ^uedlmbnrg ohne weiteres: „Wann fängt in diesem Jahre der Klers an?" on ^ ^ Klers auf? Wie lauge dauert der Klers?" und nahm sich wird" ^ "während des Klerscs" oder „wenn der Klers vorbei sein deZ >t 6" erledigen. Daneben behielt das Wort seine ursprünglich örtliche Be- m^" - „auf den Klers" und kam „vom Klerse," oder man ucyte ,ete,en Spaziergang „um den Klers herum." wahrend der beiden Hauptklcrstagc, d. h. am Tage des Freischießens und des

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_241213/559>, abgerufen am 01.09.2024.