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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Drittes Vierteljahr.

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Leipziger Theaterplauderei

Zeit, die für Hedwig zwischen der Einschiffung in Flnelen und der ihr dnrch die
tausend Zungen des Gerüchts zugehenden Nachricht von Teils Errettung sowie von
Geßlers Tode zwischeninne liegt, die schwergeprüfte, zu Tode geängstigte nicht sehen,
wir sollten nicht erfahren, wie sie ihr Leid tragt und mit welchem Stolze, welcher
Treue sie an dem großen Schweizer hangt, der vor allem ihr Tell ist? Wieviel
dem Dichter daran liegt, daß wir den Vorgang nicht als etwas rein politisches an¬
sehen, sondern uns seines engen Zusammenhangs mit Teils Familienleben recht be¬
wußt werden, beweist in der ersten Szene des vierten Auszugs Teils Bitte an den
Fischer, er folle ihm die Liebe antun und nach Bürgleu eilen:


Mein Weib verzagt um mich; verkündet ihr,
Daß ich gerettet sei und wohlgeborgen.

Am Sterbebett des Freiherrn erfahren wir, daß die unglückliche Frau diese
beruhigende Botschaft noch nicht empfangen hat, daß sie sich um ihren Mann, den
sie i" Küßnncht gefangen glaubt, ängstigt:


Zu ihm hinab ins öde Burgverließ
Dringt keines Freundes Trost, Wenn er erkrankte!
Ach in des Kerkers feuchter Finsternis
Muß er erkranken.

Der Regie ist vielleicht die Sorge der Gattin um ihren Mann nicht sensationell
genug. Das Pnblirum weiß ja ohnehin, daß Teils Pfeil den Lnndvogt unschädlich
machen und so alle beteiligten Schweizerfamilicn der Sorge um die nächste ZuWust
entheben wird. Warum sollte mau sich also mit dem Schmerze und der Sorge der
nrmen Frau, die an der Sache doch nichts ändern kann, lange abquälen und durch
Hedwigs unruhige Dazwischenkunft deu Frieden des Sterbezimmers stören? Warum
Weil Schiller für das, was auf der Bühne wirkt und am Platze ist, ein ^er--
Stambuls hatte, das man um so mehr bewundert, je mehr man sich bannt beschäftigt
weil er genau wußte, was er tat, indem er neben den entblätterten Stamm das
blühende, keimende Reis stellte, weil er, ohne daß ihm nnchgeborne Negtssenre hilf¬
reiche Hand zu leiste" brauche". Geschick und Gewandhe.it genug hatte, eine ländliche
Familienepisode im Attinghauseuschen Saale zu vermeiden, wenn er das für besser
gefunden hätte. Hedwigs Erscheinen am Sterbelager des alten Freiherrn, wo fie
ihren geretteten Sohn und ihren Vater zu finden hofft, entspricht der Wirklichkeit:
wer diese kennt, weiß, daß sich die gebieterischen Anforderungen des Lebens auch
angesichts des Todes ihr Recht nicht nehmen lassen. Eine geängstigte Gattin, eme
zu Tode erschrockne Mutter kennt keine Schen, kein Hindernis. Oder sollten wir.
da es nun doch einmal des Dichters Absicht ist, daß Waltl von dein alten Herrn
mit sterbender .wnd gesegnet werde, und dies süglicherweisc nnr geschehn kann, wenn
er seinen Großvater zum Attinghauseuschen Edelhof begleitet hat. in die Lage kommen,
annehmen zu müssen, daß die Mutter deu Jungen, nachdem sich Mit ihm etwas av-
ilespielt hatte, was an furchtbarem Ernst die bloßen Vorbereitungen zur Opferung
Jsaccks nud Jphigeniens noch weit übertraf, gemütlich bei ihrem Vater hatte lassen
können, ohne Kopf und Kragen daran zu setzen, ihn wiederzusehen, und bis sich das
Schicksal seines Vaters entschieden haben würde, nicht einen Augenblick aus den Augen
zu lassen? Nein, sowie sie von dem schrecklichen Schuß in Altorf hört kommt sie
angestürzt wie eine Löwin, der ihr Junges geraubt worden ist. und ruht nicht tu -
sie sich mit eignen Augen überzeugt hat. daß der Junge heil und unversehrt ist.
Wenn Hedwigs Szene an Attinghausens Sterbelager wegfällt, kommen eme>n die
Teils wie eine Seiltänzerfamilie vor, die an Hals- und Beiuebrnch gewohnt ist. Und
auch diese kleinen Akrobaten sind ihren Müttern so ans Herz gewachsen, daß te ner
von ihnen nach überstandner augenscheinlich höchster Lebensgefahr wie ein Verlcmfnes
Hündchen beim Ehni gelassen werden würde. ^

Die beiden Knaben Walter und Wilhelm Tell, offenbar anf des Großvaters
und des Vaters Namen getauft, werden in Leipzig von zwei sehr niedlichen kleinen


Grenzboten III 1903 ^
Leipziger Theaterplauderei

Zeit, die für Hedwig zwischen der Einschiffung in Flnelen und der ihr dnrch die
tausend Zungen des Gerüchts zugehenden Nachricht von Teils Errettung sowie von
Geßlers Tode zwischeninne liegt, die schwergeprüfte, zu Tode geängstigte nicht sehen,
wir sollten nicht erfahren, wie sie ihr Leid tragt und mit welchem Stolze, welcher
Treue sie an dem großen Schweizer hangt, der vor allem ihr Tell ist? Wieviel
dem Dichter daran liegt, daß wir den Vorgang nicht als etwas rein politisches an¬
sehen, sondern uns seines engen Zusammenhangs mit Teils Familienleben recht be¬
wußt werden, beweist in der ersten Szene des vierten Auszugs Teils Bitte an den
Fischer, er folle ihm die Liebe antun und nach Bürgleu eilen:


Mein Weib verzagt um mich; verkündet ihr,
Daß ich gerettet sei und wohlgeborgen.

Am Sterbebett des Freiherrn erfahren wir, daß die unglückliche Frau diese
beruhigende Botschaft noch nicht empfangen hat, daß sie sich um ihren Mann, den
sie i« Küßnncht gefangen glaubt, ängstigt:


Zu ihm hinab ins öde Burgverließ
Dringt keines Freundes Trost, Wenn er erkrankte!
Ach in des Kerkers feuchter Finsternis
Muß er erkranken.

Der Regie ist vielleicht die Sorge der Gattin um ihren Mann nicht sensationell
genug. Das Pnblirum weiß ja ohnehin, daß Teils Pfeil den Lnndvogt unschädlich
machen und so alle beteiligten Schweizerfamilicn der Sorge um die nächste ZuWust
entheben wird. Warum sollte mau sich also mit dem Schmerze und der Sorge der
nrmen Frau, die an der Sache doch nichts ändern kann, lange abquälen und durch
Hedwigs unruhige Dazwischenkunft deu Frieden des Sterbezimmers stören? Warum
Weil Schiller für das, was auf der Bühne wirkt und am Platze ist, ein ^er--
Stambuls hatte, das man um so mehr bewundert, je mehr man sich bannt beschäftigt
weil er genau wußte, was er tat, indem er neben den entblätterten Stamm das
blühende, keimende Reis stellte, weil er, ohne daß ihm nnchgeborne Negtssenre hilf¬
reiche Hand zu leiste» brauche». Geschick und Gewandhe.it genug hatte, eine ländliche
Familienepisode im Attinghauseuschen Saale zu vermeiden, wenn er das für besser
gefunden hätte. Hedwigs Erscheinen am Sterbelager des alten Freiherrn, wo fie
ihren geretteten Sohn und ihren Vater zu finden hofft, entspricht der Wirklichkeit:
wer diese kennt, weiß, daß sich die gebieterischen Anforderungen des Lebens auch
angesichts des Todes ihr Recht nicht nehmen lassen. Eine geängstigte Gattin, eme
zu Tode erschrockne Mutter kennt keine Schen, kein Hindernis. Oder sollten wir.
da es nun doch einmal des Dichters Absicht ist, daß Waltl von dein alten Herrn
mit sterbender .wnd gesegnet werde, und dies süglicherweisc nnr geschehn kann, wenn
er seinen Großvater zum Attinghauseuschen Edelhof begleitet hat. in die Lage kommen,
annehmen zu müssen, daß die Mutter deu Jungen, nachdem sich Mit ihm etwas av-
ilespielt hatte, was an furchtbarem Ernst die bloßen Vorbereitungen zur Opferung
Jsaccks nud Jphigeniens noch weit übertraf, gemütlich bei ihrem Vater hatte lassen
können, ohne Kopf und Kragen daran zu setzen, ihn wiederzusehen, und bis sich das
Schicksal seines Vaters entschieden haben würde, nicht einen Augenblick aus den Augen
zu lassen? Nein, sowie sie von dem schrecklichen Schuß in Altorf hört kommt sie
angestürzt wie eine Löwin, der ihr Junges geraubt worden ist. und ruht nicht tu -
sie sich mit eignen Augen überzeugt hat. daß der Junge heil und unversehrt ist.
Wenn Hedwigs Szene an Attinghausens Sterbelager wegfällt, kommen eme>n die
Teils wie eine Seiltänzerfamilie vor, die an Hals- und Beiuebrnch gewohnt ist. Und
auch diese kleinen Akrobaten sind ihren Müttern so ans Herz gewachsen, daß te ner
von ihnen nach überstandner augenscheinlich höchster Lebensgefahr wie ein Verlcmfnes
Hündchen beim Ehni gelassen werden würde. ^

Die beiden Knaben Walter und Wilhelm Tell, offenbar anf des Großvaters
und des Vaters Namen getauft, werden in Leipzig von zwei sehr niedlichen kleinen


Grenzboten III 1903 ^
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[0049] Leipziger Theaterplauderei Zeit, die für Hedwig zwischen der Einschiffung in Flnelen und der ihr dnrch die tausend Zungen des Gerüchts zugehenden Nachricht von Teils Errettung sowie von Geßlers Tode zwischeninne liegt, die schwergeprüfte, zu Tode geängstigte nicht sehen, wir sollten nicht erfahren, wie sie ihr Leid tragt und mit welchem Stolze, welcher Treue sie an dem großen Schweizer hangt, der vor allem ihr Tell ist? Wieviel dem Dichter daran liegt, daß wir den Vorgang nicht als etwas rein politisches an¬ sehen, sondern uns seines engen Zusammenhangs mit Teils Familienleben recht be¬ wußt werden, beweist in der ersten Szene des vierten Auszugs Teils Bitte an den Fischer, er folle ihm die Liebe antun und nach Bürgleu eilen: Mein Weib verzagt um mich; verkündet ihr, Daß ich gerettet sei und wohlgeborgen. Am Sterbebett des Freiherrn erfahren wir, daß die unglückliche Frau diese beruhigende Botschaft noch nicht empfangen hat, daß sie sich um ihren Mann, den sie i« Küßnncht gefangen glaubt, ängstigt: Zu ihm hinab ins öde Burgverließ Dringt keines Freundes Trost, Wenn er erkrankte! Ach in des Kerkers feuchter Finsternis Muß er erkranken. Der Regie ist vielleicht die Sorge der Gattin um ihren Mann nicht sensationell genug. Das Pnblirum weiß ja ohnehin, daß Teils Pfeil den Lnndvogt unschädlich machen und so alle beteiligten Schweizerfamilicn der Sorge um die nächste ZuWust entheben wird. Warum sollte mau sich also mit dem Schmerze und der Sorge der nrmen Frau, die an der Sache doch nichts ändern kann, lange abquälen und durch Hedwigs unruhige Dazwischenkunft deu Frieden des Sterbezimmers stören? Warum Weil Schiller für das, was auf der Bühne wirkt und am Platze ist, ein ^er-- Stambuls hatte, das man um so mehr bewundert, je mehr man sich bannt beschäftigt weil er genau wußte, was er tat, indem er neben den entblätterten Stamm das blühende, keimende Reis stellte, weil er, ohne daß ihm nnchgeborne Negtssenre hilf¬ reiche Hand zu leiste» brauche». Geschick und Gewandhe.it genug hatte, eine ländliche Familienepisode im Attinghauseuschen Saale zu vermeiden, wenn er das für besser gefunden hätte. Hedwigs Erscheinen am Sterbelager des alten Freiherrn, wo fie ihren geretteten Sohn und ihren Vater zu finden hofft, entspricht der Wirklichkeit: wer diese kennt, weiß, daß sich die gebieterischen Anforderungen des Lebens auch angesichts des Todes ihr Recht nicht nehmen lassen. Eine geängstigte Gattin, eme zu Tode erschrockne Mutter kennt keine Schen, kein Hindernis. Oder sollten wir. da es nun doch einmal des Dichters Absicht ist, daß Waltl von dein alten Herrn mit sterbender .wnd gesegnet werde, und dies süglicherweisc nnr geschehn kann, wenn er seinen Großvater zum Attinghauseuschen Edelhof begleitet hat. in die Lage kommen, annehmen zu müssen, daß die Mutter deu Jungen, nachdem sich Mit ihm etwas av- ilespielt hatte, was an furchtbarem Ernst die bloßen Vorbereitungen zur Opferung Jsaccks nud Jphigeniens noch weit übertraf, gemütlich bei ihrem Vater hatte lassen können, ohne Kopf und Kragen daran zu setzen, ihn wiederzusehen, und bis sich das Schicksal seines Vaters entschieden haben würde, nicht einen Augenblick aus den Augen zu lassen? Nein, sowie sie von dem schrecklichen Schuß in Altorf hört kommt sie angestürzt wie eine Löwin, der ihr Junges geraubt worden ist. und ruht nicht tu - sie sich mit eignen Augen überzeugt hat. daß der Junge heil und unversehrt ist. Wenn Hedwigs Szene an Attinghausens Sterbelager wegfällt, kommen eme>n die Teils wie eine Seiltänzerfamilie vor, die an Hals- und Beiuebrnch gewohnt ist. Und auch diese kleinen Akrobaten sind ihren Müttern so ans Herz gewachsen, daß te ner von ihnen nach überstandner augenscheinlich höchster Lebensgefahr wie ein Verlcmfnes Hündchen beim Ehni gelassen werden würde. ^ Die beiden Knaben Walter und Wilhelm Tell, offenbar anf des Großvaters und des Vaters Namen getauft, werden in Leipzig von zwei sehr niedlichen kleinen Grenzboten III 1903 ^

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_241213/49>, abgerufen am 22.11.2024.