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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Auch auf dem Lande herrscht neben großer Wohlhabenheit in vielen Dörfern der
Rheinebene doch anch viel Unsicherheit und Armut, namentlich im Gebirge und auch
bei den Nebbnnern. Stoff genug zur Unzufriedenheit ist überall vorhanden, besonders
auch in Lothringen, und gerade die diesjährigen Stimmergebnisse haben gezeigt,
daß die Sozialdemokratie, wo sie mit geeigneten Kräften arbeiten kann, auf große
Fortschritte rechnen darf. Vor allem interessiert natürlich das Wahlergebnis in
Straßburg selbst.

Als seinerzeit Bebel als Reichstagsabgeordneter für Straßbnrg Stadt in den
Reichstag einzog, hatte er nur eine verhältnismäßig beschränkte Anzahl von wirklich
sozialdemokrntischen Stimmen hinter sich. Sein Sieg war nur dadurch möglich, daß
sich der damals uoch recht lebhafte Protest der sozialdemokratischen Wahlzettel be¬
diente, um seinem Unwillen über die politische Lage Ausdruck zu geben. Mit der
Schwächung des Protestes ging Bebels Mandat an den liberalen Demokraten Riff
über, der in politischer Beziehung jedoch von gänzlicher Bedeutungslosigkeit ist und
seinen Sieg wie bisher, so auch diesesmal nur dem Zusammengehen aller nicht-
sozialdemokratischen Parteien zu verdanken hat. Hätte die Sozialdemokratie statt
ihres hiesigen Führers, der ein energischer Mann, aber -- kein Elsässer ist, den
gewandten und rednerisch begabten Redakteur des sozialdemokratischen Organs, der
"Freien Presse," Jacques Peirotes, der von Geburt ein Elsässer und seines Zeichens
Schriftsetzer ist, als sozialistischen Kandidaten aufgestellt, so wäre Straßburg zweifellos
im neuen Reichstag wieder durch einen Sozialdemokraten vertreten, nur mit dem
Unterschied gegen das einstige Bebelsche Mandat, daß der Erfolg diesesmal nicht
der Hilfe andrer Parteien, sondern den eignen Parteigenossen verdankt worden wäre.

In dreizehn Wahlkreisen von den fünfzehn reichsländischen hatte die Sozial¬
demokratie Kandidaten aufgestellt, und überall hat sie einen Zuwachs von Stimmen
M verzeichnen, auch da, wo die Wahlarbeit nur ganz geringfügig war. Er beträgt
seit den letzten Wahlen 22603 Stimmen, d.h. 83,7^Prozent des Zuwachses der
Wahlberechtigten, während die Beteiligung an den Wahlen überhaupt nur 75,1 Prozent
betrug. Nach Prozenten betrachtet, sind die sozialdemokratischen Stimmen von
Prozent auf 24,7 Prozent gewachsen, eine Zunahme, die sehr zu denken gibt,
7^"" man weiß, mit wie außerordentlich geringen Mitteln an Geld und Personen
Z!^ein ^ betrieben werden konnte,

-i^o?^ ^wähnt, entfielen von den im Reichslande insgesamt abgegebnen
---""7b Stimmen

40 Prozent auf die klerikale Landespartei,
24,7 " " " Sozialdemokratie,
3S,3 " " andre Parteien.

Man kann nicht sagen, daß unter diesen letzten irgend eine Partei besonders
in den Vordergrund träte, es wäre denn, daß man eine Partei der Notabeln kon¬
gruieren wollte. Das Notabelnunwesen hat im Elsaß ein ganz klein wenig ab¬
genommen, in Lothringen steht es noch in vollster widerlicher Blüte, wie sich auchaus den Wahlresultaten ergibt. Als Notnbelnwahleu wären im Elsaß nur die des
Herrn von Schlumberger in Mülhausen und die des Herrn Hoeffel im Wahlkreis
Labern, also in dem schon halb und halb zu Lothringen gehörenden "krummen
^laß," zu nennen; dagegen sind alle vier lothringischen Kreise mit echten "Notabeln"
oeletzt, d. h. mit Leuten, die ihre Wahl lediglich ihren Machtmitteln verdanken,
acht aber irgend einem von ihnen vertretnen Programm. Diese Notabelnwahlen
lind ein charakteristisches Merkmal für die politische Unreife des Landes. Wie sie
gemacht werden, schildert leider nicht unzutreffend ein Bericht der "Freien Presse"
über die Wahl in Metz: "Bei der Generalmusterung der Rekruten hielt der Kreis¬
direktor eine Ansprache an die Bürgermeister, um ihnen das Eintreten für Jauuez
jgemeint ist Dr. Max Jcmnez, der Sohn des gewöhnlich als "Herzog von Lothringen"
bezeichneten Großindustriellen Jaunezj aus Herz zu legen. Die Reisen über Land
besorgte Jaunez Vater, da der Sohn gerade in Paris zur Hochzeit war; da


Grenzboten III 1903 48
Maßgebliches und Unmaßgebliches

Auch auf dem Lande herrscht neben großer Wohlhabenheit in vielen Dörfern der
Rheinebene doch anch viel Unsicherheit und Armut, namentlich im Gebirge und auch
bei den Nebbnnern. Stoff genug zur Unzufriedenheit ist überall vorhanden, besonders
auch in Lothringen, und gerade die diesjährigen Stimmergebnisse haben gezeigt,
daß die Sozialdemokratie, wo sie mit geeigneten Kräften arbeiten kann, auf große
Fortschritte rechnen darf. Vor allem interessiert natürlich das Wahlergebnis in
Straßburg selbst.

Als seinerzeit Bebel als Reichstagsabgeordneter für Straßbnrg Stadt in den
Reichstag einzog, hatte er nur eine verhältnismäßig beschränkte Anzahl von wirklich
sozialdemokrntischen Stimmen hinter sich. Sein Sieg war nur dadurch möglich, daß
sich der damals uoch recht lebhafte Protest der sozialdemokratischen Wahlzettel be¬
diente, um seinem Unwillen über die politische Lage Ausdruck zu geben. Mit der
Schwächung des Protestes ging Bebels Mandat an den liberalen Demokraten Riff
über, der in politischer Beziehung jedoch von gänzlicher Bedeutungslosigkeit ist und
seinen Sieg wie bisher, so auch diesesmal nur dem Zusammengehen aller nicht-
sozialdemokratischen Parteien zu verdanken hat. Hätte die Sozialdemokratie statt
ihres hiesigen Führers, der ein energischer Mann, aber — kein Elsässer ist, den
gewandten und rednerisch begabten Redakteur des sozialdemokratischen Organs, der
„Freien Presse," Jacques Peirotes, der von Geburt ein Elsässer und seines Zeichens
Schriftsetzer ist, als sozialistischen Kandidaten aufgestellt, so wäre Straßburg zweifellos
im neuen Reichstag wieder durch einen Sozialdemokraten vertreten, nur mit dem
Unterschied gegen das einstige Bebelsche Mandat, daß der Erfolg diesesmal nicht
der Hilfe andrer Parteien, sondern den eignen Parteigenossen verdankt worden wäre.

In dreizehn Wahlkreisen von den fünfzehn reichsländischen hatte die Sozial¬
demokratie Kandidaten aufgestellt, und überall hat sie einen Zuwachs von Stimmen
M verzeichnen, auch da, wo die Wahlarbeit nur ganz geringfügig war. Er beträgt
seit den letzten Wahlen 22603 Stimmen, d.h. 83,7^Prozent des Zuwachses der
Wahlberechtigten, während die Beteiligung an den Wahlen überhaupt nur 75,1 Prozent
betrug. Nach Prozenten betrachtet, sind die sozialdemokratischen Stimmen von
Prozent auf 24,7 Prozent gewachsen, eine Zunahme, die sehr zu denken gibt,
7^"" man weiß, mit wie außerordentlich geringen Mitteln an Geld und Personen
Z!^ein ^ betrieben werden konnte,

-i^o?^ ^wähnt, entfielen von den im Reichslande insgesamt abgegebnen
---"«7b Stimmen

40 Prozent auf die klerikale Landespartei,
24,7 „ „ „ Sozialdemokratie,
3S,3 „ „ andre Parteien.

Man kann nicht sagen, daß unter diesen letzten irgend eine Partei besonders
in den Vordergrund träte, es wäre denn, daß man eine Partei der Notabeln kon¬
gruieren wollte. Das Notabelnunwesen hat im Elsaß ein ganz klein wenig ab¬
genommen, in Lothringen steht es noch in vollster widerlicher Blüte, wie sich auchaus den Wahlresultaten ergibt. Als Notnbelnwahleu wären im Elsaß nur die des
Herrn von Schlumberger in Mülhausen und die des Herrn Hoeffel im Wahlkreis
Labern, also in dem schon halb und halb zu Lothringen gehörenden „krummen
^laß," zu nennen; dagegen sind alle vier lothringischen Kreise mit echten „Notabeln"
oeletzt, d. h. mit Leuten, die ihre Wahl lediglich ihren Machtmitteln verdanken,
acht aber irgend einem von ihnen vertretnen Programm. Diese Notabelnwahlen
lind ein charakteristisches Merkmal für die politische Unreife des Landes. Wie sie
gemacht werden, schildert leider nicht unzutreffend ein Bericht der „Freien Presse"
über die Wahl in Metz: „Bei der Generalmusterung der Rekruten hielt der Kreis¬
direktor eine Ansprache an die Bürgermeister, um ihnen das Eintreten für Jauuez
jgemeint ist Dr. Max Jcmnez, der Sohn des gewöhnlich als „Herzog von Lothringen"
bezeichneten Großindustriellen Jaunezj aus Herz zu legen. Die Reisen über Land
besorgte Jaunez Vater, da der Sohn gerade in Paris zur Hochzeit war; da


Grenzboten III 1903 48
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[0385] Maßgebliches und Unmaßgebliches Auch auf dem Lande herrscht neben großer Wohlhabenheit in vielen Dörfern der Rheinebene doch anch viel Unsicherheit und Armut, namentlich im Gebirge und auch bei den Nebbnnern. Stoff genug zur Unzufriedenheit ist überall vorhanden, besonders auch in Lothringen, und gerade die diesjährigen Stimmergebnisse haben gezeigt, daß die Sozialdemokratie, wo sie mit geeigneten Kräften arbeiten kann, auf große Fortschritte rechnen darf. Vor allem interessiert natürlich das Wahlergebnis in Straßburg selbst. Als seinerzeit Bebel als Reichstagsabgeordneter für Straßbnrg Stadt in den Reichstag einzog, hatte er nur eine verhältnismäßig beschränkte Anzahl von wirklich sozialdemokrntischen Stimmen hinter sich. Sein Sieg war nur dadurch möglich, daß sich der damals uoch recht lebhafte Protest der sozialdemokratischen Wahlzettel be¬ diente, um seinem Unwillen über die politische Lage Ausdruck zu geben. Mit der Schwächung des Protestes ging Bebels Mandat an den liberalen Demokraten Riff über, der in politischer Beziehung jedoch von gänzlicher Bedeutungslosigkeit ist und seinen Sieg wie bisher, so auch diesesmal nur dem Zusammengehen aller nicht- sozialdemokratischen Parteien zu verdanken hat. Hätte die Sozialdemokratie statt ihres hiesigen Führers, der ein energischer Mann, aber — kein Elsässer ist, den gewandten und rednerisch begabten Redakteur des sozialdemokratischen Organs, der „Freien Presse," Jacques Peirotes, der von Geburt ein Elsässer und seines Zeichens Schriftsetzer ist, als sozialistischen Kandidaten aufgestellt, so wäre Straßburg zweifellos im neuen Reichstag wieder durch einen Sozialdemokraten vertreten, nur mit dem Unterschied gegen das einstige Bebelsche Mandat, daß der Erfolg diesesmal nicht der Hilfe andrer Parteien, sondern den eignen Parteigenossen verdankt worden wäre. In dreizehn Wahlkreisen von den fünfzehn reichsländischen hatte die Sozial¬ demokratie Kandidaten aufgestellt, und überall hat sie einen Zuwachs von Stimmen M verzeichnen, auch da, wo die Wahlarbeit nur ganz geringfügig war. Er beträgt seit den letzten Wahlen 22603 Stimmen, d.h. 83,7^Prozent des Zuwachses der Wahlberechtigten, während die Beteiligung an den Wahlen überhaupt nur 75,1 Prozent betrug. Nach Prozenten betrachtet, sind die sozialdemokratischen Stimmen von Prozent auf 24,7 Prozent gewachsen, eine Zunahme, die sehr zu denken gibt, 7^"" man weiß, mit wie außerordentlich geringen Mitteln an Geld und Personen Z!^ein ^ betrieben werden konnte, -i^o?^ ^wähnt, entfielen von den im Reichslande insgesamt abgegebnen ---"«7b Stimmen 40 Prozent auf die klerikale Landespartei, 24,7 „ „ „ Sozialdemokratie, 3S,3 „ „ andre Parteien. Man kann nicht sagen, daß unter diesen letzten irgend eine Partei besonders in den Vordergrund träte, es wäre denn, daß man eine Partei der Notabeln kon¬ gruieren wollte. Das Notabelnunwesen hat im Elsaß ein ganz klein wenig ab¬ genommen, in Lothringen steht es noch in vollster widerlicher Blüte, wie sich auchaus den Wahlresultaten ergibt. Als Notnbelnwahleu wären im Elsaß nur die des Herrn von Schlumberger in Mülhausen und die des Herrn Hoeffel im Wahlkreis Labern, also in dem schon halb und halb zu Lothringen gehörenden „krummen ^laß," zu nennen; dagegen sind alle vier lothringischen Kreise mit echten „Notabeln" oeletzt, d. h. mit Leuten, die ihre Wahl lediglich ihren Machtmitteln verdanken, acht aber irgend einem von ihnen vertretnen Programm. Diese Notabelnwahlen lind ein charakteristisches Merkmal für die politische Unreife des Landes. Wie sie gemacht werden, schildert leider nicht unzutreffend ein Bericht der „Freien Presse" über die Wahl in Metz: „Bei der Generalmusterung der Rekruten hielt der Kreis¬ direktor eine Ansprache an die Bürgermeister, um ihnen das Eintreten für Jauuez jgemeint ist Dr. Max Jcmnez, der Sohn des gewöhnlich als „Herzog von Lothringen" bezeichneten Großindustriellen Jaunezj aus Herz zu legen. Die Reisen über Land besorgte Jaunez Vater, da der Sohn gerade in Paris zur Hochzeit war; da Grenzboten III 1903 48

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_241213/385>, abgerufen am 22.11.2024.