Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Drittes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Marquis von Marigny

wenig französisch sprach, redete den seltsamen Reisenden an, in der Absicht, ihn
auszuforschen, hatte jedoch mit seinen Bemühungen kein Glück, da der alte Herr,
durch die schlimmen Erfahrungen des ersten Reisetages gewitzigt, seine Antworten
so knapp wie möglich faßte. Das machte die Gäste noch mißtrauischer. Sie ver¬
muteten, der Fremde sei einer der republikanischen Agenten, die seit einiger Zeit
das Ausland bereisten, um auch jenseits der französischen Grenzpfähle für die neue
Staatsform und ihre Segnungen Stimmung zu machen. Nun sprach keiner mehr
ein lautes Wort, und in weniger als einer Viertelstunde sah sich Marigny allein.
Die Frau des PostHalters, die den Verdacht der Männer teilte und ihrerseits von
den Aristokraten nicht viel hielt, weil einige dieser Herren vom Sommer Her noch
bei ihr in der Kreide standen, glaubte den einsamen Gast unterhalten zu müssen,
setzte sich zu ihm an den Tisch und gab, während sie dazu eifrig strickte, ihrer
Bewunderung für die Helden der Revolution begeisterten Ausdruck.

Als der Marquis sie fragte, ob sie denn kein Mitleid mit dem unglücklichen
König empfinde, blinzelte sie ihm zum Zeichen des geheimen Einverständnisses zu
und meinte trocken, bemitleiden könne sie überhaupt nur jemand, den sie persönlich
kenne, einem König von Frankreich Teilnahme zu schenken sei jedoch schon des¬
halb unmöglich, weil es einen solchen gar nicht mehr gebe. Rede der Herr aber
vom Bürger Capet, so sei ihre Meinung, daß dieser die bösen Tage getrost mit
in den Kauf nehmen dürfe, da er früher ja auch der guten mehr als zuviele ge¬
sehen und tausendmal besser als alle andern Bürger gelebt habe.

Und das Schicksal der Königin rührt Sie anch nicht? fragte Marigny, dem
bei solchen Tischgesprächen die Bratkartoffeln im Munde quollen und der Laudwein
doppelt sauer schmeckte.

Was geht mich die Österreicherin an! Wenn die Mitleid braucht, so mag
sie sich an ihren Herzallerliebsten, den Kardinal Rohan, wenden. Vielleicht kauft
er ihr, um sie zu trösten, ein neues Halsband.

Und die armen Kinder?

Ach -- die Kinder! Was verstehn die vom Unglück! Die sind am aller¬
wenigsten zu bedauern. Das muß ich am besten wissen. Als vor zwei Jahren
bei uns die Scheune abbrannte -- es war am Sankt Annentag, gerad als mein
Mann den Roggen eingefahren hatte --, da hätten Sie einmal unsern Dritten,
den Clemens, sehen sollen! Außer Rand und Band war er vor Freude über das
Feuer, und als unsre alte Magd, die Lena, ihm die Händchen faltete und ihm
sagte, er sollte zum Sankt Florian beten, daß der Heilige löschen sollt -- was
tat der Jung? Heiliger Sankt Florian hat er gerufen, gelt, du bist so gut und
lässest den Sänstall auch noch abbrennen! Die wissen nicht, was Unglück heißt.

Der Marquis verzichtete darauf, die Frau eiues Bessern zu belehren, und
begab sich ermüdet und verstimmt in die kalte Schlafkammer. Das Bett war hart
und feucht, weshalb sich der alte Herr völlig angekleidet auf den Strohsack streckte
und seinen Pelzmantel als Decke benutzte. Er mochte eine gute Stunde so gelegen
haben, als er eine Kutsche vorfahren hörte. In der Posthalterei war schon alles
zur Ruhe gegangen, und es währte eine geraume Zeit, ehe sich, gerade über
Marignhs Kammer, ein Fenster öffnete, aus dein eine weibliche Stimme die An¬
kömmlinge nach ihrem Begehr fragte. Was sie sagte, und was jene erwiderten,
vermochte der Marquis nicht zu verstehn, weil der Hofhund unausgesetzt bellte.
Aber dein alten Edelmann war es, als habe er einzelne französische Worte ver¬
nommen. Dann verstummte das Gespräch, das Fenster schloß sich wieder, und der
Wagen rollte davon.

Am andern Morgen nahm die Wirtin den vermeintlichen Republikaner beiseite
und gab ihm zu verstehn, daß er es nur ihrer Geistesgegenwart zu danken habe,
wenn er jetzt noch lebe. In der Nacht wären zwei französische Aristokraten vor-
gefcchren und hätten nach ihm gefragt.

Nach mir? nannten die Herren denn meinen Namen?


Der Marquis von Marigny

wenig französisch sprach, redete den seltsamen Reisenden an, in der Absicht, ihn
auszuforschen, hatte jedoch mit seinen Bemühungen kein Glück, da der alte Herr,
durch die schlimmen Erfahrungen des ersten Reisetages gewitzigt, seine Antworten
so knapp wie möglich faßte. Das machte die Gäste noch mißtrauischer. Sie ver¬
muteten, der Fremde sei einer der republikanischen Agenten, die seit einiger Zeit
das Ausland bereisten, um auch jenseits der französischen Grenzpfähle für die neue
Staatsform und ihre Segnungen Stimmung zu machen. Nun sprach keiner mehr
ein lautes Wort, und in weniger als einer Viertelstunde sah sich Marigny allein.
Die Frau des PostHalters, die den Verdacht der Männer teilte und ihrerseits von
den Aristokraten nicht viel hielt, weil einige dieser Herren vom Sommer Her noch
bei ihr in der Kreide standen, glaubte den einsamen Gast unterhalten zu müssen,
setzte sich zu ihm an den Tisch und gab, während sie dazu eifrig strickte, ihrer
Bewunderung für die Helden der Revolution begeisterten Ausdruck.

Als der Marquis sie fragte, ob sie denn kein Mitleid mit dem unglücklichen
König empfinde, blinzelte sie ihm zum Zeichen des geheimen Einverständnisses zu
und meinte trocken, bemitleiden könne sie überhaupt nur jemand, den sie persönlich
kenne, einem König von Frankreich Teilnahme zu schenken sei jedoch schon des¬
halb unmöglich, weil es einen solchen gar nicht mehr gebe. Rede der Herr aber
vom Bürger Capet, so sei ihre Meinung, daß dieser die bösen Tage getrost mit
in den Kauf nehmen dürfe, da er früher ja auch der guten mehr als zuviele ge¬
sehen und tausendmal besser als alle andern Bürger gelebt habe.

Und das Schicksal der Königin rührt Sie anch nicht? fragte Marigny, dem
bei solchen Tischgesprächen die Bratkartoffeln im Munde quollen und der Laudwein
doppelt sauer schmeckte.

Was geht mich die Österreicherin an! Wenn die Mitleid braucht, so mag
sie sich an ihren Herzallerliebsten, den Kardinal Rohan, wenden. Vielleicht kauft
er ihr, um sie zu trösten, ein neues Halsband.

Und die armen Kinder?

Ach — die Kinder! Was verstehn die vom Unglück! Die sind am aller¬
wenigsten zu bedauern. Das muß ich am besten wissen. Als vor zwei Jahren
bei uns die Scheune abbrannte — es war am Sankt Annentag, gerad als mein
Mann den Roggen eingefahren hatte —, da hätten Sie einmal unsern Dritten,
den Clemens, sehen sollen! Außer Rand und Band war er vor Freude über das
Feuer, und als unsre alte Magd, die Lena, ihm die Händchen faltete und ihm
sagte, er sollte zum Sankt Florian beten, daß der Heilige löschen sollt — was
tat der Jung? Heiliger Sankt Florian hat er gerufen, gelt, du bist so gut und
lässest den Sänstall auch noch abbrennen! Die wissen nicht, was Unglück heißt.

Der Marquis verzichtete darauf, die Frau eiues Bessern zu belehren, und
begab sich ermüdet und verstimmt in die kalte Schlafkammer. Das Bett war hart
und feucht, weshalb sich der alte Herr völlig angekleidet auf den Strohsack streckte
und seinen Pelzmantel als Decke benutzte. Er mochte eine gute Stunde so gelegen
haben, als er eine Kutsche vorfahren hörte. In der Posthalterei war schon alles
zur Ruhe gegangen, und es währte eine geraume Zeit, ehe sich, gerade über
Marignhs Kammer, ein Fenster öffnete, aus dein eine weibliche Stimme die An¬
kömmlinge nach ihrem Begehr fragte. Was sie sagte, und was jene erwiderten,
vermochte der Marquis nicht zu verstehn, weil der Hofhund unausgesetzt bellte.
Aber dein alten Edelmann war es, als habe er einzelne französische Worte ver¬
nommen. Dann verstummte das Gespräch, das Fenster schloß sich wieder, und der
Wagen rollte davon.

Am andern Morgen nahm die Wirtin den vermeintlichen Republikaner beiseite
und gab ihm zu verstehn, daß er es nur ihrer Geistesgegenwart zu danken habe,
wenn er jetzt noch lebe. In der Nacht wären zwei französische Aristokraten vor-
gefcchren und hätten nach ihm gefragt.

Nach mir? nannten die Herren denn meinen Namen?


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0312" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/241526"/>
          <fw type="header" place="top"> Der Marquis von Marigny</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_1232" prev="#ID_1231"> wenig französisch sprach, redete den seltsamen Reisenden an, in der Absicht, ihn<lb/>
auszuforschen, hatte jedoch mit seinen Bemühungen kein Glück, da der alte Herr,<lb/>
durch die schlimmen Erfahrungen des ersten Reisetages gewitzigt, seine Antworten<lb/>
so knapp wie möglich faßte. Das machte die Gäste noch mißtrauischer. Sie ver¬<lb/>
muteten, der Fremde sei einer der republikanischen Agenten, die seit einiger Zeit<lb/>
das Ausland bereisten, um auch jenseits der französischen Grenzpfähle für die neue<lb/>
Staatsform und ihre Segnungen Stimmung zu machen. Nun sprach keiner mehr<lb/>
ein lautes Wort, und in weniger als einer Viertelstunde sah sich Marigny allein.<lb/>
Die Frau des PostHalters, die den Verdacht der Männer teilte und ihrerseits von<lb/>
den Aristokraten nicht viel hielt, weil einige dieser Herren vom Sommer Her noch<lb/>
bei ihr in der Kreide standen, glaubte den einsamen Gast unterhalten zu müssen,<lb/>
setzte sich zu ihm an den Tisch und gab, während sie dazu eifrig strickte, ihrer<lb/>
Bewunderung für die Helden der Revolution begeisterten Ausdruck.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1233"> Als der Marquis sie fragte, ob sie denn kein Mitleid mit dem unglücklichen<lb/>
König empfinde, blinzelte sie ihm zum Zeichen des geheimen Einverständnisses zu<lb/>
und meinte trocken, bemitleiden könne sie überhaupt nur jemand, den sie persönlich<lb/>
kenne, einem König von Frankreich Teilnahme zu schenken sei jedoch schon des¬<lb/>
halb unmöglich, weil es einen solchen gar nicht mehr gebe. Rede der Herr aber<lb/>
vom Bürger Capet, so sei ihre Meinung, daß dieser die bösen Tage getrost mit<lb/>
in den Kauf nehmen dürfe, da er früher ja auch der guten mehr als zuviele ge¬<lb/>
sehen und tausendmal besser als alle andern Bürger gelebt habe.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1234"> Und das Schicksal der Königin rührt Sie anch nicht? fragte Marigny, dem<lb/>
bei solchen Tischgesprächen die Bratkartoffeln im Munde quollen und der Laudwein<lb/>
doppelt sauer schmeckte.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1235"> Was geht mich die Österreicherin an! Wenn die Mitleid braucht, so mag<lb/>
sie sich an ihren Herzallerliebsten, den Kardinal Rohan, wenden. Vielleicht kauft<lb/>
er ihr, um sie zu trösten, ein neues Halsband.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1236"> Und die armen Kinder?</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1237"> Ach &#x2014; die Kinder! Was verstehn die vom Unglück! Die sind am aller¬<lb/>
wenigsten zu bedauern. Das muß ich am besten wissen. Als vor zwei Jahren<lb/>
bei uns die Scheune abbrannte &#x2014; es war am Sankt Annentag, gerad als mein<lb/>
Mann den Roggen eingefahren hatte &#x2014;, da hätten Sie einmal unsern Dritten,<lb/>
den Clemens, sehen sollen! Außer Rand und Band war er vor Freude über das<lb/>
Feuer, und als unsre alte Magd, die Lena, ihm die Händchen faltete und ihm<lb/>
sagte, er sollte zum Sankt Florian beten, daß der Heilige löschen sollt &#x2014; was<lb/>
tat der Jung? Heiliger Sankt Florian hat er gerufen, gelt, du bist so gut und<lb/>
lässest den Sänstall auch noch abbrennen! Die wissen nicht, was Unglück heißt.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1238"> Der Marquis verzichtete darauf, die Frau eiues Bessern zu belehren, und<lb/>
begab sich ermüdet und verstimmt in die kalte Schlafkammer. Das Bett war hart<lb/>
und feucht, weshalb sich der alte Herr völlig angekleidet auf den Strohsack streckte<lb/>
und seinen Pelzmantel als Decke benutzte. Er mochte eine gute Stunde so gelegen<lb/>
haben, als er eine Kutsche vorfahren hörte. In der Posthalterei war schon alles<lb/>
zur Ruhe gegangen, und es währte eine geraume Zeit, ehe sich, gerade über<lb/>
Marignhs Kammer, ein Fenster öffnete, aus dein eine weibliche Stimme die An¬<lb/>
kömmlinge nach ihrem Begehr fragte. Was sie sagte, und was jene erwiderten,<lb/>
vermochte der Marquis nicht zu verstehn, weil der Hofhund unausgesetzt bellte.<lb/>
Aber dein alten Edelmann war es, als habe er einzelne französische Worte ver¬<lb/>
nommen. Dann verstummte das Gespräch, das Fenster schloß sich wieder, und der<lb/>
Wagen rollte davon.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1239"> Am andern Morgen nahm die Wirtin den vermeintlichen Republikaner beiseite<lb/>
und gab ihm zu verstehn, daß er es nur ihrer Geistesgegenwart zu danken habe,<lb/>
wenn er jetzt noch lebe. In der Nacht wären zwei französische Aristokraten vor-<lb/>
gefcchren und hätten nach ihm gefragt.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1240"> Nach mir?  nannten die Herren denn meinen Namen?</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0312] Der Marquis von Marigny wenig französisch sprach, redete den seltsamen Reisenden an, in der Absicht, ihn auszuforschen, hatte jedoch mit seinen Bemühungen kein Glück, da der alte Herr, durch die schlimmen Erfahrungen des ersten Reisetages gewitzigt, seine Antworten so knapp wie möglich faßte. Das machte die Gäste noch mißtrauischer. Sie ver¬ muteten, der Fremde sei einer der republikanischen Agenten, die seit einiger Zeit das Ausland bereisten, um auch jenseits der französischen Grenzpfähle für die neue Staatsform und ihre Segnungen Stimmung zu machen. Nun sprach keiner mehr ein lautes Wort, und in weniger als einer Viertelstunde sah sich Marigny allein. Die Frau des PostHalters, die den Verdacht der Männer teilte und ihrerseits von den Aristokraten nicht viel hielt, weil einige dieser Herren vom Sommer Her noch bei ihr in der Kreide standen, glaubte den einsamen Gast unterhalten zu müssen, setzte sich zu ihm an den Tisch und gab, während sie dazu eifrig strickte, ihrer Bewunderung für die Helden der Revolution begeisterten Ausdruck. Als der Marquis sie fragte, ob sie denn kein Mitleid mit dem unglücklichen König empfinde, blinzelte sie ihm zum Zeichen des geheimen Einverständnisses zu und meinte trocken, bemitleiden könne sie überhaupt nur jemand, den sie persönlich kenne, einem König von Frankreich Teilnahme zu schenken sei jedoch schon des¬ halb unmöglich, weil es einen solchen gar nicht mehr gebe. Rede der Herr aber vom Bürger Capet, so sei ihre Meinung, daß dieser die bösen Tage getrost mit in den Kauf nehmen dürfe, da er früher ja auch der guten mehr als zuviele ge¬ sehen und tausendmal besser als alle andern Bürger gelebt habe. Und das Schicksal der Königin rührt Sie anch nicht? fragte Marigny, dem bei solchen Tischgesprächen die Bratkartoffeln im Munde quollen und der Laudwein doppelt sauer schmeckte. Was geht mich die Österreicherin an! Wenn die Mitleid braucht, so mag sie sich an ihren Herzallerliebsten, den Kardinal Rohan, wenden. Vielleicht kauft er ihr, um sie zu trösten, ein neues Halsband. Und die armen Kinder? Ach — die Kinder! Was verstehn die vom Unglück! Die sind am aller¬ wenigsten zu bedauern. Das muß ich am besten wissen. Als vor zwei Jahren bei uns die Scheune abbrannte — es war am Sankt Annentag, gerad als mein Mann den Roggen eingefahren hatte —, da hätten Sie einmal unsern Dritten, den Clemens, sehen sollen! Außer Rand und Band war er vor Freude über das Feuer, und als unsre alte Magd, die Lena, ihm die Händchen faltete und ihm sagte, er sollte zum Sankt Florian beten, daß der Heilige löschen sollt — was tat der Jung? Heiliger Sankt Florian hat er gerufen, gelt, du bist so gut und lässest den Sänstall auch noch abbrennen! Die wissen nicht, was Unglück heißt. Der Marquis verzichtete darauf, die Frau eiues Bessern zu belehren, und begab sich ermüdet und verstimmt in die kalte Schlafkammer. Das Bett war hart und feucht, weshalb sich der alte Herr völlig angekleidet auf den Strohsack streckte und seinen Pelzmantel als Decke benutzte. Er mochte eine gute Stunde so gelegen haben, als er eine Kutsche vorfahren hörte. In der Posthalterei war schon alles zur Ruhe gegangen, und es währte eine geraume Zeit, ehe sich, gerade über Marignhs Kammer, ein Fenster öffnete, aus dein eine weibliche Stimme die An¬ kömmlinge nach ihrem Begehr fragte. Was sie sagte, und was jene erwiderten, vermochte der Marquis nicht zu verstehn, weil der Hofhund unausgesetzt bellte. Aber dein alten Edelmann war es, als habe er einzelne französische Worte ver¬ nommen. Dann verstummte das Gespräch, das Fenster schloß sich wieder, und der Wagen rollte davon. Am andern Morgen nahm die Wirtin den vermeintlichen Republikaner beiseite und gab ihm zu verstehn, daß er es nur ihrer Geistesgegenwart zu danken habe, wenn er jetzt noch lebe. In der Nacht wären zwei französische Aristokraten vor- gefcchren und hätten nach ihm gefragt. Nach mir? nannten die Herren denn meinen Namen?

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_241213
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_241213/312
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_241213/312>, abgerufen am 01.09.2024.