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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Drittes Vierteljahr.

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Aus der Jugendzeit

daß die Bürgerschaft bei den großen Festlichkeiten auf dem Schlosse gewisse Ehren¬
dienste tat, war etwas Absonderliches, was andre Städte nicht hatten. Der regie¬
rende Bürgermeister war zur stiftischen Zeit mit der Würde eines großen Herrn
aufgetreten. Noch am Ende des achtzehnten Jahrhunderts ging er zum und vom
Rathause auf dem breiten Stein in der Mitte der Straße, von zwei "Liktoren"
begleitet, die für ihn Platz schafften. Ich selbst habe als Kind von altern Bürgern
erzählen hören, wie stattlich es sich ausgenommen habe, wenn der altstädtische
Bürgermeister Christian Georg Schwalbe mit Perücke und großem spanischen"
Rohr durch die Straßen der Stadt stolziert sei und die Liktoren vor ihm her ge¬
rufen hätten: ^de op de Halbe/')
Jetzt kimmt der Vorgemeester Schwalbe!

Mit dieser burgemeisterlichen Herrlichkeit war es natürlich zur preußische"
Zeit vorbei. Immerhin ruhte auch in meiner .Wildheit noch ein Abglanz dieser
hoheitsvollen Würde ans dem "Herrn Bürgermeister." Ich habe den letzten stif¬
tischen, altstädtischen Bürgermeister, Schwalbes Nachfolger, namens Donndorf, der
zur westfälischen Zeit "Maire" und zur preußische" einziger Bürgermeister der
Stadt geblieben war, noch gekannt. Er war ein kleiner, freundlicher, höchst wür¬
diger Herr, der nie anders als in hohem Hut und blauem Frack mit gelben
Knöpfen ausging. Dabei trug er ein spanisches Rohr mit goldnem Knopf. Dann
blieben die Leute stehn und grüßten ihn ehrerbietig. Wir Kinder aber ginge" an
ihn Hera" ""d gäbe" ihm voll Ehrfurcht die Hand. Er hatte dabei immer kleine
neue Kupfermünze", Pfennige oder Dreier, in der Tasche, die er a" die Kinder,
die ihn artig begrüßten, verteilte. Wir hatten einen unbeschreiblich großen Respekt
vor dem weißhaarigen alte" Herrn.

Daß sich die ältere Generation der Bürgerschaft mit der preußischen Herr¬
schaft nur langsam und nicht ohne inneres Widerstreben befreundete, hing überdies
damit zusammen, daß ma" sich in Quedlinburg ""geachtet der preußische" Schutz-
Herrschaft früher niemals als preußisch, sonder" ausschließlich als stiftisch angesehen
und gefühlt hatte. Gegen das preußische Wesen hatte ma" sich gewehrt, und man
hatte sich daran gewöhnt, die preußischen Einrichtungen scharf und ganz ungeniert
zu kritisieren. Man hatte sich "ach außen hi" abgcschlosse", und in dieser duodez¬
staatlichen Atmosphäre hatte sich, genährt dnrch die wirtschaftlich günstigen Verhält¬
nisse, ein engherziger, in gewissen, Sinne hochmütiger, kleinstaatlicher und klein¬
städtischer Lokalpatriotismus ausgebildet, der sehr geneigt war, alles, was "draußen"
passierte, mit einer nicht immer berechtigte" Geringschätzung zu betrachten und
die e>igne Persönlichkeit mit großer Rücksichtslosigkeit zur Geltung zu bringen.
Darauf wird es Wohl zurückzuführen sein, daß die Quedlinburger bei ihren Nach¬
barn ini Geruch einer sehr naturwüchsigen, massiven Grobheit standen. In der
Tat gab es in meiner Vaterstadt eine ganze Reihe höchst eigner, grobkörniger
Originale, deren zum Teil witzige, ungeleckte Derbheit alles überstieg, was einem
anderwärts von ähnlicher Art begegnete. Von diesen alten, originellen, groben
Quedlinburger Bürgern zirkulierten in "reiner Jugend eine Menge höchst amüsanter
Geschichte". Sie sind aber meist allzu drastisch, als daß sie sich hier wiedergeben
ließen. Immerhin herrschte durchschmttlich i" den Bürgerhäusern ein guter, höflicher
und sogar feiner Ton, und auf gute, anständige Umgangsformen wurde mit Strenge
gehalten. Vielleicht war das doch auch ein Nachklang der ehemalige" Berühruiig
zahlreicher, besser sitnierter Bürgerfamilien mit de" das Stift regierenden Damen,
oder wie man sich in Quedlinburg ausdrückte, "mit dem Schlosse."


3. Das Großelternhaus

Die Nachrichten über die Geschichte unsrer Familie sind zu meinem Leid¬
wesen recht dürftig. Das Wenige, was ich davon habe ermitteln können, bericht



Auf die Halbe, d, h. zur Seite.
Aus der Jugendzeit

daß die Bürgerschaft bei den großen Festlichkeiten auf dem Schlosse gewisse Ehren¬
dienste tat, war etwas Absonderliches, was andre Städte nicht hatten. Der regie¬
rende Bürgermeister war zur stiftischen Zeit mit der Würde eines großen Herrn
aufgetreten. Noch am Ende des achtzehnten Jahrhunderts ging er zum und vom
Rathause auf dem breiten Stein in der Mitte der Straße, von zwei „Liktoren"
begleitet, die für ihn Platz schafften. Ich selbst habe als Kind von altern Bürgern
erzählen hören, wie stattlich es sich ausgenommen habe, wenn der altstädtische
Bürgermeister Christian Georg Schwalbe mit Perücke und großem spanischen»
Rohr durch die Straßen der Stadt stolziert sei und die Liktoren vor ihm her ge¬
rufen hätten: ^de op de Halbe/')
Jetzt kimmt der Vorgemeester Schwalbe!

Mit dieser burgemeisterlichen Herrlichkeit war es natürlich zur preußische«
Zeit vorbei. Immerhin ruhte auch in meiner .Wildheit noch ein Abglanz dieser
hoheitsvollen Würde ans dem „Herrn Bürgermeister." Ich habe den letzten stif¬
tischen, altstädtischen Bürgermeister, Schwalbes Nachfolger, namens Donndorf, der
zur westfälischen Zeit „Maire" und zur preußische» einziger Bürgermeister der
Stadt geblieben war, noch gekannt. Er war ein kleiner, freundlicher, höchst wür¬
diger Herr, der nie anders als in hohem Hut und blauem Frack mit gelben
Knöpfen ausging. Dabei trug er ein spanisches Rohr mit goldnem Knopf. Dann
blieben die Leute stehn und grüßten ihn ehrerbietig. Wir Kinder aber ginge» an
ihn Hera» »»d gäbe» ihm voll Ehrfurcht die Hand. Er hatte dabei immer kleine
neue Kupfermünze», Pfennige oder Dreier, in der Tasche, die er a» die Kinder,
die ihn artig begrüßten, verteilte. Wir hatten einen unbeschreiblich großen Respekt
vor dem weißhaarigen alte» Herrn.

Daß sich die ältere Generation der Bürgerschaft mit der preußischen Herr¬
schaft nur langsam und nicht ohne inneres Widerstreben befreundete, hing überdies
damit zusammen, daß ma» sich in Quedlinburg »»geachtet der preußische» Schutz-
Herrschaft früher niemals als preußisch, sonder» ausschließlich als stiftisch angesehen
und gefühlt hatte. Gegen das preußische Wesen hatte ma» sich gewehrt, und man
hatte sich daran gewöhnt, die preußischen Einrichtungen scharf und ganz ungeniert
zu kritisieren. Man hatte sich »ach außen hi» abgcschlosse», und in dieser duodez¬
staatlichen Atmosphäre hatte sich, genährt dnrch die wirtschaftlich günstigen Verhält¬
nisse, ein engherziger, in gewissen, Sinne hochmütiger, kleinstaatlicher und klein¬
städtischer Lokalpatriotismus ausgebildet, der sehr geneigt war, alles, was „draußen"
passierte, mit einer nicht immer berechtigte» Geringschätzung zu betrachten und
die e>igne Persönlichkeit mit großer Rücksichtslosigkeit zur Geltung zu bringen.
Darauf wird es Wohl zurückzuführen sein, daß die Quedlinburger bei ihren Nach¬
barn ini Geruch einer sehr naturwüchsigen, massiven Grobheit standen. In der
Tat gab es in meiner Vaterstadt eine ganze Reihe höchst eigner, grobkörniger
Originale, deren zum Teil witzige, ungeleckte Derbheit alles überstieg, was einem
anderwärts von ähnlicher Art begegnete. Von diesen alten, originellen, groben
Quedlinburger Bürgern zirkulierten in »reiner Jugend eine Menge höchst amüsanter
Geschichte». Sie sind aber meist allzu drastisch, als daß sie sich hier wiedergeben
ließen. Immerhin herrschte durchschmttlich i» den Bürgerhäusern ein guter, höflicher
und sogar feiner Ton, und auf gute, anständige Umgangsformen wurde mit Strenge
gehalten. Vielleicht war das doch auch ein Nachklang der ehemalige» Berühruiig
zahlreicher, besser sitnierter Bürgerfamilien mit de» das Stift regierenden Damen,
oder wie man sich in Quedlinburg ausdrückte, „mit dem Schlosse."


3. Das Großelternhaus

Die Nachrichten über die Geschichte unsrer Familie sind zu meinem Leid¬
wesen recht dürftig. Das Wenige, was ich davon habe ermitteln können, bericht



Auf die Halbe, d, h. zur Seite.
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[0172] Aus der Jugendzeit daß die Bürgerschaft bei den großen Festlichkeiten auf dem Schlosse gewisse Ehren¬ dienste tat, war etwas Absonderliches, was andre Städte nicht hatten. Der regie¬ rende Bürgermeister war zur stiftischen Zeit mit der Würde eines großen Herrn aufgetreten. Noch am Ende des achtzehnten Jahrhunderts ging er zum und vom Rathause auf dem breiten Stein in der Mitte der Straße, von zwei „Liktoren" begleitet, die für ihn Platz schafften. Ich selbst habe als Kind von altern Bürgern erzählen hören, wie stattlich es sich ausgenommen habe, wenn der altstädtische Bürgermeister Christian Georg Schwalbe mit Perücke und großem spanischen» Rohr durch die Straßen der Stadt stolziert sei und die Liktoren vor ihm her ge¬ rufen hätten: ^de op de Halbe/') Jetzt kimmt der Vorgemeester Schwalbe! Mit dieser burgemeisterlichen Herrlichkeit war es natürlich zur preußische« Zeit vorbei. Immerhin ruhte auch in meiner .Wildheit noch ein Abglanz dieser hoheitsvollen Würde ans dem „Herrn Bürgermeister." Ich habe den letzten stif¬ tischen, altstädtischen Bürgermeister, Schwalbes Nachfolger, namens Donndorf, der zur westfälischen Zeit „Maire" und zur preußische» einziger Bürgermeister der Stadt geblieben war, noch gekannt. Er war ein kleiner, freundlicher, höchst wür¬ diger Herr, der nie anders als in hohem Hut und blauem Frack mit gelben Knöpfen ausging. Dabei trug er ein spanisches Rohr mit goldnem Knopf. Dann blieben die Leute stehn und grüßten ihn ehrerbietig. Wir Kinder aber ginge» an ihn Hera» »»d gäbe» ihm voll Ehrfurcht die Hand. Er hatte dabei immer kleine neue Kupfermünze», Pfennige oder Dreier, in der Tasche, die er a» die Kinder, die ihn artig begrüßten, verteilte. Wir hatten einen unbeschreiblich großen Respekt vor dem weißhaarigen alte» Herrn. Daß sich die ältere Generation der Bürgerschaft mit der preußischen Herr¬ schaft nur langsam und nicht ohne inneres Widerstreben befreundete, hing überdies damit zusammen, daß ma» sich in Quedlinburg »»geachtet der preußische» Schutz- Herrschaft früher niemals als preußisch, sonder» ausschließlich als stiftisch angesehen und gefühlt hatte. Gegen das preußische Wesen hatte ma» sich gewehrt, und man hatte sich daran gewöhnt, die preußischen Einrichtungen scharf und ganz ungeniert zu kritisieren. Man hatte sich »ach außen hi» abgcschlosse», und in dieser duodez¬ staatlichen Atmosphäre hatte sich, genährt dnrch die wirtschaftlich günstigen Verhält¬ nisse, ein engherziger, in gewissen, Sinne hochmütiger, kleinstaatlicher und klein¬ städtischer Lokalpatriotismus ausgebildet, der sehr geneigt war, alles, was „draußen" passierte, mit einer nicht immer berechtigte» Geringschätzung zu betrachten und die e>igne Persönlichkeit mit großer Rücksichtslosigkeit zur Geltung zu bringen. Darauf wird es Wohl zurückzuführen sein, daß die Quedlinburger bei ihren Nach¬ barn ini Geruch einer sehr naturwüchsigen, massiven Grobheit standen. In der Tat gab es in meiner Vaterstadt eine ganze Reihe höchst eigner, grobkörniger Originale, deren zum Teil witzige, ungeleckte Derbheit alles überstieg, was einem anderwärts von ähnlicher Art begegnete. Von diesen alten, originellen, groben Quedlinburger Bürgern zirkulierten in »reiner Jugend eine Menge höchst amüsanter Geschichte». Sie sind aber meist allzu drastisch, als daß sie sich hier wiedergeben ließen. Immerhin herrschte durchschmttlich i» den Bürgerhäusern ein guter, höflicher und sogar feiner Ton, und auf gute, anständige Umgangsformen wurde mit Strenge gehalten. Vielleicht war das doch auch ein Nachklang der ehemalige» Berühruiig zahlreicher, besser sitnierter Bürgerfamilien mit de» das Stift regierenden Damen, oder wie man sich in Quedlinburg ausdrückte, „mit dem Schlosse." 3. Das Großelternhaus Die Nachrichten über die Geschichte unsrer Familie sind zu meinem Leid¬ wesen recht dürftig. Das Wenige, was ich davon habe ermitteln können, bericht Auf die Halbe, d, h. zur Seite.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_241213/172>, abgerufen am 22.11.2024.