Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Drittes Vierteljahr.Das französische Bayronth Vor allem aber interessiert uns das römische Theater das mit seiner Die wahrend achtzehn Jahren hiu und wieder angestellten Versuche habenolglich gezeigt, daß sich kein modernes Werk im römischen Amphitheater be¬ ^-" G.xnU'oll." 111 IWi!
Das französische Bayronth Vor allem aber interessiert uns das römische Theater das mit seiner Die wahrend achtzehn Jahren hiu und wieder angestellten Versuche habenolglich gezeigt, daß sich kein modernes Werk im römischen Amphitheater be¬ ^-» G.xnU'oll.» 111 IWi!
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0161" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/241375"/> <fw type="header" place="top"> Das französische Bayronth</fw><lb/> <p xml:id="ID_662"> Vor allem aber interessiert uns das römische Theater das mit seiner<lb/> großartigen Bühueurückwaud die höchsten Gebäude der Stadt überragt und<lb/> zur Wiederbelebung antiker Dichtung geradezu bestimmt zu sein cheuit. Der<lb/> weite, in deu Felsen gehauene Zuschauerraum, die geräumige, vollständig an ¬<lb/> steckte Bühne die vortreffliche Akustik, alles sollte die Mische wi -<lb/> "es'mung der provenz ausehen ?Äiore8-Gesellschaft erleichtern, die «us Orm ge<lb/> el.i ..französisches" oder bester ein ..lateinisches Vayreuth" machen wollte. 1U d<lb/> diese Bezeichnung ist in gewisser Hinsicht berechtigt, uicht N.elk in demi alten,<lb/> neuaufblühenden Aransio.' dem Sta.minore der Prinzen von Oramen und vno<lb/> Hauses Nassau, deutsche Kunst init Wagnersche Musik nachgeahmt n^erden<lb/> sollten. sondern nnr weil Orange seit einigen Jahren eine nationale Kuus -<lb/> Wie ersten Ranges geworden ist. wo sich jedes Jahr zehntausend begeisterte<lb/> Kunstfreunde bei großartigen Festspielen vereinigen wollen. Erst ,meh und<lb/> nach hat man eingesehen, was für Werke auf der Bühne des römischen Theaterv<lb/> und Erfolg aufgeführt werden könnten. Zuerst hat mau mit modernen S uclln<lb/> einen Versuch gemacht. Es wurden biblische Stoffe wie ..Joseph" vou Mehul<lb/> "ut ..Moses" vou Rossini. Kantaten wie die nTriuu.phatoreu" vou Fernand<lb/> Michel, neuere Werke wie VWIst und v^tnoo gewählt. Mit solchen Dich¬<lb/> tungen wäre jedoch Orange niemals zu einem lateinischen Bayreuth geworden.<lb/> Sogar Molieres i.nsterbliche Charakterkoinödien iiehnien sich auf dem Podium<lb/> des römischen Theaters etwas fremdartig aus. Eine Aufführung der 1 i-e^usch<lb/> riäion^ bewies, wie wenig ein antikes Theater für klassische Sittenkomodien<lb/> angerichtet ist. Es war. als ob winzige Drahtpuppen vor einer ungeheuern<lb/> Mauer und am Fuße eines hohen Berges gespielt oder geplaudert hatten, ^a<lb/> sogar die herrlichsten französischen Tragödien ans dem siebzehnten Jahrhundert,muh solche, die griechische Stoffe behandeln oder nach hellenischen Muster bear¬<lb/> beitet worden sind. wie..Iphigenie" oder ..Phädra." eignen sich nicht für taparti e Theater. Raeiues ..Athalie" ,uit der vortrefflicheii Mendelssohuscheu"nött hat i»i Jahre 1899 uoch lange uicht teil Erfolg der griechischem Tra-<lb/> godum errungen. Man fühlt eben zu sehr, daß solche Werke für andre Zeiten'"d für einen so glänzenden Hos wie der Ludwigs des Vierzehnten gedichtetworden sind.</p><lb/> <p xml:id="ID_663"> Die wahrend achtzehn Jahren hiu und wieder angestellten Versuche habenolglich gezeigt, daß sich kein modernes Werk im römischen Amphitheater be¬<lb/> haupten könne. Und da ist man auf den Gedanken gekommen, im antiken<lb/> ^lMter griechische Tragödien auszuführen. Im August 1888 ist zum ersten¬<lb/> mal der „König Ödipus" dargestellt worden. Der Erfolg war so groß, daß<lb/> bald darauf die Sophokleische' ..Antigone" und die Euripideische ..-Adesto<lb/> mit verschiednen Stellen ans der Gluckschen Musik a'lfgeführt wurden, ^in<lb/> Jahre 1900 wurde dem Programm uoch eine Komödie von Ptauwv .,^eu-<lb/> dolns" in der Bearbeitung von Gastambide hinzugefügt. Jedesmal S^gre ^sich^ daß uur die griechische Tragödie und höchstens noch die römische Komödie<lb/> un antiken Theater gepflegt werden können. ^. </p><lb/> <p xml:id="ID_664" next="#ID_665"> ^-»<lb/> Wie nnr heroische Werke für das neueingerichtete Podium de. römischen<lb/> Theaters passen, so kann man umgekehrt behaupten, daß die Tragödien der<lb/> '</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> G.xnU'oll.» 111 IWi!</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0161]
Das französische Bayronth
Vor allem aber interessiert uns das römische Theater das mit seiner
großartigen Bühueurückwaud die höchsten Gebäude der Stadt überragt und
zur Wiederbelebung antiker Dichtung geradezu bestimmt zu sein cheuit. Der
weite, in deu Felsen gehauene Zuschauerraum, die geräumige, vollständig an ¬
steckte Bühne die vortreffliche Akustik, alles sollte die Mische wi -
"es'mung der provenz ausehen ?Äiore8-Gesellschaft erleichtern, die «us Orm ge
el.i ..französisches" oder bester ein ..lateinisches Vayreuth" machen wollte. 1U d
diese Bezeichnung ist in gewisser Hinsicht berechtigt, uicht N.elk in demi alten,
neuaufblühenden Aransio.' dem Sta.minore der Prinzen von Oramen und vno
Hauses Nassau, deutsche Kunst init Wagnersche Musik nachgeahmt n^erden
sollten. sondern nnr weil Orange seit einigen Jahren eine nationale Kuus -
Wie ersten Ranges geworden ist. wo sich jedes Jahr zehntausend begeisterte
Kunstfreunde bei großartigen Festspielen vereinigen wollen. Erst ,meh und
nach hat man eingesehen, was für Werke auf der Bühne des römischen Theaterv
und Erfolg aufgeführt werden könnten. Zuerst hat mau mit modernen S uclln
einen Versuch gemacht. Es wurden biblische Stoffe wie ..Joseph" vou Mehul
"ut ..Moses" vou Rossini. Kantaten wie die nTriuu.phatoreu" vou Fernand
Michel, neuere Werke wie VWIst und v^tnoo gewählt. Mit solchen Dich¬
tungen wäre jedoch Orange niemals zu einem lateinischen Bayreuth geworden.
Sogar Molieres i.nsterbliche Charakterkoinödien iiehnien sich auf dem Podium
des römischen Theaters etwas fremdartig aus. Eine Aufführung der 1 i-e^usch
riäion^ bewies, wie wenig ein antikes Theater für klassische Sittenkomodien
angerichtet ist. Es war. als ob winzige Drahtpuppen vor einer ungeheuern
Mauer und am Fuße eines hohen Berges gespielt oder geplaudert hatten, ^a
sogar die herrlichsten französischen Tragödien ans dem siebzehnten Jahrhundert,muh solche, die griechische Stoffe behandeln oder nach hellenischen Muster bear¬
beitet worden sind. wie..Iphigenie" oder ..Phädra." eignen sich nicht für taparti e Theater. Raeiues ..Athalie" ,uit der vortrefflicheii Mendelssohuscheu"nött hat i»i Jahre 1899 uoch lange uicht teil Erfolg der griechischem Tra-
godum errungen. Man fühlt eben zu sehr, daß solche Werke für andre Zeiten'"d für einen so glänzenden Hos wie der Ludwigs des Vierzehnten gedichtetworden sind.
Die wahrend achtzehn Jahren hiu und wieder angestellten Versuche habenolglich gezeigt, daß sich kein modernes Werk im römischen Amphitheater be¬
haupten könne. Und da ist man auf den Gedanken gekommen, im antiken
^lMter griechische Tragödien auszuführen. Im August 1888 ist zum ersten¬
mal der „König Ödipus" dargestellt worden. Der Erfolg war so groß, daß
bald darauf die Sophokleische' ..Antigone" und die Euripideische ..-Adesto
mit verschiednen Stellen ans der Gluckschen Musik a'lfgeführt wurden, ^in
Jahre 1900 wurde dem Programm uoch eine Komödie von Ptauwv .,^eu-
dolns" in der Bearbeitung von Gastambide hinzugefügt. Jedesmal S^gre ^sich^ daß uur die griechische Tragödie und höchstens noch die römische Komödie
un antiken Theater gepflegt werden können. ^.
^-»
Wie nnr heroische Werke für das neueingerichtete Podium de. römischen
Theaters passen, so kann man umgekehrt behaupten, daß die Tragödien der
'
G.xnU'oll.» 111 IWi!
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |