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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

wir ,was in. Wortlaut wiedergeben; sie bezeugt, wie bis zum Nevolutio.^ al re d e
Gewissensvergewaltigu"gen fortdauerten, und welche Schliche tue dem KW s ge¬
fügigen Ortsbehörden anwandte", um ihm sein vermeintliches Recht durchführe..
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MeineHerren, ein >was uicht abgeschafftes Gesetz verlangt, daß die unehe¬
lichen Kinder eines jüdischen Mädchens in der katholischen ^ligw" z°g^werden. Die Jubel von Oberehnheim ist in andern Umständen; die MumzwaMal
des Platzes meint, sie wolle durchbrennen, und berichtet darüber dem Iroonroni-
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Salomon. Jude von Danendorff. erklärt vor Urkundspersonen, daß er der ^meer
des zu erwartenden Kindes sei. verlangt die Freilassung des Mädchens und er¬
bietet sich, es zu heiraten. Dus Direktorin", befiehlt darauf der M.unz.palitat das
Mädchen freizugeben unter der Beding.u.g. daß ma" sofort ziir Eheschließung
schreite. Die Mnnizipalität zieht hinaus und macht absichtliche scho.er.gte.den
unter den, Vorwande. daß der Gerichtshof dem Jude" He.ratskonsens gegeben
habe" müsse. Eine neue Verfügung des Direktoriums erfolgt, die d,e Ehe ge¬
bietet, und die von der Mnnizipalität an. Samstag modifiziert wird an welchem
Tage die Jude" "ach ihre". Gesetz "icht heiraten dürfen. Das Mädchen kommt am
Samstage selbst nieder man spiegelt die "kochende Volksseele" vor (uns vuot.on
voM'aire; es gab also schon vor der königlich bayrischen, durch die Kaiserdepesche
an den Prinzregenten erregten "kochenden Volksseele" eine solche acht "unter ultra¬
montane), entführt das Kind in.d tauft es katholisch. Die Hochze.t findet am Sonntag
statt; der Vater verlangt sein Kind, das die Mnnizipalität verwe.ger . da es
christlich sei. Wir könne" "indes tuu. als diesen Fall dem vorps lvA.8it.tit vor¬
loge"." -- Die Antwort der ^Zvmbloo ,mtiou-.lo hat Neuß nicht aufgefunden.


M.
Römische Mauerspaziergänge.
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Nicht nur der Boden Roms ist uner¬
schpflich, auch das Rom über dem heutige" Bode" der Stadt bietet dem. der -zeit
"ut Lust hat, Romkeuuer im Goethischen Sinne zu werden, immer wieder neue
Anregungen. Schönheiten und Genüsse, die dem eiligen Fremden entgeh... So
Wd seit Jahren römische Mauerspaziergänge meine Lieblingsbeschäftigung in reien
stunden. Gerade die Mauern der ewigen Stadt" führen uus die Berechtig......
5?^" ^ S'daukenlos gebrauchten Bezeichnung für Rom eindringlich vor Angen.
se^M s ^ste.. der ..Roma gnadrata" des Polatins. der Begrenzm.g der ältesten
städtische" Niederlassung, von de..en der Servinsn.auer. die ...it derselbe" Pietät
w.e die mitten in der Weltstadt geschont werden, will ich gar nicht reden Aber
was haben auch die "jungen" nach Christi Geburt gebauten Aurelinnischcn Mauern
erlebt, geschaut und erlitten! Wie haben Belagerungen und Stürme, der langsam
nagende Zahn der Zeit, eilige Resta"ratio"er im Angesicht des Feindes, ruhiger
Ausbau in Friedenszeite" ihre Zeiche" u"d Spuren an diesen altersgrauen Flachen
zurückgelassen! Hastig eingemauerte antike Marmorgebälkstücke findet man neben den
Pompreichen Jnschrifttafeln und Papstwappen der Renaissancezeit, Tafeln zur Er¬
innerung an Waffentate" des jungen Italiens neben den gekreuzte" Schlüsseln, dem
einfache" Abzeichen des wappenlosen Schulmeisters Pnrentucelli, des großen Renaissanee-
Papstes Nikolaus des Fünften, den flachen Ziegel der späten Kaiserzeit, der noch deu
römischen Ziegelstempel zeigt, neben dem formlosen Fettstein frühen.ttelalterlicher
Zeiten, in denen Gefühl für Eleganz und Schönheit der Architektur so tief ge¬
sunken war. Diesen Charakter frühmittelalterlicher Zeit zeigt in ausgesprochner
Weise zum Beispiel der Mauertrakt, an den sich unser protestantischer Kirchhof an-
lehnt. Auf der 900 Meter laugen Strecke von der malerische" Porta Paolo mit
ihrem doppelten Torhause und der in die Befestigung mit eingezognen Cestius-
Pyramide bis zum Tiber hin stützen fünfundzwanzig zum größten Teil wohlerhaltne
quadratische Türme die Doppelmaner", und vom Kirchhof aus kann man ihre innere
Einrichtung, Wehrgttnge, Zinnen und Schießscharten bequem studieren.


Maßgebliches und Unmaßgebliches

wir ,was in. Wortlaut wiedergeben; sie bezeugt, wie bis zum Nevolutio.^ al re d e
Gewissensvergewaltigu»gen fortdauerten, und welche Schliche tue dem KW s ge¬
fügigen Ortsbehörden anwandte», um ihm sein vermeintliches Recht durchführe..
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MeineHerren, ein >was uicht abgeschafftes Gesetz verlangt, daß die unehe¬
lichen Kinder eines jüdischen Mädchens in der katholischen ^ligw» z°g^werden. Die Jubel von Oberehnheim ist in andern Umständen; die MumzwaMal
des Platzes meint, sie wolle durchbrennen, und berichtet darüber dem Iroonroni-
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Salomon. Jude von Danendorff. erklärt vor Urkundspersonen, daß er der ^meer
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bietet sich, es zu heiraten. Dus Direktorin», befiehlt darauf der M.unz.palitat das
Mädchen freizugeben unter der Beding.u.g. daß ma» sofort ziir Eheschließung
schreite. Die Mnnizipalität zieht hinaus und macht absichtliche scho.er.gte.den
unter den, Vorwande. daß der Gerichtshof dem Jude» He.ratskonsens gegeben
habe» müsse. Eine neue Verfügung des Direktoriums erfolgt, die d,e Ehe ge¬
bietet, und die von der Mnnizipalität an. Samstag modifiziert wird an welchem
Tage die Jude» »ach ihre». Gesetz »icht heiraten dürfen. Das Mädchen kommt am
Samstage selbst nieder man spiegelt die »kochende Volksseele« vor (uns vuot.on
voM'aire; es gab also schon vor der königlich bayrischen, durch die Kaiserdepesche
an den Prinzregenten erregten »kochenden Volksseele« eine solche acht »unter ultra¬
montane), entführt das Kind in.d tauft es katholisch. Die Hochze.t findet am Sonntag
statt; der Vater verlangt sein Kind, das die Mnnizipalität verwe.ger . da es
christlich sei. Wir könne» »indes tuu. als diesen Fall dem vorps lvA.8it.tit vor¬
loge»." — Die Antwort der ^Zvmbloo ,mtiou-.lo hat Neuß nicht aufgefunden.


M.
Römische Mauerspaziergänge.
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Nicht nur der Boden Roms ist uner¬
schpflich, auch das Rom über dem heutige» Bode» der Stadt bietet dem. der -zeit
"ut Lust hat, Romkeuuer im Goethischen Sinne zu werden, immer wieder neue
Anregungen. Schönheiten und Genüsse, die dem eiligen Fremden entgeh... So
Wd seit Jahren römische Mauerspaziergänge meine Lieblingsbeschäftigung in reien
stunden. Gerade die Mauern der ewigen Stadt" führen uus die Berechtig......
5?^" ^ S'daukenlos gebrauchten Bezeichnung für Rom eindringlich vor Angen.
se^M s ^ste.. der ..Roma gnadrata" des Polatins. der Begrenzm.g der ältesten
städtische» Niederlassung, von de..en der Servinsn.auer. die ...it derselbe» Pietät
w.e die mitten in der Weltstadt geschont werden, will ich gar nicht reden Aber
was haben auch die „jungen" nach Christi Geburt gebauten Aurelinnischcn Mauern
erlebt, geschaut und erlitten! Wie haben Belagerungen und Stürme, der langsam
nagende Zahn der Zeit, eilige Resta»ratio»er im Angesicht des Feindes, ruhiger
Ausbau in Friedenszeite» ihre Zeiche» u»d Spuren an diesen altersgrauen Flachen
zurückgelassen! Hastig eingemauerte antike Marmorgebälkstücke findet man neben den
Pompreichen Jnschrifttafeln und Papstwappen der Renaissancezeit, Tafeln zur Er¬
innerung an Waffentate» des jungen Italiens neben den gekreuzte» Schlüsseln, dem
einfache» Abzeichen des wappenlosen Schulmeisters Pnrentucelli, des großen Renaissanee-
Papstes Nikolaus des Fünften, den flachen Ziegel der späten Kaiserzeit, der noch deu
römischen Ziegelstempel zeigt, neben dem formlosen Fettstein frühen.ttelalterlicher
Zeiten, in denen Gefühl für Eleganz und Schönheit der Architektur so tief ge¬
sunken war. Diesen Charakter frühmittelalterlicher Zeit zeigt in ausgesprochner
Weise zum Beispiel der Mauertrakt, an den sich unser protestantischer Kirchhof an-
lehnt. Auf der 900 Meter laugen Strecke von der malerische» Porta Paolo mit
ihrem doppelten Torhause und der in die Befestigung mit eingezognen Cestius-
Pyramide bis zum Tiber hin stützen fünfundzwanzig zum größten Teil wohlerhaltne
quadratische Türme die Doppelmaner», und vom Kirchhof aus kann man ihre innere
Einrichtung, Wehrgttnge, Zinnen und Schießscharten bequem studieren.


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Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_241213/127>, abgerufen am 22.11.2024.