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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Drittes Vierteljahr.

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Leipziger Theaterplcuidere!

am besten nach dem See zu abfallen füllte, aus Balken und Planken hergestellt ist,
würde man sich nichts machen, wenn er so wie immer und nicht künstlich verändert
wäre. Denn daß auf der Bühne das natürliche Gelände nicht dargestellt wird, ist
etwas durch allseitiges Übereinkommen anerkanntes. Auch in den Waldszenen des
Svmmernachtstraums, wo es doch sehr am Platze wäre, sprieße" auf der Bühne
keine Gräser, keine Blumen, und was geschehn muß, bei dieser Gelegenheit der
Einbildung des Zuschauers zu Hilfe zu kommen, beschränkt sich auf die Anbringung
einiger Versntzstücke, worauf die Laube, unter der Titania schlummert, und einige
tropische, bisweilen sogar dem Fabelland angehörende Pflanzen dargestellt sind. Daß
dabei die Bühne, worauf die Liebespaare schlummern, flach und hölzern wie ein
Tisch bleibt, während man doch weiß, wie Waldesgrund, auf dem sich Liebespaare
häuslich einrichten, beschaffe" ist, stört niemand, weil das Tennenartige der Bühne
etwas konventionelles ist, und es jedermann bekannt ist, daß nirgends der Versuch ge¬
macht wird, wirklichen oder mehr oder minder tauschend nachgeahmten Wüit- und
Wiesengrund auf die Bühne zu bringen. Sehr üppige Bühnenleitungen belegen den
Boden mit grünem Tuch, was für jedes behäbig eingerichtete Zimmer paßt und zur
Not auch den grünen Teppich der Wiesen vorstellen kann. Im allgemeinen wundert
man sich nicht, wenn eine als idyllisch gerühmte Rasenbank aus dem sie umgebenden
Dielenbvden, wie ein andres Gibraltar aus der See, hervorwächst, und solange man
nicht an den Erdboden ausdrücklich erinnert wird, läßt man ungerade gerade sein;
nur wenn schiefe Ebnen eigens errichtet werden, fällt einem der starre geradlinige,
brnstwehrartige Bau auf und wirkt geradezu störend.

Gegen Freitreppen und erhöhte Galerien kann man nichts sagen- sie können
so hergestellt werden, daß die Täuschung vollständig ist, und ihre malerische Wirkung
ist uuter Uniständen ganz erfreulich. Wir brauchen nur zu erinnern an die Treppe,
auf der in den Hugenotten Margarete vou Valois herabsteigt, auf die für die
Inszenierung des zweiten Aktes von Lohengrin üblichen erhöhten Galerien und um
König Laurüis letzten Akt, dessen Handlung sich in der Hauptsache auf den einander
gegenüberliegenden beiden Wangen einer Freitreppe abspielt, und der gerade dnrch
diese ungewöhnliche Maßregel sehr malerisch wirkt.

Die schiefe Ebne des Leipziger Theaters kommt auch in Wallensteins Lager zur
Anwendung und wirkt, soweit es sich dabei um Massentableaus bei dichtgefüllter
Szene handelt, ganz gut; ich würde sie aber, wenn ich etwas zu sagen hätte, auch
da nicht vertuenden, weil sie den leichten, natürlichen Verkehr nach der Tiefe der
Bühne zu unterbricht und auch der Tatsache, daß Truppen der Zelte wegen und
aus allerhand andern sehr praktischen Gründen ihr Lager lieber auf eiuer Ebne als
auf dem tiefer liegenden Teile eines treppenförmig abfallenden Geländes aufschlagen,
widerspricht. Ein weiterer Nbelstand ist der, daß durch die schiefe Ebne alle Auf¬
tritte und Abgänge allzusehr auf die Zwischenräume zwischen dem Proszeuium und
den zwei vordem Kulissen jeder Seite beschränkt werden, da jeder, der es mög¬
lich machen kann, das Hinnnfstürmen über den ziemlich unbequem ansteigenden Terraiu-
streifeu, die einzige Art, wie er nach dem Hintergründe gelangen kann, vermeidet.

Als ich beim Beginn der zweiten Szene des zweiten Akts der schiefen Ebne
des nulli ansichtig wurde, die mir, frei herausgesagt, nicht gefiel, war es mir ein
tröstlicher Gedanke, daß sie Melchthals beunruhigende Beweglichkeit einigermaßen in
Schranken halten würde. Prostemahlzeit! Die Uuterwaldner, bekanntlich die ersten
auf dem Platz, waren kaum aufgetreten, als sich auch schon herausstellte, daß Arnold,
worauf ich allerdings hätte gefaßt sein müssen, wie eine Gemse zu klettern verstand,
und daß für ihn, man kann eigentlich sagen, nur für ihn die schiefe Ebne so gut
wie nicht dn war. Den Teil der Szene, der mit den unvorsichtigen Worten Stanf-
fnchers beginnt:


Doch jccho sagt nur, wer die Freunde sind
lind die gerechten Männer, die Euch folgten;
Macht mich bekannt mit ihnen, daß mir uns
Zutraulich nahen und die Herzen öffnen,

Leipziger Theaterplcuidere!

am besten nach dem See zu abfallen füllte, aus Balken und Planken hergestellt ist,
würde man sich nichts machen, wenn er so wie immer und nicht künstlich verändert
wäre. Denn daß auf der Bühne das natürliche Gelände nicht dargestellt wird, ist
etwas durch allseitiges Übereinkommen anerkanntes. Auch in den Waldszenen des
Svmmernachtstraums, wo es doch sehr am Platze wäre, sprieße» auf der Bühne
keine Gräser, keine Blumen, und was geschehn muß, bei dieser Gelegenheit der
Einbildung des Zuschauers zu Hilfe zu kommen, beschränkt sich auf die Anbringung
einiger Versntzstücke, worauf die Laube, unter der Titania schlummert, und einige
tropische, bisweilen sogar dem Fabelland angehörende Pflanzen dargestellt sind. Daß
dabei die Bühne, worauf die Liebespaare schlummern, flach und hölzern wie ein
Tisch bleibt, während man doch weiß, wie Waldesgrund, auf dem sich Liebespaare
häuslich einrichten, beschaffe» ist, stört niemand, weil das Tennenartige der Bühne
etwas konventionelles ist, und es jedermann bekannt ist, daß nirgends der Versuch ge¬
macht wird, wirklichen oder mehr oder minder tauschend nachgeahmten Wüit- und
Wiesengrund auf die Bühne zu bringen. Sehr üppige Bühnenleitungen belegen den
Boden mit grünem Tuch, was für jedes behäbig eingerichtete Zimmer paßt und zur
Not auch den grünen Teppich der Wiesen vorstellen kann. Im allgemeinen wundert
man sich nicht, wenn eine als idyllisch gerühmte Rasenbank aus dem sie umgebenden
Dielenbvden, wie ein andres Gibraltar aus der See, hervorwächst, und solange man
nicht an den Erdboden ausdrücklich erinnert wird, läßt man ungerade gerade sein;
nur wenn schiefe Ebnen eigens errichtet werden, fällt einem der starre geradlinige,
brnstwehrartige Bau auf und wirkt geradezu störend.

Gegen Freitreppen und erhöhte Galerien kann man nichts sagen- sie können
so hergestellt werden, daß die Täuschung vollständig ist, und ihre malerische Wirkung
ist uuter Uniständen ganz erfreulich. Wir brauchen nur zu erinnern an die Treppe,
auf der in den Hugenotten Margarete vou Valois herabsteigt, auf die für die
Inszenierung des zweiten Aktes von Lohengrin üblichen erhöhten Galerien und um
König Laurüis letzten Akt, dessen Handlung sich in der Hauptsache auf den einander
gegenüberliegenden beiden Wangen einer Freitreppe abspielt, und der gerade dnrch
diese ungewöhnliche Maßregel sehr malerisch wirkt.

Die schiefe Ebne des Leipziger Theaters kommt auch in Wallensteins Lager zur
Anwendung und wirkt, soweit es sich dabei um Massentableaus bei dichtgefüllter
Szene handelt, ganz gut; ich würde sie aber, wenn ich etwas zu sagen hätte, auch
da nicht vertuenden, weil sie den leichten, natürlichen Verkehr nach der Tiefe der
Bühne zu unterbricht und auch der Tatsache, daß Truppen der Zelte wegen und
aus allerhand andern sehr praktischen Gründen ihr Lager lieber auf eiuer Ebne als
auf dem tiefer liegenden Teile eines treppenförmig abfallenden Geländes aufschlagen,
widerspricht. Ein weiterer Nbelstand ist der, daß durch die schiefe Ebne alle Auf¬
tritte und Abgänge allzusehr auf die Zwischenräume zwischen dem Proszeuium und
den zwei vordem Kulissen jeder Seite beschränkt werden, da jeder, der es mög¬
lich machen kann, das Hinnnfstürmen über den ziemlich unbequem ansteigenden Terraiu-
streifeu, die einzige Art, wie er nach dem Hintergründe gelangen kann, vermeidet.

Als ich beim Beginn der zweiten Szene des zweiten Akts der schiefen Ebne
des nulli ansichtig wurde, die mir, frei herausgesagt, nicht gefiel, war es mir ein
tröstlicher Gedanke, daß sie Melchthals beunruhigende Beweglichkeit einigermaßen in
Schranken halten würde. Prostemahlzeit! Die Uuterwaldner, bekanntlich die ersten
auf dem Platz, waren kaum aufgetreten, als sich auch schon herausstellte, daß Arnold,
worauf ich allerdings hätte gefaßt sein müssen, wie eine Gemse zu klettern verstand,
und daß für ihn, man kann eigentlich sagen, nur für ihn die schiefe Ebne so gut
wie nicht dn war. Den Teil der Szene, der mit den unvorsichtigen Worten Stanf-
fnchers beginnt:


Doch jccho sagt nur, wer die Freunde sind
lind die gerechten Männer, die Euch folgten;
Macht mich bekannt mit ihnen, daß mir uns
Zutraulich nahen und die Herzen öffnen,

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[0107] Leipziger Theaterplcuidere! am besten nach dem See zu abfallen füllte, aus Balken und Planken hergestellt ist, würde man sich nichts machen, wenn er so wie immer und nicht künstlich verändert wäre. Denn daß auf der Bühne das natürliche Gelände nicht dargestellt wird, ist etwas durch allseitiges Übereinkommen anerkanntes. Auch in den Waldszenen des Svmmernachtstraums, wo es doch sehr am Platze wäre, sprieße» auf der Bühne keine Gräser, keine Blumen, und was geschehn muß, bei dieser Gelegenheit der Einbildung des Zuschauers zu Hilfe zu kommen, beschränkt sich auf die Anbringung einiger Versntzstücke, worauf die Laube, unter der Titania schlummert, und einige tropische, bisweilen sogar dem Fabelland angehörende Pflanzen dargestellt sind. Daß dabei die Bühne, worauf die Liebespaare schlummern, flach und hölzern wie ein Tisch bleibt, während man doch weiß, wie Waldesgrund, auf dem sich Liebespaare häuslich einrichten, beschaffe» ist, stört niemand, weil das Tennenartige der Bühne etwas konventionelles ist, und es jedermann bekannt ist, daß nirgends der Versuch ge¬ macht wird, wirklichen oder mehr oder minder tauschend nachgeahmten Wüit- und Wiesengrund auf die Bühne zu bringen. Sehr üppige Bühnenleitungen belegen den Boden mit grünem Tuch, was für jedes behäbig eingerichtete Zimmer paßt und zur Not auch den grünen Teppich der Wiesen vorstellen kann. Im allgemeinen wundert man sich nicht, wenn eine als idyllisch gerühmte Rasenbank aus dem sie umgebenden Dielenbvden, wie ein andres Gibraltar aus der See, hervorwächst, und solange man nicht an den Erdboden ausdrücklich erinnert wird, läßt man ungerade gerade sein; nur wenn schiefe Ebnen eigens errichtet werden, fällt einem der starre geradlinige, brnstwehrartige Bau auf und wirkt geradezu störend. Gegen Freitreppen und erhöhte Galerien kann man nichts sagen- sie können so hergestellt werden, daß die Täuschung vollständig ist, und ihre malerische Wirkung ist uuter Uniständen ganz erfreulich. Wir brauchen nur zu erinnern an die Treppe, auf der in den Hugenotten Margarete vou Valois herabsteigt, auf die für die Inszenierung des zweiten Aktes von Lohengrin üblichen erhöhten Galerien und um König Laurüis letzten Akt, dessen Handlung sich in der Hauptsache auf den einander gegenüberliegenden beiden Wangen einer Freitreppe abspielt, und der gerade dnrch diese ungewöhnliche Maßregel sehr malerisch wirkt. Die schiefe Ebne des Leipziger Theaters kommt auch in Wallensteins Lager zur Anwendung und wirkt, soweit es sich dabei um Massentableaus bei dichtgefüllter Szene handelt, ganz gut; ich würde sie aber, wenn ich etwas zu sagen hätte, auch da nicht vertuenden, weil sie den leichten, natürlichen Verkehr nach der Tiefe der Bühne zu unterbricht und auch der Tatsache, daß Truppen der Zelte wegen und aus allerhand andern sehr praktischen Gründen ihr Lager lieber auf eiuer Ebne als auf dem tiefer liegenden Teile eines treppenförmig abfallenden Geländes aufschlagen, widerspricht. Ein weiterer Nbelstand ist der, daß durch die schiefe Ebne alle Auf¬ tritte und Abgänge allzusehr auf die Zwischenräume zwischen dem Proszeuium und den zwei vordem Kulissen jeder Seite beschränkt werden, da jeder, der es mög¬ lich machen kann, das Hinnnfstürmen über den ziemlich unbequem ansteigenden Terraiu- streifeu, die einzige Art, wie er nach dem Hintergründe gelangen kann, vermeidet. Als ich beim Beginn der zweiten Szene des zweiten Akts der schiefen Ebne des nulli ansichtig wurde, die mir, frei herausgesagt, nicht gefiel, war es mir ein tröstlicher Gedanke, daß sie Melchthals beunruhigende Beweglichkeit einigermaßen in Schranken halten würde. Prostemahlzeit! Die Uuterwaldner, bekanntlich die ersten auf dem Platz, waren kaum aufgetreten, als sich auch schon herausstellte, daß Arnold, worauf ich allerdings hätte gefaßt sein müssen, wie eine Gemse zu klettern verstand, und daß für ihn, man kann eigentlich sagen, nur für ihn die schiefe Ebne so gut wie nicht dn war. Den Teil der Szene, der mit den unvorsichtigen Worten Stanf- fnchers beginnt: Doch jccho sagt nur, wer die Freunde sind lind die gerechten Männer, die Euch folgten; Macht mich bekannt mit ihnen, daß mir uns Zutraulich nahen und die Herzen öffnen,

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Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_241213/107>, abgerufen am 01.09.2024.