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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr.

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Bilder von der Roter und der Pulsintz

hin schrieb Schmettau der Kurprinzessin, er werde in allen Dingen, wo es
seine Pflicht zulasse, ihr seine ehrfurchtsvolle Verehrung bezeugen, und Maria
Antonia teilte ihm mit, daß sie ihn am Abend im Schloß im Zimmer ihres
bayrischen Arztes zu sprechen wünsche. Die denkwürdige Unterredung faud,
wie es scheint, am 7. Februar statt, denn Schmettau berichtet darüber am
8. Februar. Maria Antonia gab dabei den aufrichtigen Wunsch zu erkennen,
daß sich in Zukunft ein besseres Verhältnis zwischen Wettineru und Hohen-
zollern anbahnen möge; sie sei als Tochter Kaiser Karls des Siebenten keine
gute Österreicherin und wünsche, daß die Österreicher nicht wieder nach Sachsen
kämen. Am 18. Februar berichtet Schmettau weiter von der traurigen Lage
des Hofes und seiner gereizten Stimmung gegen Brühl. Die Not zwingt zu
der Bitte, daß die noch in Dresden vorhnndnen Damen des alten Hofes nach
Warschau oder Böhmen gebracht würden, damit man sie nicht zu erhalten
brauche, ja man scheut sich sogar nicht, den preußischen König um ein Dar¬
lehn anzugehn für den Fall, daß man anfange, ä iZtrs Zeus un "tat a eg,ir"z
xit-lo. Der König hat in der Tat am 24. Mürz 1759 dem General Schmettau
10000 Taler Gold anweisen lassen, die dieser durch den genannten bayrischen
Arzt Wolter der Kurprinzessin schicken sollte; dabei bittet sie der König as
vouloir vroirs aus v<z xsu als elioss j"z ks-isg-is xour eile, us visall) auou-
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röhrst-, as kairs ig. ^nsrrs sontrs 1a Lax". Ob damals nur die Not diesen
Schritt der Kurprinzessin veranlaßte, oder ob schon ein Gesinnungswandel
Preußen gegenüber eingetreten war, muß zunächst dahingestellt bleiben, da
Marin Antonia zugleich auch mit der Kaiserin Maria Theresia einen intimen
Briefwechsel unterhielt, der vom Archivrat Woldemar Lippert im Auftrage der
Sächsischen Historischen Kommission bald herausgegeben werden wird.

Das kurprinzliche Paar harrte mit seinen Kindern in Dresden aus, bis
die von Friedrich selbst angeordnete, dann zu spät widerrnfne Kapitulation
am 4. September 1759 die Stadt den Österreichern überlieferte. Damals
siedelte der junge Hof über Pirna unes Prag und von da im Januar 1760
nach München über. In Nymphenburg starb am 8. Januar 1761 der getreue
Eckehart der Kurprinzessin, Graf Wackerbarth-Salmour. Es war ihm nicht
vergönnt, in seinem geliebten Zabeltitz die letzte Ruhestätte zu finden, ebenso¬
wenig hat er den neuen Tag geschaut, der zwei Jahre später über das so
sehr geprüfte Sachsen heraufstieg, aber er muß doch mit dem Grafen Einsiedel,
dem Minister Friedrich Christians, dem Freiherrn von Fritzsch auf Seerhausen,
dem Oberjügermeister Grafen Wolffersdorf, dem Herrn von Hoffmann u. a.
zu den Männern gerechnet werden, die bei der Geburt eines neuen, glücklichern
Vaterlandes Patenstelle vertraten. Es ist zur Zeit nicht möglich, ein in allen
Einzelheiten zutreffendes Bild des Grafen Wackerbarth-Salmour und seiner
Tätigkeit zu entwerfen; dazu bedarf es der Hebung des massenhaften Stoffes,
der zum Beispiel im Sächsischen Hanptstaatsarchiv in den zahlreichen Bünden
seiner Korrespondenz vorhanden ist; noch weniger möglich ist es, jetzt schon
die Fäden des Einverständnisses aufzudecken, die zwischen den Personen hin
und her liefen, die mit Ingrimm das unwürdige Regiment des Grafen Brühl
verwünschten und es doch bei dem Charakter' Augusts des Dritten nicht zu
beseitigen vermochten. Aber die Empfindung möchte ich doch aussprechen, daß
Zabeltitz und der Wackerbarthsche Kreis schon vor Ausbruch des siebenjährigen
Krieges ein Sammelpunkt der edeln Frondeurs gewesen seien, die allein noch
die Mensche>?rechte gegen den sächsischen Sejan -- die Bezeichnung stammt
von Eichel, dem trefflichen Sekretär Friedrichs des Zweiten -- zu verteidigen
wagten. Das wußte auch der trotz einzelner Versehen gut unterrichtete Ver-


Bilder von der Roter und der Pulsintz

hin schrieb Schmettau der Kurprinzessin, er werde in allen Dingen, wo es
seine Pflicht zulasse, ihr seine ehrfurchtsvolle Verehrung bezeugen, und Maria
Antonia teilte ihm mit, daß sie ihn am Abend im Schloß im Zimmer ihres
bayrischen Arztes zu sprechen wünsche. Die denkwürdige Unterredung faud,
wie es scheint, am 7. Februar statt, denn Schmettau berichtet darüber am
8. Februar. Maria Antonia gab dabei den aufrichtigen Wunsch zu erkennen,
daß sich in Zukunft ein besseres Verhältnis zwischen Wettineru und Hohen-
zollern anbahnen möge; sie sei als Tochter Kaiser Karls des Siebenten keine
gute Österreicherin und wünsche, daß die Österreicher nicht wieder nach Sachsen
kämen. Am 18. Februar berichtet Schmettau weiter von der traurigen Lage
des Hofes und seiner gereizten Stimmung gegen Brühl. Die Not zwingt zu
der Bitte, daß die noch in Dresden vorhnndnen Damen des alten Hofes nach
Warschau oder Böhmen gebracht würden, damit man sie nicht zu erhalten
brauche, ja man scheut sich sogar nicht, den preußischen König um ein Dar¬
lehn anzugehn für den Fall, daß man anfange, ä iZtrs Zeus un «tat a eg,ir«z
xit-lo. Der König hat in der Tat am 24. Mürz 1759 dem General Schmettau
10000 Taler Gold anweisen lassen, die dieser durch den genannten bayrischen
Arzt Wolter der Kurprinzessin schicken sollte; dabei bittet sie der König as
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röhrst-, as kairs ig. ^nsrrs sontrs 1a Lax«. Ob damals nur die Not diesen
Schritt der Kurprinzessin veranlaßte, oder ob schon ein Gesinnungswandel
Preußen gegenüber eingetreten war, muß zunächst dahingestellt bleiben, da
Marin Antonia zugleich auch mit der Kaiserin Maria Theresia einen intimen
Briefwechsel unterhielt, der vom Archivrat Woldemar Lippert im Auftrage der
Sächsischen Historischen Kommission bald herausgegeben werden wird.

Das kurprinzliche Paar harrte mit seinen Kindern in Dresden aus, bis
die von Friedrich selbst angeordnete, dann zu spät widerrnfne Kapitulation
am 4. September 1759 die Stadt den Österreichern überlieferte. Damals
siedelte der junge Hof über Pirna unes Prag und von da im Januar 1760
nach München über. In Nymphenburg starb am 8. Januar 1761 der getreue
Eckehart der Kurprinzessin, Graf Wackerbarth-Salmour. Es war ihm nicht
vergönnt, in seinem geliebten Zabeltitz die letzte Ruhestätte zu finden, ebenso¬
wenig hat er den neuen Tag geschaut, der zwei Jahre später über das so
sehr geprüfte Sachsen heraufstieg, aber er muß doch mit dem Grafen Einsiedel,
dem Minister Friedrich Christians, dem Freiherrn von Fritzsch auf Seerhausen,
dem Oberjügermeister Grafen Wolffersdorf, dem Herrn von Hoffmann u. a.
zu den Männern gerechnet werden, die bei der Geburt eines neuen, glücklichern
Vaterlandes Patenstelle vertraten. Es ist zur Zeit nicht möglich, ein in allen
Einzelheiten zutreffendes Bild des Grafen Wackerbarth-Salmour und seiner
Tätigkeit zu entwerfen; dazu bedarf es der Hebung des massenhaften Stoffes,
der zum Beispiel im Sächsischen Hanptstaatsarchiv in den zahlreichen Bünden
seiner Korrespondenz vorhanden ist; noch weniger möglich ist es, jetzt schon
die Fäden des Einverständnisses aufzudecken, die zwischen den Personen hin
und her liefen, die mit Ingrimm das unwürdige Regiment des Grafen Brühl
verwünschten und es doch bei dem Charakter' Augusts des Dritten nicht zu
beseitigen vermochten. Aber die Empfindung möchte ich doch aussprechen, daß
Zabeltitz und der Wackerbarthsche Kreis schon vor Ausbruch des siebenjährigen
Krieges ein Sammelpunkt der edeln Frondeurs gewesen seien, die allein noch
die Mensche>?rechte gegen den sächsischen Sejan — die Bezeichnung stammt
von Eichel, dem trefflichen Sekretär Friedrichs des Zweiten — zu verteidigen
wagten. Das wußte auch der trotz einzelner Versehen gut unterrichtete Ver-


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[0734] Bilder von der Roter und der Pulsintz hin schrieb Schmettau der Kurprinzessin, er werde in allen Dingen, wo es seine Pflicht zulasse, ihr seine ehrfurchtsvolle Verehrung bezeugen, und Maria Antonia teilte ihm mit, daß sie ihn am Abend im Schloß im Zimmer ihres bayrischen Arztes zu sprechen wünsche. Die denkwürdige Unterredung faud, wie es scheint, am 7. Februar statt, denn Schmettau berichtet darüber am 8. Februar. Maria Antonia gab dabei den aufrichtigen Wunsch zu erkennen, daß sich in Zukunft ein besseres Verhältnis zwischen Wettineru und Hohen- zollern anbahnen möge; sie sei als Tochter Kaiser Karls des Siebenten keine gute Österreicherin und wünsche, daß die Österreicher nicht wieder nach Sachsen kämen. Am 18. Februar berichtet Schmettau weiter von der traurigen Lage des Hofes und seiner gereizten Stimmung gegen Brühl. Die Not zwingt zu der Bitte, daß die noch in Dresden vorhnndnen Damen des alten Hofes nach Warschau oder Böhmen gebracht würden, damit man sie nicht zu erhalten brauche, ja man scheut sich sogar nicht, den preußischen König um ein Dar¬ lehn anzugehn für den Fall, daß man anfange, ä iZtrs Zeus un «tat a eg,ir«z xit-lo. Der König hat in der Tat am 24. Mürz 1759 dem General Schmettau 10000 Taler Gold anweisen lassen, die dieser durch den genannten bayrischen Arzt Wolter der Kurprinzessin schicken sollte; dabei bittet sie der König as vouloir vroirs aus v<z xsu als elioss j«z ks-isg-is xour eile, us visall) auou- nsmvnt xour su tirsr <zus1an<z s-veuitaAs xar 1a; aus nos intsutions xour eslg. borniüsiit uni^uöinsnt 6s Imi su prouvor <zsU6 je n'6tai8 xoiut soo snnsmi pörsonnsl, öl als sg, kamills, ur^I^re c^us js ins vo^g.i8 koros, a mon röhrst-, as kairs ig. ^nsrrs sontrs 1a Lax«. Ob damals nur die Not diesen Schritt der Kurprinzessin veranlaßte, oder ob schon ein Gesinnungswandel Preußen gegenüber eingetreten war, muß zunächst dahingestellt bleiben, da Marin Antonia zugleich auch mit der Kaiserin Maria Theresia einen intimen Briefwechsel unterhielt, der vom Archivrat Woldemar Lippert im Auftrage der Sächsischen Historischen Kommission bald herausgegeben werden wird. Das kurprinzliche Paar harrte mit seinen Kindern in Dresden aus, bis die von Friedrich selbst angeordnete, dann zu spät widerrnfne Kapitulation am 4. September 1759 die Stadt den Österreichern überlieferte. Damals siedelte der junge Hof über Pirna unes Prag und von da im Januar 1760 nach München über. In Nymphenburg starb am 8. Januar 1761 der getreue Eckehart der Kurprinzessin, Graf Wackerbarth-Salmour. Es war ihm nicht vergönnt, in seinem geliebten Zabeltitz die letzte Ruhestätte zu finden, ebenso¬ wenig hat er den neuen Tag geschaut, der zwei Jahre später über das so sehr geprüfte Sachsen heraufstieg, aber er muß doch mit dem Grafen Einsiedel, dem Minister Friedrich Christians, dem Freiherrn von Fritzsch auf Seerhausen, dem Oberjügermeister Grafen Wolffersdorf, dem Herrn von Hoffmann u. a. zu den Männern gerechnet werden, die bei der Geburt eines neuen, glücklichern Vaterlandes Patenstelle vertraten. Es ist zur Zeit nicht möglich, ein in allen Einzelheiten zutreffendes Bild des Grafen Wackerbarth-Salmour und seiner Tätigkeit zu entwerfen; dazu bedarf es der Hebung des massenhaften Stoffes, der zum Beispiel im Sächsischen Hanptstaatsarchiv in den zahlreichen Bünden seiner Korrespondenz vorhanden ist; noch weniger möglich ist es, jetzt schon die Fäden des Einverständnisses aufzudecken, die zwischen den Personen hin und her liefen, die mit Ingrimm das unwürdige Regiment des Grafen Brühl verwünschten und es doch bei dem Charakter' Augusts des Dritten nicht zu beseitigen vermochten. Aber die Empfindung möchte ich doch aussprechen, daß Zabeltitz und der Wackerbarthsche Kreis schon vor Ausbruch des siebenjährigen Krieges ein Sammelpunkt der edeln Frondeurs gewesen seien, die allein noch die Mensche>?rechte gegen den sächsischen Sejan — die Bezeichnung stammt von Eichel, dem trefflichen Sekretär Friedrichs des Zweiten — zu verteidigen wagten. Das wußte auch der trotz einzelner Versehen gut unterrichtete Ver-

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Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_240381/734>, abgerufen am 06.02.2025.