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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr.

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Der Marquis von Mcirigny

antrafen und nach längerm Warten zum Stadtschreiber beschicken wurden. Zum
Glück verstand dieser genügend Französisch, die Wünsche des Marquis zu erraten.
lvZM übrigen bekannte er sich zu einer weit mildern Ausfassung der Angelegenheit,
sprach die Vermutung aus, daß höchst wahrscheinlich ein Mißverständnis obwalte,
und gab zu erkennen, daß der Fall, solange nicht der Beweis erbracht worden sei,
es liege wirklich Diebstahl vor, nicht in 'das Ressort des städtischen Pvlizeiwesens
gehöre. Trotzdem wolle er sich den Herren gefällig erzeigen und ihnen den
Korporal Null mitgeben, der sie zum Entrepreneur Musters führen werde, der
für seine Chaisenträger verantwortlich sei. Marigny war hiermit einverstanden,
und die Entwicklung der Dinge würde vermutlich zur allgemeinen Zufriedenheit
verlaufen sein, wenn sich der Stadtschreiber nicht zuguderletzt danach erkundigt
hätte, was denn das für Gegenstände wären, die der Herr vermisse. Nun hätte
der Marquis um keinen Preis der Welt in Gegenwart feines vornehmen Lands-
wanns eingestehn mögen, daß er -- der Kammerherr Seiner Majestät -- in
eigner Person Einkäufe für die Küche besorge, und deshalb ließ er sich zu der
^üge verleiten, er habe zum Geschenk für seine Tochter eine Schachtel mit bologne-
Nschen Seideublumen, ein Dutzend Paar Handschuhe und einen Fächer gekauft --
Dinge, die man bei der Eile der Abreise in Aigremont zurückgelassen.

Diese Aussage klang ganz glaubhaft, befriedigte deu Stadtschreiber vollkommen
und brachte die Verhandlung im Rathause schnell zum Abschluß. Der Korporal
Mwallle den Säbel um und schritt an der Seite seiner Schußbefohlueu dem Hause
^es Entrepreneurs Musters zu. Das Unglück wollte, daß gerade um diese Stunde
vie Armenschule ausging, und daß sich die liebe Jugend, gewohnt, in dem alten
^oll nur den Transporteur der unfreiwilligen Bewohner des Ochsenturms zu sehen,
zu der Annahme geneigt zeigte, der Korporal habe einen besonders seltnen Fang
^wacht. Gaffend und johlend rannten die Bürschlein vor, neben und hinter den
Kavalieren her, wobei sie von Zeit zu Zeit im Chor den Ruf "Ausländsche Spitz-
ouwe!" anstimmten. Erst geraume Weile, nachdem sich die Mühlenssche Haustür
Meer den Besuchern geschlossen hatte, verlief sich der Schwarm.

Herr Musters schien auf das, was mau von ihm verlangte, nicht ganz un¬
vorbereitet zu sein. Er begleitete die Auseinandersetzung des Marquis mit ver-
wndnisvollem Kopfnicken, legte die Hand wohlwollend auf die Schulter des Be-
Nwerdeführcnden und zog die beiden Herren in das Nebenzimmer, wo, unter einem
^-nahe wohlverborgen, mehrere Gegenstände, verschieden von Gestalt und Größe, aus
""ein Tische lagen und standen. '

jedermann kennt die Geschichte von dem französischen Edelmanne, der, in Venedig
^.nes Beutels mit tausend Dukaten beraubt, sich in Schmähungen auf die Ne¬
uerung und die Polizei der Republik erging, und der dann in dunkler Nacht von
^"'unuuteu Häschern ans dem Bette geholt und ans verborgnen Wege" in ein
> Irdisches Gelaß geführt wurde, wo ihm eine Maske seine leichtfertigen Reden
s,s^s ""^ unter dem Hinweis darauf, daß in Venedig keine Freveltat ungesühnt
G? ^' ^um Vorhang zur Seite zog. Da lag denn in einem schwarz ausgeschlagnen
s>^ ^ Leichnam ohne Kopf und daneben der bewußte Beutel, an dessen ^Jn-
aalt much nicht ein Stück fehlte.

VorsH^ Musters schien sich dieses maskierte Mitglied des Rats der Zehn zum
die M genommen zu haben. Er hielt den Fremden eine wohlgesetzte Rede über
. Achtelt der Koblenzer im allgemeinen und die seiner Chaiseuträger im be-
einer^"'""o verstieg sich zu der kühnen Behauptung, daß bis anhero noch jede in
Wied Waisen liegengebliebne Stecknadel ihrem rechtmäßigen Eigentümer
dium?'' ^^stellt worden sei. In dem vorliegenden Falle wäre seinen Leuten aller¬
lasse ^.^M Passiert, sie hätten vor der Posthalterei einen Herrn einsteigen
Ben < . ^ it)^" Passagier gehalten, und deu sie erst als unberechtigten
dix ^ Säufte erkannt hätten, als er sich beim Verlassen geweigert habe,
unter dem Sitze verstanden Gegenstände mit sich zu nehmen. Diese seien von


Der Marquis von Mcirigny

antrafen und nach längerm Warten zum Stadtschreiber beschicken wurden. Zum
Glück verstand dieser genügend Französisch, die Wünsche des Marquis zu erraten.
lvZM übrigen bekannte er sich zu einer weit mildern Ausfassung der Angelegenheit,
sprach die Vermutung aus, daß höchst wahrscheinlich ein Mißverständnis obwalte,
und gab zu erkennen, daß der Fall, solange nicht der Beweis erbracht worden sei,
es liege wirklich Diebstahl vor, nicht in 'das Ressort des städtischen Pvlizeiwesens
gehöre. Trotzdem wolle er sich den Herren gefällig erzeigen und ihnen den
Korporal Null mitgeben, der sie zum Entrepreneur Musters führen werde, der
für seine Chaisenträger verantwortlich sei. Marigny war hiermit einverstanden,
und die Entwicklung der Dinge würde vermutlich zur allgemeinen Zufriedenheit
verlaufen sein, wenn sich der Stadtschreiber nicht zuguderletzt danach erkundigt
hätte, was denn das für Gegenstände wären, die der Herr vermisse. Nun hätte
der Marquis um keinen Preis der Welt in Gegenwart feines vornehmen Lands-
wanns eingestehn mögen, daß er — der Kammerherr Seiner Majestät — in
eigner Person Einkäufe für die Küche besorge, und deshalb ließ er sich zu der
^üge verleiten, er habe zum Geschenk für seine Tochter eine Schachtel mit bologne-
Nschen Seideublumen, ein Dutzend Paar Handschuhe und einen Fächer gekauft —
Dinge, die man bei der Eile der Abreise in Aigremont zurückgelassen.

Diese Aussage klang ganz glaubhaft, befriedigte deu Stadtschreiber vollkommen
und brachte die Verhandlung im Rathause schnell zum Abschluß. Der Korporal
Mwallle den Säbel um und schritt an der Seite seiner Schußbefohlueu dem Hause
^es Entrepreneurs Musters zu. Das Unglück wollte, daß gerade um diese Stunde
vie Armenschule ausging, und daß sich die liebe Jugend, gewohnt, in dem alten
^oll nur den Transporteur der unfreiwilligen Bewohner des Ochsenturms zu sehen,
zu der Annahme geneigt zeigte, der Korporal habe einen besonders seltnen Fang
^wacht. Gaffend und johlend rannten die Bürschlein vor, neben und hinter den
Kavalieren her, wobei sie von Zeit zu Zeit im Chor den Ruf „Ausländsche Spitz-
ouwe!" anstimmten. Erst geraume Weile, nachdem sich die Mühlenssche Haustür
Meer den Besuchern geschlossen hatte, verlief sich der Schwarm.

Herr Musters schien auf das, was mau von ihm verlangte, nicht ganz un¬
vorbereitet zu sein. Er begleitete die Auseinandersetzung des Marquis mit ver-
wndnisvollem Kopfnicken, legte die Hand wohlwollend auf die Schulter des Be-
Nwerdeführcnden und zog die beiden Herren in das Nebenzimmer, wo, unter einem
^-nahe wohlverborgen, mehrere Gegenstände, verschieden von Gestalt und Größe, aus
""ein Tische lagen und standen. '

jedermann kennt die Geschichte von dem französischen Edelmanne, der, in Venedig
^.nes Beutels mit tausend Dukaten beraubt, sich in Schmähungen auf die Ne¬
uerung und die Polizei der Republik erging, und der dann in dunkler Nacht von
^"'unuuteu Häschern ans dem Bette geholt und ans verborgnen Wege» in ein
> Irdisches Gelaß geführt wurde, wo ihm eine Maske seine leichtfertigen Reden
s,s^s ""^ unter dem Hinweis darauf, daß in Venedig keine Freveltat ungesühnt
G? ^' ^um Vorhang zur Seite zog. Da lag denn in einem schwarz ausgeschlagnen
s>^ ^ Leichnam ohne Kopf und daneben der bewußte Beutel, an dessen ^Jn-
aalt much nicht ein Stück fehlte.

VorsH^ Musters schien sich dieses maskierte Mitglied des Rats der Zehn zum
die M genommen zu haben. Er hielt den Fremden eine wohlgesetzte Rede über
. Achtelt der Koblenzer im allgemeinen und die seiner Chaiseuträger im be-
einer^"'""o verstieg sich zu der kühnen Behauptung, daß bis anhero noch jede in
Wied Waisen liegengebliebne Stecknadel ihrem rechtmäßigen Eigentümer
dium?'' ^^stellt worden sei. In dem vorliegenden Falle wäre seinen Leuten aller¬
lasse ^.^M Passiert, sie hätten vor der Posthalterei einen Herrn einsteigen
Ben < . ^ it)^" Passagier gehalten, und deu sie erst als unberechtigten
dix ^ Säufte erkannt hätten, als er sich beim Verlassen geweigert habe,
unter dem Sitze verstanden Gegenstände mit sich zu nehmen. Diese seien von


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[0553] Der Marquis von Mcirigny antrafen und nach längerm Warten zum Stadtschreiber beschicken wurden. Zum Glück verstand dieser genügend Französisch, die Wünsche des Marquis zu erraten. lvZM übrigen bekannte er sich zu einer weit mildern Ausfassung der Angelegenheit, sprach die Vermutung aus, daß höchst wahrscheinlich ein Mißverständnis obwalte, und gab zu erkennen, daß der Fall, solange nicht der Beweis erbracht worden sei, es liege wirklich Diebstahl vor, nicht in 'das Ressort des städtischen Pvlizeiwesens gehöre. Trotzdem wolle er sich den Herren gefällig erzeigen und ihnen den Korporal Null mitgeben, der sie zum Entrepreneur Musters führen werde, der für seine Chaisenträger verantwortlich sei. Marigny war hiermit einverstanden, und die Entwicklung der Dinge würde vermutlich zur allgemeinen Zufriedenheit verlaufen sein, wenn sich der Stadtschreiber nicht zuguderletzt danach erkundigt hätte, was denn das für Gegenstände wären, die der Herr vermisse. Nun hätte der Marquis um keinen Preis der Welt in Gegenwart feines vornehmen Lands- wanns eingestehn mögen, daß er — der Kammerherr Seiner Majestät — in eigner Person Einkäufe für die Küche besorge, und deshalb ließ er sich zu der ^üge verleiten, er habe zum Geschenk für seine Tochter eine Schachtel mit bologne- Nschen Seideublumen, ein Dutzend Paar Handschuhe und einen Fächer gekauft — Dinge, die man bei der Eile der Abreise in Aigremont zurückgelassen. Diese Aussage klang ganz glaubhaft, befriedigte deu Stadtschreiber vollkommen und brachte die Verhandlung im Rathause schnell zum Abschluß. Der Korporal Mwallle den Säbel um und schritt an der Seite seiner Schußbefohlueu dem Hause ^es Entrepreneurs Musters zu. Das Unglück wollte, daß gerade um diese Stunde vie Armenschule ausging, und daß sich die liebe Jugend, gewohnt, in dem alten ^oll nur den Transporteur der unfreiwilligen Bewohner des Ochsenturms zu sehen, zu der Annahme geneigt zeigte, der Korporal habe einen besonders seltnen Fang ^wacht. Gaffend und johlend rannten die Bürschlein vor, neben und hinter den Kavalieren her, wobei sie von Zeit zu Zeit im Chor den Ruf „Ausländsche Spitz- ouwe!" anstimmten. Erst geraume Weile, nachdem sich die Mühlenssche Haustür Meer den Besuchern geschlossen hatte, verlief sich der Schwarm. Herr Musters schien auf das, was mau von ihm verlangte, nicht ganz un¬ vorbereitet zu sein. Er begleitete die Auseinandersetzung des Marquis mit ver- wndnisvollem Kopfnicken, legte die Hand wohlwollend auf die Schulter des Be- Nwerdeführcnden und zog die beiden Herren in das Nebenzimmer, wo, unter einem ^-nahe wohlverborgen, mehrere Gegenstände, verschieden von Gestalt und Größe, aus ""ein Tische lagen und standen. ' jedermann kennt die Geschichte von dem französischen Edelmanne, der, in Venedig ^.nes Beutels mit tausend Dukaten beraubt, sich in Schmähungen auf die Ne¬ uerung und die Polizei der Republik erging, und der dann in dunkler Nacht von ^"'unuuteu Häschern ans dem Bette geholt und ans verborgnen Wege» in ein > Irdisches Gelaß geführt wurde, wo ihm eine Maske seine leichtfertigen Reden s,s^s ""^ unter dem Hinweis darauf, daß in Venedig keine Freveltat ungesühnt G? ^' ^um Vorhang zur Seite zog. Da lag denn in einem schwarz ausgeschlagnen s>^ ^ Leichnam ohne Kopf und daneben der bewußte Beutel, an dessen ^Jn- aalt much nicht ein Stück fehlte. VorsH^ Musters schien sich dieses maskierte Mitglied des Rats der Zehn zum die M genommen zu haben. Er hielt den Fremden eine wohlgesetzte Rede über . Achtelt der Koblenzer im allgemeinen und die seiner Chaiseuträger im be- einer^"'""o verstieg sich zu der kühnen Behauptung, daß bis anhero noch jede in Wied Waisen liegengebliebne Stecknadel ihrem rechtmäßigen Eigentümer dium?'' ^^stellt worden sei. In dem vorliegenden Falle wäre seinen Leuten aller¬ lasse ^.^M Passiert, sie hätten vor der Posthalterei einen Herrn einsteigen Ben < . ^ it)^" Passagier gehalten, und deu sie erst als unberechtigten dix ^ Säufte erkannt hätten, als er sich beim Verlassen geweigert habe, unter dem Sitze verstanden Gegenstände mit sich zu nehmen. Diese seien von

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_240381/553>, abgerufen am 23.07.2024.