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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Deutschlands geworden ist. Wer mit einiger Aufmerksamkeit der preußischen Politik
während des neunzehnten Jahrhunderts gefolgt ist, weiß sehr wohl, daß nach der
Austreibung Österreichs aus dem Deutschen Bund ihr Ziel die Ausdehnung des
deutschen Einflusses auf Holland ist (?). Dieses wird eine wachsende Notwendigst
werden mit der Entwicklung der Seepolitik des Kaisers, die in Deutschland, sogar
in Bayern, immer populärer zu werden scheint. Wenn sie erfolgreich ist muß
deutscher Einfluß in Holland herrschend werden (?). Das ist völlig unbestrettbar(?)
Obgleich dieser Einfluß nach und nach durch kleine und möglichst unscheinbare Büttel
wie Post- und Zollunionen, auch eine maritime und vielleicht eine militärische Kon¬
vention, also alles Maßnahmen, die einer Offensiv- und Defensivallianz entsprechen
würden, erreicht werden könnte, so kann kein Zweifel sein, daß ein ernstlicher Ver¬
such gegen die Unabhängigkeit Hollands höchst widerwärtige Verwicklungen für
Deutschland im Gefolge haben würde, wenn es nicht der Freundschaft und welleicht
der Unterstützung Rußlands sicher wäre. Auch liegt die Möglichkeit von Verwick¬
lungen im österreichischen Kaiserstaat vor. Verschiedne Fragen kämen dann uns
einmal obenauf, bei deuen Rußlands Hilfe oder Neutralität für Deutschland ent¬
scheidend werden könnte. Bei der Wichtigkeit Hollands für seine maritimen Plane
und bei eiuer etwaigen Krisis in Österreich, die Deutschland den Zugang zum Adrm-
tischen Meer in Trieft ermöglichen könnte, ist es leicht einzusehen, daß es für
Deutschland ein entscheidendes Interesse sein würde, zu einem vernünftigen Arran¬
gement mit Nußland zu kommen, kraft dessen Deutschlands Interessen an der
Bagdadbahn an Kommittenten Rußlands übertragen werden könnte. Dies wurde
Rußland die Herrschaft über die Bahn geben, und wenn es seine eigne Eisenbahn,
die jetzt um Arasflnß (in Transkaukasien) endet, nach Bagdad fortsetzen könnte so
würde es den Persischen Golf in Koweit erreichen -- vorausgesetzt, daß England
den deutschen Vorschlagen zustimmte."

,
Soweit Sir Rowland Blennerhassct. Es ist leicht nachzuweisen, in welchen
Widersprüchen sich seine Gedanken bewegen. Persien will er den Russen einräumen,
damit sie an den Indischen Ozean kommen und dadurch zufriedne und "ngenehme
Nachbarn Indiens werden. Die Bngdadbahn will er verhindern, weil Rußland
durch sie an den Persischen Golf kommen könnte. Auf dem einen Wege will er
die Engländer verlocken. Rußland an das warme Meer zu lassen, auf dein andern
will er die Engländer vor den deutschen Plänen gruselig machen, weil diese d.e
Russen an dasselbe warme Meer führen könnten. Stimmung gegen Deutschland
zu machen, ist das maßgebende Ziel seiner von vielen seiner Landsleute gebilligte,!
Agitation. Österreich-Ungarn und Italien sucht er gegen Deutschland mobil zu
machen, obgleich diese Länder sehr wohl wissen, wie sehr England die Gefahr einer
russisch-französischen Übermacht im Mittelmeer dadurch vergrößert hat daß es
seinen traditionellen Wachtposten am Bosporus geräumt hat. Ebenso sucht er die
Welt vor deutschen Plänen auf Holland zu warnen, obwohl in Dentschland selbst
"lie Politiker von durchdringender Einsicht dahin einverstanden sind, daß durch eine
solche Annexion, auch wenn Holland seine bisherige kräftige Abneigung in eme
ebenso kräftige Zuneigung verwandelte, unser Vaterland mehr an Verteidiguugs-
pflichten als an Verteidigung^Mitteln gewinnen würde.

Hütte man es mit einen, politischen Freischärler zu tun, so brauchte man sich
um diese Dinge gar nicht zu kümmern. Aber gegen Dentschland ist die Stimmung
Englands ziemlich einmütig. In den letzten fünf Jahren hat Dentschland an Eng¬
land einen leidenschaftlichen Gegner gewonnen, der nur auf die Gelegenheit lauert,
'hin einen vernichtenden Schlag zu versehen. Das war ein Gewinn ebenso übel wie
un>Mig. Eine Hauptursache davon sind die großspurigen, alle Welt herausfordernden
Reden und Zeitungsartikel einer kleinen Partei, die in ihrem Größenwahn nicht
bedenkt, daß außer Deutschland auch noch andre Mächte ans der Welt sind. )
-


L. Fitzer

Siehe auch den volkswirtschaftlichen Teil.
Maßgebliches und Unmaßgebliches

Deutschlands geworden ist. Wer mit einiger Aufmerksamkeit der preußischen Politik
während des neunzehnten Jahrhunderts gefolgt ist, weiß sehr wohl, daß nach der
Austreibung Österreichs aus dem Deutschen Bund ihr Ziel die Ausdehnung des
deutschen Einflusses auf Holland ist (?). Dieses wird eine wachsende Notwendigst
werden mit der Entwicklung der Seepolitik des Kaisers, die in Deutschland, sogar
in Bayern, immer populärer zu werden scheint. Wenn sie erfolgreich ist muß
deutscher Einfluß in Holland herrschend werden (?). Das ist völlig unbestrettbar(?)
Obgleich dieser Einfluß nach und nach durch kleine und möglichst unscheinbare Büttel
wie Post- und Zollunionen, auch eine maritime und vielleicht eine militärische Kon¬
vention, also alles Maßnahmen, die einer Offensiv- und Defensivallianz entsprechen
würden, erreicht werden könnte, so kann kein Zweifel sein, daß ein ernstlicher Ver¬
such gegen die Unabhängigkeit Hollands höchst widerwärtige Verwicklungen für
Deutschland im Gefolge haben würde, wenn es nicht der Freundschaft und welleicht
der Unterstützung Rußlands sicher wäre. Auch liegt die Möglichkeit von Verwick¬
lungen im österreichischen Kaiserstaat vor. Verschiedne Fragen kämen dann uns
einmal obenauf, bei deuen Rußlands Hilfe oder Neutralität für Deutschland ent¬
scheidend werden könnte. Bei der Wichtigkeit Hollands für seine maritimen Plane
und bei eiuer etwaigen Krisis in Österreich, die Deutschland den Zugang zum Adrm-
tischen Meer in Trieft ermöglichen könnte, ist es leicht einzusehen, daß es für
Deutschland ein entscheidendes Interesse sein würde, zu einem vernünftigen Arran¬
gement mit Nußland zu kommen, kraft dessen Deutschlands Interessen an der
Bagdadbahn an Kommittenten Rußlands übertragen werden könnte. Dies wurde
Rußland die Herrschaft über die Bahn geben, und wenn es seine eigne Eisenbahn,
die jetzt um Arasflnß (in Transkaukasien) endet, nach Bagdad fortsetzen könnte so
würde es den Persischen Golf in Koweit erreichen — vorausgesetzt, daß England
den deutschen Vorschlagen zustimmte."

,
Soweit Sir Rowland Blennerhassct. Es ist leicht nachzuweisen, in welchen
Widersprüchen sich seine Gedanken bewegen. Persien will er den Russen einräumen,
damit sie an den Indischen Ozean kommen und dadurch zufriedne und "ngenehme
Nachbarn Indiens werden. Die Bngdadbahn will er verhindern, weil Rußland
durch sie an den Persischen Golf kommen könnte. Auf dem einen Wege will er
die Engländer verlocken. Rußland an das warme Meer zu lassen, auf dein andern
will er die Engländer vor den deutschen Plänen gruselig machen, weil diese d.e
Russen an dasselbe warme Meer führen könnten. Stimmung gegen Deutschland
zu machen, ist das maßgebende Ziel seiner von vielen seiner Landsleute gebilligte,!
Agitation. Österreich-Ungarn und Italien sucht er gegen Deutschland mobil zu
machen, obgleich diese Länder sehr wohl wissen, wie sehr England die Gefahr einer
russisch-französischen Übermacht im Mittelmeer dadurch vergrößert hat daß es
seinen traditionellen Wachtposten am Bosporus geräumt hat. Ebenso sucht er die
Welt vor deutschen Plänen auf Holland zu warnen, obwohl in Dentschland selbst
"lie Politiker von durchdringender Einsicht dahin einverstanden sind, daß durch eine
solche Annexion, auch wenn Holland seine bisherige kräftige Abneigung in eme
ebenso kräftige Zuneigung verwandelte, unser Vaterland mehr an Verteidiguugs-
pflichten als an Verteidigung^Mitteln gewinnen würde.

Hütte man es mit einen, politischen Freischärler zu tun, so brauchte man sich
um diese Dinge gar nicht zu kümmern. Aber gegen Dentschland ist die Stimmung
Englands ziemlich einmütig. In den letzten fünf Jahren hat Dentschland an Eng¬
land einen leidenschaftlichen Gegner gewonnen, der nur auf die Gelegenheit lauert,
'hin einen vernichtenden Schlag zu versehen. Das war ein Gewinn ebenso übel wie
un>Mig. Eine Hauptursache davon sind die großspurigen, alle Welt herausfordernden
Reden und Zeitungsartikel einer kleinen Partei, die in ihrem Größenwahn nicht
bedenkt, daß außer Deutschland auch noch andre Mächte ans der Welt sind. )
-


L. Fitzer

Siehe auch den volkswirtschaftlichen Teil.
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[0495] Maßgebliches und Unmaßgebliches Deutschlands geworden ist. Wer mit einiger Aufmerksamkeit der preußischen Politik während des neunzehnten Jahrhunderts gefolgt ist, weiß sehr wohl, daß nach der Austreibung Österreichs aus dem Deutschen Bund ihr Ziel die Ausdehnung des deutschen Einflusses auf Holland ist (?). Dieses wird eine wachsende Notwendigst werden mit der Entwicklung der Seepolitik des Kaisers, die in Deutschland, sogar in Bayern, immer populärer zu werden scheint. Wenn sie erfolgreich ist muß deutscher Einfluß in Holland herrschend werden (?). Das ist völlig unbestrettbar(?) Obgleich dieser Einfluß nach und nach durch kleine und möglichst unscheinbare Büttel wie Post- und Zollunionen, auch eine maritime und vielleicht eine militärische Kon¬ vention, also alles Maßnahmen, die einer Offensiv- und Defensivallianz entsprechen würden, erreicht werden könnte, so kann kein Zweifel sein, daß ein ernstlicher Ver¬ such gegen die Unabhängigkeit Hollands höchst widerwärtige Verwicklungen für Deutschland im Gefolge haben würde, wenn es nicht der Freundschaft und welleicht der Unterstützung Rußlands sicher wäre. Auch liegt die Möglichkeit von Verwick¬ lungen im österreichischen Kaiserstaat vor. Verschiedne Fragen kämen dann uns einmal obenauf, bei deuen Rußlands Hilfe oder Neutralität für Deutschland ent¬ scheidend werden könnte. Bei der Wichtigkeit Hollands für seine maritimen Plane und bei eiuer etwaigen Krisis in Österreich, die Deutschland den Zugang zum Adrm- tischen Meer in Trieft ermöglichen könnte, ist es leicht einzusehen, daß es für Deutschland ein entscheidendes Interesse sein würde, zu einem vernünftigen Arran¬ gement mit Nußland zu kommen, kraft dessen Deutschlands Interessen an der Bagdadbahn an Kommittenten Rußlands übertragen werden könnte. Dies wurde Rußland die Herrschaft über die Bahn geben, und wenn es seine eigne Eisenbahn, die jetzt um Arasflnß (in Transkaukasien) endet, nach Bagdad fortsetzen könnte so würde es den Persischen Golf in Koweit erreichen — vorausgesetzt, daß England den deutschen Vorschlagen zustimmte." , Soweit Sir Rowland Blennerhassct. Es ist leicht nachzuweisen, in welchen Widersprüchen sich seine Gedanken bewegen. Persien will er den Russen einräumen, damit sie an den Indischen Ozean kommen und dadurch zufriedne und "ngenehme Nachbarn Indiens werden. Die Bngdadbahn will er verhindern, weil Rußland durch sie an den Persischen Golf kommen könnte. Auf dem einen Wege will er die Engländer verlocken. Rußland an das warme Meer zu lassen, auf dein andern will er die Engländer vor den deutschen Plänen gruselig machen, weil diese d.e Russen an dasselbe warme Meer führen könnten. Stimmung gegen Deutschland zu machen, ist das maßgebende Ziel seiner von vielen seiner Landsleute gebilligte,! Agitation. Österreich-Ungarn und Italien sucht er gegen Deutschland mobil zu machen, obgleich diese Länder sehr wohl wissen, wie sehr England die Gefahr einer russisch-französischen Übermacht im Mittelmeer dadurch vergrößert hat daß es seinen traditionellen Wachtposten am Bosporus geräumt hat. Ebenso sucht er die Welt vor deutschen Plänen auf Holland zu warnen, obwohl in Dentschland selbst "lie Politiker von durchdringender Einsicht dahin einverstanden sind, daß durch eine solche Annexion, auch wenn Holland seine bisherige kräftige Abneigung in eme ebenso kräftige Zuneigung verwandelte, unser Vaterland mehr an Verteidiguugs- pflichten als an Verteidigung^Mitteln gewinnen würde. Hütte man es mit einen, politischen Freischärler zu tun, so brauchte man sich um diese Dinge gar nicht zu kümmern. Aber gegen Dentschland ist die Stimmung Englands ziemlich einmütig. In den letzten fünf Jahren hat Dentschland an Eng¬ land einen leidenschaftlichen Gegner gewonnen, der nur auf die Gelegenheit lauert, 'hin einen vernichtenden Schlag zu versehen. Das war ein Gewinn ebenso übel wie un>Mig. Eine Hauptursache davon sind die großspurigen, alle Welt herausfordernden Reden und Zeitungsartikel einer kleinen Partei, die in ihrem Größenwahn nicht bedenkt, daß außer Deutschland auch noch andre Mächte ans der Welt sind. ) - L. Fitzer Siehe auch den volkswirtschaftlichen Teil.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_240381/495>, abgerufen am 22.07.2024.