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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr.

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Der Marquis von Narigny

Regelmäßigkeit, wie sie der künstlerische Kanon vorschreibt. Aber dafür hatte sie
das schönste, weichste und vollste Haar von einem Goldblond, das namentlich bei
geeigneter Beleuchtung einen geradezu verblüffenden Eindruck hervorrief, und ein
Paar grauer Augen, von denen der alte Prinz Conde, gewiß ein berufner Kenner
solcher Dinge, behauptet hatte, sie seien drethundertmnl schöner als die der Herzogin
von Clareucy, die sonst allgemein für die Besitzerin der schönsten Augen galt.

Ich denke, fuhr Marignh fort, nachdem er sich eine Weile an dem Effekt
geweidet hatte, den die letzten Strahle" der Sonne auf dem Haare seiner Tochter
hervorbrachten, ich denke, wir werden die paar Wochen des freiwilligen Exils schon
überleben, wenn wir in diesem Appartement auch kein Menuett tanzen können.
Das Einzige, was mir ernstliche Sorgen macht, ist die Verpflegung. Ich ver¬
mute, diese deutschen Kleinstädter wissen nicht zu essen und folglich auch nicht zu
kochen. Es wird so weit kommen, fürchte ich, daß ich mich selbst um unsre Mahl¬
zeiten bekümmern muß.

Der gute Marquis wich, wenn er dies sagte, ein ganz klein wenig von der
Wahrheit ab. Er fürchtete nämlich nicht, sondern hoffte vielmehr, sich um die
Küche bekümmern zu müsse", denn wie alle wahren Feinschmecker war er auch ein
Freund der Kochkunst. Er hatte sich im Schlosse zu Aigremont eine kleine Privat¬
küche eingerichtet, wo er wie ein Adept mit Tiegeln und Mörsern zu hantieren
pflegte, nur daß das Ergebnis solcher geheimnisvoll betriebnen Arbeit nicht eine
problematische Tinktur, sondern irgend eine neue Sauce oder ein noch nie gesehenes
Ragout war. Und was er auf diesem Gebiete leistete, war nicht ohne Anerkennung
geblieben; der Marschall von Richelieu, die erste Autorität in allen Tafelcmgelegen-
heiten, hatte ihn sogar einmal, nachdem er eine von Marignh erfundne Geflügel-
pnstete gekostet hatte, unter Tränen der Rührung umarmt.

Marguerite konnte diese Schwäche ihres Vaters und nicht weniger dessen Ge¬
wohnheit, die Betätigung seiner gastronomischen Talente als ein einzig und allein
Von ihm dem Wohlbefinden seiner Tochter gebrachtes Opfer hinzustellen.

Wenn Sie sich der Mühe unterziehn würden, dafür zu sorgen, daß wir hier
nicht Hungers sterben, so wäre das außerordentlich gütig von Ihnen, mein Vater,
entgegnete sie.

Ich kenne meine Pflichten, sagte der Marquis, der sich plötzlich wieder in
seinem Elemente fühlte und in diesem Augenblick und niemand auf der ganzen
Welt hätte tauschen mögen; und ich werde sehen, was sich tun läßt. Ich nehme
an, setzte er gut gelaunt hinzu, daß die Eingebornen hierzulande den Gebrauch
des Feuers zu Kochzwccken kennen.

Er trat dreimal stark mit dem Fuße auf und wartete dann mit Gelassenheit
die Wirkung dieses mit Mutter Haßlacher verabredeten Signals ab.

Es währte nicht lange, so erschien die Alte denn auch, und zwar, den Fremden
zu Ehren, im Schmucke ihrer schönsten Haube. Sie wußte, was sich schickte, denn
sie war in ihren jungen Jahren nicht umsonst Kammerjungfer bei der Baronin
von Dumiuique gewesen. Daß sie in dieser Stellung ganz leidlich französisch hatte
parlieren lernen, kam ihr gerade jetzt trefflich zu statten.

Nun, haben sich die Herrschaften unter meinem armen Dache schon ein wenig
eingerichtet? fragte sie, indem sie knicksend dicht an der Tür stehn blieb.

Wie Sie sehen, Madame, erwiderte der Marquis und beförderte, um sich
Raum zu einiger Bewegung zu schaffen, den Damensattel mit einem Fußtritt unter
das Kanapee.

Darf ich mir die ganz gehorsame Frage erlauben, fuhr die Alte, ohne von
dem Widerspruch zwischen Antwort und Tatsachen Notiz zu nehmen, fort, wer dem
gnädigen Herrn Marquis mein bescheidnes Hans als Logis empfohlen hat?

Der Wirt des Gasthofs.

Der Kroueuwirt? O das sieht diesem edeln Menschenfreunde ähnlich! Er
war schon meinem seligen Manne wohlgesinnt und einer der wenigen, die Haß-


Der Marquis von Narigny

Regelmäßigkeit, wie sie der künstlerische Kanon vorschreibt. Aber dafür hatte sie
das schönste, weichste und vollste Haar von einem Goldblond, das namentlich bei
geeigneter Beleuchtung einen geradezu verblüffenden Eindruck hervorrief, und ein
Paar grauer Augen, von denen der alte Prinz Conde, gewiß ein berufner Kenner
solcher Dinge, behauptet hatte, sie seien drethundertmnl schöner als die der Herzogin
von Clareucy, die sonst allgemein für die Besitzerin der schönsten Augen galt.

Ich denke, fuhr Marignh fort, nachdem er sich eine Weile an dem Effekt
geweidet hatte, den die letzten Strahle» der Sonne auf dem Haare seiner Tochter
hervorbrachten, ich denke, wir werden die paar Wochen des freiwilligen Exils schon
überleben, wenn wir in diesem Appartement auch kein Menuett tanzen können.
Das Einzige, was mir ernstliche Sorgen macht, ist die Verpflegung. Ich ver¬
mute, diese deutschen Kleinstädter wissen nicht zu essen und folglich auch nicht zu
kochen. Es wird so weit kommen, fürchte ich, daß ich mich selbst um unsre Mahl¬
zeiten bekümmern muß.

Der gute Marquis wich, wenn er dies sagte, ein ganz klein wenig von der
Wahrheit ab. Er fürchtete nämlich nicht, sondern hoffte vielmehr, sich um die
Küche bekümmern zu müsse», denn wie alle wahren Feinschmecker war er auch ein
Freund der Kochkunst. Er hatte sich im Schlosse zu Aigremont eine kleine Privat¬
küche eingerichtet, wo er wie ein Adept mit Tiegeln und Mörsern zu hantieren
pflegte, nur daß das Ergebnis solcher geheimnisvoll betriebnen Arbeit nicht eine
problematische Tinktur, sondern irgend eine neue Sauce oder ein noch nie gesehenes
Ragout war. Und was er auf diesem Gebiete leistete, war nicht ohne Anerkennung
geblieben; der Marschall von Richelieu, die erste Autorität in allen Tafelcmgelegen-
heiten, hatte ihn sogar einmal, nachdem er eine von Marignh erfundne Geflügel-
pnstete gekostet hatte, unter Tränen der Rührung umarmt.

Marguerite konnte diese Schwäche ihres Vaters und nicht weniger dessen Ge¬
wohnheit, die Betätigung seiner gastronomischen Talente als ein einzig und allein
Von ihm dem Wohlbefinden seiner Tochter gebrachtes Opfer hinzustellen.

Wenn Sie sich der Mühe unterziehn würden, dafür zu sorgen, daß wir hier
nicht Hungers sterben, so wäre das außerordentlich gütig von Ihnen, mein Vater,
entgegnete sie.

Ich kenne meine Pflichten, sagte der Marquis, der sich plötzlich wieder in
seinem Elemente fühlte und in diesem Augenblick und niemand auf der ganzen
Welt hätte tauschen mögen; und ich werde sehen, was sich tun läßt. Ich nehme
an, setzte er gut gelaunt hinzu, daß die Eingebornen hierzulande den Gebrauch
des Feuers zu Kochzwccken kennen.

Er trat dreimal stark mit dem Fuße auf und wartete dann mit Gelassenheit
die Wirkung dieses mit Mutter Haßlacher verabredeten Signals ab.

Es währte nicht lange, so erschien die Alte denn auch, und zwar, den Fremden
zu Ehren, im Schmucke ihrer schönsten Haube. Sie wußte, was sich schickte, denn
sie war in ihren jungen Jahren nicht umsonst Kammerjungfer bei der Baronin
von Dumiuique gewesen. Daß sie in dieser Stellung ganz leidlich französisch hatte
parlieren lernen, kam ihr gerade jetzt trefflich zu statten.

Nun, haben sich die Herrschaften unter meinem armen Dache schon ein wenig
eingerichtet? fragte sie, indem sie knicksend dicht an der Tür stehn blieb.

Wie Sie sehen, Madame, erwiderte der Marquis und beförderte, um sich
Raum zu einiger Bewegung zu schaffen, den Damensattel mit einem Fußtritt unter
das Kanapee.

Darf ich mir die ganz gehorsame Frage erlauben, fuhr die Alte, ohne von
dem Widerspruch zwischen Antwort und Tatsachen Notiz zu nehmen, fort, wer dem
gnädigen Herrn Marquis mein bescheidnes Hans als Logis empfohlen hat?

Der Wirt des Gasthofs.

Der Kroueuwirt? O das sieht diesem edeln Menschenfreunde ähnlich! Er
war schon meinem seligen Manne wohlgesinnt und einer der wenigen, die Haß-


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[0488] Der Marquis von Narigny Regelmäßigkeit, wie sie der künstlerische Kanon vorschreibt. Aber dafür hatte sie das schönste, weichste und vollste Haar von einem Goldblond, das namentlich bei geeigneter Beleuchtung einen geradezu verblüffenden Eindruck hervorrief, und ein Paar grauer Augen, von denen der alte Prinz Conde, gewiß ein berufner Kenner solcher Dinge, behauptet hatte, sie seien drethundertmnl schöner als die der Herzogin von Clareucy, die sonst allgemein für die Besitzerin der schönsten Augen galt. Ich denke, fuhr Marignh fort, nachdem er sich eine Weile an dem Effekt geweidet hatte, den die letzten Strahle» der Sonne auf dem Haare seiner Tochter hervorbrachten, ich denke, wir werden die paar Wochen des freiwilligen Exils schon überleben, wenn wir in diesem Appartement auch kein Menuett tanzen können. Das Einzige, was mir ernstliche Sorgen macht, ist die Verpflegung. Ich ver¬ mute, diese deutschen Kleinstädter wissen nicht zu essen und folglich auch nicht zu kochen. Es wird so weit kommen, fürchte ich, daß ich mich selbst um unsre Mahl¬ zeiten bekümmern muß. Der gute Marquis wich, wenn er dies sagte, ein ganz klein wenig von der Wahrheit ab. Er fürchtete nämlich nicht, sondern hoffte vielmehr, sich um die Küche bekümmern zu müsse», denn wie alle wahren Feinschmecker war er auch ein Freund der Kochkunst. Er hatte sich im Schlosse zu Aigremont eine kleine Privat¬ küche eingerichtet, wo er wie ein Adept mit Tiegeln und Mörsern zu hantieren pflegte, nur daß das Ergebnis solcher geheimnisvoll betriebnen Arbeit nicht eine problematische Tinktur, sondern irgend eine neue Sauce oder ein noch nie gesehenes Ragout war. Und was er auf diesem Gebiete leistete, war nicht ohne Anerkennung geblieben; der Marschall von Richelieu, die erste Autorität in allen Tafelcmgelegen- heiten, hatte ihn sogar einmal, nachdem er eine von Marignh erfundne Geflügel- pnstete gekostet hatte, unter Tränen der Rührung umarmt. Marguerite konnte diese Schwäche ihres Vaters und nicht weniger dessen Ge¬ wohnheit, die Betätigung seiner gastronomischen Talente als ein einzig und allein Von ihm dem Wohlbefinden seiner Tochter gebrachtes Opfer hinzustellen. Wenn Sie sich der Mühe unterziehn würden, dafür zu sorgen, daß wir hier nicht Hungers sterben, so wäre das außerordentlich gütig von Ihnen, mein Vater, entgegnete sie. Ich kenne meine Pflichten, sagte der Marquis, der sich plötzlich wieder in seinem Elemente fühlte und in diesem Augenblick und niemand auf der ganzen Welt hätte tauschen mögen; und ich werde sehen, was sich tun läßt. Ich nehme an, setzte er gut gelaunt hinzu, daß die Eingebornen hierzulande den Gebrauch des Feuers zu Kochzwccken kennen. Er trat dreimal stark mit dem Fuße auf und wartete dann mit Gelassenheit die Wirkung dieses mit Mutter Haßlacher verabredeten Signals ab. Es währte nicht lange, so erschien die Alte denn auch, und zwar, den Fremden zu Ehren, im Schmucke ihrer schönsten Haube. Sie wußte, was sich schickte, denn sie war in ihren jungen Jahren nicht umsonst Kammerjungfer bei der Baronin von Dumiuique gewesen. Daß sie in dieser Stellung ganz leidlich französisch hatte parlieren lernen, kam ihr gerade jetzt trefflich zu statten. Nun, haben sich die Herrschaften unter meinem armen Dache schon ein wenig eingerichtet? fragte sie, indem sie knicksend dicht an der Tür stehn blieb. Wie Sie sehen, Madame, erwiderte der Marquis und beförderte, um sich Raum zu einiger Bewegung zu schaffen, den Damensattel mit einem Fußtritt unter das Kanapee. Darf ich mir die ganz gehorsame Frage erlauben, fuhr die Alte, ohne von dem Widerspruch zwischen Antwort und Tatsachen Notiz zu nehmen, fort, wer dem gnädigen Herrn Marquis mein bescheidnes Hans als Logis empfohlen hat? Der Wirt des Gasthofs. Der Kroueuwirt? O das sieht diesem edeln Menschenfreunde ähnlich! Er war schon meinem seligen Manne wohlgesinnt und einer der wenigen, die Haß-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_240381/488>, abgerufen am 23.07.2024.