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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr.

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Leipziger Dramaturgie

Anforderungen des Herzens ebenso zuwiderläuft als denen des Völkerrechts. Wenn
nun Maria so dargestellt wird, als säße sie, wie man sich auszudrücken pflegt, auf
einem gar zu hohen Pferde, und als werde der Großschatzmeister von ihr gar zu
sehr von oben herab abgetrumpft, so geht dem Zuschauer leicht das Mitleid ver¬
loren, ohne das mau nun einmal über das in Edinburgh geschehene nicht wegkommt.
Mit andern Worten, für die rechte Stimmung des Zuschauers wird mehr damit
gewonnen, wen" ihm die zarte Weiblichkeit der Königin, als wenn ihm ihre ge¬
wappnete übersprudelnde Kampflust zu Gemüte geführt wird. Sie soll zwar, wie
es ihr der Dichter zurechtgelegt hat, über den "kunstfertigen Redner" den Sieg,
soweit er durch bessere Beweisgründe gewonnen werden kann, davon tragen, aber sie
soll das nicht in anmaßender, sondern in klug einmütiger Weise tun. Es kaun hier
selbstverständlich nur vou einer leichten Abschattiernng des Tons die Rede sein,
den ja Fräulein N. in der Hauptsache sehr schön trifft: aber gerade die kleine
Herabstimmung, um die es sich handelt, würde dem wünschenswerten Eindruck der
Szene ans den Zuschauer sehr förderlich sein.

Und um sei noch eine kleine UnWahrscheinlichkeit erwähnt, die zwar auf den
erste" Blick sehr nebensächlich erscheinen kann, der aber doch -- da es ohnehin auf
der Bühne an unvermeidlichen UnWahrscheinlichkeiten nicht fehlt -- abgeholfen
werden sollte: Maria Stuart läßt den an deu Grafen Leicester gerichteten Brief
und die ihr von Mortimer überbrachte Karte ihres Oheims, des Kardinals Fürst-
erzbischvfs von Guise-Lothringen, beides Dokumente der geheimsten und gefähr¬
lichsten Art, so offen mit der einen Hälfte des Weißen Papiers aus dem rechten
und dem linken Vorderteile ihres Überkleides hervorleuchten, daß Sir Amias Pnulet
blind sein müßte, wenn er sie nicht sehen sollte. Ist es wahrscheinlich, daß der
Mann, der eben das Pult der Königin hat aufbrechen lassen, um sich in den Besitz
der "Geheimnisse der Lndy" zu setzen, es ruhig mit ansehen sollte, daß sie zwei
wie im Zirkus für das Apportierpferd bereitgestellte Papiere mit sich herumtrüge,
von denen er nicht wüßte, was sie enthielten? Sollte es so schwer sein, den
Raum, wo gegenwärtig nur der halbe Brief und die halbe Karte Platz finden,
angemessen zu vergrößern?

Lord Burleigh, der Großschatzmeister, wird auch in Leipzig wie an mancher
andern Bühne in etwas gespreizter, feierlicher und schwerfälliger Form, wo nicht
gar nach dem Zuschnitt der Geßler und der Aldas gegeben. Das liegt zum Teil
daran, daß die Schauspieler, die den Cecil darstellen können, wie er aufgefaßt
werdeu soll, überaus dünn gesät sind. Zur Vollendung könnte ihn eigentlich nur
ein englischer Aristokrat oder ein Kardiunllegcit, ein Nuntius geben. Es muß nämlich,
damit die Rolle ihre rechte Wirkung erhält, jede Spur von verschluckter Elle ver¬
mieden werden. Auch Tnlleyrnnd und Metternich waren von der rechten Sorte. Cecil
fühlt sich in den schwierigsten und dornigsten staatsgeschäftlichen Lagen wie der Fisch
im Wasser. Da ihm das Wohl des Staats über alles geht, und da ihm die Wahl
der Mittel, sie mögen noch so bedenklich sein, kein Kopfzerbrechen kostet, so gibt es
für ihn weder Freude an pedantischer Tyrannei noch Grausamkeit oder wohl¬
wollende Rücksicht: nicht einmal die gewundnen Wege der Kasuistik, auf denen sich
die Frommen abzappeln, machen ihm zu schaffen; er geht frisch und froh auf das
A^ge wer will, mitten in der Bahn,

er trägt wie der erste Kürassier niemand sacht beiseite, nur daß er nicht auf den
Gedanken gekommen wäre, hinzuzufügen:


Zerriß mir die Seele sein Jammerton,

und das alles tut er, man verzeihe für einmal die Häufung der Fremdwortc, mit
der anmutigen ais-ures des xiancl-soiAnour. Nur wenn er die Sache ganz von
oben herunter und in gewissem Sinne geradezu spielend betreibt, kommt seine Hand¬
lungsweise in das rechte Licht, und wird für den Zuschauer die Langeweile des


Leipziger Dramaturgie

Anforderungen des Herzens ebenso zuwiderläuft als denen des Völkerrechts. Wenn
nun Maria so dargestellt wird, als säße sie, wie man sich auszudrücken pflegt, auf
einem gar zu hohen Pferde, und als werde der Großschatzmeister von ihr gar zu
sehr von oben herab abgetrumpft, so geht dem Zuschauer leicht das Mitleid ver¬
loren, ohne das mau nun einmal über das in Edinburgh geschehene nicht wegkommt.
Mit andern Worten, für die rechte Stimmung des Zuschauers wird mehr damit
gewonnen, wen» ihm die zarte Weiblichkeit der Königin, als wenn ihm ihre ge¬
wappnete übersprudelnde Kampflust zu Gemüte geführt wird. Sie soll zwar, wie
es ihr der Dichter zurechtgelegt hat, über den „kunstfertigen Redner" den Sieg,
soweit er durch bessere Beweisgründe gewonnen werden kann, davon tragen, aber sie
soll das nicht in anmaßender, sondern in klug einmütiger Weise tun. Es kaun hier
selbstverständlich nur vou einer leichten Abschattiernng des Tons die Rede sein,
den ja Fräulein N. in der Hauptsache sehr schön trifft: aber gerade die kleine
Herabstimmung, um die es sich handelt, würde dem wünschenswerten Eindruck der
Szene ans den Zuschauer sehr förderlich sein.

Und um sei noch eine kleine UnWahrscheinlichkeit erwähnt, die zwar auf den
erste» Blick sehr nebensächlich erscheinen kann, der aber doch — da es ohnehin auf
der Bühne an unvermeidlichen UnWahrscheinlichkeiten nicht fehlt — abgeholfen
werden sollte: Maria Stuart läßt den an deu Grafen Leicester gerichteten Brief
und die ihr von Mortimer überbrachte Karte ihres Oheims, des Kardinals Fürst-
erzbischvfs von Guise-Lothringen, beides Dokumente der geheimsten und gefähr¬
lichsten Art, so offen mit der einen Hälfte des Weißen Papiers aus dem rechten
und dem linken Vorderteile ihres Überkleides hervorleuchten, daß Sir Amias Pnulet
blind sein müßte, wenn er sie nicht sehen sollte. Ist es wahrscheinlich, daß der
Mann, der eben das Pult der Königin hat aufbrechen lassen, um sich in den Besitz
der „Geheimnisse der Lndy" zu setzen, es ruhig mit ansehen sollte, daß sie zwei
wie im Zirkus für das Apportierpferd bereitgestellte Papiere mit sich herumtrüge,
von denen er nicht wüßte, was sie enthielten? Sollte es so schwer sein, den
Raum, wo gegenwärtig nur der halbe Brief und die halbe Karte Platz finden,
angemessen zu vergrößern?

Lord Burleigh, der Großschatzmeister, wird auch in Leipzig wie an mancher
andern Bühne in etwas gespreizter, feierlicher und schwerfälliger Form, wo nicht
gar nach dem Zuschnitt der Geßler und der Aldas gegeben. Das liegt zum Teil
daran, daß die Schauspieler, die den Cecil darstellen können, wie er aufgefaßt
werdeu soll, überaus dünn gesät sind. Zur Vollendung könnte ihn eigentlich nur
ein englischer Aristokrat oder ein Kardiunllegcit, ein Nuntius geben. Es muß nämlich,
damit die Rolle ihre rechte Wirkung erhält, jede Spur von verschluckter Elle ver¬
mieden werden. Auch Tnlleyrnnd und Metternich waren von der rechten Sorte. Cecil
fühlt sich in den schwierigsten und dornigsten staatsgeschäftlichen Lagen wie der Fisch
im Wasser. Da ihm das Wohl des Staats über alles geht, und da ihm die Wahl
der Mittel, sie mögen noch so bedenklich sein, kein Kopfzerbrechen kostet, so gibt es
für ihn weder Freude an pedantischer Tyrannei noch Grausamkeit oder wohl¬
wollende Rücksicht: nicht einmal die gewundnen Wege der Kasuistik, auf denen sich
die Frommen abzappeln, machen ihm zu schaffen; er geht frisch und froh auf das
A^ge wer will, mitten in der Bahn,

er trägt wie der erste Kürassier niemand sacht beiseite, nur daß er nicht auf den
Gedanken gekommen wäre, hinzuzufügen:


Zerriß mir die Seele sein Jammerton,

und das alles tut er, man verzeihe für einmal die Häufung der Fremdwortc, mit
der anmutigen ais-ures des xiancl-soiAnour. Nur wenn er die Sache ganz von
oben herunter und in gewissem Sinne geradezu spielend betreibt, kommt seine Hand¬
lungsweise in das rechte Licht, und wird für den Zuschauer die Langeweile des


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[0481] Leipziger Dramaturgie Anforderungen des Herzens ebenso zuwiderläuft als denen des Völkerrechts. Wenn nun Maria so dargestellt wird, als säße sie, wie man sich auszudrücken pflegt, auf einem gar zu hohen Pferde, und als werde der Großschatzmeister von ihr gar zu sehr von oben herab abgetrumpft, so geht dem Zuschauer leicht das Mitleid ver¬ loren, ohne das mau nun einmal über das in Edinburgh geschehene nicht wegkommt. Mit andern Worten, für die rechte Stimmung des Zuschauers wird mehr damit gewonnen, wen» ihm die zarte Weiblichkeit der Königin, als wenn ihm ihre ge¬ wappnete übersprudelnde Kampflust zu Gemüte geführt wird. Sie soll zwar, wie es ihr der Dichter zurechtgelegt hat, über den „kunstfertigen Redner" den Sieg, soweit er durch bessere Beweisgründe gewonnen werden kann, davon tragen, aber sie soll das nicht in anmaßender, sondern in klug einmütiger Weise tun. Es kaun hier selbstverständlich nur vou einer leichten Abschattiernng des Tons die Rede sein, den ja Fräulein N. in der Hauptsache sehr schön trifft: aber gerade die kleine Herabstimmung, um die es sich handelt, würde dem wünschenswerten Eindruck der Szene ans den Zuschauer sehr förderlich sein. Und um sei noch eine kleine UnWahrscheinlichkeit erwähnt, die zwar auf den erste» Blick sehr nebensächlich erscheinen kann, der aber doch — da es ohnehin auf der Bühne an unvermeidlichen UnWahrscheinlichkeiten nicht fehlt — abgeholfen werden sollte: Maria Stuart läßt den an deu Grafen Leicester gerichteten Brief und die ihr von Mortimer überbrachte Karte ihres Oheims, des Kardinals Fürst- erzbischvfs von Guise-Lothringen, beides Dokumente der geheimsten und gefähr¬ lichsten Art, so offen mit der einen Hälfte des Weißen Papiers aus dem rechten und dem linken Vorderteile ihres Überkleides hervorleuchten, daß Sir Amias Pnulet blind sein müßte, wenn er sie nicht sehen sollte. Ist es wahrscheinlich, daß der Mann, der eben das Pult der Königin hat aufbrechen lassen, um sich in den Besitz der „Geheimnisse der Lndy" zu setzen, es ruhig mit ansehen sollte, daß sie zwei wie im Zirkus für das Apportierpferd bereitgestellte Papiere mit sich herumtrüge, von denen er nicht wüßte, was sie enthielten? Sollte es so schwer sein, den Raum, wo gegenwärtig nur der halbe Brief und die halbe Karte Platz finden, angemessen zu vergrößern? Lord Burleigh, der Großschatzmeister, wird auch in Leipzig wie an mancher andern Bühne in etwas gespreizter, feierlicher und schwerfälliger Form, wo nicht gar nach dem Zuschnitt der Geßler und der Aldas gegeben. Das liegt zum Teil daran, daß die Schauspieler, die den Cecil darstellen können, wie er aufgefaßt werdeu soll, überaus dünn gesät sind. Zur Vollendung könnte ihn eigentlich nur ein englischer Aristokrat oder ein Kardiunllegcit, ein Nuntius geben. Es muß nämlich, damit die Rolle ihre rechte Wirkung erhält, jede Spur von verschluckter Elle ver¬ mieden werden. Auch Tnlleyrnnd und Metternich waren von der rechten Sorte. Cecil fühlt sich in den schwierigsten und dornigsten staatsgeschäftlichen Lagen wie der Fisch im Wasser. Da ihm das Wohl des Staats über alles geht, und da ihm die Wahl der Mittel, sie mögen noch so bedenklich sein, kein Kopfzerbrechen kostet, so gibt es für ihn weder Freude an pedantischer Tyrannei noch Grausamkeit oder wohl¬ wollende Rücksicht: nicht einmal die gewundnen Wege der Kasuistik, auf denen sich die Frommen abzappeln, machen ihm zu schaffen; er geht frisch und froh auf das A^ge wer will, mitten in der Bahn, er trägt wie der erste Kürassier niemand sacht beiseite, nur daß er nicht auf den Gedanken gekommen wäre, hinzuzufügen: Zerriß mir die Seele sein Jammerton, und das alles tut er, man verzeihe für einmal die Häufung der Fremdwortc, mit der anmutigen ais-ures des xiancl-soiAnour. Nur wenn er die Sache ganz von oben herunter und in gewissem Sinne geradezu spielend betreibt, kommt seine Hand¬ lungsweise in das rechte Licht, und wird für den Zuschauer die Langeweile des

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_240381/481>, abgerufen am 23.07.2024.