Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Leipziger Sramaturgie

Die andre Stelle ähnlicher Art findet sich am Anfang des zweiten Auftritts
im dritten Aufzuge, wo Sir Amias, um auf die große Nachricht von der bevor¬
stehenden Ankunft der Königin Elisabeth überzuleiten, fragt:


Nun! Hab ichs endlich recht gemacht, Mylady?
Verdier ich einmal Euern Dank?

Es kann zwar zur Not zugegeben werden, daß sich Sir Amias als braver Maun
über den Entschluß der Königin von England, ihre Schwester zu sprechen, freut,
obwohl er im ersten Auftritt der Hanna Kennedy gegenüber kein Hehl daraus
gemacht hat, daß er nichts sehnlicher wünsche als von der Bewachung der Maria
durch deren Enthauptung befreit zu werden, aber gefühlvoll treuherzige Freude
über einen der Mörderin und schottischen Papistin gewährten Wunsch darf und
kann ein Mann wie Annas Paulet unter keinen Umständen empfinden.

Die Rolle der Maria ist gegenwärtig beim städtischen Theater zu Leipzig in
den Händen einer Dame, deren Name sie als geborne Ausländerin zu bezeichnen
scheint, die sich aber nur in äußerst seltnen Fällen und auch dünn mir für einen
kurzen Augenblick zu einer dem deutscheu Ohre etwas befremdlichen Sprach- oder
Vortragsweise verführen läßt. Ihre Maria Stuart ist eine gediegne Leistung, und
wenn es ihr auch nicht gelingt, dem Zuschauer den Grund des allgemeinen Liebes-
tanmels dergestalt zu veranschaulichen, daß er mit Mortimer ausrufen mochte:


Man Schleife mich nach Tyburn, Glied für Glied
Zerreiße man mit glühnder Eisenzange!

so sind dafür alle Szenen, bei denen es sich uicht um die Raserei dieses verliebten
Fanatikers handelt, durchaus gelungen, einige wie zum Beispiel die Diskussion mit
Burleigh, die Unterredung mit Elisabeth und die betreffenden vier Auftritte des
letzten Akts sogar sehr sehenswert. Seitdem ich vor Jahren den wirklichen Wallen¬
stein, wie wenn er aus dem Friedländer Bilde herausgetreten wäre, habe über die
Bühne gehn sehen, haben es die Darsteller des berühmten Generalissimus Ferdinands
des Zweiten rin mir schwer: ich bilde mir ein, sein Aussehen, seinen Gang, seine
Sprache, sein Lächeln, seine Handbewegung bis aufs ez zu kennen, und da der
Künstler, den die Natur eigens dazu geschaffen zu haben schien, den Wallenstein
auf den Brettern, die die Welt bedeuten, zu personifizieren, längst tot ist, so kann
es nnr keiner, der anders aussieht, anders geht, anders spricht, recht machen. Mit
der Maria ist das anders: da liegen zwischen der Adelaide Ristori und der
Schillerschen Schilderung auf der einen Seite und dem, was uns neuerdings in
Beschreibung und Bild über die äußere Erscheinung der unglücklichen Königin be¬
kannt geworden ist, auf der andern so viele verschiedne Möglichkeiten, daß mau so
ziemlich jede Erscheinung, wenn ihr weibliche Anmut und königliche Würde zu Ge¬
bote stehn, als mögliche, mehr oder minder wahrscheinliche Personifikation der
schottischen Maria einreihen kann. Da man die glühende Leidenschaft Mortimers
und das intermittierende Liebesfeuer Leicesters doch ohnehin mehr auf Treu und
Glauben hinnehmen muß -- denn wer wäre imstande, beideu so verschiednen
Naturen die erlittnen Liebesgualen nachzufühlen --, so ist für das Gelingen des
Stücks schon viel gewonnen, wenn die Darstellerin die herrlichen Verse Schillers
zur Geltung zu bringen und uus das Bild einer unglücklichen, trotz aller erlittnen
Entbehrungen und Zurücksetzungen ihrer Würde und ihres Ranges bewußt ge-
bliebner Königin zu geben versteht. Das tut Fräulein N. durchaus, und wenn es
erlaubt wäre, ihr für die Diskussion mit Burleigh einen Rat zu erteilen, so wäre
es der, die politische Kontroverse, in der der Dichter den Ausführungen der Maria
ohnehin den Sieg über die des Staatsmanns gesichert hat, ja nicht zu sehr in
hochfahrenden, selbstbewußtem Tone, sondern lieber im Geiste anmutigen, echt weib¬
lichen Scharfsinns zu führen. Die wohlwollende Teilnahme, die man der gefangnen
Königin trotz ihrer frühern Verschuldungen entgegenbringt, ist zum großen Teil
rein menschliches Mitgefühl mit ihren Leiden und rin einer Behandlung, die den


Leipziger Sramaturgie

Die andre Stelle ähnlicher Art findet sich am Anfang des zweiten Auftritts
im dritten Aufzuge, wo Sir Amias, um auf die große Nachricht von der bevor¬
stehenden Ankunft der Königin Elisabeth überzuleiten, fragt:


Nun! Hab ichs endlich recht gemacht, Mylady?
Verdier ich einmal Euern Dank?

Es kann zwar zur Not zugegeben werden, daß sich Sir Amias als braver Maun
über den Entschluß der Königin von England, ihre Schwester zu sprechen, freut,
obwohl er im ersten Auftritt der Hanna Kennedy gegenüber kein Hehl daraus
gemacht hat, daß er nichts sehnlicher wünsche als von der Bewachung der Maria
durch deren Enthauptung befreit zu werden, aber gefühlvoll treuherzige Freude
über einen der Mörderin und schottischen Papistin gewährten Wunsch darf und
kann ein Mann wie Annas Paulet unter keinen Umständen empfinden.

Die Rolle der Maria ist gegenwärtig beim städtischen Theater zu Leipzig in
den Händen einer Dame, deren Name sie als geborne Ausländerin zu bezeichnen
scheint, die sich aber nur in äußerst seltnen Fällen und auch dünn mir für einen
kurzen Augenblick zu einer dem deutscheu Ohre etwas befremdlichen Sprach- oder
Vortragsweise verführen läßt. Ihre Maria Stuart ist eine gediegne Leistung, und
wenn es ihr auch nicht gelingt, dem Zuschauer den Grund des allgemeinen Liebes-
tanmels dergestalt zu veranschaulichen, daß er mit Mortimer ausrufen mochte:


Man Schleife mich nach Tyburn, Glied für Glied
Zerreiße man mit glühnder Eisenzange!

so sind dafür alle Szenen, bei denen es sich uicht um die Raserei dieses verliebten
Fanatikers handelt, durchaus gelungen, einige wie zum Beispiel die Diskussion mit
Burleigh, die Unterredung mit Elisabeth und die betreffenden vier Auftritte des
letzten Akts sogar sehr sehenswert. Seitdem ich vor Jahren den wirklichen Wallen¬
stein, wie wenn er aus dem Friedländer Bilde herausgetreten wäre, habe über die
Bühne gehn sehen, haben es die Darsteller des berühmten Generalissimus Ferdinands
des Zweiten rin mir schwer: ich bilde mir ein, sein Aussehen, seinen Gang, seine
Sprache, sein Lächeln, seine Handbewegung bis aufs ez zu kennen, und da der
Künstler, den die Natur eigens dazu geschaffen zu haben schien, den Wallenstein
auf den Brettern, die die Welt bedeuten, zu personifizieren, längst tot ist, so kann
es nnr keiner, der anders aussieht, anders geht, anders spricht, recht machen. Mit
der Maria ist das anders: da liegen zwischen der Adelaide Ristori und der
Schillerschen Schilderung auf der einen Seite und dem, was uns neuerdings in
Beschreibung und Bild über die äußere Erscheinung der unglücklichen Königin be¬
kannt geworden ist, auf der andern so viele verschiedne Möglichkeiten, daß mau so
ziemlich jede Erscheinung, wenn ihr weibliche Anmut und königliche Würde zu Ge¬
bote stehn, als mögliche, mehr oder minder wahrscheinliche Personifikation der
schottischen Maria einreihen kann. Da man die glühende Leidenschaft Mortimers
und das intermittierende Liebesfeuer Leicesters doch ohnehin mehr auf Treu und
Glauben hinnehmen muß — denn wer wäre imstande, beideu so verschiednen
Naturen die erlittnen Liebesgualen nachzufühlen —, so ist für das Gelingen des
Stücks schon viel gewonnen, wenn die Darstellerin die herrlichen Verse Schillers
zur Geltung zu bringen und uus das Bild einer unglücklichen, trotz aller erlittnen
Entbehrungen und Zurücksetzungen ihrer Würde und ihres Ranges bewußt ge-
bliebner Königin zu geben versteht. Das tut Fräulein N. durchaus, und wenn es
erlaubt wäre, ihr für die Diskussion mit Burleigh einen Rat zu erteilen, so wäre
es der, die politische Kontroverse, in der der Dichter den Ausführungen der Maria
ohnehin den Sieg über die des Staatsmanns gesichert hat, ja nicht zu sehr in
hochfahrenden, selbstbewußtem Tone, sondern lieber im Geiste anmutigen, echt weib¬
lichen Scharfsinns zu führen. Die wohlwollende Teilnahme, die man der gefangnen
Königin trotz ihrer frühern Verschuldungen entgegenbringt, ist zum großen Teil
rein menschliches Mitgefühl mit ihren Leiden und rin einer Behandlung, die den


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0480" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/240862"/>
          <fw type="header" place="top"> Leipziger Sramaturgie</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_2355"> Die andre Stelle ähnlicher Art findet sich am Anfang des zweiten Auftritts<lb/>
im dritten Aufzuge, wo Sir Amias, um auf die große Nachricht von der bevor¬<lb/>
stehenden Ankunft der Königin Elisabeth überzuleiten, fragt:</p><lb/>
          <quote> Nun! Hab ichs endlich recht gemacht, Mylady?<lb/>
Verdier ich einmal Euern Dank?</quote><lb/>
          <p xml:id="ID_2356"> Es kann zwar zur Not zugegeben werden, daß sich Sir Amias als braver Maun<lb/>
über den Entschluß der Königin von England, ihre Schwester zu sprechen, freut,<lb/>
obwohl er im ersten Auftritt der Hanna Kennedy gegenüber kein Hehl daraus<lb/>
gemacht hat, daß er nichts sehnlicher wünsche als von der Bewachung der Maria<lb/>
durch deren Enthauptung befreit zu werden, aber gefühlvoll treuherzige Freude<lb/>
über einen der Mörderin und schottischen Papistin gewährten Wunsch darf und<lb/>
kann ein Mann wie Annas Paulet unter keinen Umständen empfinden.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2357"> Die Rolle der Maria ist gegenwärtig beim städtischen Theater zu Leipzig in<lb/>
den Händen einer Dame, deren Name sie als geborne Ausländerin zu bezeichnen<lb/>
scheint, die sich aber nur in äußerst seltnen Fällen und auch dünn mir für einen<lb/>
kurzen Augenblick zu einer dem deutscheu Ohre etwas befremdlichen Sprach- oder<lb/>
Vortragsweise verführen läßt. Ihre Maria Stuart ist eine gediegne Leistung, und<lb/>
wenn es ihr auch nicht gelingt, dem Zuschauer den Grund des allgemeinen Liebes-<lb/>
tanmels dergestalt zu veranschaulichen, daß er mit Mortimer ausrufen mochte:</p><lb/>
          <quote> Man Schleife mich nach Tyburn, Glied für Glied<lb/>
Zerreiße man mit glühnder Eisenzange!</quote><lb/>
          <p xml:id="ID_2358" next="#ID_2359"> so sind dafür alle Szenen, bei denen es sich uicht um die Raserei dieses verliebten<lb/>
Fanatikers handelt, durchaus gelungen, einige wie zum Beispiel die Diskussion mit<lb/>
Burleigh, die Unterredung mit Elisabeth und die betreffenden vier Auftritte des<lb/>
letzten Akts sogar sehr sehenswert. Seitdem ich vor Jahren den wirklichen Wallen¬<lb/>
stein, wie wenn er aus dem Friedländer Bilde herausgetreten wäre, habe über die<lb/>
Bühne gehn sehen, haben es die Darsteller des berühmten Generalissimus Ferdinands<lb/>
des Zweiten rin mir schwer: ich bilde mir ein, sein Aussehen, seinen Gang, seine<lb/>
Sprache, sein Lächeln, seine Handbewegung bis aufs ez zu kennen, und da der<lb/>
Künstler, den die Natur eigens dazu geschaffen zu haben schien, den Wallenstein<lb/>
auf den Brettern, die die Welt bedeuten, zu personifizieren, längst tot ist, so kann<lb/>
es nnr keiner, der anders aussieht, anders geht, anders spricht, recht machen. Mit<lb/>
der Maria ist das anders: da liegen zwischen der Adelaide Ristori und der<lb/>
Schillerschen Schilderung auf der einen Seite und dem, was uns neuerdings in<lb/>
Beschreibung und Bild über die äußere Erscheinung der unglücklichen Königin be¬<lb/>
kannt geworden ist, auf der andern so viele verschiedne Möglichkeiten, daß mau so<lb/>
ziemlich jede Erscheinung, wenn ihr weibliche Anmut und königliche Würde zu Ge¬<lb/>
bote stehn, als mögliche, mehr oder minder wahrscheinliche Personifikation der<lb/>
schottischen Maria einreihen kann. Da man die glühende Leidenschaft Mortimers<lb/>
und das intermittierende Liebesfeuer Leicesters doch ohnehin mehr auf Treu und<lb/>
Glauben hinnehmen muß &#x2014; denn wer wäre imstande, beideu so verschiednen<lb/>
Naturen die erlittnen Liebesgualen nachzufühlen &#x2014;, so ist für das Gelingen des<lb/>
Stücks schon viel gewonnen, wenn die Darstellerin die herrlichen Verse Schillers<lb/>
zur Geltung zu bringen und uus das Bild einer unglücklichen, trotz aller erlittnen<lb/>
Entbehrungen und Zurücksetzungen ihrer Würde und ihres Ranges bewußt ge-<lb/>
bliebner Königin zu geben versteht. Das tut Fräulein N. durchaus, und wenn es<lb/>
erlaubt wäre, ihr für die Diskussion mit Burleigh einen Rat zu erteilen, so wäre<lb/>
es der, die politische Kontroverse, in der der Dichter den Ausführungen der Maria<lb/>
ohnehin den Sieg über die des Staatsmanns gesichert hat, ja nicht zu sehr in<lb/>
hochfahrenden, selbstbewußtem Tone, sondern lieber im Geiste anmutigen, echt weib¬<lb/>
lichen Scharfsinns zu führen. Die wohlwollende Teilnahme, die man der gefangnen<lb/>
Königin trotz ihrer frühern Verschuldungen entgegenbringt, ist zum großen Teil<lb/>
rein menschliches Mitgefühl mit ihren Leiden und rin einer Behandlung, die den</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0480] Leipziger Sramaturgie Die andre Stelle ähnlicher Art findet sich am Anfang des zweiten Auftritts im dritten Aufzuge, wo Sir Amias, um auf die große Nachricht von der bevor¬ stehenden Ankunft der Königin Elisabeth überzuleiten, fragt: Nun! Hab ichs endlich recht gemacht, Mylady? Verdier ich einmal Euern Dank? Es kann zwar zur Not zugegeben werden, daß sich Sir Amias als braver Maun über den Entschluß der Königin von England, ihre Schwester zu sprechen, freut, obwohl er im ersten Auftritt der Hanna Kennedy gegenüber kein Hehl daraus gemacht hat, daß er nichts sehnlicher wünsche als von der Bewachung der Maria durch deren Enthauptung befreit zu werden, aber gefühlvoll treuherzige Freude über einen der Mörderin und schottischen Papistin gewährten Wunsch darf und kann ein Mann wie Annas Paulet unter keinen Umständen empfinden. Die Rolle der Maria ist gegenwärtig beim städtischen Theater zu Leipzig in den Händen einer Dame, deren Name sie als geborne Ausländerin zu bezeichnen scheint, die sich aber nur in äußerst seltnen Fällen und auch dünn mir für einen kurzen Augenblick zu einer dem deutscheu Ohre etwas befremdlichen Sprach- oder Vortragsweise verführen läßt. Ihre Maria Stuart ist eine gediegne Leistung, und wenn es ihr auch nicht gelingt, dem Zuschauer den Grund des allgemeinen Liebes- tanmels dergestalt zu veranschaulichen, daß er mit Mortimer ausrufen mochte: Man Schleife mich nach Tyburn, Glied für Glied Zerreiße man mit glühnder Eisenzange! so sind dafür alle Szenen, bei denen es sich uicht um die Raserei dieses verliebten Fanatikers handelt, durchaus gelungen, einige wie zum Beispiel die Diskussion mit Burleigh, die Unterredung mit Elisabeth und die betreffenden vier Auftritte des letzten Akts sogar sehr sehenswert. Seitdem ich vor Jahren den wirklichen Wallen¬ stein, wie wenn er aus dem Friedländer Bilde herausgetreten wäre, habe über die Bühne gehn sehen, haben es die Darsteller des berühmten Generalissimus Ferdinands des Zweiten rin mir schwer: ich bilde mir ein, sein Aussehen, seinen Gang, seine Sprache, sein Lächeln, seine Handbewegung bis aufs ez zu kennen, und da der Künstler, den die Natur eigens dazu geschaffen zu haben schien, den Wallenstein auf den Brettern, die die Welt bedeuten, zu personifizieren, längst tot ist, so kann es nnr keiner, der anders aussieht, anders geht, anders spricht, recht machen. Mit der Maria ist das anders: da liegen zwischen der Adelaide Ristori und der Schillerschen Schilderung auf der einen Seite und dem, was uns neuerdings in Beschreibung und Bild über die äußere Erscheinung der unglücklichen Königin be¬ kannt geworden ist, auf der andern so viele verschiedne Möglichkeiten, daß mau so ziemlich jede Erscheinung, wenn ihr weibliche Anmut und königliche Würde zu Ge¬ bote stehn, als mögliche, mehr oder minder wahrscheinliche Personifikation der schottischen Maria einreihen kann. Da man die glühende Leidenschaft Mortimers und das intermittierende Liebesfeuer Leicesters doch ohnehin mehr auf Treu und Glauben hinnehmen muß — denn wer wäre imstande, beideu so verschiednen Naturen die erlittnen Liebesgualen nachzufühlen —, so ist für das Gelingen des Stücks schon viel gewonnen, wenn die Darstellerin die herrlichen Verse Schillers zur Geltung zu bringen und uus das Bild einer unglücklichen, trotz aller erlittnen Entbehrungen und Zurücksetzungen ihrer Würde und ihres Ranges bewußt ge- bliebner Königin zu geben versteht. Das tut Fräulein N. durchaus, und wenn es erlaubt wäre, ihr für die Diskussion mit Burleigh einen Rat zu erteilen, so wäre es der, die politische Kontroverse, in der der Dichter den Ausführungen der Maria ohnehin den Sieg über die des Staatsmanns gesichert hat, ja nicht zu sehr in hochfahrenden, selbstbewußtem Tone, sondern lieber im Geiste anmutigen, echt weib¬ lichen Scharfsinns zu führen. Die wohlwollende Teilnahme, die man der gefangnen Königin trotz ihrer frühern Verschuldungen entgegenbringt, ist zum großen Teil rein menschliches Mitgefühl mit ihren Leiden und rin einer Behandlung, die den

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_240381
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_240381/480
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_240381/480>, abgerufen am 23.07.2024.