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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr.

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Feuer!

Ich kleidete mich an Ort und Stelle um. Sogar einen tüchtigen Vorrat von
Papiros und Zündhölzchen hatte der wackre Gerassim in meine Manteltasche ge¬
steckt. Ich ging zu meiner Spritze, die ohne Nutzen an den ersten brennenden
Häusern der Steinstraße ihre Kraft vergeudete. Ich ließ Jegorow einstweilen, wo
er war, und wanderte an der Linie des Feuers bis zum Ufer, um zu erfahren,
wo mein Einschreiten zur Hemmung des Brandes am nötigsten sei. Ich sah es
bald. Die größte Gefahr gab es am Ufer selbst, wo die dicht stehenden Holzhäuser
nicht durch breite Gärten von der Feuersbrunst geschieden waren wie weiter ab.
Die Bewohner der Sandfelde hatten das schon am Morgen herausgefunden und
arbeiteten im Schweiße ihres Angesichts mit Eimern lind Krüger, mit Kannen und
nassen Besen, um an diesem Punkte des Feuers Herr zu werden. Wie jubelten
sie auf, als die Spritze anlangte!

Jetzt nimmt unser Herr Gehilfe die Sache in die Hand, riefen sie einander
zu, jetzt sind wir gerettet!

Ein riesiger Bottich wurde aus einer nahen Brauerei herbeigeschafft. Das
saugende des Schlauches kam dort hinein. Hunderte von Weibern und Kindern
gössen unaufhörlich mit allen möglichen Gefäßen Wasser zu. Hunderte von Männern
boten sich zur Ablösung der Soldaten an. Die Wnsserfnhrer schafften ihre Fässer
zu verschiednen Punkten, die von der Spritze nicht erreicht und von den Leuten
mit Eimern begossen wurden. In einer Breite von mehreren Hunderten von
Schritten kribbelte es wie in einem Ameisenhaufen. Die Arbeit wurde mit Lust
getan, und als es dunkelte, konnte ich die Leute mit gutem Gewissen ernähren,
nach Hause zu gehn und ruhig zu schlafen, denn für die etwa noch drohende Ge¬
fahr war ich mit meinem Kommando völlig genügend. Eine große, ganz gelöschte
Strecke trennte das Feuer von den erhaltnen Gebäuden.

Ich ließ die Spritze in Bereitschaft und bei ihr eine Wachmannschaft. Die
übrigen Leute des Kommandos durften sich zur Ruhe legen, nachdem sie das ihnen
gebrachte Essen verzehrt hatten. Ich selbst ging wieder die Feuerlinie ab. Die
Gefahr hatte sich nicht vergrößert. Ich faßte darum den Beschluß, morgen mit
dem Frühesten allmählich vom Flusse weiterzurücken und gegen die äußersten, an
der Steinstraße brennenden Häuser vorzugehn. Ich weckte uach Mitternacht den
Wachmeister und legte mich selbst ans ein Stündchen nieder.

Die Semne war noch uicht aufgegangen, als wir schon wieder arbeiteten, und
als auch schon einzelne Einwohner aus eignem Antriebe zur Hilfe erschienen, da
kam ein Schutzmann gelaufen und brachte mir einen Zettel von Jemeljcm Afanas-
jewitsch. Der Richter hatte in der Nacht Funke" gegen sein Haus ziehn sehen,
hatte den Polizeimcister aufgesucht und das dringende Verlangen ausgesprochen,
sein Haus als das einzige offizielle Lokal in der Gegend solle vor allen Dingen
gesichert werden. Der Polizeimeister hatte auch ohne weiteres befohlen, ich solle
mit meiner Spritze das brennende Gebäude an der Verkündigungsstraße in Angriff
nehmen, das dem Hause des Richters windwärts gegenüber lag, und es nicht ver¬
lassen, ehe es ganz gelöscht sei.

Kopfschüttelnd ließ ich die Spritze bespnuneu. Der Richter hatte unter seinem
Eisendache ebenso wenig von den aus der Ferne anfliegenden Funken zu befürchten,
wie Burin ihm gegenüber und die übrigen Nachbarn, deren Hänser alle mit Blech
gedeckt waren. Da hatten es die Leute weiter oben bis zur Ecke Snskins viel
schlechter, denn sie saßen unter Schindeln. Doch dem Befehl mußte Folge geleistet
werden. Ich vertröstete die Männer der Sandfelde auf meine Rückkehr und ermahnte
sie, recht fleißig zu gießen und auf ihre Dächer acht zu haben. Wir fuhren ab.

Bis zum Stadttcilhausc gelangten wir in der Verküudigungsstrnße ziemlich
bequem, aber weiter wollte es uus nicht gelingen, zwischen den brennenden und
teils eingestürzten Häusern durchzukommen. Wir wetterten und fluchten alle nicht
wenig. Der Laune des Richters zuliebe sollten wir hier unnützerweise in das
Feuer selbst dringen, um ein Gebäude oder gar mehrere zu löschen, an denen doch


Feuer!

Ich kleidete mich an Ort und Stelle um. Sogar einen tüchtigen Vorrat von
Papiros und Zündhölzchen hatte der wackre Gerassim in meine Manteltasche ge¬
steckt. Ich ging zu meiner Spritze, die ohne Nutzen an den ersten brennenden
Häusern der Steinstraße ihre Kraft vergeudete. Ich ließ Jegorow einstweilen, wo
er war, und wanderte an der Linie des Feuers bis zum Ufer, um zu erfahren,
wo mein Einschreiten zur Hemmung des Brandes am nötigsten sei. Ich sah es
bald. Die größte Gefahr gab es am Ufer selbst, wo die dicht stehenden Holzhäuser
nicht durch breite Gärten von der Feuersbrunst geschieden waren wie weiter ab.
Die Bewohner der Sandfelde hatten das schon am Morgen herausgefunden und
arbeiteten im Schweiße ihres Angesichts mit Eimern lind Krüger, mit Kannen und
nassen Besen, um an diesem Punkte des Feuers Herr zu werden. Wie jubelten
sie auf, als die Spritze anlangte!

Jetzt nimmt unser Herr Gehilfe die Sache in die Hand, riefen sie einander
zu, jetzt sind wir gerettet!

Ein riesiger Bottich wurde aus einer nahen Brauerei herbeigeschafft. Das
saugende des Schlauches kam dort hinein. Hunderte von Weibern und Kindern
gössen unaufhörlich mit allen möglichen Gefäßen Wasser zu. Hunderte von Männern
boten sich zur Ablösung der Soldaten an. Die Wnsserfnhrer schafften ihre Fässer
zu verschiednen Punkten, die von der Spritze nicht erreicht und von den Leuten
mit Eimern begossen wurden. In einer Breite von mehreren Hunderten von
Schritten kribbelte es wie in einem Ameisenhaufen. Die Arbeit wurde mit Lust
getan, und als es dunkelte, konnte ich die Leute mit gutem Gewissen ernähren,
nach Hause zu gehn und ruhig zu schlafen, denn für die etwa noch drohende Ge¬
fahr war ich mit meinem Kommando völlig genügend. Eine große, ganz gelöschte
Strecke trennte das Feuer von den erhaltnen Gebäuden.

Ich ließ die Spritze in Bereitschaft und bei ihr eine Wachmannschaft. Die
übrigen Leute des Kommandos durften sich zur Ruhe legen, nachdem sie das ihnen
gebrachte Essen verzehrt hatten. Ich selbst ging wieder die Feuerlinie ab. Die
Gefahr hatte sich nicht vergrößert. Ich faßte darum den Beschluß, morgen mit
dem Frühesten allmählich vom Flusse weiterzurücken und gegen die äußersten, an
der Steinstraße brennenden Häuser vorzugehn. Ich weckte uach Mitternacht den
Wachmeister und legte mich selbst ans ein Stündchen nieder.

Die Semne war noch uicht aufgegangen, als wir schon wieder arbeiteten, und
als auch schon einzelne Einwohner aus eignem Antriebe zur Hilfe erschienen, da
kam ein Schutzmann gelaufen und brachte mir einen Zettel von Jemeljcm Afanas-
jewitsch. Der Richter hatte in der Nacht Funke» gegen sein Haus ziehn sehen,
hatte den Polizeimcister aufgesucht und das dringende Verlangen ausgesprochen,
sein Haus als das einzige offizielle Lokal in der Gegend solle vor allen Dingen
gesichert werden. Der Polizeimeister hatte auch ohne weiteres befohlen, ich solle
mit meiner Spritze das brennende Gebäude an der Verkündigungsstraße in Angriff
nehmen, das dem Hause des Richters windwärts gegenüber lag, und es nicht ver¬
lassen, ehe es ganz gelöscht sei.

Kopfschüttelnd ließ ich die Spritze bespnuneu. Der Richter hatte unter seinem
Eisendache ebenso wenig von den aus der Ferne anfliegenden Funken zu befürchten,
wie Burin ihm gegenüber und die übrigen Nachbarn, deren Hänser alle mit Blech
gedeckt waren. Da hatten es die Leute weiter oben bis zur Ecke Snskins viel
schlechter, denn sie saßen unter Schindeln. Doch dem Befehl mußte Folge geleistet
werden. Ich vertröstete die Männer der Sandfelde auf meine Rückkehr und ermahnte
sie, recht fleißig zu gießen und auf ihre Dächer acht zu haben. Wir fuhren ab.

Bis zum Stadttcilhausc gelangten wir in der Verküudigungsstrnße ziemlich
bequem, aber weiter wollte es uus nicht gelingen, zwischen den brennenden und
teils eingestürzten Häusern durchzukommen. Wir wetterten und fluchten alle nicht
wenig. Der Laune des Richters zuliebe sollten wir hier unnützerweise in das
Feuer selbst dringen, um ein Gebäude oder gar mehrere zu löschen, an denen doch


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[0362] Feuer! Ich kleidete mich an Ort und Stelle um. Sogar einen tüchtigen Vorrat von Papiros und Zündhölzchen hatte der wackre Gerassim in meine Manteltasche ge¬ steckt. Ich ging zu meiner Spritze, die ohne Nutzen an den ersten brennenden Häusern der Steinstraße ihre Kraft vergeudete. Ich ließ Jegorow einstweilen, wo er war, und wanderte an der Linie des Feuers bis zum Ufer, um zu erfahren, wo mein Einschreiten zur Hemmung des Brandes am nötigsten sei. Ich sah es bald. Die größte Gefahr gab es am Ufer selbst, wo die dicht stehenden Holzhäuser nicht durch breite Gärten von der Feuersbrunst geschieden waren wie weiter ab. Die Bewohner der Sandfelde hatten das schon am Morgen herausgefunden und arbeiteten im Schweiße ihres Angesichts mit Eimern lind Krüger, mit Kannen und nassen Besen, um an diesem Punkte des Feuers Herr zu werden. Wie jubelten sie auf, als die Spritze anlangte! Jetzt nimmt unser Herr Gehilfe die Sache in die Hand, riefen sie einander zu, jetzt sind wir gerettet! Ein riesiger Bottich wurde aus einer nahen Brauerei herbeigeschafft. Das saugende des Schlauches kam dort hinein. Hunderte von Weibern und Kindern gössen unaufhörlich mit allen möglichen Gefäßen Wasser zu. Hunderte von Männern boten sich zur Ablösung der Soldaten an. Die Wnsserfnhrer schafften ihre Fässer zu verschiednen Punkten, die von der Spritze nicht erreicht und von den Leuten mit Eimern begossen wurden. In einer Breite von mehreren Hunderten von Schritten kribbelte es wie in einem Ameisenhaufen. Die Arbeit wurde mit Lust getan, und als es dunkelte, konnte ich die Leute mit gutem Gewissen ernähren, nach Hause zu gehn und ruhig zu schlafen, denn für die etwa noch drohende Ge¬ fahr war ich mit meinem Kommando völlig genügend. Eine große, ganz gelöschte Strecke trennte das Feuer von den erhaltnen Gebäuden. Ich ließ die Spritze in Bereitschaft und bei ihr eine Wachmannschaft. Die übrigen Leute des Kommandos durften sich zur Ruhe legen, nachdem sie das ihnen gebrachte Essen verzehrt hatten. Ich selbst ging wieder die Feuerlinie ab. Die Gefahr hatte sich nicht vergrößert. Ich faßte darum den Beschluß, morgen mit dem Frühesten allmählich vom Flusse weiterzurücken und gegen die äußersten, an der Steinstraße brennenden Häuser vorzugehn. Ich weckte uach Mitternacht den Wachmeister und legte mich selbst ans ein Stündchen nieder. Die Semne war noch uicht aufgegangen, als wir schon wieder arbeiteten, und als auch schon einzelne Einwohner aus eignem Antriebe zur Hilfe erschienen, da kam ein Schutzmann gelaufen und brachte mir einen Zettel von Jemeljcm Afanas- jewitsch. Der Richter hatte in der Nacht Funke» gegen sein Haus ziehn sehen, hatte den Polizeimcister aufgesucht und das dringende Verlangen ausgesprochen, sein Haus als das einzige offizielle Lokal in der Gegend solle vor allen Dingen gesichert werden. Der Polizeimeister hatte auch ohne weiteres befohlen, ich solle mit meiner Spritze das brennende Gebäude an der Verkündigungsstraße in Angriff nehmen, das dem Hause des Richters windwärts gegenüber lag, und es nicht ver¬ lassen, ehe es ganz gelöscht sei. Kopfschüttelnd ließ ich die Spritze bespnuneu. Der Richter hatte unter seinem Eisendache ebenso wenig von den aus der Ferne anfliegenden Funken zu befürchten, wie Burin ihm gegenüber und die übrigen Nachbarn, deren Hänser alle mit Blech gedeckt waren. Da hatten es die Leute weiter oben bis zur Ecke Snskins viel schlechter, denn sie saßen unter Schindeln. Doch dem Befehl mußte Folge geleistet werden. Ich vertröstete die Männer der Sandfelde auf meine Rückkehr und ermahnte sie, recht fleißig zu gießen und auf ihre Dächer acht zu haben. Wir fuhren ab. Bis zum Stadttcilhausc gelangten wir in der Verküudigungsstrnße ziemlich bequem, aber weiter wollte es uus nicht gelingen, zwischen den brennenden und teils eingestürzten Häusern durchzukommen. Wir wetterten und fluchten alle nicht wenig. Der Laune des Richters zuliebe sollten wir hier unnützerweise in das Feuer selbst dringen, um ein Gebäude oder gar mehrere zu löschen, an denen doch

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_240381/362>, abgerufen am 25.08.2024.