Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr.vom Hohoilstaufe" zum Hohenzollern Geschlechts, dem sogenannten Wäscherschlößle, von dem noch die Mnnern er¬ Zu ihm wenden wir uns nun und erreichen seine Spitze in eiuer Stunde In neuerer Zeit ist wiederholt angeregt worden -- und es haben sich vom Hohoilstaufe» zum Hohenzollern Geschlechts, dem sogenannten Wäscherschlößle, von dem noch die Mnnern er¬ Zu ihm wenden wir uns nun und erreichen seine Spitze in eiuer Stunde In neuerer Zeit ist wiederholt angeregt worden — und es haben sich <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0036" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/240418"/> <fw type="header" place="top"> vom Hohoilstaufe» zum Hohenzollern</fw><lb/> <p xml:id="ID_71" prev="#ID_70"> Geschlechts, dem sogenannten Wäscherschlößle, von dem noch die Mnnern er¬<lb/> halten sind; man hat diese eine Zeit lang für römischen Ursprungs gehalten, aber<lb/> neuere Untersuchungen haben ergeben, daß sie erst ans dem zehnten Jahr¬<lb/> hundert stammen und zweifellos den alten Stauferschcn Edelhof darstellen.<lb/> Auch der naheliegende Wäscherhof und der Burreu sind alte Höfe der Staufer,<lb/> die, so lange sie hier hausten, deu Namen von Büren führten. Ein Friedrich<lb/> von Büren war es, der das Geschlecht zu seiner geschichtlichen Höhe erhob; er<lb/> stand bei Kaiser Heinrich dem Vierten in hohem Ansehen, sodaß dieser ihm seine<lb/> Tochter Agnes zur Gemahlin gab und ihn 1090 zum Herzog von Schwaben er¬<lb/> nannte. Er ist es, der die Burg auf dem Hohenstaufen erbaut und dann von ihr<lb/> auch den Namen angenommen hat und somit als Ahnherr des Hauses gilt. Man<lb/> begreift es, wenn man am Wäscherschlößle steht, wohl, daß er gerade ans<lb/> diesem schlank und kühn aufsteigenden Berge seine Stammburg bauen wollte,<lb/> da sich der Berg von hier aus in seiner schönsten Gestalt zeigt.</p><lb/> <p xml:id="ID_72"> Zu ihm wenden wir uns nun und erreichen seine Spitze in eiuer Stunde<lb/> tüchtigen Steigens. Für die Mühe belohnt oben zunächst ein herrlicher Rund¬<lb/> blick; der Kaiserberg, wie er auch genannt wird, ist einer der wenigen in der<lb/> Alb, der ringsum einen freien Ausblick gewährt. Nach Norden schweift der<lb/> Blick weit über das deutsche Land bis zum Odenwald und zu den Vogesen, nach<lb/> Süden über die Kuppen und Abhänge der Alb, die Teck, die Achalm, den<lb/> Farrenberg, hinter dem die bnrggekrönte Spitze des Hohenzollern sichtbar wird;<lb/> hier begrenzt der Schwarzwald den Horizont, während im Vordergründe das<lb/> Auge auf den freundlichen Tälern der Rems und der Fils und den alten Hohen-<lb/> staufenstüdten Gmünd und Göppingen mit Freude ruht. Der Gipfel des Berges<lb/> ist kahl, und nur ganz wenig Mnuerreste geben Kunde von der stolzen Burg<lb/> die hier gestanden hat, deren Grundriß man jedoch noch verfolgen kann. Wie<lb/> sie ausgesehen hat, davon gibt ein altes Bild in der Johanniskirche in Gmünd<lb/> Kenntnis. Es ist nicht ohne Interesse, daß die Burg in dem Vermächtnis<lb/> vou Konradin nicht erwähnt ist und deshalb als kaiserliche Krondvmäne an<lb/> das Reich fiel. Im Jahre 1378 kam sie an Württemberg und wurde bewohnt<lb/> bis 1525, wo sie im Bauernkriege erstürmt und verbrannt wurde. Herzog<lb/> Christoph von Württemberg ließ 1562 die schönsten Quadern ausbrechen und<lb/> benutzte sie zum Bau seines Schlosses in Göppingen. Die Ruine diente dann<lb/> der umwohnenden Bevölkerung als Steingrube, eine Unsitte, der hier so viele<lb/> Burgen zum Opfer gefallen sind.</p><lb/> <p xml:id="ID_73" next="#ID_74"> In neuerer Zeit ist wiederholt angeregt worden — und es haben sich<lb/> auch schon Komitees dazu gebildet —, hier ein Nationaldenkmal oder doch<lb/> wenigstens einen monumentalen Aussichtsturm, würdig der Bedeutung des<lb/> Ortes, zu errichten, aber bis jetzt haben diese Bemühungen keinen Erfolg ge¬<lb/> habt; und man sollte fast meinen, es wäre auch besser so, weil der Geist der<lb/> vergangnen Zeit so viel ernster und dadurch mächtiger zu uns spricht. Wenn<lb/> etwas geschehn soll, so möchte man am ersten wünschen, daß die alte Barbarossa¬<lb/> kapelle, die in dem eine halbe Stunde abwärts liegenden Dorfe Hohenstaufen<lb/> liegt, der einzige Überrest aus der glorreichen Kaiserzeit, würdig wiederher¬<lb/> gestellt werde. Erzählen uus somit nur wenige äußere Zeichen von der Größe<lb/> und Herrlichkeit der Staufer, so wirkt doch die Erinnerung mächtig ans jeden</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0036]
vom Hohoilstaufe» zum Hohenzollern
Geschlechts, dem sogenannten Wäscherschlößle, von dem noch die Mnnern er¬
halten sind; man hat diese eine Zeit lang für römischen Ursprungs gehalten, aber
neuere Untersuchungen haben ergeben, daß sie erst ans dem zehnten Jahr¬
hundert stammen und zweifellos den alten Stauferschcn Edelhof darstellen.
Auch der naheliegende Wäscherhof und der Burreu sind alte Höfe der Staufer,
die, so lange sie hier hausten, deu Namen von Büren führten. Ein Friedrich
von Büren war es, der das Geschlecht zu seiner geschichtlichen Höhe erhob; er
stand bei Kaiser Heinrich dem Vierten in hohem Ansehen, sodaß dieser ihm seine
Tochter Agnes zur Gemahlin gab und ihn 1090 zum Herzog von Schwaben er¬
nannte. Er ist es, der die Burg auf dem Hohenstaufen erbaut und dann von ihr
auch den Namen angenommen hat und somit als Ahnherr des Hauses gilt. Man
begreift es, wenn man am Wäscherschlößle steht, wohl, daß er gerade ans
diesem schlank und kühn aufsteigenden Berge seine Stammburg bauen wollte,
da sich der Berg von hier aus in seiner schönsten Gestalt zeigt.
Zu ihm wenden wir uns nun und erreichen seine Spitze in eiuer Stunde
tüchtigen Steigens. Für die Mühe belohnt oben zunächst ein herrlicher Rund¬
blick; der Kaiserberg, wie er auch genannt wird, ist einer der wenigen in der
Alb, der ringsum einen freien Ausblick gewährt. Nach Norden schweift der
Blick weit über das deutsche Land bis zum Odenwald und zu den Vogesen, nach
Süden über die Kuppen und Abhänge der Alb, die Teck, die Achalm, den
Farrenberg, hinter dem die bnrggekrönte Spitze des Hohenzollern sichtbar wird;
hier begrenzt der Schwarzwald den Horizont, während im Vordergründe das
Auge auf den freundlichen Tälern der Rems und der Fils und den alten Hohen-
staufenstüdten Gmünd und Göppingen mit Freude ruht. Der Gipfel des Berges
ist kahl, und nur ganz wenig Mnuerreste geben Kunde von der stolzen Burg
die hier gestanden hat, deren Grundriß man jedoch noch verfolgen kann. Wie
sie ausgesehen hat, davon gibt ein altes Bild in der Johanniskirche in Gmünd
Kenntnis. Es ist nicht ohne Interesse, daß die Burg in dem Vermächtnis
vou Konradin nicht erwähnt ist und deshalb als kaiserliche Krondvmäne an
das Reich fiel. Im Jahre 1378 kam sie an Württemberg und wurde bewohnt
bis 1525, wo sie im Bauernkriege erstürmt und verbrannt wurde. Herzog
Christoph von Württemberg ließ 1562 die schönsten Quadern ausbrechen und
benutzte sie zum Bau seines Schlosses in Göppingen. Die Ruine diente dann
der umwohnenden Bevölkerung als Steingrube, eine Unsitte, der hier so viele
Burgen zum Opfer gefallen sind.
In neuerer Zeit ist wiederholt angeregt worden — und es haben sich
auch schon Komitees dazu gebildet —, hier ein Nationaldenkmal oder doch
wenigstens einen monumentalen Aussichtsturm, würdig der Bedeutung des
Ortes, zu errichten, aber bis jetzt haben diese Bemühungen keinen Erfolg ge¬
habt; und man sollte fast meinen, es wäre auch besser so, weil der Geist der
vergangnen Zeit so viel ernster und dadurch mächtiger zu uns spricht. Wenn
etwas geschehn soll, so möchte man am ersten wünschen, daß die alte Barbarossa¬
kapelle, die in dem eine halbe Stunde abwärts liegenden Dorfe Hohenstaufen
liegt, der einzige Überrest aus der glorreichen Kaiserzeit, würdig wiederher¬
gestellt werde. Erzählen uus somit nur wenige äußere Zeichen von der Größe
und Herrlichkeit der Staufer, so wirkt doch die Erinnerung mächtig ans jeden
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