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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr.

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Feuer!

Versorger. Meine Wohnung kam mir aber gar nicht in den Kopf. Es war mir,
als ob ich abgebrannt wäre und kein Heim mehr hätte.

Die Unglücklichen, die die jämmerlichen Reste ihrer Habe unter Dach und
Fach zu bringen suchten, versperrten mir dann und wann den Weg. Ich ärgerte
mich über sie und fuhr einen Kerl, der mich mit seinem Pack stieß, barsch an.
Ich ging schnell, um mich zu erwärmen.

Die Fenster Spechts strahlten Helles Licht aus. Sonst waren die Läden des
Abends immer geschlossen. Ich ging an das Haus. Ah! der Orkan hatte die
Läden abgerissen. Ich hob mich auf die Zehen, um in das Innere sehen zu
können. Glückliche Leute! Die Frau wanderte ab und zu, um die Spuren der
Feuernnordnnng zu vertilgen. Die Magd deckte in einem Zimmer den Tisch. Im
andern spielte Specht mit seinem Sohne und seiner Schwägerin Karten und lachte
eben herzlich, während der Feuerschein aus der Verkündigungsstraße herüberlenchtete
und das Zischen, Knattern und Krachen der zunächst gedämpften, aber noch lange
nicht überwältigten Glut deutlich vernehmbar war. Sein fröhliches Lachen berührte
mich unangenehm. Der kluge Specht hatte sich in seinem Leben wohl nie in un¬
verantwortliche Dummheiten hineingeritten! Ich schritt weiter.

Die Holzhäuser waren sämtlich unversehrt geblieben. Der Regen war zeitig
genug eingetreten, ihr Brennen zu verhüten. Bei der Schtschepin, bei Abramvw,
bei demi Obersten, beim Richter -- überall war Licht. Überall erholten sich die
Menschen von dem Schreck und brachten ihre Sachen wieder in Ordnung. Daß
dicht neben ihnen in der Verkündignngsstraße und weiterhin in der Steinstraße
selbst die Feuersbrunst in vollem Gange und vielleicht nur für Stunden in ihrem
Fortschritte gehemmt war, schien die Leute nach dem heute Erlebten kaum zu beun¬
ruhigen. Sonst hatten sie gezittert, wenn in viel größerer Entfernung ewige Hütten
brannten.

Burin saß beim Tee. Er begann für mich zu sorgen und unendliches Wesen
zu machen, als ich ihm sagte, daß ich gleich wieder weg müsse. Er wollte mich
ganz auskleide", wollte mir durchaus trockne Wäsche aufdringen und meine Kleider
in der Küche ans Feuer hängen lassen. Er benahm sich wie eine Mutter. Ich
sah die gute Absicht ein und war ihm sehr dankbar -- aber ich konnte nichts dafür,
seine Liebenswürdigkeit stieß mich ab, und ich mußte mir Gewalt antun, nicht
schnöde gegen ihn zu werden. Ich schlürfte mit Gier einige Gläser heißen Tees,
verschlang einige Bissen, rauchte mit Heißhunger eine Papiros, nahm einige trockne
Papiros in einem Wachstuchtäschchen von Burin, drückte ihm die Hand und ging.
Er gab mir kopfschüttelnd das Geleite bis vor die Haustür.

Die Feuerwehr war schon bei den Negiernngsgebäuden. Mit Hilfe einer Ab¬
teilung Soldaten wurde ununterbrochen gepumpt und gegossen. Ich lernte in dieser
Nacht das Spritzenrohr führen, wagte mich mit Prorwin um die Wette mitten
zwischen glühende Mauern und ans brennende, halb zerfallne Holzwände, sah mich
nicht selten von Flammen umgeben und mußte mich mehrmals durch einen kühnen
Sprung in das Ungewisse vor dem Ersticken im Rauche retten. Dann lag ich
wieder ausgestreckt auf dem Steinpflaster oder auf irgend welchen Trümmern, um
den vor Anstrengung zitternden Gliedern einige Erholung zu gönnen, und schaute
empor zu der über mir ausgebreiteten Rauchmasse, die den Eindruck eines kohl¬
schwarzen Gewölbes machte. Von den einzelnen eingestürzten Häusern ringsum
stieg dichter Qualm empor und bildete im Lichte der hin und wieder flackernden
und spielenden Flammen weißliche Säulen, die die schwarze gewölbte Decke zu
stützen schienen.

Ich war imstande, ruhig über mich und Mahada nachzudenken. Daß sie mit
mir gespielt, daß sie meinem innern Menschen einen Stoß versetzt hatte, der sich
lange nicht würde verwinden lassen -- Gott mit ihr! Mochte sie glücklich werden!
Ich wünschte ihr nichts böses. Und von einer andern Seite betrachtet hatte sie,
vielleicht unbewußt, wirklich das beste Teil erwühlt. Der Leutnant, der sie wie


Feuer!

Versorger. Meine Wohnung kam mir aber gar nicht in den Kopf. Es war mir,
als ob ich abgebrannt wäre und kein Heim mehr hätte.

Die Unglücklichen, die die jämmerlichen Reste ihrer Habe unter Dach und
Fach zu bringen suchten, versperrten mir dann und wann den Weg. Ich ärgerte
mich über sie und fuhr einen Kerl, der mich mit seinem Pack stieß, barsch an.
Ich ging schnell, um mich zu erwärmen.

Die Fenster Spechts strahlten Helles Licht aus. Sonst waren die Läden des
Abends immer geschlossen. Ich ging an das Haus. Ah! der Orkan hatte die
Läden abgerissen. Ich hob mich auf die Zehen, um in das Innere sehen zu
können. Glückliche Leute! Die Frau wanderte ab und zu, um die Spuren der
Feuernnordnnng zu vertilgen. Die Magd deckte in einem Zimmer den Tisch. Im
andern spielte Specht mit seinem Sohne und seiner Schwägerin Karten und lachte
eben herzlich, während der Feuerschein aus der Verkündigungsstraße herüberlenchtete
und das Zischen, Knattern und Krachen der zunächst gedämpften, aber noch lange
nicht überwältigten Glut deutlich vernehmbar war. Sein fröhliches Lachen berührte
mich unangenehm. Der kluge Specht hatte sich in seinem Leben wohl nie in un¬
verantwortliche Dummheiten hineingeritten! Ich schritt weiter.

Die Holzhäuser waren sämtlich unversehrt geblieben. Der Regen war zeitig
genug eingetreten, ihr Brennen zu verhüten. Bei der Schtschepin, bei Abramvw,
bei demi Obersten, beim Richter — überall war Licht. Überall erholten sich die
Menschen von dem Schreck und brachten ihre Sachen wieder in Ordnung. Daß
dicht neben ihnen in der Verkündignngsstraße und weiterhin in der Steinstraße
selbst die Feuersbrunst in vollem Gange und vielleicht nur für Stunden in ihrem
Fortschritte gehemmt war, schien die Leute nach dem heute Erlebten kaum zu beun¬
ruhigen. Sonst hatten sie gezittert, wenn in viel größerer Entfernung ewige Hütten
brannten.

Burin saß beim Tee. Er begann für mich zu sorgen und unendliches Wesen
zu machen, als ich ihm sagte, daß ich gleich wieder weg müsse. Er wollte mich
ganz auskleide», wollte mir durchaus trockne Wäsche aufdringen und meine Kleider
in der Küche ans Feuer hängen lassen. Er benahm sich wie eine Mutter. Ich
sah die gute Absicht ein und war ihm sehr dankbar — aber ich konnte nichts dafür,
seine Liebenswürdigkeit stieß mich ab, und ich mußte mir Gewalt antun, nicht
schnöde gegen ihn zu werden. Ich schlürfte mit Gier einige Gläser heißen Tees,
verschlang einige Bissen, rauchte mit Heißhunger eine Papiros, nahm einige trockne
Papiros in einem Wachstuchtäschchen von Burin, drückte ihm die Hand und ging.
Er gab mir kopfschüttelnd das Geleite bis vor die Haustür.

Die Feuerwehr war schon bei den Negiernngsgebäuden. Mit Hilfe einer Ab¬
teilung Soldaten wurde ununterbrochen gepumpt und gegossen. Ich lernte in dieser
Nacht das Spritzenrohr führen, wagte mich mit Prorwin um die Wette mitten
zwischen glühende Mauern und ans brennende, halb zerfallne Holzwände, sah mich
nicht selten von Flammen umgeben und mußte mich mehrmals durch einen kühnen
Sprung in das Ungewisse vor dem Ersticken im Rauche retten. Dann lag ich
wieder ausgestreckt auf dem Steinpflaster oder auf irgend welchen Trümmern, um
den vor Anstrengung zitternden Gliedern einige Erholung zu gönnen, und schaute
empor zu der über mir ausgebreiteten Rauchmasse, die den Eindruck eines kohl¬
schwarzen Gewölbes machte. Von den einzelnen eingestürzten Häusern ringsum
stieg dichter Qualm empor und bildete im Lichte der hin und wieder flackernden
und spielenden Flammen weißliche Säulen, die die schwarze gewölbte Decke zu
stützen schienen.

Ich war imstande, ruhig über mich und Mahada nachzudenken. Daß sie mit
mir gespielt, daß sie meinem innern Menschen einen Stoß versetzt hatte, der sich
lange nicht würde verwinden lassen — Gott mit ihr! Mochte sie glücklich werden!
Ich wünschte ihr nichts böses. Und von einer andern Seite betrachtet hatte sie,
vielleicht unbewußt, wirklich das beste Teil erwühlt. Der Leutnant, der sie wie


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[0358] Feuer! Versorger. Meine Wohnung kam mir aber gar nicht in den Kopf. Es war mir, als ob ich abgebrannt wäre und kein Heim mehr hätte. Die Unglücklichen, die die jämmerlichen Reste ihrer Habe unter Dach und Fach zu bringen suchten, versperrten mir dann und wann den Weg. Ich ärgerte mich über sie und fuhr einen Kerl, der mich mit seinem Pack stieß, barsch an. Ich ging schnell, um mich zu erwärmen. Die Fenster Spechts strahlten Helles Licht aus. Sonst waren die Läden des Abends immer geschlossen. Ich ging an das Haus. Ah! der Orkan hatte die Läden abgerissen. Ich hob mich auf die Zehen, um in das Innere sehen zu können. Glückliche Leute! Die Frau wanderte ab und zu, um die Spuren der Feuernnordnnng zu vertilgen. Die Magd deckte in einem Zimmer den Tisch. Im andern spielte Specht mit seinem Sohne und seiner Schwägerin Karten und lachte eben herzlich, während der Feuerschein aus der Verkündigungsstraße herüberlenchtete und das Zischen, Knattern und Krachen der zunächst gedämpften, aber noch lange nicht überwältigten Glut deutlich vernehmbar war. Sein fröhliches Lachen berührte mich unangenehm. Der kluge Specht hatte sich in seinem Leben wohl nie in un¬ verantwortliche Dummheiten hineingeritten! Ich schritt weiter. Die Holzhäuser waren sämtlich unversehrt geblieben. Der Regen war zeitig genug eingetreten, ihr Brennen zu verhüten. Bei der Schtschepin, bei Abramvw, bei demi Obersten, beim Richter — überall war Licht. Überall erholten sich die Menschen von dem Schreck und brachten ihre Sachen wieder in Ordnung. Daß dicht neben ihnen in der Verkündignngsstraße und weiterhin in der Steinstraße selbst die Feuersbrunst in vollem Gange und vielleicht nur für Stunden in ihrem Fortschritte gehemmt war, schien die Leute nach dem heute Erlebten kaum zu beun¬ ruhigen. Sonst hatten sie gezittert, wenn in viel größerer Entfernung ewige Hütten brannten. Burin saß beim Tee. Er begann für mich zu sorgen und unendliches Wesen zu machen, als ich ihm sagte, daß ich gleich wieder weg müsse. Er wollte mich ganz auskleide», wollte mir durchaus trockne Wäsche aufdringen und meine Kleider in der Küche ans Feuer hängen lassen. Er benahm sich wie eine Mutter. Ich sah die gute Absicht ein und war ihm sehr dankbar — aber ich konnte nichts dafür, seine Liebenswürdigkeit stieß mich ab, und ich mußte mir Gewalt antun, nicht schnöde gegen ihn zu werden. Ich schlürfte mit Gier einige Gläser heißen Tees, verschlang einige Bissen, rauchte mit Heißhunger eine Papiros, nahm einige trockne Papiros in einem Wachstuchtäschchen von Burin, drückte ihm die Hand und ging. Er gab mir kopfschüttelnd das Geleite bis vor die Haustür. Die Feuerwehr war schon bei den Negiernngsgebäuden. Mit Hilfe einer Ab¬ teilung Soldaten wurde ununterbrochen gepumpt und gegossen. Ich lernte in dieser Nacht das Spritzenrohr führen, wagte mich mit Prorwin um die Wette mitten zwischen glühende Mauern und ans brennende, halb zerfallne Holzwände, sah mich nicht selten von Flammen umgeben und mußte mich mehrmals durch einen kühnen Sprung in das Ungewisse vor dem Ersticken im Rauche retten. Dann lag ich wieder ausgestreckt auf dem Steinpflaster oder auf irgend welchen Trümmern, um den vor Anstrengung zitternden Gliedern einige Erholung zu gönnen, und schaute empor zu der über mir ausgebreiteten Rauchmasse, die den Eindruck eines kohl¬ schwarzen Gewölbes machte. Von den einzelnen eingestürzten Häusern ringsum stieg dichter Qualm empor und bildete im Lichte der hin und wieder flackernden und spielenden Flammen weißliche Säulen, die die schwarze gewölbte Decke zu stützen schienen. Ich war imstande, ruhig über mich und Mahada nachzudenken. Daß sie mit mir gespielt, daß sie meinem innern Menschen einen Stoß versetzt hatte, der sich lange nicht würde verwinden lassen — Gott mit ihr! Mochte sie glücklich werden! Ich wünschte ihr nichts böses. Und von einer andern Seite betrachtet hatte sie, vielleicht unbewußt, wirklich das beste Teil erwühlt. Der Leutnant, der sie wie

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_240381/358>, abgerufen am 25.08.2024.