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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr.

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Feuer!

gab es nicht. Die waren -- ja, wo waren sie? Natürlich mit der Rettung der
eignen geringen Habe beschäftigt oder drüben, wo sich Feuerwehr und Polizei ver¬
geblich mühten, dem Schrecken ein Ziel zu setzen. Alle Ordnung war gelöst, alle
Regel aufgehoben. Das Unglück war zu unerwartet, zu schnell hereingebrochen,
hatte zu riesige Maße angenommen.

Das wollen Christen sein! sagte ein Mann auf Krücken, indem er hinter den
Fuhrleuten, denen er kaum hatte ausweichen können, die Faust ballte. Wilde Tiere
sind es. Daß es ihnen in jeuer Welt dafür schlecht ergehe!

Wohin jagen sie? fragte ich.

Wohin? Sie benutzen die Gelegenheit. Sie verdingen sich für den zehn-
nnd zwanzigfachen Preis, Sachen an den Stadtrand zu schaffen. Sie fahren sie
aber nur bis in die zweite oder dritte Gasse, werfen sie dort ub und jagen zurück,
um sich von neuem zu verdingen. Daß sie daran krepierten, die Räuber!

Ich erreichte unsern Stadtteil. Dort ging es ruhiger zu, denn die Straße
entfernte sich immer mehr von der brennenden Strecke. Die Leute in der Nähe
der Brücke und des Feuerwehrdepots, wo die Häuser vom Feuer ergriffen oder
bedroht waren, hatten ihre Sachen wahrscheinlich das Ufer entlang zur Sandfelde
geflüchtet, die ihnen näher und bequemer lag.

Im Gedränge war mir mehrmals ein junger Mensch aufgefallen, der dnrch
seine Untätigkeit und seine ausgesucht stutzerhafte Kleidung einen grellen Gegensatz
zu der Umgebung abgab. Er hatte auf dem Kopf ein glänzend schwarzes Hütchen
von Seidenfelbel. Sein hoher steifer Hemdkragen von untadelhafter Weiße war
mit einem karrierten Tuch umschlungen, dessen Enden in einem künstlichen Knoten
auf die Brust sielen und in der ausgeschnittner Weste verschwanden. Das schwarze
Röckchen nach Küustlerart war unglaublich kurz und zeigte die Beinkleider, die eng
wie Trikots die dünnen Beine umschlossen, in ihrer ganzen Länge. Er schlenderte
in seinen feinen Lackstiefeln langsam dahin, wich jeder Berührung ängstlich und
gewandt aus und hielt an jeder Stelle an, von der aus er die Feuersbrunst be¬
trachten konnte. Ich ärgerte mich über ihn, denn ich sah es seinen Bewegungen
an, daß er aus purer Langeweile und Neugier umherwanderte, und doch war dieser
Brand nicht so beschaffen, daß er andre Gefühle als Furcht und Schrecken hätte
aufkommen lassen sollen. Wer hier mit kalter Neugier zuschauen konnte, mußte ein
herzloses Ungeheuer oder -- ein Narr sein.

Jetzt sah ich den Stutzer wieder vor mir, wie er in einer Zaunlücke stand
und auf das Feuermeer schaute. Er schien übrigens nicht ganz davon in Anspruch
genommen zu werden, denn er sah dann und wann um sich und musterte die
Vorübereilenden.

Was für el" selten großartiges Schauspiel! sagte er, als ich ihn erreichte,
und wandte sich halb zu mir. Man könnte es schön finden, wenn es nicht so ver¬
derbenbringend wäre.

Ich sah ihn nicht sehr freundlich an. Es handelte sich um das Eigentum von
Tausende". Hunderte braver, arbeitender Menschen wurden zu Bettlern. Sogar
das Leben vieler war vielleicht verloren oder in Gefahr. Dieser Kleidernarr, dem
man die Arbeitlvsigkeit vou weitem anmerkte, konnte dabei an Schauspiele und
Schönheiten denken! Ich guckte ihm in das Gesicht und fand keinen Zug von Er¬
griffenheit oder Mitleid. Nichts war da zu lesen als geckenhafte Hohlheit und
gemachte Bewunderung.

Sie sollten bei einer solchen schweren Heimsuchung Ihrem künstlerischen Ge¬
nusse keine Worte leihen, sagte ich warnend. Wenn das Volk Sie hörte, dürfte
es eben nicht in der Stimmung sein, Gefallen daran zu finden.

Ich spreche, wie mir scheint, nicht zum Volke, versetzte er empfindlich.

Ich glaubte zu merken, wohin er gehörte. Die Sorte hatte ich schon manch¬
mal kenne" lernen.

Sie sind wohl Student eiuer südlichen Universität?


Feuer!

gab es nicht. Die waren — ja, wo waren sie? Natürlich mit der Rettung der
eignen geringen Habe beschäftigt oder drüben, wo sich Feuerwehr und Polizei ver¬
geblich mühten, dem Schrecken ein Ziel zu setzen. Alle Ordnung war gelöst, alle
Regel aufgehoben. Das Unglück war zu unerwartet, zu schnell hereingebrochen,
hatte zu riesige Maße angenommen.

Das wollen Christen sein! sagte ein Mann auf Krücken, indem er hinter den
Fuhrleuten, denen er kaum hatte ausweichen können, die Faust ballte. Wilde Tiere
sind es. Daß es ihnen in jeuer Welt dafür schlecht ergehe!

Wohin jagen sie? fragte ich.

Wohin? Sie benutzen die Gelegenheit. Sie verdingen sich für den zehn-
nnd zwanzigfachen Preis, Sachen an den Stadtrand zu schaffen. Sie fahren sie
aber nur bis in die zweite oder dritte Gasse, werfen sie dort ub und jagen zurück,
um sich von neuem zu verdingen. Daß sie daran krepierten, die Räuber!

Ich erreichte unsern Stadtteil. Dort ging es ruhiger zu, denn die Straße
entfernte sich immer mehr von der brennenden Strecke. Die Leute in der Nähe
der Brücke und des Feuerwehrdepots, wo die Häuser vom Feuer ergriffen oder
bedroht waren, hatten ihre Sachen wahrscheinlich das Ufer entlang zur Sandfelde
geflüchtet, die ihnen näher und bequemer lag.

Im Gedränge war mir mehrmals ein junger Mensch aufgefallen, der dnrch
seine Untätigkeit und seine ausgesucht stutzerhafte Kleidung einen grellen Gegensatz
zu der Umgebung abgab. Er hatte auf dem Kopf ein glänzend schwarzes Hütchen
von Seidenfelbel. Sein hoher steifer Hemdkragen von untadelhafter Weiße war
mit einem karrierten Tuch umschlungen, dessen Enden in einem künstlichen Knoten
auf die Brust sielen und in der ausgeschnittner Weste verschwanden. Das schwarze
Röckchen nach Küustlerart war unglaublich kurz und zeigte die Beinkleider, die eng
wie Trikots die dünnen Beine umschlossen, in ihrer ganzen Länge. Er schlenderte
in seinen feinen Lackstiefeln langsam dahin, wich jeder Berührung ängstlich und
gewandt aus und hielt an jeder Stelle an, von der aus er die Feuersbrunst be¬
trachten konnte. Ich ärgerte mich über ihn, denn ich sah es seinen Bewegungen
an, daß er aus purer Langeweile und Neugier umherwanderte, und doch war dieser
Brand nicht so beschaffen, daß er andre Gefühle als Furcht und Schrecken hätte
aufkommen lassen sollen. Wer hier mit kalter Neugier zuschauen konnte, mußte ein
herzloses Ungeheuer oder — ein Narr sein.

Jetzt sah ich den Stutzer wieder vor mir, wie er in einer Zaunlücke stand
und auf das Feuermeer schaute. Er schien übrigens nicht ganz davon in Anspruch
genommen zu werden, denn er sah dann und wann um sich und musterte die
Vorübereilenden.

Was für el» selten großartiges Schauspiel! sagte er, als ich ihn erreichte,
und wandte sich halb zu mir. Man könnte es schön finden, wenn es nicht so ver¬
derbenbringend wäre.

Ich sah ihn nicht sehr freundlich an. Es handelte sich um das Eigentum von
Tausende». Hunderte braver, arbeitender Menschen wurden zu Bettlern. Sogar
das Leben vieler war vielleicht verloren oder in Gefahr. Dieser Kleidernarr, dem
man die Arbeitlvsigkeit vou weitem anmerkte, konnte dabei an Schauspiele und
Schönheiten denken! Ich guckte ihm in das Gesicht und fand keinen Zug von Er¬
griffenheit oder Mitleid. Nichts war da zu lesen als geckenhafte Hohlheit und
gemachte Bewunderung.

Sie sollten bei einer solchen schweren Heimsuchung Ihrem künstlerischen Ge¬
nusse keine Worte leihen, sagte ich warnend. Wenn das Volk Sie hörte, dürfte
es eben nicht in der Stimmung sein, Gefallen daran zu finden.

Ich spreche, wie mir scheint, nicht zum Volke, versetzte er empfindlich.

Ich glaubte zu merken, wohin er gehörte. Die Sorte hatte ich schon manch¬
mal kenne» lernen.

Sie sind wohl Student eiuer südlichen Universität?


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[0298] Feuer! gab es nicht. Die waren — ja, wo waren sie? Natürlich mit der Rettung der eignen geringen Habe beschäftigt oder drüben, wo sich Feuerwehr und Polizei ver¬ geblich mühten, dem Schrecken ein Ziel zu setzen. Alle Ordnung war gelöst, alle Regel aufgehoben. Das Unglück war zu unerwartet, zu schnell hereingebrochen, hatte zu riesige Maße angenommen. Das wollen Christen sein! sagte ein Mann auf Krücken, indem er hinter den Fuhrleuten, denen er kaum hatte ausweichen können, die Faust ballte. Wilde Tiere sind es. Daß es ihnen in jeuer Welt dafür schlecht ergehe! Wohin jagen sie? fragte ich. Wohin? Sie benutzen die Gelegenheit. Sie verdingen sich für den zehn- nnd zwanzigfachen Preis, Sachen an den Stadtrand zu schaffen. Sie fahren sie aber nur bis in die zweite oder dritte Gasse, werfen sie dort ub und jagen zurück, um sich von neuem zu verdingen. Daß sie daran krepierten, die Räuber! Ich erreichte unsern Stadtteil. Dort ging es ruhiger zu, denn die Straße entfernte sich immer mehr von der brennenden Strecke. Die Leute in der Nähe der Brücke und des Feuerwehrdepots, wo die Häuser vom Feuer ergriffen oder bedroht waren, hatten ihre Sachen wahrscheinlich das Ufer entlang zur Sandfelde geflüchtet, die ihnen näher und bequemer lag. Im Gedränge war mir mehrmals ein junger Mensch aufgefallen, der dnrch seine Untätigkeit und seine ausgesucht stutzerhafte Kleidung einen grellen Gegensatz zu der Umgebung abgab. Er hatte auf dem Kopf ein glänzend schwarzes Hütchen von Seidenfelbel. Sein hoher steifer Hemdkragen von untadelhafter Weiße war mit einem karrierten Tuch umschlungen, dessen Enden in einem künstlichen Knoten auf die Brust sielen und in der ausgeschnittner Weste verschwanden. Das schwarze Röckchen nach Küustlerart war unglaublich kurz und zeigte die Beinkleider, die eng wie Trikots die dünnen Beine umschlossen, in ihrer ganzen Länge. Er schlenderte in seinen feinen Lackstiefeln langsam dahin, wich jeder Berührung ängstlich und gewandt aus und hielt an jeder Stelle an, von der aus er die Feuersbrunst be¬ trachten konnte. Ich ärgerte mich über ihn, denn ich sah es seinen Bewegungen an, daß er aus purer Langeweile und Neugier umherwanderte, und doch war dieser Brand nicht so beschaffen, daß er andre Gefühle als Furcht und Schrecken hätte aufkommen lassen sollen. Wer hier mit kalter Neugier zuschauen konnte, mußte ein herzloses Ungeheuer oder — ein Narr sein. Jetzt sah ich den Stutzer wieder vor mir, wie er in einer Zaunlücke stand und auf das Feuermeer schaute. Er schien übrigens nicht ganz davon in Anspruch genommen zu werden, denn er sah dann und wann um sich und musterte die Vorübereilenden. Was für el» selten großartiges Schauspiel! sagte er, als ich ihn erreichte, und wandte sich halb zu mir. Man könnte es schön finden, wenn es nicht so ver¬ derbenbringend wäre. Ich sah ihn nicht sehr freundlich an. Es handelte sich um das Eigentum von Tausende». Hunderte braver, arbeitender Menschen wurden zu Bettlern. Sogar das Leben vieler war vielleicht verloren oder in Gefahr. Dieser Kleidernarr, dem man die Arbeitlvsigkeit vou weitem anmerkte, konnte dabei an Schauspiele und Schönheiten denken! Ich guckte ihm in das Gesicht und fand keinen Zug von Er¬ griffenheit oder Mitleid. Nichts war da zu lesen als geckenhafte Hohlheit und gemachte Bewunderung. Sie sollten bei einer solchen schweren Heimsuchung Ihrem künstlerischen Ge¬ nusse keine Worte leihen, sagte ich warnend. Wenn das Volk Sie hörte, dürfte es eben nicht in der Stimmung sein, Gefallen daran zu finden. Ich spreche, wie mir scheint, nicht zum Volke, versetzte er empfindlich. Ich glaubte zu merken, wohin er gehörte. Die Sorte hatte ich schon manch¬ mal kenne» lernen. Sie sind wohl Student eiuer südlichen Universität?

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_240381/298>, abgerufen am 29.08.2024.