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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr.

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Feuer

der die Vctrunknen gesungen hatten, standen die Häuser unbeschädigt. Links waren
die Gebäude angeräuchert und angesengt, die Scheiben zerschlagen, die Dächer zum
Teil abgedeckt. Hier hatte ohne Zweifel die Feuerwehr im Beginn gearbeitet und
versucht, den Brand zu hemmen. Einige der Holzhäuser, die zwischen den Stein-
bauten gestanden hatten, waren der Flamme zum Opfer gefallen. Von den Buden
und Ständen auf dem Platze selbst war keine Spur zu sehen. Sie waren zu Asche
verglimmt und vom Winde weggefegt. Hinter demi Markt hatte das Feuer in feiner
ganzen Schrecklichkeit gewütet. Freilich standen die steinernen Fleischcrbnden, die
den Platz abschlossen, unversehrt da. Sie boten ein eigentümliches und fast unbe¬
greifliches Bild eben dadurch, daß sie verschont geblieben waren, denn sie kreuzten
den Weg, den die Flammen genommen hatten. Ihr Vorhandensein ließ sich nur
dadurch erklären, daß der Sturm zu heftig geweht hatte und sie selbst nicht hoch
genug emporragten. Die Glut war sozusagen über sie weggeblasen worden und
hatte nicht lange genug gewährt, ihr Eisendnch so weit zu erhitzen, daß sich die
es tragenden Sparren und Balken entzündeten. Das lange dreistöckige Gebäude
hinter den Fleischerbnden hatte über sie weg dem vollen Anprall des Feuers, der
Funken und der brennenden Holzstücke die Front geboten und war selbstverständlich
seinem Schicksal nicht entgangen. Nur die geschwärzten Mauern standen noch. Die
Querlagen und das Dach waren längst in das Innere gestürzt. Schauerlich, sinn¬
verwirrend war das Bild, das dort durch die ausgebrannten Fenster- und Tür¬
öffnungen sichtbar wurde. Der durch diese Öffnungen und von oben stoßweise
eindringende Wind bildete Wirbel und schürte den ungeheuern Scheiterhaufen zu
unmer erneutem Lodern. Bald nahm die Flamme dunkle, fast blutrote Färbung
"u ^ und verschwand beinahe in schwarzem Dampf, bald schlug sie blitzartig hell, fast
^eiß in die Luft, wurde vom Sturme gepackt und fuhr in schmalen Zungen weit
M durch die rollende und wirbelnde Rauchwolke. Dabei gab es ein Sausen und
Krachen, wie es sonst wohl nur der Orkan verursacht, wenn er sich, Stämme
brechend, einen Weg durch den Wald bahnt. Dann und wann fielen noch ein-
Stücke, die bisher an den Wänden hängen geblieben waren, und jedesmal
füllte sich das Innere des Gebäudes mit Funken wie eine Schmiedeesse.

Hinter dem Gebäude war nichts zu sehen als Rauch, schwarzer, eine wogende
^>cnsse bildender Rauch. Wie weit das Feuer schon vorgedrungen war -- wer
konnte es wissen oder beurteilen! Sehr breit schien es sich nicht ausgedehnt zu
haben. Der Sturm ließ das nicht zu. Nach oberflächlicher Schätzung konnten
iedoch immerhin etwa zehn Gebäude zu gleicher Zeit in Flammen stehn. Die Mitte
er ergriffnen Strecke lag gerade auf die Brücke und auf das Feuerwehrdepot zu.
. b Wohl der Fluß das furchtbare Unglück aufhielt, der Vernichtung eine Grenze
letzte? Geschah das nicht, so war auch die Hälfte des dritten Stadtteils verloren.

Eben stürzte in dem dreistöckigen Gebäude wieder ein Balken nieder und ver¬
ursachte solches Getose, als ob mehrere Kanonen hart hintereinander abgefeuert
urbem. In der ganzen Breite des Baues erhoben sich Tausende und aber Tausende
°u größern und kleinern Funken, flogen über die Mauern empor, wurden vom
ura erfaßt und mit dem Rauch weggetrieben, zum Teil noch lange sichtbar wie
Sternchen am schwärzlichen Nachthimmel.

Hurra! Noch eine Rakete! Hurra! schrie nicht weit von mir eine jämmer-
ucye, meckernde Stimme.

se" zusammen bei der unerwarteten Gemeinheit, die unter solchen Um-
lianden in dem Rufe lag. Ich sah hin. Da standen zwei schlottrige, zerlumpte
^e"e, dem Ansehen nach Schuster oder dergleichen, bleich, betrunken fast bis zur
^ninlosigkeit. Sie stammten vielleicht ans derselben Gesellschaft, der ich am Morgen
^e Zündhölzchen hatte wegnehmen lassen. Einer schwenkte die Mütze über dem
in^'i und taumelte dabei. Der andre war barhaupt und schlenkerte die Arme hin
her. Beide aber guckten den verschwindenden Funkcngarben nach und freuten
>'es Üb)er das Schauspiel wie unmündige, nichts begreifende Kinder.


Feuer

der die Vctrunknen gesungen hatten, standen die Häuser unbeschädigt. Links waren
die Gebäude angeräuchert und angesengt, die Scheiben zerschlagen, die Dächer zum
Teil abgedeckt. Hier hatte ohne Zweifel die Feuerwehr im Beginn gearbeitet und
versucht, den Brand zu hemmen. Einige der Holzhäuser, die zwischen den Stein-
bauten gestanden hatten, waren der Flamme zum Opfer gefallen. Von den Buden
und Ständen auf dem Platze selbst war keine Spur zu sehen. Sie waren zu Asche
verglimmt und vom Winde weggefegt. Hinter demi Markt hatte das Feuer in feiner
ganzen Schrecklichkeit gewütet. Freilich standen die steinernen Fleischcrbnden, die
den Platz abschlossen, unversehrt da. Sie boten ein eigentümliches und fast unbe¬
greifliches Bild eben dadurch, daß sie verschont geblieben waren, denn sie kreuzten
den Weg, den die Flammen genommen hatten. Ihr Vorhandensein ließ sich nur
dadurch erklären, daß der Sturm zu heftig geweht hatte und sie selbst nicht hoch
genug emporragten. Die Glut war sozusagen über sie weggeblasen worden und
hatte nicht lange genug gewährt, ihr Eisendnch so weit zu erhitzen, daß sich die
es tragenden Sparren und Balken entzündeten. Das lange dreistöckige Gebäude
hinter den Fleischerbnden hatte über sie weg dem vollen Anprall des Feuers, der
Funken und der brennenden Holzstücke die Front geboten und war selbstverständlich
seinem Schicksal nicht entgangen. Nur die geschwärzten Mauern standen noch. Die
Querlagen und das Dach waren längst in das Innere gestürzt. Schauerlich, sinn¬
verwirrend war das Bild, das dort durch die ausgebrannten Fenster- und Tür¬
öffnungen sichtbar wurde. Der durch diese Öffnungen und von oben stoßweise
eindringende Wind bildete Wirbel und schürte den ungeheuern Scheiterhaufen zu
unmer erneutem Lodern. Bald nahm die Flamme dunkle, fast blutrote Färbung
"u ^ und verschwand beinahe in schwarzem Dampf, bald schlug sie blitzartig hell, fast
^eiß in die Luft, wurde vom Sturme gepackt und fuhr in schmalen Zungen weit
M durch die rollende und wirbelnde Rauchwolke. Dabei gab es ein Sausen und
Krachen, wie es sonst wohl nur der Orkan verursacht, wenn er sich, Stämme
brechend, einen Weg durch den Wald bahnt. Dann und wann fielen noch ein-
Stücke, die bisher an den Wänden hängen geblieben waren, und jedesmal
füllte sich das Innere des Gebäudes mit Funken wie eine Schmiedeesse.

Hinter dem Gebäude war nichts zu sehen als Rauch, schwarzer, eine wogende
^>cnsse bildender Rauch. Wie weit das Feuer schon vorgedrungen war — wer
konnte es wissen oder beurteilen! Sehr breit schien es sich nicht ausgedehnt zu
haben. Der Sturm ließ das nicht zu. Nach oberflächlicher Schätzung konnten
iedoch immerhin etwa zehn Gebäude zu gleicher Zeit in Flammen stehn. Die Mitte
er ergriffnen Strecke lag gerade auf die Brücke und auf das Feuerwehrdepot zu.
. b Wohl der Fluß das furchtbare Unglück aufhielt, der Vernichtung eine Grenze
letzte? Geschah das nicht, so war auch die Hälfte des dritten Stadtteils verloren.

Eben stürzte in dem dreistöckigen Gebäude wieder ein Balken nieder und ver¬
ursachte solches Getose, als ob mehrere Kanonen hart hintereinander abgefeuert
urbem. In der ganzen Breite des Baues erhoben sich Tausende und aber Tausende
°u größern und kleinern Funken, flogen über die Mauern empor, wurden vom
ura erfaßt und mit dem Rauch weggetrieben, zum Teil noch lange sichtbar wie
Sternchen am schwärzlichen Nachthimmel.

Hurra! Noch eine Rakete! Hurra! schrie nicht weit von mir eine jämmer-
ucye, meckernde Stimme.

se" zusammen bei der unerwarteten Gemeinheit, die unter solchen Um-
lianden in dem Rufe lag. Ich sah hin. Da standen zwei schlottrige, zerlumpte
^e«e, dem Ansehen nach Schuster oder dergleichen, bleich, betrunken fast bis zur
^ninlosigkeit. Sie stammten vielleicht ans derselben Gesellschaft, der ich am Morgen
^e Zündhölzchen hatte wegnehmen lassen. Einer schwenkte die Mütze über dem
in^'i und taumelte dabei. Der andre war barhaupt und schlenkerte die Arme hin
her. Beide aber guckten den verschwindenden Funkcngarben nach und freuten
>'es Üb)er das Schauspiel wie unmündige, nichts begreifende Kinder.


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[0295] Feuer der die Vctrunknen gesungen hatten, standen die Häuser unbeschädigt. Links waren die Gebäude angeräuchert und angesengt, die Scheiben zerschlagen, die Dächer zum Teil abgedeckt. Hier hatte ohne Zweifel die Feuerwehr im Beginn gearbeitet und versucht, den Brand zu hemmen. Einige der Holzhäuser, die zwischen den Stein- bauten gestanden hatten, waren der Flamme zum Opfer gefallen. Von den Buden und Ständen auf dem Platze selbst war keine Spur zu sehen. Sie waren zu Asche verglimmt und vom Winde weggefegt. Hinter demi Markt hatte das Feuer in feiner ganzen Schrecklichkeit gewütet. Freilich standen die steinernen Fleischcrbnden, die den Platz abschlossen, unversehrt da. Sie boten ein eigentümliches und fast unbe¬ greifliches Bild eben dadurch, daß sie verschont geblieben waren, denn sie kreuzten den Weg, den die Flammen genommen hatten. Ihr Vorhandensein ließ sich nur dadurch erklären, daß der Sturm zu heftig geweht hatte und sie selbst nicht hoch genug emporragten. Die Glut war sozusagen über sie weggeblasen worden und hatte nicht lange genug gewährt, ihr Eisendnch so weit zu erhitzen, daß sich die es tragenden Sparren und Balken entzündeten. Das lange dreistöckige Gebäude hinter den Fleischerbnden hatte über sie weg dem vollen Anprall des Feuers, der Funken und der brennenden Holzstücke die Front geboten und war selbstverständlich seinem Schicksal nicht entgangen. Nur die geschwärzten Mauern standen noch. Die Querlagen und das Dach waren längst in das Innere gestürzt. Schauerlich, sinn¬ verwirrend war das Bild, das dort durch die ausgebrannten Fenster- und Tür¬ öffnungen sichtbar wurde. Der durch diese Öffnungen und von oben stoßweise eindringende Wind bildete Wirbel und schürte den ungeheuern Scheiterhaufen zu unmer erneutem Lodern. Bald nahm die Flamme dunkle, fast blutrote Färbung "u ^ und verschwand beinahe in schwarzem Dampf, bald schlug sie blitzartig hell, fast ^eiß in die Luft, wurde vom Sturme gepackt und fuhr in schmalen Zungen weit M durch die rollende und wirbelnde Rauchwolke. Dabei gab es ein Sausen und Krachen, wie es sonst wohl nur der Orkan verursacht, wenn er sich, Stämme brechend, einen Weg durch den Wald bahnt. Dann und wann fielen noch ein- Stücke, die bisher an den Wänden hängen geblieben waren, und jedesmal füllte sich das Innere des Gebäudes mit Funken wie eine Schmiedeesse. Hinter dem Gebäude war nichts zu sehen als Rauch, schwarzer, eine wogende ^>cnsse bildender Rauch. Wie weit das Feuer schon vorgedrungen war — wer konnte es wissen oder beurteilen! Sehr breit schien es sich nicht ausgedehnt zu haben. Der Sturm ließ das nicht zu. Nach oberflächlicher Schätzung konnten iedoch immerhin etwa zehn Gebäude zu gleicher Zeit in Flammen stehn. Die Mitte er ergriffnen Strecke lag gerade auf die Brücke und auf das Feuerwehrdepot zu. . b Wohl der Fluß das furchtbare Unglück aufhielt, der Vernichtung eine Grenze letzte? Geschah das nicht, so war auch die Hälfte des dritten Stadtteils verloren. Eben stürzte in dem dreistöckigen Gebäude wieder ein Balken nieder und ver¬ ursachte solches Getose, als ob mehrere Kanonen hart hintereinander abgefeuert urbem. In der ganzen Breite des Baues erhoben sich Tausende und aber Tausende °u größern und kleinern Funken, flogen über die Mauern empor, wurden vom ura erfaßt und mit dem Rauch weggetrieben, zum Teil noch lange sichtbar wie Sternchen am schwärzlichen Nachthimmel. Hurra! Noch eine Rakete! Hurra! schrie nicht weit von mir eine jämmer- ucye, meckernde Stimme. se" zusammen bei der unerwarteten Gemeinheit, die unter solchen Um- lianden in dem Rufe lag. Ich sah hin. Da standen zwei schlottrige, zerlumpte ^e«e, dem Ansehen nach Schuster oder dergleichen, bleich, betrunken fast bis zur ^ninlosigkeit. Sie stammten vielleicht ans derselben Gesellschaft, der ich am Morgen ^e Zündhölzchen hatte wegnehmen lassen. Einer schwenkte die Mütze über dem in^'i und taumelte dabei. Der andre war barhaupt und schlenkerte die Arme hin her. Beide aber guckten den verschwindenden Funkcngarben nach und freuten >'es Üb)er das Schauspiel wie unmündige, nichts begreifende Kinder.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_240381/295>, abgerufen am 28.08.2024.