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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr.

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Feuer!

ich es nun mit dem Urlaub halten sollte. Um vier Uhr zurückkommen, tels hieß
Mahada das Vergnügen verderben, denn gerade um die Zeit des Nachmittags be¬
gann es im Freien angenehm zu werde", wahrend bis dahin die Hitze, die mit
jedem Tage zunahm, fast unerträglich war. Auch der Wind, der um die Mittag¬
zeit seinen höchsten Grad zu erreichen pflegte, legte sich dann gewöhnlich. Ich
beschloß endlich, Mahada gar nichts zu sagen und sie nach Umständen unter irgend
einem Vorwand zu verlasse", pünktlich um vier Uhr mich dem Aufseher zu zeigen
und darauf -- wieder zu verschwinden. Seine Allwissenheit, hoffte ich, werde
wenigstens diesesmnl nicht so weit reichen, daß er auf den Gedanken komme, ich
sei zum zweitenmal aus der Stadt gelaufen.

Ich beauftragte Jegorow, der mich in meiner Wohnung erwartete, am Morgen
zeitiger als gewöhnlich die Bewohner meiner Hauptstraßen zum Fegen anzutreiben,
weil der Polizeimeister revidieren werde, nahm mir vor, persönlich nur der Rei¬
nigung der Steinstraße beizuwohnen, und lief noch in den ersten Stadtteil zu den
großen Magazinen, wo es mir nur mit Mühe gelang, so spät am Abend noch
einige ungewöhnlich schöne Orangen nebst verschiedne" Süßigkeiten zu erhalten.

Freilich weckte mich Gerassim laut meinem Befehl schon um fünf, nachdem ich
nur wenig Stunden geschlafen hatte. Trotzdem verging die Zeit, während ich mit
besondrer Sorgfalt Toilette machte, und es war schon stark auf sieben, als ich in
einem nagelneuen schneeweißen Uniformkittel ans dem Hause trat. Gerassim erhielt
den Auftrag, das Päckchen mit den Früchten und Süßigkeiten um sieben bei Mahada
abzugeben.

20

Der Südwind blies stärker als an den Tagen vorher, und vom graublauen,
wolkenlosen Himmel brannte die Sonne trotz der frühen Stunde ganz bedeutend.
Ich eilte durch die der Steinstraße zunächst liegenden Gassen und fand sie schon
rein und in Ordnung. Am Ufer wandte ich mich zur Steinstraße, aus der ich des
Wachmeisters Signalpfeife vernahm, und als ich an die Ecke kam und in die Straße
einbog, hörte ich Jegorows Pfeifen und Schelten weit vor mir.

Ich ging in der Mitte der Straße rasch vorwärts. Bei den letzten steinernen
Häusern fand ich die Hausknechte und die Mägde noch im Handhaben der Besen
und Körbe begriffen.

Auf der Bank an der Pforte seines Hauses saß der Richter im allerbeqnemsten
Morgenkostnm in der Sonne. Er hatte weite leinene Beinkleider an und über
dem Hemd ein leichtes vorn offnes Jackett. Den Kopf bedeckte ein alter Panama-
Hut. Die Füße steckten in Pantoffeln, die einst ausgenäht gewesen waren. Er
schaute wohlgefällig ans Agafja, die in einem ebenfalls vorn offnen Kattunkleide
barhaupt und barfuß in der Mitte der Straße stand und sich nach allen Seiten
umschaute. So leicht bekleidet bot sie die Möglichkeit zu erkennen, wie wohlgenährt
und gut gebaut sie sei. Sie hielt in einer Hand einen leeren Korb, und mit der
andern schütterte sie einen Besen.

Eingedenk der Worte Burins wollte ich die Gelegenheit benutzen, ihr zuerst
Guten Morgen, Agnfja Platonowna! zurufen und dann den Richter begrüßen. Ich
kam aber nicht dazu. Sie sah mir mit halbzugekniffnen Augen entgegen, drehte
sich hin und her und wartete, bis ich nahe genug war, ihre Worte verstehn zu können.
Dann wandte sie sich laut an den Richter.

Da kommt, glaube ich, der Herr Gehilfe, sagte sie. Bitten Sie ihn doch,
Herr, daß er mir zeigt, wo es hier etwas zu reinige" gibt. Ich gucke mir die
Augen krank und kann nichts Unreines bemerken.

Ich war unterdessen herangekommen. Ich grüßte den Richter, während Agafja
sich zur Seite wandte, mit dem Besen manövrierte und mir die Hinterseite zukehrte.

Hier ist es allerdings rein, sagte ich und wollte vorübergehn.

Gestern Abend hat der Zehntner die Straße gekehrt, ehe ich ihn nach Hause
abfertigte, bemerkte der Richter mit seinem tiefen Baß.


Feuer!

ich es nun mit dem Urlaub halten sollte. Um vier Uhr zurückkommen, tels hieß
Mahada das Vergnügen verderben, denn gerade um die Zeit des Nachmittags be¬
gann es im Freien angenehm zu werde», wahrend bis dahin die Hitze, die mit
jedem Tage zunahm, fast unerträglich war. Auch der Wind, der um die Mittag¬
zeit seinen höchsten Grad zu erreichen pflegte, legte sich dann gewöhnlich. Ich
beschloß endlich, Mahada gar nichts zu sagen und sie nach Umständen unter irgend
einem Vorwand zu verlasse», pünktlich um vier Uhr mich dem Aufseher zu zeigen
und darauf — wieder zu verschwinden. Seine Allwissenheit, hoffte ich, werde
wenigstens diesesmnl nicht so weit reichen, daß er auf den Gedanken komme, ich
sei zum zweitenmal aus der Stadt gelaufen.

Ich beauftragte Jegorow, der mich in meiner Wohnung erwartete, am Morgen
zeitiger als gewöhnlich die Bewohner meiner Hauptstraßen zum Fegen anzutreiben,
weil der Polizeimeister revidieren werde, nahm mir vor, persönlich nur der Rei¬
nigung der Steinstraße beizuwohnen, und lief noch in den ersten Stadtteil zu den
großen Magazinen, wo es mir nur mit Mühe gelang, so spät am Abend noch
einige ungewöhnlich schöne Orangen nebst verschiedne» Süßigkeiten zu erhalten.

Freilich weckte mich Gerassim laut meinem Befehl schon um fünf, nachdem ich
nur wenig Stunden geschlafen hatte. Trotzdem verging die Zeit, während ich mit
besondrer Sorgfalt Toilette machte, und es war schon stark auf sieben, als ich in
einem nagelneuen schneeweißen Uniformkittel ans dem Hause trat. Gerassim erhielt
den Auftrag, das Päckchen mit den Früchten und Süßigkeiten um sieben bei Mahada
abzugeben.

20

Der Südwind blies stärker als an den Tagen vorher, und vom graublauen,
wolkenlosen Himmel brannte die Sonne trotz der frühen Stunde ganz bedeutend.
Ich eilte durch die der Steinstraße zunächst liegenden Gassen und fand sie schon
rein und in Ordnung. Am Ufer wandte ich mich zur Steinstraße, aus der ich des
Wachmeisters Signalpfeife vernahm, und als ich an die Ecke kam und in die Straße
einbog, hörte ich Jegorows Pfeifen und Schelten weit vor mir.

Ich ging in der Mitte der Straße rasch vorwärts. Bei den letzten steinernen
Häusern fand ich die Hausknechte und die Mägde noch im Handhaben der Besen
und Körbe begriffen.

Auf der Bank an der Pforte seines Hauses saß der Richter im allerbeqnemsten
Morgenkostnm in der Sonne. Er hatte weite leinene Beinkleider an und über
dem Hemd ein leichtes vorn offnes Jackett. Den Kopf bedeckte ein alter Panama-
Hut. Die Füße steckten in Pantoffeln, die einst ausgenäht gewesen waren. Er
schaute wohlgefällig ans Agafja, die in einem ebenfalls vorn offnen Kattunkleide
barhaupt und barfuß in der Mitte der Straße stand und sich nach allen Seiten
umschaute. So leicht bekleidet bot sie die Möglichkeit zu erkennen, wie wohlgenährt
und gut gebaut sie sei. Sie hielt in einer Hand einen leeren Korb, und mit der
andern schütterte sie einen Besen.

Eingedenk der Worte Burins wollte ich die Gelegenheit benutzen, ihr zuerst
Guten Morgen, Agnfja Platonowna! zurufen und dann den Richter begrüßen. Ich
kam aber nicht dazu. Sie sah mir mit halbzugekniffnen Augen entgegen, drehte
sich hin und her und wartete, bis ich nahe genug war, ihre Worte verstehn zu können.
Dann wandte sie sich laut an den Richter.

Da kommt, glaube ich, der Herr Gehilfe, sagte sie. Bitten Sie ihn doch,
Herr, daß er mir zeigt, wo es hier etwas zu reinige» gibt. Ich gucke mir die
Augen krank und kann nichts Unreines bemerken.

Ich war unterdessen herangekommen. Ich grüßte den Richter, während Agafja
sich zur Seite wandte, mit dem Besen manövrierte und mir die Hinterseite zukehrte.

Hier ist es allerdings rein, sagte ich und wollte vorübergehn.

Gestern Abend hat der Zehntner die Straße gekehrt, ehe ich ihn nach Hause
abfertigte, bemerkte der Richter mit seinem tiefen Baß.


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[0234] Feuer! ich es nun mit dem Urlaub halten sollte. Um vier Uhr zurückkommen, tels hieß Mahada das Vergnügen verderben, denn gerade um die Zeit des Nachmittags be¬ gann es im Freien angenehm zu werde», wahrend bis dahin die Hitze, die mit jedem Tage zunahm, fast unerträglich war. Auch der Wind, der um die Mittag¬ zeit seinen höchsten Grad zu erreichen pflegte, legte sich dann gewöhnlich. Ich beschloß endlich, Mahada gar nichts zu sagen und sie nach Umständen unter irgend einem Vorwand zu verlasse», pünktlich um vier Uhr mich dem Aufseher zu zeigen und darauf — wieder zu verschwinden. Seine Allwissenheit, hoffte ich, werde wenigstens diesesmnl nicht so weit reichen, daß er auf den Gedanken komme, ich sei zum zweitenmal aus der Stadt gelaufen. Ich beauftragte Jegorow, der mich in meiner Wohnung erwartete, am Morgen zeitiger als gewöhnlich die Bewohner meiner Hauptstraßen zum Fegen anzutreiben, weil der Polizeimeister revidieren werde, nahm mir vor, persönlich nur der Rei¬ nigung der Steinstraße beizuwohnen, und lief noch in den ersten Stadtteil zu den großen Magazinen, wo es mir nur mit Mühe gelang, so spät am Abend noch einige ungewöhnlich schöne Orangen nebst verschiedne» Süßigkeiten zu erhalten. Freilich weckte mich Gerassim laut meinem Befehl schon um fünf, nachdem ich nur wenig Stunden geschlafen hatte. Trotzdem verging die Zeit, während ich mit besondrer Sorgfalt Toilette machte, und es war schon stark auf sieben, als ich in einem nagelneuen schneeweißen Uniformkittel ans dem Hause trat. Gerassim erhielt den Auftrag, das Päckchen mit den Früchten und Süßigkeiten um sieben bei Mahada abzugeben. 20 Der Südwind blies stärker als an den Tagen vorher, und vom graublauen, wolkenlosen Himmel brannte die Sonne trotz der frühen Stunde ganz bedeutend. Ich eilte durch die der Steinstraße zunächst liegenden Gassen und fand sie schon rein und in Ordnung. Am Ufer wandte ich mich zur Steinstraße, aus der ich des Wachmeisters Signalpfeife vernahm, und als ich an die Ecke kam und in die Straße einbog, hörte ich Jegorows Pfeifen und Schelten weit vor mir. Ich ging in der Mitte der Straße rasch vorwärts. Bei den letzten steinernen Häusern fand ich die Hausknechte und die Mägde noch im Handhaben der Besen und Körbe begriffen. Auf der Bank an der Pforte seines Hauses saß der Richter im allerbeqnemsten Morgenkostnm in der Sonne. Er hatte weite leinene Beinkleider an und über dem Hemd ein leichtes vorn offnes Jackett. Den Kopf bedeckte ein alter Panama- Hut. Die Füße steckten in Pantoffeln, die einst ausgenäht gewesen waren. Er schaute wohlgefällig ans Agafja, die in einem ebenfalls vorn offnen Kattunkleide barhaupt und barfuß in der Mitte der Straße stand und sich nach allen Seiten umschaute. So leicht bekleidet bot sie die Möglichkeit zu erkennen, wie wohlgenährt und gut gebaut sie sei. Sie hielt in einer Hand einen leeren Korb, und mit der andern schütterte sie einen Besen. Eingedenk der Worte Burins wollte ich die Gelegenheit benutzen, ihr zuerst Guten Morgen, Agnfja Platonowna! zurufen und dann den Richter begrüßen. Ich kam aber nicht dazu. Sie sah mir mit halbzugekniffnen Augen entgegen, drehte sich hin und her und wartete, bis ich nahe genug war, ihre Worte verstehn zu können. Dann wandte sie sich laut an den Richter. Da kommt, glaube ich, der Herr Gehilfe, sagte sie. Bitten Sie ihn doch, Herr, daß er mir zeigt, wo es hier etwas zu reinige» gibt. Ich gucke mir die Augen krank und kann nichts Unreines bemerken. Ich war unterdessen herangekommen. Ich grüßte den Richter, während Agafja sich zur Seite wandte, mit dem Besen manövrierte und mir die Hinterseite zukehrte. Hier ist es allerdings rein, sagte ich und wollte vorübergehn. Gestern Abend hat der Zehntner die Straße gekehrt, ehe ich ihn nach Hause abfertigte, bemerkte der Richter mit seinem tiefen Baß.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_240381/234>, abgerufen am 25.08.2024.