Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr.Bewußtes und unbewußtes Streben im staatlichen Leben des Reichslandes Verufskonsulate in Curitiba, Desterro, Porto Alegre und Rio Grande do Suk Gewußtes und unbewußtes Streben im staatlichen Leben des Reichslandes (Schlusz) egegnet die völlige Einverleibung in Preußen dem Übelwollen Nehmen sich nun die Elsässer die ihrem Stammescharakter entsprechende Bewußtes und unbewußtes Streben im staatlichen Leben des Reichslandes Verufskonsulate in Curitiba, Desterro, Porto Alegre und Rio Grande do Suk Gewußtes und unbewußtes Streben im staatlichen Leben des Reichslandes (Schlusz) egegnet die völlige Einverleibung in Preußen dem Übelwollen Nehmen sich nun die Elsässer die ihrem Stammescharakter entsprechende <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0193" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/240575"/> <fw type="header" place="top"> Bewußtes und unbewußtes Streben im staatlichen Leben des Reichslandes</fw><lb/> <p xml:id="ID_959" prev="#ID_958"> Verufskonsulate in Curitiba, Desterro, Porto Alegre und Rio Grande do Suk<lb/> liefert jedem Denkenden den Beweis, daß wir schon jetzt das Terrain vor¬<lb/> bereiten wollen. Nach der Aufhebung des von der Heydtschen Reskripts war<lb/> das auch entschieden die beste Maßregel, die wir für Erhaltung der deutschen<lb/> Reichsangehörigkeit dort treffen konnten. Wie durch dieses verhängnisvolle<lb/> Reskript die Auswanderung nach Brasilien verboten wurde, so müssen wir<lb/> jetzt ein Gesetz erlassen, das die Auswanderung nach allen andern Ländern<lb/> und die Verleitung dazu unter Strafe stellt. Sobald wir Südbrasilien in<lb/> unsre Interessensphäre gezogen haben werden, können wir den Answandrern<lb/> ja auch absolute Garantien für ein gutes ungestörtes Fortkommen dort geben,<lb/> zumal dn dann auch eine freudigere Beteiligung des deutschen Privatkapitals<lb/> zu erwarten steht. Hüten müssen wir uns davor, büreaukratische Einrichtungen<lb/> ü> diese Länder zu tragen. Lassen wir ihnen soviel Selbstverwaltung wie<lb/> irgend möglich. Geben wir ihnen Beamte, die dort aufgewachsen sind, orga-<lb/> nisieren wir ein Kolonialheer, wo jeder seine Wehrpflicht erfüllen kann, ohne<lb/> hierzu nach Deutschland reisen zu müssen. Stellen wir sie in zollpolitischcr<lb/> Hinsicht so günstig, wie das die finanziellen Interessen des Reichs nur irgend<lb/> erlauben. In wenig Jahren werden wir dann jenseits des Atlantischen<lb/> Ozeans ein lebensfrisches deutsches Kolonialreich entstehn sehen, das vielleicht<lb/> das beste und lebensfähigste Staatsgebilde sein wird, das die koloniale Be¬<lb/> gabung des alten Europas hervorgebracht hat.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Gewußtes und unbewußtes Streben im staatlichen Leben<lb/> des Reichslandes<lb/> (Schlusz) </head><lb/> <p xml:id="ID_960"> egegnet die völlige Einverleibung in Preußen dem Übelwollen<lb/> des Bundesrath oder andern unwiderstehlichen Mächten, nun so<lb/> bleibt es bei der tatsächlichen Personalunion mit Preußen. Der<lb/> erwünschte Fortgang der Germanisation, die in Saarlouis und<lb/> Umgegend schon in vierzig Jahre» erreicht war, wird sich dann<lb/> lerdings verlangsamen, aber verloren wird auch nichts, solange es bei der<lb/> umsichtigen kaiserlichen Verwaltung Lothringens bleibt. Wenn im Bundesrat<lb/> le drei elsässischen Freistaaten je eine und Preußen oder der Kaiser für<lb/> "thringen eine Stimme mehr erhielte, so würde damit eine wesentliche Arde-<lb/> ^'"g des Stimmenverhältnisses zwischen Groß- und Kleinstaaten wollt ver¬<lb/> mieden werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_961" next="#ID_962"> Nehmen sich nun die Elsässer die ihrem Stammescharakter entsprechende<lb/> Entwicklung zu kleinern Freistaaten zum Ziel, so ist es selbstverständlich, daß<lb/> "s Deutsche Reich dem mir schrittweise, je nachdem die Elsässer zeigen, daß<lb/> ^ zu selbständiger staatlicher Tätigkeit in deutschem Sinn entschlossen sind,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0193]
Bewußtes und unbewußtes Streben im staatlichen Leben des Reichslandes
Verufskonsulate in Curitiba, Desterro, Porto Alegre und Rio Grande do Suk
liefert jedem Denkenden den Beweis, daß wir schon jetzt das Terrain vor¬
bereiten wollen. Nach der Aufhebung des von der Heydtschen Reskripts war
das auch entschieden die beste Maßregel, die wir für Erhaltung der deutschen
Reichsangehörigkeit dort treffen konnten. Wie durch dieses verhängnisvolle
Reskript die Auswanderung nach Brasilien verboten wurde, so müssen wir
jetzt ein Gesetz erlassen, das die Auswanderung nach allen andern Ländern
und die Verleitung dazu unter Strafe stellt. Sobald wir Südbrasilien in
unsre Interessensphäre gezogen haben werden, können wir den Answandrern
ja auch absolute Garantien für ein gutes ungestörtes Fortkommen dort geben,
zumal dn dann auch eine freudigere Beteiligung des deutschen Privatkapitals
zu erwarten steht. Hüten müssen wir uns davor, büreaukratische Einrichtungen
ü> diese Länder zu tragen. Lassen wir ihnen soviel Selbstverwaltung wie
irgend möglich. Geben wir ihnen Beamte, die dort aufgewachsen sind, orga-
nisieren wir ein Kolonialheer, wo jeder seine Wehrpflicht erfüllen kann, ohne
hierzu nach Deutschland reisen zu müssen. Stellen wir sie in zollpolitischcr
Hinsicht so günstig, wie das die finanziellen Interessen des Reichs nur irgend
erlauben. In wenig Jahren werden wir dann jenseits des Atlantischen
Ozeans ein lebensfrisches deutsches Kolonialreich entstehn sehen, das vielleicht
das beste und lebensfähigste Staatsgebilde sein wird, das die koloniale Be¬
gabung des alten Europas hervorgebracht hat.
Gewußtes und unbewußtes Streben im staatlichen Leben
des Reichslandes
(Schlusz)
egegnet die völlige Einverleibung in Preußen dem Übelwollen
des Bundesrath oder andern unwiderstehlichen Mächten, nun so
bleibt es bei der tatsächlichen Personalunion mit Preußen. Der
erwünschte Fortgang der Germanisation, die in Saarlouis und
Umgegend schon in vierzig Jahre» erreicht war, wird sich dann
lerdings verlangsamen, aber verloren wird auch nichts, solange es bei der
umsichtigen kaiserlichen Verwaltung Lothringens bleibt. Wenn im Bundesrat
le drei elsässischen Freistaaten je eine und Preußen oder der Kaiser für
"thringen eine Stimme mehr erhielte, so würde damit eine wesentliche Arde-
^'"g des Stimmenverhältnisses zwischen Groß- und Kleinstaaten wollt ver¬
mieden werden.
Nehmen sich nun die Elsässer die ihrem Stammescharakter entsprechende
Entwicklung zu kleinern Freistaaten zum Ziel, so ist es selbstverständlich, daß
"s Deutsche Reich dem mir schrittweise, je nachdem die Elsässer zeigen, daß
^ zu selbständiger staatlicher Tätigkeit in deutschem Sinn entschlossen sind,
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