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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr.

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Philippinen gerichtet und hofft, daß Amerika, des dortigen Kampfes eines
Tages müde, sie wieder aufgeben, und daß dann Japan der Erbe sein werde.
Es ist dabei nicht ausgeschlossen, daß die Tagalen in ihrem Widerstande gegen
die Amerikaner auch von Japan allerlei Förderung erfahren. Die Annahme,
daß Amerika diese Beute jemals fahren lassen werde, ist freilich gewagt, eher
erscheint es möglich, daß die Philippinen eines Tages den Preis eines
japanisch-amerikanischen Bündnisses darstellen könnten, namentlich wenn ein¬
mal die Frage von Kanada reif wird. Kanada, dieser englisch-amerikanische
Zankapfel der Zukunft, ist es vor allein, was die großen Seerüstungen der
beideii Mächte diktiert. Deutschland dient dabei für die Presse beider Lander
nur als der bequeme Vorhang, hinter dem sich allerlei vorbereiten läßt. Es
ist auf den ersten Blick erkennbar, daß Englands gewaltige Flottenrüstung
nicht den bescheidnen Seestreitkräften des deutschen Vetters gelten kann, und
auch im Weißen Hanse zu Washington weiß man ganz genau, daß Deutsch¬
land seine Schlachtflottc nie über den Ozean senden wird. Die Fragen
"Kanada" und "Indien" könnten für England einmal zu gleicher Zeit auf¬
tauchen. Um deu mächtigen, englandfeindlichen, irischen Einfluß in Amerika zu
entwaffnen und der Notwendigkeit enthoben zu sein, im Kriegsfalle starke
Kräfte ans die Niederhaltunq Irlands verwenden zu müssen, hat die englische
Regierung dem Unterhause soeben die irische Landbill vorgelegt, die in Wahr¬
heit als ein Stück Kricgsvorbereitnng Großbritanniens angesehen werden muß.

Aber ist Deutschland vor beide" Mächten so sicher, wie sie es vor ihm
sind? Ist es sür immer ausgeschlossen, daß nicht in einem der beiden Länder
gelegentlich eine Stürmung der Rücksichtslosigkeit durchbricht, die un Ver¬
trauen auf gewaltige Überlegenheit brutal auf eiuen verhältnismäßig leicht zu
erringenden Erfolg ausgeht? Ist überhaupt eine solche starke Macht oder gar
Übermacht vorhanden, so müssen wir mit ihr rechnen, wie immer die zeit¬
weilige politische Konstellation much sein möge. Preußen hat 1850 gegen
Osterreich gerüstet und 1854 mit ihm ein Abkommen gegen das russische
Vorgehn in den Dvnnufürsteutümern getroffen. Zehn Jahre später war
Osterreich trotz aller Fehde am Bundestage und trotz des Frankfurter Fürsten¬
tags Preußens Waffenqenoß im Kampfe gegen Dänemark, zwei Jahre darauf
waren beide Gegner ans Tod und Leben. Dann folgte im Jahre 1879 endlich
das Bundesverhültnis. das im nächsten Jahre sein fünfundzwanzigjährlges
Bestehn feiern kann. Frankreich und England haben jahrhundertelang die
schwersten Kämpfe gegeneinander ausgefochten; nach 1815 begann eine gegen¬
seitige Annäherung, die um die Mitte des Jahrhunderts zum Waffcnbündnis
gegen Rußland führte, und die seitdem trotz aller afrikanischen Spannungen, trotz
des französisch-rnssischeii Einvernehmens und ungeachtet gelegentlichen Mi߬
trauens dennoch bestehn geblieben ist, weil Frankreich außer Deutschland keinen
andern Gegner in Europa haben darf und will. Unanfechtbar bleibt auch für
maritime Verhältnisse das Wort Moltkes: "Ein starker Staat steht nur sicher
auf sich selbst," oder wie es uns schon Schiller im Wilhelm Tell gelehrt hat:
"Der Starke ist am mächtigsten allein."

Wir haben diese Beispiele herausgegriffen, um die Wandelbarkeit politischer
Beziehungen darzutun. Wenn sich Preußen seine Stellung in Deutschland hat
erobern müssen, sind wir da sicher, daß das Deutsche Reich die seunge
in der Weltpolitik nicht gleichfalls wird mit den Waffen behaupten müssen,
wo so viele und kaum übersehbare Interessen der verschiedensten Nationen mit¬
wirken? Sind wir sicher, daß es nicht eines Tages unsern Nachbarn auf dem
Kontinent gelingt, uns mit Amerika oder England in einen Streit zu ver¬
wickeln, bei'dem sie sich daun als Bundesgenossen anbieten können? War das
nicht schon zur M des Krügertelegmmms der Fall? Und wenn sich England
damals ablehnend verhielt es waren eben noch die Zeiten der Königin


Philippinen gerichtet und hofft, daß Amerika, des dortigen Kampfes eines
Tages müde, sie wieder aufgeben, und daß dann Japan der Erbe sein werde.
Es ist dabei nicht ausgeschlossen, daß die Tagalen in ihrem Widerstande gegen
die Amerikaner auch von Japan allerlei Förderung erfahren. Die Annahme,
daß Amerika diese Beute jemals fahren lassen werde, ist freilich gewagt, eher
erscheint es möglich, daß die Philippinen eines Tages den Preis eines
japanisch-amerikanischen Bündnisses darstellen könnten, namentlich wenn ein¬
mal die Frage von Kanada reif wird. Kanada, dieser englisch-amerikanische
Zankapfel der Zukunft, ist es vor allein, was die großen Seerüstungen der
beideii Mächte diktiert. Deutschland dient dabei für die Presse beider Lander
nur als der bequeme Vorhang, hinter dem sich allerlei vorbereiten läßt. Es
ist auf den ersten Blick erkennbar, daß Englands gewaltige Flottenrüstung
nicht den bescheidnen Seestreitkräften des deutschen Vetters gelten kann, und
auch im Weißen Hanse zu Washington weiß man ganz genau, daß Deutsch¬
land seine Schlachtflottc nie über den Ozean senden wird. Die Fragen
„Kanada" und „Indien" könnten für England einmal zu gleicher Zeit auf¬
tauchen. Um deu mächtigen, englandfeindlichen, irischen Einfluß in Amerika zu
entwaffnen und der Notwendigkeit enthoben zu sein, im Kriegsfalle starke
Kräfte ans die Niederhaltunq Irlands verwenden zu müssen, hat die englische
Regierung dem Unterhause soeben die irische Landbill vorgelegt, die in Wahr¬
heit als ein Stück Kricgsvorbereitnng Großbritanniens angesehen werden muß.

Aber ist Deutschland vor beide» Mächten so sicher, wie sie es vor ihm
sind? Ist es sür immer ausgeschlossen, daß nicht in einem der beiden Länder
gelegentlich eine Stürmung der Rücksichtslosigkeit durchbricht, die un Ver¬
trauen auf gewaltige Überlegenheit brutal auf eiuen verhältnismäßig leicht zu
erringenden Erfolg ausgeht? Ist überhaupt eine solche starke Macht oder gar
Übermacht vorhanden, so müssen wir mit ihr rechnen, wie immer die zeit¬
weilige politische Konstellation much sein möge. Preußen hat 1850 gegen
Osterreich gerüstet und 1854 mit ihm ein Abkommen gegen das russische
Vorgehn in den Dvnnufürsteutümern getroffen. Zehn Jahre später war
Osterreich trotz aller Fehde am Bundestage und trotz des Frankfurter Fürsten¬
tags Preußens Waffenqenoß im Kampfe gegen Dänemark, zwei Jahre darauf
waren beide Gegner ans Tod und Leben. Dann folgte im Jahre 1879 endlich
das Bundesverhültnis. das im nächsten Jahre sein fünfundzwanzigjährlges
Bestehn feiern kann. Frankreich und England haben jahrhundertelang die
schwersten Kämpfe gegeneinander ausgefochten; nach 1815 begann eine gegen¬
seitige Annäherung, die um die Mitte des Jahrhunderts zum Waffcnbündnis
gegen Rußland führte, und die seitdem trotz aller afrikanischen Spannungen, trotz
des französisch-rnssischeii Einvernehmens und ungeachtet gelegentlichen Mi߬
trauens dennoch bestehn geblieben ist, weil Frankreich außer Deutschland keinen
andern Gegner in Europa haben darf und will. Unanfechtbar bleibt auch für
maritime Verhältnisse das Wort Moltkes: „Ein starker Staat steht nur sicher
auf sich selbst," oder wie es uns schon Schiller im Wilhelm Tell gelehrt hat:
„Der Starke ist am mächtigsten allein."

Wir haben diese Beispiele herausgegriffen, um die Wandelbarkeit politischer
Beziehungen darzutun. Wenn sich Preußen seine Stellung in Deutschland hat
erobern müssen, sind wir da sicher, daß das Deutsche Reich die seunge
in der Weltpolitik nicht gleichfalls wird mit den Waffen behaupten müssen,
wo so viele und kaum übersehbare Interessen der verschiedensten Nationen mit¬
wirken? Sind wir sicher, daß es nicht eines Tages unsern Nachbarn auf dem
Kontinent gelingt, uns mit Amerika oder England in einen Streit zu ver¬
wickeln, bei'dem sie sich daun als Bundesgenossen anbieten können? War das
nicht schon zur M des Krügertelegmmms der Fall? Und wenn sich England
damals ablehnend verhielt es waren eben noch die Zeiten der Königin


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_240381/19>, abgerufen am 03.07.2024.