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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr.

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versetzen zu lassen, das in den nächsten Wochen erwartet wurde. Er betrachtete
die Versetzung als höchst vorteilhaft und angenehm: vorteilhaft, weil der Komman¬
deur ein entfernter Verwandter von ihm sei, und angenehm, weil erstens das
Offizierkorps nieist aus seinen Landsleuten bestehe, und zweitens er die Genug¬
tuung habe, wieder mit seinen teuern Freundinnen, der hochverehrten Frau Ssci-
wiuski, die er wie eine Mutter schütze, und der liebenswürdigen Murja Jwanowna,
die er trotz ihrer Grausamkeit und Härte wie eine Schwester liebe, in den frühern,
ihm zur Notwendigkeit gewordnen Verkehr zu kommen.

Die Mutter antwortete zuvorkommend und geschmeichelt. Mahada verzog ver¬
ächtlich und abweisend die Lippen.

Sein jetziges Regiment sei schon unterwegs, berichtete er weiter. Ihm sei
der Auftrag zu teil geworden, sich als Quartiermeister hierher zu begeben und
die Ankunft des Regiments zu erwarten. Er habe die feste Aussicht, sobald der
Kommandeur eintreffe, zum Kompagnicchef ernannt zu werden, da es eine Vakanz
gebe, und er im Regiment der älteste Leutnant sei.

Die Mutter brachte ihren Glückwunsch an und schien sich über die Nachricht
aufrichtig zu freuen. Mahada schwieg.

Ich beteiligte mich aus Hvflichkcitsrücksichten auch am Gespräch und wechselte
mit dem Leutnant einige Bemerkungen über seine und meine Dienstverhältnisse.
Ich sah, wie Mahada uns abwechselnd betrachtete, als ob sie Vergleiche zwischen
"us anstelle. Ich lächelte dabei ungezwungen, denn ich war mir bewußt, den Ver¬
gleich mit demi bärtigen Leutnant wohl aushalte" zu können.

Von jetzt an traf ich den Offizier fast jedesmal, wenn ich kam. Er war un¬
beschäftigt und brachte fast den ganzen Tag bei den Ssawinskis zu. Ich gewohnte
mich allmählich an seine Gegenwart. Er betrug sich immer anständig, war in seinen
Äußerung"" gerade und manchmal derb, hielt aber jederzeit die nötigen Grenze"
inne. Er liebte es, Mahada zu necken. Sie ärgerte sich beständig über ihn, war
schnippisch und schnöde, worüber er herzlich lachen konnte. Ich unterhielt mich zu¬
letzt gern mit ihm und kam zu der Ansicht, daß er meinen Interessen durchaus
keine" Schaden bringe, sondern daß er im Gegenteil eher dazu diene, sie zu fördern.
Mahada verhielt sich gegen mich unverändert wie früher.

Das Frühjahr brach mit Macht an. Die Stadt war rein. Die Lerchen sangen
hoch oben über den Häusern und Gärten. Die Knospen am Flieder schwollen und
färbten sich. Die Freundinnen zeigten sich bei Mahada und erkundigte" sich, ob
sich der Zugvogel i" ihr schon rege. Sie lachte und gestand, sie sei schon mehr¬
mals bis zu den letzten Häusern gegangen und habe sich mit Trauer überzeugt,
daß die Landstraße noch nicht betreten werden könne.

Endlich war auch die Landstraße trocken, u"d Mahada machte ost Spazrer-
S-""ge. Wenn sie keine" Begleiter hatte, ging sie allein. Doch kam das selten vor;
>""se fand sich eine Frcundi" el". Auch ich begleitete sie dan" u"d wann, wenn
der Dienst es erlaubte. Der Leutnant, der immer frei war, ließ sich schwer zum
Mitgehn bewege". Er sei kein Freund vom Lehmtreten, sagte er, und ziehe es
^w. auf Marja Jwauowuas Rückkehr in ihrer Wohnung zu warten. Hier sei er
""dem in dem Lehnsessel gesicherter gegen das Umfallen, we"" sie ih" mit ihre"
Worte" niederschmettere wie eine Bombe ein Kavalleriepferd. Mahada warf die
Lippe" ans und erklärte unhöflich, sie sehe es auch lieber, wenn er nicht mitgebe,
den" seine Gegenwart schmälere den Genuß.

Etwa drei Wochen nach dem Eintreffen des Leutnants kam das Regiment an
und wurde an der Stadtgrenze von den Spitzen der Stadtverwaltung feierlich
empfangen. Dem vornnreitendcn Kommandeur wurde nach üblicher Sitte Brot und
Sulz auf einer geschnitzte" Schüssel und einem Handtuche mit gestickten Enden über¬
reicht. Der Bürgernieister hielt eine Ansprache, und der Einzug ging vor sich. Es
war eigentlich kein Einzug, sondern ein Durchzug. denn das Regiment marschierte
unter klingende," Spiele durch deu ersten Stadtteil und ein Stückchen des zweiten


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versetzen zu lassen, das in den nächsten Wochen erwartet wurde. Er betrachtete
die Versetzung als höchst vorteilhaft und angenehm: vorteilhaft, weil der Komman¬
deur ein entfernter Verwandter von ihm sei, und angenehm, weil erstens das
Offizierkorps nieist aus seinen Landsleuten bestehe, und zweitens er die Genug¬
tuung habe, wieder mit seinen teuern Freundinnen, der hochverehrten Frau Ssci-
wiuski, die er wie eine Mutter schütze, und der liebenswürdigen Murja Jwanowna,
die er trotz ihrer Grausamkeit und Härte wie eine Schwester liebe, in den frühern,
ihm zur Notwendigkeit gewordnen Verkehr zu kommen.

Die Mutter antwortete zuvorkommend und geschmeichelt. Mahada verzog ver¬
ächtlich und abweisend die Lippen.

Sein jetziges Regiment sei schon unterwegs, berichtete er weiter. Ihm sei
der Auftrag zu teil geworden, sich als Quartiermeister hierher zu begeben und
die Ankunft des Regiments zu erwarten. Er habe die feste Aussicht, sobald der
Kommandeur eintreffe, zum Kompagnicchef ernannt zu werden, da es eine Vakanz
gebe, und er im Regiment der älteste Leutnant sei.

Die Mutter brachte ihren Glückwunsch an und schien sich über die Nachricht
aufrichtig zu freuen. Mahada schwieg.

Ich beteiligte mich aus Hvflichkcitsrücksichten auch am Gespräch und wechselte
mit dem Leutnant einige Bemerkungen über seine und meine Dienstverhältnisse.
Ich sah, wie Mahada uns abwechselnd betrachtete, als ob sie Vergleiche zwischen
»us anstelle. Ich lächelte dabei ungezwungen, denn ich war mir bewußt, den Ver¬
gleich mit demi bärtigen Leutnant wohl aushalte» zu können.

Von jetzt an traf ich den Offizier fast jedesmal, wenn ich kam. Er war un¬
beschäftigt und brachte fast den ganzen Tag bei den Ssawinskis zu. Ich gewohnte
mich allmählich an seine Gegenwart. Er betrug sich immer anständig, war in seinen
Äußerung«» gerade und manchmal derb, hielt aber jederzeit die nötigen Grenze»
inne. Er liebte es, Mahada zu necken. Sie ärgerte sich beständig über ihn, war
schnippisch und schnöde, worüber er herzlich lachen konnte. Ich unterhielt mich zu¬
letzt gern mit ihm und kam zu der Ansicht, daß er meinen Interessen durchaus
keine» Schaden bringe, sondern daß er im Gegenteil eher dazu diene, sie zu fördern.
Mahada verhielt sich gegen mich unverändert wie früher.

Das Frühjahr brach mit Macht an. Die Stadt war rein. Die Lerchen sangen
hoch oben über den Häusern und Gärten. Die Knospen am Flieder schwollen und
färbten sich. Die Freundinnen zeigten sich bei Mahada und erkundigte» sich, ob
sich der Zugvogel i» ihr schon rege. Sie lachte und gestand, sie sei schon mehr¬
mals bis zu den letzten Häusern gegangen und habe sich mit Trauer überzeugt,
daß die Landstraße noch nicht betreten werden könne.

Endlich war auch die Landstraße trocken, u»d Mahada machte ost Spazrer-
S-""ge. Wenn sie keine» Begleiter hatte, ging sie allein. Doch kam das selten vor;
>"«se fand sich eine Frcundi» el». Auch ich begleitete sie dan» u»d wann, wenn
der Dienst es erlaubte. Der Leutnant, der immer frei war, ließ sich schwer zum
Mitgehn bewege». Er sei kein Freund vom Lehmtreten, sagte er, und ziehe es
^w. auf Marja Jwauowuas Rückkehr in ihrer Wohnung zu warten. Hier sei er
«»dem in dem Lehnsessel gesicherter gegen das Umfallen, we»» sie ih» mit ihre»
Worte» niederschmettere wie eine Bombe ein Kavalleriepferd. Mahada warf die
Lippe» ans und erklärte unhöflich, sie sehe es auch lieber, wenn er nicht mitgebe,
den» seine Gegenwart schmälere den Genuß.

Etwa drei Wochen nach dem Eintreffen des Leutnants kam das Regiment an
und wurde an der Stadtgrenze von den Spitzen der Stadtverwaltung feierlich
empfangen. Dem vornnreitendcn Kommandeur wurde nach üblicher Sitte Brot und
Sulz auf einer geschnitzte» Schüssel und einem Handtuche mit gestickten Enden über¬
reicht. Der Bürgernieister hielt eine Ansprache, und der Einzug ging vor sich. Es
war eigentlich kein Einzug, sondern ein Durchzug. denn das Regiment marschierte
unter klingende,» Spiele durch deu ersten Stadtteil und ein Stückchen des zweiten


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[0175] Lemm'! versetzen zu lassen, das in den nächsten Wochen erwartet wurde. Er betrachtete die Versetzung als höchst vorteilhaft und angenehm: vorteilhaft, weil der Komman¬ deur ein entfernter Verwandter von ihm sei, und angenehm, weil erstens das Offizierkorps nieist aus seinen Landsleuten bestehe, und zweitens er die Genug¬ tuung habe, wieder mit seinen teuern Freundinnen, der hochverehrten Frau Ssci- wiuski, die er wie eine Mutter schütze, und der liebenswürdigen Murja Jwanowna, die er trotz ihrer Grausamkeit und Härte wie eine Schwester liebe, in den frühern, ihm zur Notwendigkeit gewordnen Verkehr zu kommen. Die Mutter antwortete zuvorkommend und geschmeichelt. Mahada verzog ver¬ ächtlich und abweisend die Lippen. Sein jetziges Regiment sei schon unterwegs, berichtete er weiter. Ihm sei der Auftrag zu teil geworden, sich als Quartiermeister hierher zu begeben und die Ankunft des Regiments zu erwarten. Er habe die feste Aussicht, sobald der Kommandeur eintreffe, zum Kompagnicchef ernannt zu werden, da es eine Vakanz gebe, und er im Regiment der älteste Leutnant sei. Die Mutter brachte ihren Glückwunsch an und schien sich über die Nachricht aufrichtig zu freuen. Mahada schwieg. Ich beteiligte mich aus Hvflichkcitsrücksichten auch am Gespräch und wechselte mit dem Leutnant einige Bemerkungen über seine und meine Dienstverhältnisse. Ich sah, wie Mahada uns abwechselnd betrachtete, als ob sie Vergleiche zwischen »us anstelle. Ich lächelte dabei ungezwungen, denn ich war mir bewußt, den Ver¬ gleich mit demi bärtigen Leutnant wohl aushalte» zu können. Von jetzt an traf ich den Offizier fast jedesmal, wenn ich kam. Er war un¬ beschäftigt und brachte fast den ganzen Tag bei den Ssawinskis zu. Ich gewohnte mich allmählich an seine Gegenwart. Er betrug sich immer anständig, war in seinen Äußerung«» gerade und manchmal derb, hielt aber jederzeit die nötigen Grenze» inne. Er liebte es, Mahada zu necken. Sie ärgerte sich beständig über ihn, war schnippisch und schnöde, worüber er herzlich lachen konnte. Ich unterhielt mich zu¬ letzt gern mit ihm und kam zu der Ansicht, daß er meinen Interessen durchaus keine» Schaden bringe, sondern daß er im Gegenteil eher dazu diene, sie zu fördern. Mahada verhielt sich gegen mich unverändert wie früher. Das Frühjahr brach mit Macht an. Die Stadt war rein. Die Lerchen sangen hoch oben über den Häusern und Gärten. Die Knospen am Flieder schwollen und färbten sich. Die Freundinnen zeigten sich bei Mahada und erkundigte» sich, ob sich der Zugvogel i» ihr schon rege. Sie lachte und gestand, sie sei schon mehr¬ mals bis zu den letzten Häusern gegangen und habe sich mit Trauer überzeugt, daß die Landstraße noch nicht betreten werden könne. Endlich war auch die Landstraße trocken, u»d Mahada machte ost Spazrer- S-""ge. Wenn sie keine» Begleiter hatte, ging sie allein. Doch kam das selten vor; >"«se fand sich eine Frcundi» el». Auch ich begleitete sie dan» u»d wann, wenn der Dienst es erlaubte. Der Leutnant, der immer frei war, ließ sich schwer zum Mitgehn bewege». Er sei kein Freund vom Lehmtreten, sagte er, und ziehe es ^w. auf Marja Jwauowuas Rückkehr in ihrer Wohnung zu warten. Hier sei er «»dem in dem Lehnsessel gesicherter gegen das Umfallen, we»» sie ih» mit ihre» Worte» niederschmettere wie eine Bombe ein Kavalleriepferd. Mahada warf die Lippe» ans und erklärte unhöflich, sie sehe es auch lieber, wenn er nicht mitgebe, den» seine Gegenwart schmälere den Genuß. Etwa drei Wochen nach dem Eintreffen des Leutnants kam das Regiment an und wurde an der Stadtgrenze von den Spitzen der Stadtverwaltung feierlich empfangen. Dem vornnreitendcn Kommandeur wurde nach üblicher Sitte Brot und Sulz auf einer geschnitzte» Schüssel und einem Handtuche mit gestickten Enden über¬ reicht. Der Bürgernieister hielt eine Ansprache, und der Einzug ging vor sich. Es war eigentlich kein Einzug, sondern ein Durchzug. denn das Regiment marschierte unter klingende,» Spiele durch deu ersten Stadtteil und ein Stückchen des zweiten

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_240381/175>, abgerufen am 23.07.2024.