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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr.

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Feiwr!

Lustig klapperten die Räder der Droschke, als loir vom Ufer in die Stein¬
straße bogen, wo sich das Pflaster in der Sonne so sauber und trocken ansah wie
mitten im Sommer, Und als wir bei Suskins Schenke das Pflaster verließen und
in den sandigen Straßen meines Bezirks umherfuhren, lachte ich im stillen und
freute mich selbst über die Reinlichkeit, die überall herrschte. Der von der Sonne
getrocknete Sand, die tadellos geebneten Trottoire und Fußsteige an deu Häusern
und Hütten, die Kinder, die im Sande spielten, und die Alten, die auf ihren
Bänkchen vor deu Haustüren saßen und sich ein den Sonnenstrahlen wärmten --
alles zusammen gab ein freundliches Bild und machte den Eindruck, als ob hier
das Jahr wenigstens um einen Monat weiter vorgeschritten wäre als auf der
Marktseite.

Jemeljcm Afanasjewitsch sagte nichts. Wir fuhren um deu ganzen Bezirk,
kamen wieder zum Flusse am Ende der Steinstraße und hielten in der Verkündigungs¬
straße, wo es noch ganz Winter war, vor dem Stadtteilhause. Jemeljcm Afanas¬
jewitsch eilte die Treppe hinauf. Ich folgte ihm. Er setzte sich und trommelte
lange mit den Fingern auf der Tischplatte.

Alexander Ändrejewitsch, sagte er endlich, zu reden ist über die Sache nicht
viel. Sie haben wieder meine Erwnrtnngen übertroffen. Ich werde gleich morgen
dem Polizcimeister Bericht erstatten und bei der Gelegenheit ein ernstes Wort mit
llM sprechen. Der Aufseher drüben, im dritten Teile, wird immer kränklicher und
hat schon selbst daraus hingedeutet, daß er um seineu Abschied einkommen wolle.
An mir soll es nicht liegen, wenn Sie seine Stelle nicht erhalten.

Wer war froher als ich! In der rosigsten Stimmung machte ich mich auf
den Weg zu den Ssawinskis, bei denen ich während der letzten Woche nur wenige
mal auf Minuten gewesen war. Ich fühlte mich so leicht und so wohl, daß ich
hätte hüpfen mögen wie ein Knabe, der in der Schule eine ungewöhnlich gute
Zensur erhalten hat. Gutmütig lächelnd sah ich im Borbeigehn, wie wenig noch in
den Straßen des ersten Stadtteils, namentlich um den Markt herum, getan war,
und ohne alle Empfindlichkeit lachte ich über die boshafte Neckerei eiues dortigen
Kollegen, der mich den Feuerbrunstvertilger der Stadt nannte. Ich wußte schon,
daß man mir in den Polizeikreisen diesen Namen aus Ärger über die befohlnen Schorn-
stcinrevisioucu beigelegt hatte. Und wirklich waren in der ganzen zweiten Hälfte
des Winters nur zwei unbedeutende Brände jenseits des Flusses vorgekommen.

Ich konnte mich dieses mal nicht enthalten, als ich in meiner gewohnten
Ecke des Sofas saß und anch die Mutter sich zu uus gesetzt hatte, mein Gespräch
mit Jemeljcm Afanasjewitsch zu erwähnen und zu betonen, daß ich mich nun wirk¬
lich der Hoffnung hingäbe, bald Aufseher zu werden. Die Mutter sah die Tochter
bedeutungsvoll an. Diese nähte noch eine Weile, senkte dann die Hände mit der
Arbeit in den Schoß und meinte bedenklich, das sei allerdings sehr angenehm,
über -- es bleibe doch immer "ur eine Hoffnung, und es sei besser, von der¬
gleichen Sachen erst zu reden, wenn sie in Erfüllung gingen. Dabei beschenkte sie
muh mit einem liebevollen, teilnehmenden Blick und nahm mit einem leichten Seufzer
die Arbeit wieder auf.

Am nächsten Tage beorderte mich Jemeljan Afanasjewitsch, die wenigen Posten
der Sandfelde recht sichtbar aufzustellen, dafür zu sorgen, daß sie sauber und dienst¬
mäßig aussähen, und mich selbst auf der Straße zu halten. Er werde den
Polizeimeister zur Besichtigung mit sich bringen, um ihm zu zeige", was ich ge¬
leistet hätte.

Im Schweiße unsrer Angesichter liefen wir zwei, ich und der Wachmeister,
umher, um auf unsre Straßen noch einen prüfenden Blick zu werfen und Kleung-
keiten zu beseitigen, die den guten Eindruck stören könnten. Alles war u> Ord¬
nung, und selbstbewußt erwarteten wir die Ankunft der Vorgesetzten.

Seine Hochwohlgeboren mag von uns lernen, sagte Jegorow, indem er selbst¬
gefällig den dichten Schnurrbart strich.


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Feiwr!

Lustig klapperten die Räder der Droschke, als loir vom Ufer in die Stein¬
straße bogen, wo sich das Pflaster in der Sonne so sauber und trocken ansah wie
mitten im Sommer, Und als wir bei Suskins Schenke das Pflaster verließen und
in den sandigen Straßen meines Bezirks umherfuhren, lachte ich im stillen und
freute mich selbst über die Reinlichkeit, die überall herrschte. Der von der Sonne
getrocknete Sand, die tadellos geebneten Trottoire und Fußsteige an deu Häusern
und Hütten, die Kinder, die im Sande spielten, und die Alten, die auf ihren
Bänkchen vor deu Haustüren saßen und sich ein den Sonnenstrahlen wärmten —
alles zusammen gab ein freundliches Bild und machte den Eindruck, als ob hier
das Jahr wenigstens um einen Monat weiter vorgeschritten wäre als auf der
Marktseite.

Jemeljcm Afanasjewitsch sagte nichts. Wir fuhren um deu ganzen Bezirk,
kamen wieder zum Flusse am Ende der Steinstraße und hielten in der Verkündigungs¬
straße, wo es noch ganz Winter war, vor dem Stadtteilhause. Jemeljcm Afanas¬
jewitsch eilte die Treppe hinauf. Ich folgte ihm. Er setzte sich und trommelte
lange mit den Fingern auf der Tischplatte.

Alexander Ändrejewitsch, sagte er endlich, zu reden ist über die Sache nicht
viel. Sie haben wieder meine Erwnrtnngen übertroffen. Ich werde gleich morgen
dem Polizcimeister Bericht erstatten und bei der Gelegenheit ein ernstes Wort mit
llM sprechen. Der Aufseher drüben, im dritten Teile, wird immer kränklicher und
hat schon selbst daraus hingedeutet, daß er um seineu Abschied einkommen wolle.
An mir soll es nicht liegen, wenn Sie seine Stelle nicht erhalten.

Wer war froher als ich! In der rosigsten Stimmung machte ich mich auf
den Weg zu den Ssawinskis, bei denen ich während der letzten Woche nur wenige
mal auf Minuten gewesen war. Ich fühlte mich so leicht und so wohl, daß ich
hätte hüpfen mögen wie ein Knabe, der in der Schule eine ungewöhnlich gute
Zensur erhalten hat. Gutmütig lächelnd sah ich im Borbeigehn, wie wenig noch in
den Straßen des ersten Stadtteils, namentlich um den Markt herum, getan war,
und ohne alle Empfindlichkeit lachte ich über die boshafte Neckerei eiues dortigen
Kollegen, der mich den Feuerbrunstvertilger der Stadt nannte. Ich wußte schon,
daß man mir in den Polizeikreisen diesen Namen aus Ärger über die befohlnen Schorn-
stcinrevisioucu beigelegt hatte. Und wirklich waren in der ganzen zweiten Hälfte
des Winters nur zwei unbedeutende Brände jenseits des Flusses vorgekommen.

Ich konnte mich dieses mal nicht enthalten, als ich in meiner gewohnten
Ecke des Sofas saß und anch die Mutter sich zu uus gesetzt hatte, mein Gespräch
mit Jemeljcm Afanasjewitsch zu erwähnen und zu betonen, daß ich mich nun wirk¬
lich der Hoffnung hingäbe, bald Aufseher zu werden. Die Mutter sah die Tochter
bedeutungsvoll an. Diese nähte noch eine Weile, senkte dann die Hände mit der
Arbeit in den Schoß und meinte bedenklich, das sei allerdings sehr angenehm,
über — es bleibe doch immer «ur eine Hoffnung, und es sei besser, von der¬
gleichen Sachen erst zu reden, wenn sie in Erfüllung gingen. Dabei beschenkte sie
muh mit einem liebevollen, teilnehmenden Blick und nahm mit einem leichten Seufzer
die Arbeit wieder auf.

Am nächsten Tage beorderte mich Jemeljan Afanasjewitsch, die wenigen Posten
der Sandfelde recht sichtbar aufzustellen, dafür zu sorgen, daß sie sauber und dienst¬
mäßig aussähen, und mich selbst auf der Straße zu halten. Er werde den
Polizeimeister zur Besichtigung mit sich bringen, um ihm zu zeige», was ich ge¬
leistet hätte.

Im Schweiße unsrer Angesichter liefen wir zwei, ich und der Wachmeister,
umher, um auf unsre Straßen noch einen prüfenden Blick zu werfen und Kleung-
keiten zu beseitigen, die den guten Eindruck stören könnten. Alles war u> Ord¬
nung, und selbstbewußt erwarteten wir die Ankunft der Vorgesetzten.

Seine Hochwohlgeboren mag von uns lernen, sagte Jegorow, indem er selbst¬
gefällig den dichten Schnurrbart strich.


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[0173] Feiwr! Lustig klapperten die Räder der Droschke, als loir vom Ufer in die Stein¬ straße bogen, wo sich das Pflaster in der Sonne so sauber und trocken ansah wie mitten im Sommer, Und als wir bei Suskins Schenke das Pflaster verließen und in den sandigen Straßen meines Bezirks umherfuhren, lachte ich im stillen und freute mich selbst über die Reinlichkeit, die überall herrschte. Der von der Sonne getrocknete Sand, die tadellos geebneten Trottoire und Fußsteige an deu Häusern und Hütten, die Kinder, die im Sande spielten, und die Alten, die auf ihren Bänkchen vor deu Haustüren saßen und sich ein den Sonnenstrahlen wärmten — alles zusammen gab ein freundliches Bild und machte den Eindruck, als ob hier das Jahr wenigstens um einen Monat weiter vorgeschritten wäre als auf der Marktseite. Jemeljcm Afanasjewitsch sagte nichts. Wir fuhren um deu ganzen Bezirk, kamen wieder zum Flusse am Ende der Steinstraße und hielten in der Verkündigungs¬ straße, wo es noch ganz Winter war, vor dem Stadtteilhause. Jemeljcm Afanas¬ jewitsch eilte die Treppe hinauf. Ich folgte ihm. Er setzte sich und trommelte lange mit den Fingern auf der Tischplatte. Alexander Ändrejewitsch, sagte er endlich, zu reden ist über die Sache nicht viel. Sie haben wieder meine Erwnrtnngen übertroffen. Ich werde gleich morgen dem Polizcimeister Bericht erstatten und bei der Gelegenheit ein ernstes Wort mit llM sprechen. Der Aufseher drüben, im dritten Teile, wird immer kränklicher und hat schon selbst daraus hingedeutet, daß er um seineu Abschied einkommen wolle. An mir soll es nicht liegen, wenn Sie seine Stelle nicht erhalten. Wer war froher als ich! In der rosigsten Stimmung machte ich mich auf den Weg zu den Ssawinskis, bei denen ich während der letzten Woche nur wenige mal auf Minuten gewesen war. Ich fühlte mich so leicht und so wohl, daß ich hätte hüpfen mögen wie ein Knabe, der in der Schule eine ungewöhnlich gute Zensur erhalten hat. Gutmütig lächelnd sah ich im Borbeigehn, wie wenig noch in den Straßen des ersten Stadtteils, namentlich um den Markt herum, getan war, und ohne alle Empfindlichkeit lachte ich über die boshafte Neckerei eiues dortigen Kollegen, der mich den Feuerbrunstvertilger der Stadt nannte. Ich wußte schon, daß man mir in den Polizeikreisen diesen Namen aus Ärger über die befohlnen Schorn- stcinrevisioucu beigelegt hatte. Und wirklich waren in der ganzen zweiten Hälfte des Winters nur zwei unbedeutende Brände jenseits des Flusses vorgekommen. Ich konnte mich dieses mal nicht enthalten, als ich in meiner gewohnten Ecke des Sofas saß und anch die Mutter sich zu uus gesetzt hatte, mein Gespräch mit Jemeljcm Afanasjewitsch zu erwähnen und zu betonen, daß ich mich nun wirk¬ lich der Hoffnung hingäbe, bald Aufseher zu werden. Die Mutter sah die Tochter bedeutungsvoll an. Diese nähte noch eine Weile, senkte dann die Hände mit der Arbeit in den Schoß und meinte bedenklich, das sei allerdings sehr angenehm, über — es bleibe doch immer «ur eine Hoffnung, und es sei besser, von der¬ gleichen Sachen erst zu reden, wenn sie in Erfüllung gingen. Dabei beschenkte sie muh mit einem liebevollen, teilnehmenden Blick und nahm mit einem leichten Seufzer die Arbeit wieder auf. Am nächsten Tage beorderte mich Jemeljan Afanasjewitsch, die wenigen Posten der Sandfelde recht sichtbar aufzustellen, dafür zu sorgen, daß sie sauber und dienst¬ mäßig aussähen, und mich selbst auf der Straße zu halten. Er werde den Polizeimeister zur Besichtigung mit sich bringen, um ihm zu zeige», was ich ge¬ leistet hätte. Im Schweiße unsrer Angesichter liefen wir zwei, ich und der Wachmeister, umher, um auf unsre Straßen noch einen prüfenden Blick zu werfen und Kleung- keiten zu beseitigen, die den guten Eindruck stören könnten. Alles war u> Ord¬ nung, und selbstbewußt erwarteten wir die Ankunft der Vorgesetzten. Seine Hochwohlgeboren mag von uns lernen, sagte Jegorow, indem er selbst¬ gefällig den dichten Schnurrbart strich. Grenzboten 1l 19V»

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_240381/173>, abgerufen am 22.07.2024.