Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Erstes Vierteljahr.Leibniz mtöUoow, <illvÄ von LllöM ni SSRSU, so ergänzt der Apriorismus oder Idea- Knut habe, sagt Cassirer, Leibnizens "obwohl" (obwohl das methodische Ehe es Naturwissenschnft geben kaun, muß also vorher die Kunst des Leibniz mtöUoow, <illvÄ von LllöM ni SSRSU, so ergänzt der Apriorismus oder Idea- Knut habe, sagt Cassirer, Leibnizens „obwohl" (obwohl das methodische Ehe es Naturwissenschnft geben kaun, muß also vorher die Kunst des <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0089" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/239645"/> <fw type="header" place="top"> Leibniz</fw><lb/> <p xml:id="ID_414" prev="#ID_413"> mtöUoow, <illvÄ von LllöM ni SSRSU, so ergänzt der Apriorismus oder Idea-<lb/> lismus: nisi iriMlsows ip8o. Vor der Wahrnehmung der Dinge muß der<lb/> wahrnehmende Geist da sein, der zwar insofern wdula rg.8g, ist, als er noch<lb/> keine Vorstellungen enthalt, von dem aber die unbeschriebne Tafel überhaupt<lb/> kein richtiges Bild ist, weil er die Dinge uicht wie ein Spiegel oder wie die<lb/> Platte des Photographen leidend aufnimmt, sondern sie mit dem ihm ein<lb/> gebornen Mechanismus verarbeitet und in eine gesetzliche Ordnung bringt.<lb/> Die beiden Hebel seiner ordnenden Tätigkeit sind der Satz vom Widerspruch<lb/> und der Satz vom zureichenden Grunde. Mit dem ersten Satze schafft er,<lb/> von Schlußfolgerung zu Schlußfolgerung fortschreitend, die Geometrie, deren<lb/> Gebilden nichts Wirkliches entspricht — denn es gibt in der Natur weder<lb/> mathematische Punkte, noch Linien, noch Flächen, das alles sind nur Ge¬<lb/> dankendinge —, nach denen sich aber die Wirklichkeit richtet, wie Kant die<lb/> Tatsache der Übereinstimmung zwischen Denken und Sein paradox aus¬<lb/> gedruckt hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_415"> Knut habe, sagt Cassirer, Leibnizens „obwohl" (obwohl das methodische<lb/> Denken nur ideale Gebilde schafft, gilt es doch für das Reale) in „weil" ver¬<lb/> wandelt. Ein übergeschnappter Idealismus hat sich zu der Einbildung ver¬<lb/> stiegen, der einzelne Mensch schaffe die Dinge dadurch, daß er sie schaue oder<lb/> erkenne. Der Idealismus bedeutet aber uur, daß die Menschen mit Hilfe der<lb/> nußern Dinge die in ihnen lebende Welt gemeinsam schaffen, indem sie alle<lb/> nach den ihnen angebornen und in allen übereinstimmenden Gesetzen des<lb/> Wahrnehmens und des Denkens verfahren. Ohne diese doppelte Übereinstimmung<lb/> in der Gesetzlichkeit, die Übereinstimmung der Geister untereinander und mit<lb/> der Natur, wäre kein Wirken, kein geordnetes Zusammenleben möglich, wie<lb/> denn schon eine geringe Abnormität des seelischen oder des leiblichen Orga¬<lb/> nismus, eine fixe Idee zum Beispiel oder Farbenblindheit, das Wirken hemmt<lb/> und die Ordnung der Gesellschaft stört. In der lückenlosen Übereinstimmung<lb/> des wahrgenommenen Verlaufs der Ereignisse mit den Forderungen der Denk¬<lb/> gesetze haben wir die Gewähr, daß unser waches Leben nicht Traum, nicht<lb/> Illusion ist. Huoicjuv 1s8 nwäitiMonL mMrLnMiciuW 8oisnt iävs.l<Z8, oso no<lb/> äiminuö risu as lsur utilitv, xg,re,sans iss vllo8L8 Actus11ö8 NL sauriücmt<lb/> s'v<zg.re<zr as lvni'8 rösslss; et dir xsut auro ein vllvt,, eins o'68t su oslg.<lb/> «onÄxjts ig. realltv As3 xlwnoinönöK, «züi 1s8 cliMnAns ciös 80UM8. Wenn wir<lb/> wissen, daß heute der Mond um sieben Uhr aufgeht, was eine mathematisch<lb/> ermittelte Wahrheit ist, wenn wir mit der Uhr in der Hand seinen Ausgang<lb/> erwarten, und er pünktlich erscheint, so dürfen wir ziemlich sicher sein, daß<lb/> wir nicht träumen. Wissenschaftliches Erkennen und wissenschaftlicher Fort¬<lb/> schritt beruhn nun darauf, daß wir die mit Hilfe der unserm Verstand ange-<lb/> bornen „ewigen Wahrheiten" ermittelten Urteile und Begriffe uach festen<lb/> Regeln auf das Wahrgenommene anwenden. Die Methoden sind Hilfsmittel,<lb/> mit denen wir „die Erscheinungen buchstabiere», um sie als Erfahrung lesen<lb/> M können."</p><lb/> <p xml:id="ID_416" next="#ID_417"> Ehe es Naturwissenschnft geben kaun, muß also vorher die Kunst des<lb/> methodischen Denkens, des Philosophierens erfunden sein; ein wüster Haufe</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0089]
Leibniz
mtöUoow, <illvÄ von LllöM ni SSRSU, so ergänzt der Apriorismus oder Idea-
lismus: nisi iriMlsows ip8o. Vor der Wahrnehmung der Dinge muß der
wahrnehmende Geist da sein, der zwar insofern wdula rg.8g, ist, als er noch
keine Vorstellungen enthalt, von dem aber die unbeschriebne Tafel überhaupt
kein richtiges Bild ist, weil er die Dinge uicht wie ein Spiegel oder wie die
Platte des Photographen leidend aufnimmt, sondern sie mit dem ihm ein
gebornen Mechanismus verarbeitet und in eine gesetzliche Ordnung bringt.
Die beiden Hebel seiner ordnenden Tätigkeit sind der Satz vom Widerspruch
und der Satz vom zureichenden Grunde. Mit dem ersten Satze schafft er,
von Schlußfolgerung zu Schlußfolgerung fortschreitend, die Geometrie, deren
Gebilden nichts Wirkliches entspricht — denn es gibt in der Natur weder
mathematische Punkte, noch Linien, noch Flächen, das alles sind nur Ge¬
dankendinge —, nach denen sich aber die Wirklichkeit richtet, wie Kant die
Tatsache der Übereinstimmung zwischen Denken und Sein paradox aus¬
gedruckt hat.
Knut habe, sagt Cassirer, Leibnizens „obwohl" (obwohl das methodische
Denken nur ideale Gebilde schafft, gilt es doch für das Reale) in „weil" ver¬
wandelt. Ein übergeschnappter Idealismus hat sich zu der Einbildung ver¬
stiegen, der einzelne Mensch schaffe die Dinge dadurch, daß er sie schaue oder
erkenne. Der Idealismus bedeutet aber uur, daß die Menschen mit Hilfe der
nußern Dinge die in ihnen lebende Welt gemeinsam schaffen, indem sie alle
nach den ihnen angebornen und in allen übereinstimmenden Gesetzen des
Wahrnehmens und des Denkens verfahren. Ohne diese doppelte Übereinstimmung
in der Gesetzlichkeit, die Übereinstimmung der Geister untereinander und mit
der Natur, wäre kein Wirken, kein geordnetes Zusammenleben möglich, wie
denn schon eine geringe Abnormität des seelischen oder des leiblichen Orga¬
nismus, eine fixe Idee zum Beispiel oder Farbenblindheit, das Wirken hemmt
und die Ordnung der Gesellschaft stört. In der lückenlosen Übereinstimmung
des wahrgenommenen Verlaufs der Ereignisse mit den Forderungen der Denk¬
gesetze haben wir die Gewähr, daß unser waches Leben nicht Traum, nicht
Illusion ist. Huoicjuv 1s8 nwäitiMonL mMrLnMiciuW 8oisnt iävs.l<Z8, oso no
äiminuö risu as lsur utilitv, xg,re,sans iss vllo8L8 Actus11ö8 NL sauriücmt
s'v<zg.re<zr as lvni'8 rösslss; et dir xsut auro ein vllvt,, eins o'68t su oslg.
«onÄxjts ig. realltv As3 xlwnoinönöK, «züi 1s8 cliMnAns ciös 80UM8. Wenn wir
wissen, daß heute der Mond um sieben Uhr aufgeht, was eine mathematisch
ermittelte Wahrheit ist, wenn wir mit der Uhr in der Hand seinen Ausgang
erwarten, und er pünktlich erscheint, so dürfen wir ziemlich sicher sein, daß
wir nicht träumen. Wissenschaftliches Erkennen und wissenschaftlicher Fort¬
schritt beruhn nun darauf, daß wir die mit Hilfe der unserm Verstand ange-
bornen „ewigen Wahrheiten" ermittelten Urteile und Begriffe uach festen
Regeln auf das Wahrgenommene anwenden. Die Methoden sind Hilfsmittel,
mit denen wir „die Erscheinungen buchstabiere», um sie als Erfahrung lesen
M können."
Ehe es Naturwissenschnft geben kaun, muß also vorher die Kunst des
methodischen Denkens, des Philosophierens erfunden sein; ein wüster Haufe
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |