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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Erstes Vierteljahr.

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Feuer!

wuchsen ihnen Schwierigkeiten und Unannehmlichkeiten ohne Zahl. Es regnete
Protokolle. Die Richter wurden überhäuft und unzufrieden, zumal da die anhängig
gemachten Fälle meist nicht genügend begründet und bewiesen waren. Die frei¬
sprechenden Urteile mehrten sich und untergruben die Scheu vor den Revisionen.

Wem die Beamten in den kleinen Kreisstädten die Schuld an der vermehrten
Arbeitslast zuschrieben, wußte ich nicht. In den beiden andern Teilen unsrer Stadt
jedoch war es bekannt, daß ich eigentlich die Veranlassung dazu gegeben hatte. Ich
konnte mir denke", mit welchen Titeln die dortigen Kollegen mich hinter dem Rücken
belegten, da sie beim Zusammentreffen mit nur nicht damit zurückhielten und mich
zwar mit kameradschaftlichen, aber um so derbern Vorwürfen überhäuften.

In unserm Stadtteile wachte Jemeljan Afanasjewitsch mit Strenge über die
genaue Ausführung der Vorschrift und leitete persönlich Guido und Nemirow an.
Ncmirow begann auch, sich hineinzufinden, aber Guido war unverbesserlich, rapportierte
frisch drauf los, das; alles in Ordnung sei, und wenn der Aufseher ein Haus revi¬
dierte, das Guido am Tage vorher untersucht haben wollte, stellte sich nicht selten
heraus, daß die Schornsteine seit Menschengedenken mit keinem Besen in Berührung
gekommen waren. Guido hielt bei solchen Gelegenheiten den Zorn des Aufsehers
mit großer Ruhe aus, konnte nicht begreifen, wie er sich so in den Häusern hätte
Versehen können, schüttelte flegelhaft den Kopf und lächelte verächtlich.

Prorwin war für die Schorufteiurevisionen dein Brandmeister zugewiesen worden,
der seine Mitwirkung gern zugesagt hatte, und in dessen Energie der Aufseher volles
Vertrauen setzte. Beide wanderten zusammen fleißig umher, nahmen einen Feuer¬
wehrmann und einen Schornsteinfeger mit und zeigten, daß sie begriffen hatten,
was man von ihnen verlangte. Sie brachten ihren Bezirk bald in die gewünschte
Ordnung, kehrten unterwegs in den Trinklokalen ein und blieben in Frieden mit
den Hauswirten, denn wenn sie auch ziemlich rücksichtslos und lärmend zu Werk
gingen, zeigten sie sich dabei doch so gut gelaunt und jovial, daß beginnender Streit
sich zuletzt in Lachen auflöste.

Der Brandmeister konnte Prorwin jedoch nicht immer begleiten. Es kam vor,
daß eine Revision verabredet war, und der Brandmeister unerwartet im Depot
notwendig zu tun fand. Wenn ein solcher Fall eintrat, wurde Prorwin mit dem
väterlichen Segen des Brandmeisters allein abgeschickt und mußte feierlich versprechen,
keinen Tropfen zutrinken; er wurde daun bei seiner Rückkehr dadurch belohnt, daß
der Brandmeister an diesem Tage das zu Hause getrunkne Bier für beide bezahlte.
Der junge Mensch hielt sein Versprechen und kam durstig nach Hause. Trocken
wie eine ausgepreßte Zitrone, sagte er, während er das erste, ihm sogleich gereichte
Glas um den Mund setzte.

Einmal hatte der Brandmeister vergessen, seinem Schutzbefohlnen das Ver¬
sprechen abzunehmen, oder Prorwin hatte es absichtlich so einzurichten gewußt, daß
er ohne Abschied entschlüpfte. Ich kam zufällig in das Depot und fand den Brand¬
meister in so schlechter Stimmung, daß ich glaubte, er sei nahe daran, jemand um¬
zubringen. Die Dunkelheit hatte sich schon eingestellt. Er war eben zurückgekehrt,
war eine Stunde umhergelaufen, um Prorwin zu suchen, hatte aber weder von
ihm noch von seinen Begleitern eine Spur entdecken können. Der Posten in der
Straße, wo die letzte Revision um die Mittagzeit vorgenommen worden war,
meldete, der Gehilfe habe in seiner Gegenwart lachend zu den Begleitern gesagt:
Genug, wir gehn jetzt essen.

Warum beunruhigen Sie sich so sehr? fragte ich.

Alexander Andrejewitsch! rief er vorwurfsvoll. Sie fragen! Begreifen Sie
denn nicht, daß er sich betrunken hat?

Dabei goß er ein Glas Bier in einem Zuge hinunter und stieß wütend das
leere Glas auf den Tisch.

Nun, meinte ich, das wäre noch kein so großes Unglück. Das ist schon viele-
"ni vorgekommen.


Feuer!

wuchsen ihnen Schwierigkeiten und Unannehmlichkeiten ohne Zahl. Es regnete
Protokolle. Die Richter wurden überhäuft und unzufrieden, zumal da die anhängig
gemachten Fälle meist nicht genügend begründet und bewiesen waren. Die frei¬
sprechenden Urteile mehrten sich und untergruben die Scheu vor den Revisionen.

Wem die Beamten in den kleinen Kreisstädten die Schuld an der vermehrten
Arbeitslast zuschrieben, wußte ich nicht. In den beiden andern Teilen unsrer Stadt
jedoch war es bekannt, daß ich eigentlich die Veranlassung dazu gegeben hatte. Ich
konnte mir denke», mit welchen Titeln die dortigen Kollegen mich hinter dem Rücken
belegten, da sie beim Zusammentreffen mit nur nicht damit zurückhielten und mich
zwar mit kameradschaftlichen, aber um so derbern Vorwürfen überhäuften.

In unserm Stadtteile wachte Jemeljan Afanasjewitsch mit Strenge über die
genaue Ausführung der Vorschrift und leitete persönlich Guido und Nemirow an.
Ncmirow begann auch, sich hineinzufinden, aber Guido war unverbesserlich, rapportierte
frisch drauf los, das; alles in Ordnung sei, und wenn der Aufseher ein Haus revi¬
dierte, das Guido am Tage vorher untersucht haben wollte, stellte sich nicht selten
heraus, daß die Schornsteine seit Menschengedenken mit keinem Besen in Berührung
gekommen waren. Guido hielt bei solchen Gelegenheiten den Zorn des Aufsehers
mit großer Ruhe aus, konnte nicht begreifen, wie er sich so in den Häusern hätte
Versehen können, schüttelte flegelhaft den Kopf und lächelte verächtlich.

Prorwin war für die Schorufteiurevisionen dein Brandmeister zugewiesen worden,
der seine Mitwirkung gern zugesagt hatte, und in dessen Energie der Aufseher volles
Vertrauen setzte. Beide wanderten zusammen fleißig umher, nahmen einen Feuer¬
wehrmann und einen Schornsteinfeger mit und zeigten, daß sie begriffen hatten,
was man von ihnen verlangte. Sie brachten ihren Bezirk bald in die gewünschte
Ordnung, kehrten unterwegs in den Trinklokalen ein und blieben in Frieden mit
den Hauswirten, denn wenn sie auch ziemlich rücksichtslos und lärmend zu Werk
gingen, zeigten sie sich dabei doch so gut gelaunt und jovial, daß beginnender Streit
sich zuletzt in Lachen auflöste.

Der Brandmeister konnte Prorwin jedoch nicht immer begleiten. Es kam vor,
daß eine Revision verabredet war, und der Brandmeister unerwartet im Depot
notwendig zu tun fand. Wenn ein solcher Fall eintrat, wurde Prorwin mit dem
väterlichen Segen des Brandmeisters allein abgeschickt und mußte feierlich versprechen,
keinen Tropfen zutrinken; er wurde daun bei seiner Rückkehr dadurch belohnt, daß
der Brandmeister an diesem Tage das zu Hause getrunkne Bier für beide bezahlte.
Der junge Mensch hielt sein Versprechen und kam durstig nach Hause. Trocken
wie eine ausgepreßte Zitrone, sagte er, während er das erste, ihm sogleich gereichte
Glas um den Mund setzte.

Einmal hatte der Brandmeister vergessen, seinem Schutzbefohlnen das Ver¬
sprechen abzunehmen, oder Prorwin hatte es absichtlich so einzurichten gewußt, daß
er ohne Abschied entschlüpfte. Ich kam zufällig in das Depot und fand den Brand¬
meister in so schlechter Stimmung, daß ich glaubte, er sei nahe daran, jemand um¬
zubringen. Die Dunkelheit hatte sich schon eingestellt. Er war eben zurückgekehrt,
war eine Stunde umhergelaufen, um Prorwin zu suchen, hatte aber weder von
ihm noch von seinen Begleitern eine Spur entdecken können. Der Posten in der
Straße, wo die letzte Revision um die Mittagzeit vorgenommen worden war,
meldete, der Gehilfe habe in seiner Gegenwart lachend zu den Begleitern gesagt:
Genug, wir gehn jetzt essen.

Warum beunruhigen Sie sich so sehr? fragte ich.

Alexander Andrejewitsch! rief er vorwurfsvoll. Sie fragen! Begreifen Sie
denn nicht, daß er sich betrunken hat?

Dabei goß er ein Glas Bier in einem Zuge hinunter und stieß wütend das
leere Glas auf den Tisch.

Nun, meinte ich, das wäre noch kein so großes Unglück. Das ist schon viele-
»ni vorgekommen.


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[0812] Feuer! wuchsen ihnen Schwierigkeiten und Unannehmlichkeiten ohne Zahl. Es regnete Protokolle. Die Richter wurden überhäuft und unzufrieden, zumal da die anhängig gemachten Fälle meist nicht genügend begründet und bewiesen waren. Die frei¬ sprechenden Urteile mehrten sich und untergruben die Scheu vor den Revisionen. Wem die Beamten in den kleinen Kreisstädten die Schuld an der vermehrten Arbeitslast zuschrieben, wußte ich nicht. In den beiden andern Teilen unsrer Stadt jedoch war es bekannt, daß ich eigentlich die Veranlassung dazu gegeben hatte. Ich konnte mir denke», mit welchen Titeln die dortigen Kollegen mich hinter dem Rücken belegten, da sie beim Zusammentreffen mit nur nicht damit zurückhielten und mich zwar mit kameradschaftlichen, aber um so derbern Vorwürfen überhäuften. In unserm Stadtteile wachte Jemeljan Afanasjewitsch mit Strenge über die genaue Ausführung der Vorschrift und leitete persönlich Guido und Nemirow an. Ncmirow begann auch, sich hineinzufinden, aber Guido war unverbesserlich, rapportierte frisch drauf los, das; alles in Ordnung sei, und wenn der Aufseher ein Haus revi¬ dierte, das Guido am Tage vorher untersucht haben wollte, stellte sich nicht selten heraus, daß die Schornsteine seit Menschengedenken mit keinem Besen in Berührung gekommen waren. Guido hielt bei solchen Gelegenheiten den Zorn des Aufsehers mit großer Ruhe aus, konnte nicht begreifen, wie er sich so in den Häusern hätte Versehen können, schüttelte flegelhaft den Kopf und lächelte verächtlich. Prorwin war für die Schorufteiurevisionen dein Brandmeister zugewiesen worden, der seine Mitwirkung gern zugesagt hatte, und in dessen Energie der Aufseher volles Vertrauen setzte. Beide wanderten zusammen fleißig umher, nahmen einen Feuer¬ wehrmann und einen Schornsteinfeger mit und zeigten, daß sie begriffen hatten, was man von ihnen verlangte. Sie brachten ihren Bezirk bald in die gewünschte Ordnung, kehrten unterwegs in den Trinklokalen ein und blieben in Frieden mit den Hauswirten, denn wenn sie auch ziemlich rücksichtslos und lärmend zu Werk gingen, zeigten sie sich dabei doch so gut gelaunt und jovial, daß beginnender Streit sich zuletzt in Lachen auflöste. Der Brandmeister konnte Prorwin jedoch nicht immer begleiten. Es kam vor, daß eine Revision verabredet war, und der Brandmeister unerwartet im Depot notwendig zu tun fand. Wenn ein solcher Fall eintrat, wurde Prorwin mit dem väterlichen Segen des Brandmeisters allein abgeschickt und mußte feierlich versprechen, keinen Tropfen zutrinken; er wurde daun bei seiner Rückkehr dadurch belohnt, daß der Brandmeister an diesem Tage das zu Hause getrunkne Bier für beide bezahlte. Der junge Mensch hielt sein Versprechen und kam durstig nach Hause. Trocken wie eine ausgepreßte Zitrone, sagte er, während er das erste, ihm sogleich gereichte Glas um den Mund setzte. Einmal hatte der Brandmeister vergessen, seinem Schutzbefohlnen das Ver¬ sprechen abzunehmen, oder Prorwin hatte es absichtlich so einzurichten gewußt, daß er ohne Abschied entschlüpfte. Ich kam zufällig in das Depot und fand den Brand¬ meister in so schlechter Stimmung, daß ich glaubte, er sei nahe daran, jemand um¬ zubringen. Die Dunkelheit hatte sich schon eingestellt. Er war eben zurückgekehrt, war eine Stunde umhergelaufen, um Prorwin zu suchen, hatte aber weder von ihm noch von seinen Begleitern eine Spur entdecken können. Der Posten in der Straße, wo die letzte Revision um die Mittagzeit vorgenommen worden war, meldete, der Gehilfe habe in seiner Gegenwart lachend zu den Begleitern gesagt: Genug, wir gehn jetzt essen. Warum beunruhigen Sie sich so sehr? fragte ich. Alexander Andrejewitsch! rief er vorwurfsvoll. Sie fragen! Begreifen Sie denn nicht, daß er sich betrunken hat? Dabei goß er ein Glas Bier in einem Zuge hinunter und stieß wütend das leere Glas auf den Tisch. Nun, meinte ich, das wäre noch kein so großes Unglück. Das ist schon viele- »ni vorgekommen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_239555/812>, abgerufen am 24.11.2024.