Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Erstes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Feuer!

Gegenstände. Mitunter übernahm ich den Hammer, Mo sie nicht hinaufreichte, und
wenn auch ich zu klein war und das Bänkchen zu Hilfe nehmen mußte, sah sie
drohend zum Spiegel und schalt den "nichtswürdigen Haken." Als das vordere
Zimmer in Ordnung war, wiederholte sich dieselbe Arbeit im andern. Ich hatte
gefürchtet, nicht dahin zugelassen zu werden, aber Mahada war weit entfernt von
jeder unnützen Prüderie. Sie forderte mich selbst auf. Übrigens war dort alles
so tadellos sauber und unverfänglich, von den Betten bis zu den Handtüchern über
dem Waschtischchen, daß es lächerlich gewesen wäre, in einer so kleinen Wohnung
den Gast ans den vordem Raum beschränken zu wollen. Die Mutter kam, stellte
das Geschirr in den Schrank, setzte sich, um zu rauchen und sich zu erholen, und
sah plaudernd unsrer Arbeit zu, bedauerte vou Zeit zu Zeit aber immer wieder
die zerrissene Uniform. Das unglückliche Kleidungsstück wollte ihr gar nicht ans
dem Kopfe.

Ich kam erst um Mitternacht nach Hanse, nachdem wir lange beim Tee ge¬
sessen und über Mahadas mutwillige Einfälle gelacht hatten. Den ergiebigsten Stoff
zur Heiterkeit hatte selbstverständlich das Fräulein Schtschepin und meine heutige
Gefangenschaft und Flucht geliefert. Hin und her redend hatten wir einen förm¬
lichen Vertrag geschlossen. Ich sollte, wann meine Zeit es erlaubte, kommen und
gehn, ohne mich um die Tageszeit zu kehren. Sie versprachen, sich durch mich in
ihren Arbeiten nicht stören zu lassen und es mir offen zu sagen, wenn ich ihnen
in irgend einer Art hinderlich sei.

Ich rechne noch jetzt diesen Abend zu den glücklichsten, die ich je verlebt habe.
Ich war trotz der verdorbnen Uniform so zufrieden, so schuljnngenmäßig froh, als
ich durch das Schneegestöber, das sich erhoben hatte, nach Hause ging, daß ich mich
mehrmals darüber ertappte, wie ich ziemlich laut vor mich hinsang. Ich konnte
es nicht unterlassen mit Gerassim zu scherzen, während er alles zu meiner Nacht¬
ruhe bereit machte. Er sah mich mehrmals prüfend nu. Er hegte offenbar den
Verdacht, daß ich zu viel getrunken hätte.


16

Es begann nun eine Zeit regelmäßiger Arbeit für mich. Des Morgens war
ich mit Tagesanbruch auf den Straßen, um die säumigen Hauswirte und Haus¬
knechte anzutreiben, daß sie die Trvttoire abschaufelten und fegten. Ich hatte damit
nicht wenig Mühe und Ärger. Den lernte ich übrigens bald als unnütz und un¬
angebracht betrachten. Der Polizeibeamte muß sich das Ärger" abgewöhnen, wenn
er leben und gesund bleiben will, denn Grund sich zu ärgern hat er beständig.
Außerdem machte ich die Bemerkung, daß die Hauswirte und die Knechte ihre Freude
und Genugtuung daran finden, den Beamten zu ärgern, und viel williger und
folgsamer siud, wenn sie sehen, daß es ihnen nicht gelingt, ihn aufzubringen. Ich
gewöhnte mich daran, den Leuten ruhig, fest und heiter entgegenzutreten, und
brach scherzend manchen Widerstand, der sehr zäh gewesen wäre, wenn ich mich
geärgert hätte.

Bisher war regelmäßiges Neinigen der Trottoire nur in der Steinstraße und
manchmal in den anliegenden Gassen üblich gewesen. Der ganze übrige Teil der
Sandfelde war von der Polizei aus Maugel an Beamten, und weil sich selten oder
nie ein höherer Vorgesetzter dahin verirrte, stiefmütterlich behandelt worden. Wie
der Schnee festgefahren und festgetreten wurde, so hatte er gelegen und Hügel und
Täter gebildet. Die Fußsteige hatten sich stellenweise an den Häusern, anderwärts
in einiger Entfernung von ihnen hingezogen, sodaß hier und da Schneehaufen die
Hauswände bis zu deu Fenstern und höher bedeckten. Bei Tauwetter hatten sich
in den Vertiefungen Pfützen gebildet, die in den entlegnen Straßen greulichen
Gestank verbreiteten, denn es war ganz im Geschmack der Leute, die die Hütten und
Häuschen am Ende der Stadt bewohnten, jeglichen häuslichen Abfall und Unrat
geradezu auf die Straße zu werfen, zu schütten und zu gießen.


Feuer!

Gegenstände. Mitunter übernahm ich den Hammer, Mo sie nicht hinaufreichte, und
wenn auch ich zu klein war und das Bänkchen zu Hilfe nehmen mußte, sah sie
drohend zum Spiegel und schalt den „nichtswürdigen Haken." Als das vordere
Zimmer in Ordnung war, wiederholte sich dieselbe Arbeit im andern. Ich hatte
gefürchtet, nicht dahin zugelassen zu werden, aber Mahada war weit entfernt von
jeder unnützen Prüderie. Sie forderte mich selbst auf. Übrigens war dort alles
so tadellos sauber und unverfänglich, von den Betten bis zu den Handtüchern über
dem Waschtischchen, daß es lächerlich gewesen wäre, in einer so kleinen Wohnung
den Gast ans den vordem Raum beschränken zu wollen. Die Mutter kam, stellte
das Geschirr in den Schrank, setzte sich, um zu rauchen und sich zu erholen, und
sah plaudernd unsrer Arbeit zu, bedauerte vou Zeit zu Zeit aber immer wieder
die zerrissene Uniform. Das unglückliche Kleidungsstück wollte ihr gar nicht ans
dem Kopfe.

Ich kam erst um Mitternacht nach Hanse, nachdem wir lange beim Tee ge¬
sessen und über Mahadas mutwillige Einfälle gelacht hatten. Den ergiebigsten Stoff
zur Heiterkeit hatte selbstverständlich das Fräulein Schtschepin und meine heutige
Gefangenschaft und Flucht geliefert. Hin und her redend hatten wir einen förm¬
lichen Vertrag geschlossen. Ich sollte, wann meine Zeit es erlaubte, kommen und
gehn, ohne mich um die Tageszeit zu kehren. Sie versprachen, sich durch mich in
ihren Arbeiten nicht stören zu lassen und es mir offen zu sagen, wenn ich ihnen
in irgend einer Art hinderlich sei.

Ich rechne noch jetzt diesen Abend zu den glücklichsten, die ich je verlebt habe.
Ich war trotz der verdorbnen Uniform so zufrieden, so schuljnngenmäßig froh, als
ich durch das Schneegestöber, das sich erhoben hatte, nach Hause ging, daß ich mich
mehrmals darüber ertappte, wie ich ziemlich laut vor mich hinsang. Ich konnte
es nicht unterlassen mit Gerassim zu scherzen, während er alles zu meiner Nacht¬
ruhe bereit machte. Er sah mich mehrmals prüfend nu. Er hegte offenbar den
Verdacht, daß ich zu viel getrunken hätte.


16

Es begann nun eine Zeit regelmäßiger Arbeit für mich. Des Morgens war
ich mit Tagesanbruch auf den Straßen, um die säumigen Hauswirte und Haus¬
knechte anzutreiben, daß sie die Trvttoire abschaufelten und fegten. Ich hatte damit
nicht wenig Mühe und Ärger. Den lernte ich übrigens bald als unnütz und un¬
angebracht betrachten. Der Polizeibeamte muß sich das Ärger» abgewöhnen, wenn
er leben und gesund bleiben will, denn Grund sich zu ärgern hat er beständig.
Außerdem machte ich die Bemerkung, daß die Hauswirte und die Knechte ihre Freude
und Genugtuung daran finden, den Beamten zu ärgern, und viel williger und
folgsamer siud, wenn sie sehen, daß es ihnen nicht gelingt, ihn aufzubringen. Ich
gewöhnte mich daran, den Leuten ruhig, fest und heiter entgegenzutreten, und
brach scherzend manchen Widerstand, der sehr zäh gewesen wäre, wenn ich mich
geärgert hätte.

Bisher war regelmäßiges Neinigen der Trottoire nur in der Steinstraße und
manchmal in den anliegenden Gassen üblich gewesen. Der ganze übrige Teil der
Sandfelde war von der Polizei aus Maugel an Beamten, und weil sich selten oder
nie ein höherer Vorgesetzter dahin verirrte, stiefmütterlich behandelt worden. Wie
der Schnee festgefahren und festgetreten wurde, so hatte er gelegen und Hügel und
Täter gebildet. Die Fußsteige hatten sich stellenweise an den Häusern, anderwärts
in einiger Entfernung von ihnen hingezogen, sodaß hier und da Schneehaufen die
Hauswände bis zu deu Fenstern und höher bedeckten. Bei Tauwetter hatten sich
in den Vertiefungen Pfützen gebildet, die in den entlegnen Straßen greulichen
Gestank verbreiteten, denn es war ganz im Geschmack der Leute, die die Hütten und
Häuschen am Ende der Stadt bewohnten, jeglichen häuslichen Abfall und Unrat
geradezu auf die Straße zu werfen, zu schütten und zu gießen.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0810" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/240366"/>
            <fw type="header" place="top"> Feuer!</fw><lb/>
            <p xml:id="ID_4315" prev="#ID_4314"> Gegenstände. Mitunter übernahm ich den Hammer, Mo sie nicht hinaufreichte, und<lb/>
wenn auch ich zu klein war und das Bänkchen zu Hilfe nehmen mußte, sah sie<lb/>
drohend zum Spiegel und schalt den &#x201E;nichtswürdigen Haken." Als das vordere<lb/>
Zimmer in Ordnung war, wiederholte sich dieselbe Arbeit im andern. Ich hatte<lb/>
gefürchtet, nicht dahin zugelassen zu werden, aber Mahada war weit entfernt von<lb/>
jeder unnützen Prüderie. Sie forderte mich selbst auf. Übrigens war dort alles<lb/>
so tadellos sauber und unverfänglich, von den Betten bis zu den Handtüchern über<lb/>
dem Waschtischchen, daß es lächerlich gewesen wäre, in einer so kleinen Wohnung<lb/>
den Gast ans den vordem Raum beschränken zu wollen. Die Mutter kam, stellte<lb/>
das Geschirr in den Schrank, setzte sich, um zu rauchen und sich zu erholen, und<lb/>
sah plaudernd unsrer Arbeit zu, bedauerte vou Zeit zu Zeit aber immer wieder<lb/>
die zerrissene Uniform. Das unglückliche Kleidungsstück wollte ihr gar nicht ans<lb/>
dem Kopfe.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_4316"> Ich kam erst um Mitternacht nach Hanse, nachdem wir lange beim Tee ge¬<lb/>
sessen und über Mahadas mutwillige Einfälle gelacht hatten. Den ergiebigsten Stoff<lb/>
zur Heiterkeit hatte selbstverständlich das Fräulein Schtschepin und meine heutige<lb/>
Gefangenschaft und Flucht geliefert. Hin und her redend hatten wir einen förm¬<lb/>
lichen Vertrag geschlossen. Ich sollte, wann meine Zeit es erlaubte, kommen und<lb/>
gehn, ohne mich um die Tageszeit zu kehren. Sie versprachen, sich durch mich in<lb/>
ihren Arbeiten nicht stören zu lassen und es mir offen zu sagen, wenn ich ihnen<lb/>
in irgend einer Art hinderlich sei.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_4317"> Ich rechne noch jetzt diesen Abend zu den glücklichsten, die ich je verlebt habe.<lb/>
Ich war trotz der verdorbnen Uniform so zufrieden, so schuljnngenmäßig froh, als<lb/>
ich durch das Schneegestöber, das sich erhoben hatte, nach Hause ging, daß ich mich<lb/>
mehrmals darüber ertappte, wie ich ziemlich laut vor mich hinsang. Ich konnte<lb/>
es nicht unterlassen mit Gerassim zu scherzen, während er alles zu meiner Nacht¬<lb/>
ruhe bereit machte. Er sah mich mehrmals prüfend nu. Er hegte offenbar den<lb/>
Verdacht, daß ich zu viel getrunken hätte.</p><lb/>
          </div>
          <div n="2">
            <head> 16</head><lb/>
            <p xml:id="ID_4318"> Es begann nun eine Zeit regelmäßiger Arbeit für mich. Des Morgens war<lb/>
ich mit Tagesanbruch auf den Straßen, um die säumigen Hauswirte und Haus¬<lb/>
knechte anzutreiben, daß sie die Trvttoire abschaufelten und fegten. Ich hatte damit<lb/>
nicht wenig Mühe und Ärger. Den lernte ich übrigens bald als unnütz und un¬<lb/>
angebracht betrachten. Der Polizeibeamte muß sich das Ärger» abgewöhnen, wenn<lb/>
er leben und gesund bleiben will, denn Grund sich zu ärgern hat er beständig.<lb/>
Außerdem machte ich die Bemerkung, daß die Hauswirte und die Knechte ihre Freude<lb/>
und Genugtuung daran finden, den Beamten zu ärgern, und viel williger und<lb/>
folgsamer siud, wenn sie sehen, daß es ihnen nicht gelingt, ihn aufzubringen. Ich<lb/>
gewöhnte mich daran, den Leuten ruhig, fest und heiter entgegenzutreten, und<lb/>
brach scherzend manchen Widerstand, der sehr zäh gewesen wäre, wenn ich mich<lb/>
geärgert hätte.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_4319"> Bisher war regelmäßiges Neinigen der Trottoire nur in der Steinstraße und<lb/>
manchmal in den anliegenden Gassen üblich gewesen. Der ganze übrige Teil der<lb/>
Sandfelde war von der Polizei aus Maugel an Beamten, und weil sich selten oder<lb/>
nie ein höherer Vorgesetzter dahin verirrte, stiefmütterlich behandelt worden. Wie<lb/>
der Schnee festgefahren und festgetreten wurde, so hatte er gelegen und Hügel und<lb/>
Täter gebildet. Die Fußsteige hatten sich stellenweise an den Häusern, anderwärts<lb/>
in einiger Entfernung von ihnen hingezogen, sodaß hier und da Schneehaufen die<lb/>
Hauswände bis zu deu Fenstern und höher bedeckten. Bei Tauwetter hatten sich<lb/>
in den Vertiefungen Pfützen gebildet, die in den entlegnen Straßen greulichen<lb/>
Gestank verbreiteten, denn es war ganz im Geschmack der Leute, die die Hütten und<lb/>
Häuschen am Ende der Stadt bewohnten, jeglichen häuslichen Abfall und Unrat<lb/>
geradezu auf die Straße zu werfen, zu schütten und zu gießen.</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0810] Feuer! Gegenstände. Mitunter übernahm ich den Hammer, Mo sie nicht hinaufreichte, und wenn auch ich zu klein war und das Bänkchen zu Hilfe nehmen mußte, sah sie drohend zum Spiegel und schalt den „nichtswürdigen Haken." Als das vordere Zimmer in Ordnung war, wiederholte sich dieselbe Arbeit im andern. Ich hatte gefürchtet, nicht dahin zugelassen zu werden, aber Mahada war weit entfernt von jeder unnützen Prüderie. Sie forderte mich selbst auf. Übrigens war dort alles so tadellos sauber und unverfänglich, von den Betten bis zu den Handtüchern über dem Waschtischchen, daß es lächerlich gewesen wäre, in einer so kleinen Wohnung den Gast ans den vordem Raum beschränken zu wollen. Die Mutter kam, stellte das Geschirr in den Schrank, setzte sich, um zu rauchen und sich zu erholen, und sah plaudernd unsrer Arbeit zu, bedauerte vou Zeit zu Zeit aber immer wieder die zerrissene Uniform. Das unglückliche Kleidungsstück wollte ihr gar nicht ans dem Kopfe. Ich kam erst um Mitternacht nach Hanse, nachdem wir lange beim Tee ge¬ sessen und über Mahadas mutwillige Einfälle gelacht hatten. Den ergiebigsten Stoff zur Heiterkeit hatte selbstverständlich das Fräulein Schtschepin und meine heutige Gefangenschaft und Flucht geliefert. Hin und her redend hatten wir einen förm¬ lichen Vertrag geschlossen. Ich sollte, wann meine Zeit es erlaubte, kommen und gehn, ohne mich um die Tageszeit zu kehren. Sie versprachen, sich durch mich in ihren Arbeiten nicht stören zu lassen und es mir offen zu sagen, wenn ich ihnen in irgend einer Art hinderlich sei. Ich rechne noch jetzt diesen Abend zu den glücklichsten, die ich je verlebt habe. Ich war trotz der verdorbnen Uniform so zufrieden, so schuljnngenmäßig froh, als ich durch das Schneegestöber, das sich erhoben hatte, nach Hause ging, daß ich mich mehrmals darüber ertappte, wie ich ziemlich laut vor mich hinsang. Ich konnte es nicht unterlassen mit Gerassim zu scherzen, während er alles zu meiner Nacht¬ ruhe bereit machte. Er sah mich mehrmals prüfend nu. Er hegte offenbar den Verdacht, daß ich zu viel getrunken hätte. 16 Es begann nun eine Zeit regelmäßiger Arbeit für mich. Des Morgens war ich mit Tagesanbruch auf den Straßen, um die säumigen Hauswirte und Haus¬ knechte anzutreiben, daß sie die Trvttoire abschaufelten und fegten. Ich hatte damit nicht wenig Mühe und Ärger. Den lernte ich übrigens bald als unnütz und un¬ angebracht betrachten. Der Polizeibeamte muß sich das Ärger» abgewöhnen, wenn er leben und gesund bleiben will, denn Grund sich zu ärgern hat er beständig. Außerdem machte ich die Bemerkung, daß die Hauswirte und die Knechte ihre Freude und Genugtuung daran finden, den Beamten zu ärgern, und viel williger und folgsamer siud, wenn sie sehen, daß es ihnen nicht gelingt, ihn aufzubringen. Ich gewöhnte mich daran, den Leuten ruhig, fest und heiter entgegenzutreten, und brach scherzend manchen Widerstand, der sehr zäh gewesen wäre, wenn ich mich geärgert hätte. Bisher war regelmäßiges Neinigen der Trottoire nur in der Steinstraße und manchmal in den anliegenden Gassen üblich gewesen. Der ganze übrige Teil der Sandfelde war von der Polizei aus Maugel an Beamten, und weil sich selten oder nie ein höherer Vorgesetzter dahin verirrte, stiefmütterlich behandelt worden. Wie der Schnee festgefahren und festgetreten wurde, so hatte er gelegen und Hügel und Täter gebildet. Die Fußsteige hatten sich stellenweise an den Häusern, anderwärts in einiger Entfernung von ihnen hingezogen, sodaß hier und da Schneehaufen die Hauswände bis zu deu Fenstern und höher bedeckten. Bei Tauwetter hatten sich in den Vertiefungen Pfützen gebildet, die in den entlegnen Straßen greulichen Gestank verbreiteten, denn es war ganz im Geschmack der Leute, die die Hütten und Häuschen am Ende der Stadt bewohnten, jeglichen häuslichen Abfall und Unrat geradezu auf die Straße zu werfen, zu schütten und zu gießen.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_239555
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_239555/810
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_239555/810>, abgerufen am 24.11.2024.