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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

richt und Appellation ein das ehrliebende Publikum" entnommen und geben ein
lautes Zeugnis von der damaligen Schutz- und Rechtlosigkeit des literarischen Eigen¬
tums. Und heute, wo sogar das vor einem Jahre in Kraft getretne Urhebergesetz
es immer noch nicht jedem recht machen kann, ist es vielleicht auch von Interesse,
einen oder den andern der bescheidnen Vorschläge zu hören, mit denen Keyser die
Mißstände des literarischen Faustrechts zu bekämpfen sucht."

Zum ersten, meint er, könnte "eine weise Gesetzgebung sich verherrlichen und
unter Zuziehung einiger Sachverständigen die Preise der Bücher einfach nach Format
und Schriftart festsetze" "ohne Rücksicht, ob der Verleger viel oder wenig Hono-
rarium oder das Papier und Druck teuer oder wohlfeil bezahlt hatte." Sollte
aber dieser "von vielen edeln Patrioten reiflich erwogne" Gesetzantrag, der uns
aus dem Munde eines Verlagsbnchhnndlers allerdings seltsam genug anmutet, "nicht
der Betrachtung hoher Gesetzgeber würdig geachtet werden," so hat Keyser noch
andre Pfeile in seinem Köcher.

"Ich werde nämlich alle die Exemplare der Artikel meines Verlags, die mir
je früh oder spät von gefürsteten, geschützten oder privilegierten Nachdrnckern durch
einen schändlichen Nachdruck geraubt werden, ins Makulatur werfen; den Autor
veranlassen, das Buch vom Titel bis zum letzten Kapitel umzuarbeiten, oder wenn
er nicht mehr am Leben seyn sollte, durch andre sachverständige Gelehrte das
Werk mit Noten und Zusätzen so vermehren, verbessern und bereichern lassen, daß
es allemal Vorzüge vor jedem Nachdruck haben soll."

Einen raffiniertem Plan, der sittenlosen Menschenrasse der Nachdrucker gerade
in die Hände zu arbeiten und die Nachdrucke wertvoller zu machen, als die so
verballhornten rechtmäßigen Ausgaben, hätten sich wohl die schändlichen Diebswichte
selbst uicht "ausspindisieren" können. Glücklicherweise wurde das heroische Mittel,
das eine seltne Gefügigkeit des Autors voraussetzt, wenigstens bei dem Krebsbüchlein
>licht angewandt. Die letzte Auflage erschien einige Jahre vor Salzmanns Tode in
derselben Gestalt wie die vorhergehende, und so ist uns das Krebsbüchleiu unver-
b R. Bertram essert und unentstellt überliefert worden.


Görres der Romantiker.

In unsrer Zeit, wo die Chemie alle festen
Körper in Gase, und die Physik die Gase vollends in unkörperliche Kraftpunkte
auflöst, darf man sich nicht darüber wundern, daß ein so handfester politischer Bau
wie der Zentrumsturin ans einem aus Dunst gewöhnen Fundamente steht. Für
Dunst werden ja Wohl alle Phantasiegebilde angesehen, und Joseph Görres, der das
beste Stück vom Fundament des neuern deutschen Katholizismus gelegt hat, war
Phantast. Freilich einer der Phantasten, deren Phantasie im Dienst einer den
innern Zusammenhang der Dinge witternden Spürkraft steht, und die man deshalb
Propheten und Mystiker nennt. Und da doch die Grundlegung einer der bedeu¬
tendsten Mächte der Gegenwart, von der unsre Zukunft zu einem nicht geringen
^eil abhängt, nicht bloß ein interessantes sondern auch ein historisch wichtiges Er¬
eignis ist, so soll es uus lieb sein, wenn Franz Schultz seinen Vorsatz ausführt,
"u^ den ganzen Görres in einer "modernen Biographie großen Stils" zu zeigen.
'Lorläufig zeigt er uns nur ein kleines Stück von ihm, und das ist um so bedenk¬
licher bei einer Persönlichkeit, die ein so unteilbares organisches Ganze ist wie dieser
alleroriginellfle Mann. Man lese nur deu ersten der Briefe im Anhang von
Schultzeus Schrift; jeder, der ihn liest, wird sagen: Nein, in diesem ganzen langen
Briefe kommt auch nicht ein einziger Satz vor, den ich oder ein andrer Gevatter
Meyer geschrieben haben könnte!

Unter dem Titel Palästra geben Alois Brandl und Erich Schmidt "Unter¬
suchungen und Texte aus der deutschen und der englischen Philologie" heraus. Als
zwölftes Heft ist 1902 bei Mayer und Müller in Berlin erschienen: Joseph Görres
als Herausgeber, Literarhistoriker, Kritiker im Zusammenhang mit der jüngern Ro¬
mantik dargestellt von Franz Schultz. Gekrönte Preisschrift der Grimmstiftung.


Maßgebliches und Unmaßgebliches

richt und Appellation ein das ehrliebende Publikum" entnommen und geben ein
lautes Zeugnis von der damaligen Schutz- und Rechtlosigkeit des literarischen Eigen¬
tums. Und heute, wo sogar das vor einem Jahre in Kraft getretne Urhebergesetz
es immer noch nicht jedem recht machen kann, ist es vielleicht auch von Interesse,
einen oder den andern der bescheidnen Vorschläge zu hören, mit denen Keyser die
Mißstände des literarischen Faustrechts zu bekämpfen sucht."

Zum ersten, meint er, könnte „eine weise Gesetzgebung sich verherrlichen und
unter Zuziehung einiger Sachverständigen die Preise der Bücher einfach nach Format
und Schriftart festsetze» „ohne Rücksicht, ob der Verleger viel oder wenig Hono-
rarium oder das Papier und Druck teuer oder wohlfeil bezahlt hatte." Sollte
aber dieser „von vielen edeln Patrioten reiflich erwogne" Gesetzantrag, der uns
aus dem Munde eines Verlagsbnchhnndlers allerdings seltsam genug anmutet, „nicht
der Betrachtung hoher Gesetzgeber würdig geachtet werden," so hat Keyser noch
andre Pfeile in seinem Köcher.

„Ich werde nämlich alle die Exemplare der Artikel meines Verlags, die mir
je früh oder spät von gefürsteten, geschützten oder privilegierten Nachdrnckern durch
einen schändlichen Nachdruck geraubt werden, ins Makulatur werfen; den Autor
veranlassen, das Buch vom Titel bis zum letzten Kapitel umzuarbeiten, oder wenn
er nicht mehr am Leben seyn sollte, durch andre sachverständige Gelehrte das
Werk mit Noten und Zusätzen so vermehren, verbessern und bereichern lassen, daß
es allemal Vorzüge vor jedem Nachdruck haben soll."

Einen raffiniertem Plan, der sittenlosen Menschenrasse der Nachdrucker gerade
in die Hände zu arbeiten und die Nachdrucke wertvoller zu machen, als die so
verballhornten rechtmäßigen Ausgaben, hätten sich wohl die schändlichen Diebswichte
selbst uicht „ausspindisieren" können. Glücklicherweise wurde das heroische Mittel,
das eine seltne Gefügigkeit des Autors voraussetzt, wenigstens bei dem Krebsbüchlein
>licht angewandt. Die letzte Auflage erschien einige Jahre vor Salzmanns Tode in
derselben Gestalt wie die vorhergehende, und so ist uns das Krebsbüchleiu unver-
b R. Bertram essert und unentstellt überliefert worden.


Görres der Romantiker.

In unsrer Zeit, wo die Chemie alle festen
Körper in Gase, und die Physik die Gase vollends in unkörperliche Kraftpunkte
auflöst, darf man sich nicht darüber wundern, daß ein so handfester politischer Bau
wie der Zentrumsturin ans einem aus Dunst gewöhnen Fundamente steht. Für
Dunst werden ja Wohl alle Phantasiegebilde angesehen, und Joseph Görres, der das
beste Stück vom Fundament des neuern deutschen Katholizismus gelegt hat, war
Phantast. Freilich einer der Phantasten, deren Phantasie im Dienst einer den
innern Zusammenhang der Dinge witternden Spürkraft steht, und die man deshalb
Propheten und Mystiker nennt. Und da doch die Grundlegung einer der bedeu¬
tendsten Mächte der Gegenwart, von der unsre Zukunft zu einem nicht geringen
^eil abhängt, nicht bloß ein interessantes sondern auch ein historisch wichtiges Er¬
eignis ist, so soll es uus lieb sein, wenn Franz Schultz seinen Vorsatz ausführt,
«u^ den ganzen Görres in einer „modernen Biographie großen Stils" zu zeigen.
'Lorläufig zeigt er uns nur ein kleines Stück von ihm, und das ist um so bedenk¬
licher bei einer Persönlichkeit, die ein so unteilbares organisches Ganze ist wie dieser
alleroriginellfle Mann. Man lese nur deu ersten der Briefe im Anhang von
Schultzeus Schrift; jeder, der ihn liest, wird sagen: Nein, in diesem ganzen langen
Briefe kommt auch nicht ein einziger Satz vor, den ich oder ein andrer Gevatter
Meyer geschrieben haben könnte!

Unter dem Titel Palästra geben Alois Brandl und Erich Schmidt „Unter¬
suchungen und Texte aus der deutschen und der englischen Philologie" heraus. Als
zwölftes Heft ist 1902 bei Mayer und Müller in Berlin erschienen: Joseph Görres
als Herausgeber, Literarhistoriker, Kritiker im Zusammenhang mit der jüngern Ro¬
mantik dargestellt von Franz Schultz. Gekrönte Preisschrift der Grimmstiftung.


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[0757] Maßgebliches und Unmaßgebliches richt und Appellation ein das ehrliebende Publikum" entnommen und geben ein lautes Zeugnis von der damaligen Schutz- und Rechtlosigkeit des literarischen Eigen¬ tums. Und heute, wo sogar das vor einem Jahre in Kraft getretne Urhebergesetz es immer noch nicht jedem recht machen kann, ist es vielleicht auch von Interesse, einen oder den andern der bescheidnen Vorschläge zu hören, mit denen Keyser die Mißstände des literarischen Faustrechts zu bekämpfen sucht." Zum ersten, meint er, könnte „eine weise Gesetzgebung sich verherrlichen und unter Zuziehung einiger Sachverständigen die Preise der Bücher einfach nach Format und Schriftart festsetze» „ohne Rücksicht, ob der Verleger viel oder wenig Hono- rarium oder das Papier und Druck teuer oder wohlfeil bezahlt hatte." Sollte aber dieser „von vielen edeln Patrioten reiflich erwogne" Gesetzantrag, der uns aus dem Munde eines Verlagsbnchhnndlers allerdings seltsam genug anmutet, „nicht der Betrachtung hoher Gesetzgeber würdig geachtet werden," so hat Keyser noch andre Pfeile in seinem Köcher. „Ich werde nämlich alle die Exemplare der Artikel meines Verlags, die mir je früh oder spät von gefürsteten, geschützten oder privilegierten Nachdrnckern durch einen schändlichen Nachdruck geraubt werden, ins Makulatur werfen; den Autor veranlassen, das Buch vom Titel bis zum letzten Kapitel umzuarbeiten, oder wenn er nicht mehr am Leben seyn sollte, durch andre sachverständige Gelehrte das Werk mit Noten und Zusätzen so vermehren, verbessern und bereichern lassen, daß es allemal Vorzüge vor jedem Nachdruck haben soll." Einen raffiniertem Plan, der sittenlosen Menschenrasse der Nachdrucker gerade in die Hände zu arbeiten und die Nachdrucke wertvoller zu machen, als die so verballhornten rechtmäßigen Ausgaben, hätten sich wohl die schändlichen Diebswichte selbst uicht „ausspindisieren" können. Glücklicherweise wurde das heroische Mittel, das eine seltne Gefügigkeit des Autors voraussetzt, wenigstens bei dem Krebsbüchlein >licht angewandt. Die letzte Auflage erschien einige Jahre vor Salzmanns Tode in derselben Gestalt wie die vorhergehende, und so ist uns das Krebsbüchleiu unver- b R. Bertram essert und unentstellt überliefert worden. Görres der Romantiker. In unsrer Zeit, wo die Chemie alle festen Körper in Gase, und die Physik die Gase vollends in unkörperliche Kraftpunkte auflöst, darf man sich nicht darüber wundern, daß ein so handfester politischer Bau wie der Zentrumsturin ans einem aus Dunst gewöhnen Fundamente steht. Für Dunst werden ja Wohl alle Phantasiegebilde angesehen, und Joseph Görres, der das beste Stück vom Fundament des neuern deutschen Katholizismus gelegt hat, war Phantast. Freilich einer der Phantasten, deren Phantasie im Dienst einer den innern Zusammenhang der Dinge witternden Spürkraft steht, und die man deshalb Propheten und Mystiker nennt. Und da doch die Grundlegung einer der bedeu¬ tendsten Mächte der Gegenwart, von der unsre Zukunft zu einem nicht geringen ^eil abhängt, nicht bloß ein interessantes sondern auch ein historisch wichtiges Er¬ eignis ist, so soll es uus lieb sein, wenn Franz Schultz seinen Vorsatz ausführt, «u^ den ganzen Görres in einer „modernen Biographie großen Stils" zu zeigen. 'Lorläufig zeigt er uns nur ein kleines Stück von ihm, und das ist um so bedenk¬ licher bei einer Persönlichkeit, die ein so unteilbares organisches Ganze ist wie dieser alleroriginellfle Mann. Man lese nur deu ersten der Briefe im Anhang von Schultzeus Schrift; jeder, der ihn liest, wird sagen: Nein, in diesem ganzen langen Briefe kommt auch nicht ein einziger Satz vor, den ich oder ein andrer Gevatter Meyer geschrieben haben könnte! Unter dem Titel Palästra geben Alois Brandl und Erich Schmidt „Unter¬ suchungen und Texte aus der deutschen und der englischen Philologie" heraus. Als zwölftes Heft ist 1902 bei Mayer und Müller in Berlin erschienen: Joseph Görres als Herausgeber, Literarhistoriker, Kritiker im Zusammenhang mit der jüngern Ro¬ mantik dargestellt von Franz Schultz. Gekrönte Preisschrift der Grimmstiftung.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_239555/757>, abgerufen am 24.11.2024.