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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Erstes Vierteljahr.

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Die Deutschen in Rom

Ansiedler allmählich zu einem ansehnlichen Bestandteile der bürgerlichen Bevöl¬
kerung Roms, Sie schlösse" sich vielfach zu Zünften und kirchlichen Bruder-
schaften zusammen. Zahlreich waren im fünfzehntel? Jahrhundert die deutschen
Gastwirte, besonders im Borgo, wo es beim deutschen Camposanto u. a. ein
Wirtshaus "zum Doppeladler" gab. Neben den italienischen Geldwechslern
aus Siena, Florenz und Genua hatte auch das deutsche Weltbaus der Fugger
von Augsburg im "Bankenviertel" zu Ende des fünfzehnten Jahrhunderts
feine Bank aufgeschlagen, die einige Jahre lang der gelehrte und kunst¬
sinnige Jakob Fugger (1459 bis 1525), der Gläubiger Maximilians des Ersten,
Karls des Fünften und Albrechts von Mainz und Magdeburg, von dem Palast
in der Via del Consolato aus persönlich leitete. "Alles muß in Rom durch
der Fugger Bank entliehen, gehandelt, bestellt und zugesagt werden," schrieb
Maximilian der Erste im Jahre 1511. Von den deutschen Zünften war die
der Schuster, die Lvbola sutorum vsrs Li-srrngnorunr, besonders ansehnlich; in
ihre Verzeichnisse wurden bis 1531 im ganzen 2410 Mitglieder eingetragen,
und sie hatten ihr eignes Haus mit einer Kapelle des heiligen Crispinus und
Crispinianus, das 1898 erneuert und Eigentum der Camposantostiftnng ge¬
worden ist. Die deutschen Bäckermeister bildeten ursprünglich mit den italie¬
nischen eine Gilde unter zwei "Konsuln," daneben gab es aber eine rein deutsche
Gesellenverbindung, die später mit den deutschen Meistern zu einer soluilci,
oder rmivsr8itÄ8 verschmolz und die jetzt abgebrochne Elisabethkirche bei Sant'
Andrea della Volle mit einen? Spital von zwölf Betten besaß. Auch die
deutschen Leineweber waren in einer Zunft vereinigt. Eine besondre Rolle
spielten die deutschen Buchdrucker in Rom. Auch uach Italien haben Deutsche
diese neue "schwarze Kunst" getragen. Ihre erste Arbeitsstätte fanden sie in
dem uralten Benediktinerkloster Santa Scholasticn bei Subiaco im Sabiner-
gebirge, wo der gelehrte spanische Abt Juan de Torquemada Konrad
Schweinsheim, Arnold Pannartz und Ulrich Hahn seit 1465 beschäftigte; ihre
ersten prachtvoll hergestellten (lateinischen) Druckwerke bewahrt noch die schöne
dortige Stiftsbibliothek. Seit dem September 1467 arbeiteten die ersten beiden
in Rom im Palazzo Massimi alle Colonne (am jetzigen Corso Vittorio Emma¬
nuele) unter Leitung des Bibliothekars der Vaticana Giovanni Andrea de'
Bossi bis 1472, von Sixtus dem Vierten durch Privilegien, Pfründen u. tgi.
unterstützt. Bald nach 1476 sind beide gestorben. Ulrich Hahn führte noch
den deutschen Holzschnitt in Italien ein. Um diese Zeit gab es in Rom
zwanzig meist deutsche Buchdruckereien, und bis 1500 erschienen hier 925
Druckwerke.

Von den Bruderschaften, die oft mit Hospitälern namentlich für Pilger
verbunden waren, beschränkte sich eine der vornehmsten, die Heiligegeistbrnder-
schaft, nicht auf Deutsche, sondern nahm Mitglieder, namentlich Pilger, aller
Nationen auf, so die Päpste Eugen den Vierten und Sixtus den Vierten wie
anderseits Maximilian den Ersten und seine zweite Gemahlin Bianca Sforza
1503. In ihr lebte gewissermaßen die alte angelsächsische Scholci wieder auf,
ueben deren Kirche Santa Maria in Sassia 1201 Innocenz der Dritte das
große Ospedale ti Santo Spirito stiftete, Sixtus der Vierte den jetzt noch


Die Deutschen in Rom

Ansiedler allmählich zu einem ansehnlichen Bestandteile der bürgerlichen Bevöl¬
kerung Roms, Sie schlösse« sich vielfach zu Zünften und kirchlichen Bruder-
schaften zusammen. Zahlreich waren im fünfzehntel? Jahrhundert die deutschen
Gastwirte, besonders im Borgo, wo es beim deutschen Camposanto u. a. ein
Wirtshaus „zum Doppeladler" gab. Neben den italienischen Geldwechslern
aus Siena, Florenz und Genua hatte auch das deutsche Weltbaus der Fugger
von Augsburg im „Bankenviertel" zu Ende des fünfzehnten Jahrhunderts
feine Bank aufgeschlagen, die einige Jahre lang der gelehrte und kunst¬
sinnige Jakob Fugger (1459 bis 1525), der Gläubiger Maximilians des Ersten,
Karls des Fünften und Albrechts von Mainz und Magdeburg, von dem Palast
in der Via del Consolato aus persönlich leitete. „Alles muß in Rom durch
der Fugger Bank entliehen, gehandelt, bestellt und zugesagt werden," schrieb
Maximilian der Erste im Jahre 1511. Von den deutschen Zünften war die
der Schuster, die Lvbola sutorum vsrs Li-srrngnorunr, besonders ansehnlich; in
ihre Verzeichnisse wurden bis 1531 im ganzen 2410 Mitglieder eingetragen,
und sie hatten ihr eignes Haus mit einer Kapelle des heiligen Crispinus und
Crispinianus, das 1898 erneuert und Eigentum der Camposantostiftnng ge¬
worden ist. Die deutschen Bäckermeister bildeten ursprünglich mit den italie¬
nischen eine Gilde unter zwei „Konsuln," daneben gab es aber eine rein deutsche
Gesellenverbindung, die später mit den deutschen Meistern zu einer soluilci,
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Andrea della Volle mit einen? Spital von zwölf Betten besaß. Auch die
deutschen Leineweber waren in einer Zunft vereinigt. Eine besondre Rolle
spielten die deutschen Buchdrucker in Rom. Auch uach Italien haben Deutsche
diese neue „schwarze Kunst" getragen. Ihre erste Arbeitsstätte fanden sie in
dem uralten Benediktinerkloster Santa Scholasticn bei Subiaco im Sabiner-
gebirge, wo der gelehrte spanische Abt Juan de Torquemada Konrad
Schweinsheim, Arnold Pannartz und Ulrich Hahn seit 1465 beschäftigte; ihre
ersten prachtvoll hergestellten (lateinischen) Druckwerke bewahrt noch die schöne
dortige Stiftsbibliothek. Seit dem September 1467 arbeiteten die ersten beiden
in Rom im Palazzo Massimi alle Colonne (am jetzigen Corso Vittorio Emma¬
nuele) unter Leitung des Bibliothekars der Vaticana Giovanni Andrea de'
Bossi bis 1472, von Sixtus dem Vierten durch Privilegien, Pfründen u. tgi.
unterstützt. Bald nach 1476 sind beide gestorben. Ulrich Hahn führte noch
den deutschen Holzschnitt in Italien ein. Um diese Zeit gab es in Rom
zwanzig meist deutsche Buchdruckereien, und bis 1500 erschienen hier 925
Druckwerke.

Von den Bruderschaften, die oft mit Hospitälern namentlich für Pilger
verbunden waren, beschränkte sich eine der vornehmsten, die Heiligegeistbrnder-
schaft, nicht auf Deutsche, sondern nahm Mitglieder, namentlich Pilger, aller
Nationen auf, so die Päpste Eugen den Vierten und Sixtus den Vierten wie
anderseits Maximilian den Ersten und seine zweite Gemahlin Bianca Sforza
1503. In ihr lebte gewissermaßen die alte angelsächsische Scholci wieder auf,
ueben deren Kirche Santa Maria in Sassia 1201 Innocenz der Dritte das
große Ospedale ti Santo Spirito stiftete, Sixtus der Vierte den jetzt noch


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[0704] Die Deutschen in Rom Ansiedler allmählich zu einem ansehnlichen Bestandteile der bürgerlichen Bevöl¬ kerung Roms, Sie schlösse« sich vielfach zu Zünften und kirchlichen Bruder- schaften zusammen. Zahlreich waren im fünfzehntel? Jahrhundert die deutschen Gastwirte, besonders im Borgo, wo es beim deutschen Camposanto u. a. ein Wirtshaus „zum Doppeladler" gab. Neben den italienischen Geldwechslern aus Siena, Florenz und Genua hatte auch das deutsche Weltbaus der Fugger von Augsburg im „Bankenviertel" zu Ende des fünfzehnten Jahrhunderts feine Bank aufgeschlagen, die einige Jahre lang der gelehrte und kunst¬ sinnige Jakob Fugger (1459 bis 1525), der Gläubiger Maximilians des Ersten, Karls des Fünften und Albrechts von Mainz und Magdeburg, von dem Palast in der Via del Consolato aus persönlich leitete. „Alles muß in Rom durch der Fugger Bank entliehen, gehandelt, bestellt und zugesagt werden," schrieb Maximilian der Erste im Jahre 1511. Von den deutschen Zünften war die der Schuster, die Lvbola sutorum vsrs Li-srrngnorunr, besonders ansehnlich; in ihre Verzeichnisse wurden bis 1531 im ganzen 2410 Mitglieder eingetragen, und sie hatten ihr eignes Haus mit einer Kapelle des heiligen Crispinus und Crispinianus, das 1898 erneuert und Eigentum der Camposantostiftnng ge¬ worden ist. Die deutschen Bäckermeister bildeten ursprünglich mit den italie¬ nischen eine Gilde unter zwei „Konsuln," daneben gab es aber eine rein deutsche Gesellenverbindung, die später mit den deutschen Meistern zu einer soluilci, oder rmivsr8itÄ8 verschmolz und die jetzt abgebrochne Elisabethkirche bei Sant' Andrea della Volle mit einen? Spital von zwölf Betten besaß. Auch die deutschen Leineweber waren in einer Zunft vereinigt. Eine besondre Rolle spielten die deutschen Buchdrucker in Rom. Auch uach Italien haben Deutsche diese neue „schwarze Kunst" getragen. Ihre erste Arbeitsstätte fanden sie in dem uralten Benediktinerkloster Santa Scholasticn bei Subiaco im Sabiner- gebirge, wo der gelehrte spanische Abt Juan de Torquemada Konrad Schweinsheim, Arnold Pannartz und Ulrich Hahn seit 1465 beschäftigte; ihre ersten prachtvoll hergestellten (lateinischen) Druckwerke bewahrt noch die schöne dortige Stiftsbibliothek. Seit dem September 1467 arbeiteten die ersten beiden in Rom im Palazzo Massimi alle Colonne (am jetzigen Corso Vittorio Emma¬ nuele) unter Leitung des Bibliothekars der Vaticana Giovanni Andrea de' Bossi bis 1472, von Sixtus dem Vierten durch Privilegien, Pfründen u. tgi. unterstützt. Bald nach 1476 sind beide gestorben. Ulrich Hahn führte noch den deutschen Holzschnitt in Italien ein. Um diese Zeit gab es in Rom zwanzig meist deutsche Buchdruckereien, und bis 1500 erschienen hier 925 Druckwerke. Von den Bruderschaften, die oft mit Hospitälern namentlich für Pilger verbunden waren, beschränkte sich eine der vornehmsten, die Heiligegeistbrnder- schaft, nicht auf Deutsche, sondern nahm Mitglieder, namentlich Pilger, aller Nationen auf, so die Päpste Eugen den Vierten und Sixtus den Vierten wie anderseits Maximilian den Ersten und seine zweite Gemahlin Bianca Sforza 1503. In ihr lebte gewissermaßen die alte angelsächsische Scholci wieder auf, ueben deren Kirche Santa Maria in Sassia 1201 Innocenz der Dritte das große Ospedale ti Santo Spirito stiftete, Sixtus der Vierte den jetzt noch

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_239555/704>, abgerufen am 28.11.2024.